Donnerstag, 31. Juli 2014

Brian May & Friends – Star Fleet Project




Brian May & Friends – Star Fleet Project


Besetzung:

Brian May – guitar, vocals
Eddie Van Halen – guitar, backing vocals
Alan Gratzer – drums
Phil Chen – bass guitar
Fred Mandel – keyboards
Roger Taylor – backing vocals on "Star Fleet"


Label: EMI


Erscheinungsdatum: 1983


Stil: Rock, Blues


Trackliste:

1. Star Fleet (8:04)
2. Let Me Out (7:13)
3. Blues Breaker (12:48)

Gesamtspieldauer: 28:11




Wie schreibt es Brian May auf der Rückseite des Album-Covers: „Stop! What you have just picked up is not your normal kind of album. Not an album which has been “thoughtfully pieced together by a coordinated band as a balanced and polished listening experience.” Not a Queen album. Not a solo Brian May album. It is a record of an unique event. On the 21st and 22nd of April 1983, five musicians from different backgrounds, who had previously known each other only as friends, played together for the first time. Purely for fun. In listening to this record, I hope you will share in the experience we felt … Brian May, August, 1983”

Also nur ein „Spaß“-Album, welches irgendwie zufällig entstand. Mit dabei waren neben Brian May, Gitarrist Eddie Van Halen, Drummer Alan Gratzer von REO Speedwagon, Phil Chen, ein Session-Musiker am Bass, der mit Jeff Beck und Rod Stewart spielte und Fred Mandel, ebenfalls Session-Musiker und Keyboarder, der bereits auf der Queen „Hot Space World Tour“ und auf dem Queen-Album „The Works“ zu hören war. Roger Taylor, der Queen-Schlagzeuger steuerte zusätzlich den Hintergrundgesang zum Titeltrack „Star Fleet” hinzu.

Nun, um es kurz zu machen – die Platte ist ja auch lediglich eine Mini-LP gewesen – mit der oben getroffenen Aussage hat Brian May absolut Recht. Bei „Star Fleet Projekt“ handelt es sich weder um ein Queen-Album, noch um eine Brian May-Soloplatte. Dies trifft vor allem für die Titel „Let Me Out“ und „Blues Breaker“ zu. Beides sind Blues-Songs. Ersteren Titel hatte Brian May bereits vor längerer Zeit geschrieben und ihn hier mit eingebracht, da er stilistisch überhaupt nicht auf ein Queen.-Album gepasst hätte. Beim über zwölfminütigen „Blues Breaker“ handelt es sich dagegen um eine Blues-Interpretation, die ganz spontan entstand und somit auch ohne gesungenen Text auskommt. Blues-Fans haben hier sicherlich jede Menge Spaß, so ausgelassen, wie hier gejammt wird.

Ganz anders ist allerdings der Titeltrack „Star Fleet“, der von seiner Machart durchaus auf einem Queen-Album hätte Platz finden können. Zwar ist dies etwas härterer Rock mit ausgiebigen Gitarrensoli garniert, trotzdem ist die Musik eindeutig einem Brian May zuzuschreiben, was nicht nur am Sound seiner Gitarre und seinem Gesang liegt. Die Nummer ist rockig, sehr eingängig und geht schnell ins Ohr. Alle Stücke klingen jedoch noch ein wenig roh, denn großartig abgemischt wurde hier nichts, alles wurde so aufgenommen wie es gespielt wurde und dann auf Platte gepresst.

Fazit: Sicherlich kein „normales“ Album, auf dem man den Spaß, den die Musiker dabei hatten, sehr wohl heraushört. Und somit schließe ich mit einem weiteren Zitat von Brian May auf dem Cover der LP: „… I could have put away these tapes in a bottom drawer and kept them as a private record of one of the best experiences of my life. But the few people I’ve played them for have urged me to “publish”, and it will make me very happy if others can enjoy this stuff the way I have. …” Schön, dass er das so sieht und auch so gemacht hat. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Star Fleet, Blues Breaker



Mittwoch, 30. Juli 2014

ZZ Top – El Loco




ZZ Top – El Loco


Besetzung:

Billy Gibbons – guitar, vocals
Dusty Hill – bass guitar, keyboards, vocals
Frank Beard – drums, percussion


Label: Warner Brothers Records


Erscheinungsdatum: 1981


Stil: Blues Rock, Hard Rock


Trackliste:

1. Tube Snake Boogie (3:05)
2. I Wanna Drive You Home (4:49)
3. Ten Foot Pole (4:24)
4. Leila (3:17)
5. Don't Tease Me (4:22)
6. It's So Hard (5:11)
7. Pearl Necklace (4:06)
8. Groovy Little Hippie Pad (2:44)
9. Heaven, Hell Or Houston (2:33)
10. Party On The Patio (2:48)

Gesamtspieldauer: 37:23




„El Loco“ heißt auf Spanisch „der Verrückte“. Und verrückt ist das auch irgendwie, was die drei Bluesrocker aus Texas da dem geneigten Publikum auf ihrer siebten Scheibe aus dem Jahr 1981 vorsetzen. Wahrscheinlich wollten die drei Musiker moderner klingen und mal irgendetwas anders machen. Somit stellt „El Loco“ eine Art Übergangsalbum dar, bei dem nun auf einmal auch Pop-Elemente mit integriert werden.

Somit kommt dann auch ein Titel wie „Leila” zustande, der wahrlich mit „gewöhnungsbedürftig“ ganz gut zu umschreiben ist. Eine sanfte Ballade sollte es werden, herausgekommen ist eine verkitschte Schmalzorgie im Pop-Gewand mit Country-Anleihen. Absolut grauenvoll. Billy Gibbons fand später auch, dass der Song so klingen würde, als ob ZZ Top die Beach Boys treffen würden, was einfach nicht funktionieren könne. Auch beim Titel „It's So Hard” ist ein gewisser Pop-Ansatz nicht zu überhören, dieses Mal jedoch deutlich gelungener, wenn man denn so etwas von ZZ Top hören möchte. Allgemein sind die einzelnen Stücke allerdings längst nicht mehr so gelungen, wie noch viele Lieder auf „Degüello“. Es wirkt alles ein wenig glatter und kantenloser. Dazu gesellt sich noch der Umstand, dass das Songmaterial deutlich schlechter ist, als noch auf dem Vorgänger. Fast scheint es so, als seien ZZ Top ein wenig die Ideen ausgegangen.

Solch einen ganz krassen Pop-Ausflug wie bei „Leila“ findet man glücklicherweise nicht noch einmal auf der Scheibe, hier wird dann doch wieder vermehrt dem Blues-Rock gefrönt. Trotzdem zünden die einzelnen Titel nicht so richtig. Überaus auffällig ist lediglich die Nummer „Heaven, Hell Or Houston”. Dies ist jetzt allerdings auch kein Blues-Rock mehr, sondern fast schon eine Art Experiment, mit Sprechgesang oder ist das eher Genuschel? Dazu ein cooler Groove zum Mitwippen und eine für ZZ Top etwas ungewöhnliche Stimmung. Deswegen macht der Titel wohl auch so Spaß, da er so anders ist.

Fazit: ZZ Top Fans werden dieses Album wohl lieben, denn diesen Boogie-Woogie-Blues-Rock à la ZZ Top gibt es hier auf „El Loco“ natürlich auch noch zu hören. Allerdings ist dieser nicht mehr so überzeugend und mitreißend, wie auf so manch anderer Veröffentlichung der Texaner. Selbst nach sehr vielen Durchläufen scheinen die einzelnen Titel irgendwie nicht vertrauter zu werden, geschweige denn richtig zu zünden. Ganz sicherlich kein Katastrophen-Album, jedoch eines der weniger überzeugenden von ZZ Top. Sechs Punkte.

Anspieltipps: I Wanna Drive You Home, Ten Foot Pole, Heaven, Hell Or Houston



Dienstag, 29. Juli 2014

Terry Hoax – Freedom Circus




Terry Hoax – Freedom Circus


Besetzung:

Oliver Perau – vocal
Armin Treptau – bass
Martin Wichary – guitar
Markus Wichary – guitar
Hachy Hachmeister – drums


Label: Metronome Musik


Erscheinungsdatum: 1992


Stil: Rock


Trackliste:

1. Freedom Circus (5:26)
2. Insanity (4:08)
3. Sick (2:57)
4. From Love To Hate And Back (4:00)
5. Live All (4:54)
6. Hot Heyday (4:05)
7. Touch The Sky (3:41)
8. When Love's Gone (4:41)
9. Goodbye (3:35)
10. You Someone - Somewhere (3:48)
11. Another Face (5:27)
12. Policy Of Truth (4:45)
13. Fish Named Napoleon (5:01)

Gesamtspieldauer: 56:29




Terry Hoax ist eine deutsche Band aus Hannover, die von 1988 bis 1996 existierte und schließlich 2008 wieder zusammengefunden hat. Seitdem haben Terry Hoax zwei weitere Alben veröffentlicht. Bei „Freedom Circus” handelt es sich jedoch um eine Platte aus der ersten Schaffensperiode der Formation – und zwar um das zweite Album der Bandgeschichte aus dem Jahr 1992.

Das, was man auf „Freedom Circus“ zu hören bekommt ist durchaus hörenswert und klingt absolut international und keinesfalls Deutsch. Bei der ersten Berührung mit Terry Hoax kommt man kaum auf die Idee, dass es sich hier um die Musik von fünf Niedersachsen handelt, sehr viel eher würde man die Band rein gefühlsmäßig im anglo-amerikanischen Raum platzieren – und dies nicht nur, weil Oliver Perau hier auf Englisch singt. Nein, die Musik klingt einfach danach.

Auf „Freedom Circus“ bekommt der Hörer guten und eingängigen Rock geboten. Die Musik klingt zwar bereits beim ersten Einlegen der CD, wird allerdings mit jedem weiteren Durchlauf der Scheibe noch eindringlicher und auch nachhaltiger. Viele der Melodien benötigen anscheinend eine gewisse Zeit, um im Musikzentrum des Hörers zu reifen und noch nachhaltiger zu werden. Die Musik von Terry Hoax auf „Freedom Circus“ ist zumeist im Mid-Tempo angesiedelt, obwohl es auch Ausschläge in die weichere, wie die härtere Richtung gibt. Allerdings ist diese Scheibe weder mit Soft-Rock- noch mit Hard-Rock zutreffend umschrieben. Lediglich die Überschrift „Rock“ passt hier sehr gut. Rock, der von verschiedenen Seiten ausgeleuchtet wird.

Zwar fehlt der Scheibe so ein richtiger „Übersong“, der aus allem heraussticht und den man immer mit dem Album in Verbindung bringt, trotzdem macht das Hören Spaß und Laune, wenn man Freund gut gemachter Rock-Musik ist. Einen Ausfall gibt es „Freedom Circus“ nämlich nicht. Alles hat seine Qualität, ab und an gibt es auch kleine Gimmicks in Form von Einspielungen und die Titel wachsen, wie bereits erwähnt, im Laufe der Zeit noch.

Fazit: Ein schönes Album haben Terry Hoax da 1992 vorgelegt. Die Musik ist ideenreich, klingt international und wird immer eingängiger. Komischerweise ist die Band über die Grenzen Niedersachsens hinaus nicht ganz so bekannt. Verdient hätten sie es allerdings. Wäre dies ein Album von zum Beispiel R.E.M., so hätte es sich millionenfach verkauft – ganz bestimmt. Neun Punkte.

Anspieltipps: Insanity, Sick



Montag, 28. Juli 2014

David Bowie – Tonight




David Bowie – Tonight


Besetzung:

David Bowie – vocals


Gastmusiker:

Carlos Alomar – guitars
Derek Bramble – bass guitar, guitar, synthesizer, background vocals
Carmine Rojas – bass guitar
Sammy Figueroa – percussion
Omar Hakim – drums
Guy St. Onge – marimba
Robin Clark – vocals
George Simms – vocals
Curtis King – vocals
Tina Turner – vocals on "Tonight"
Iggy Pop – vocals on "Dancing With The Big Boys"
Mark Pender – trumpet, flugelhorn
Stanley Harrison – alto sax, tenor sax
Steve Elson – baritone sax
Lenny Pickett – tenor sax, clarinet


Label: Virgin Records


Erscheinungsdatum: 1984


Stil: Pop


Trackliste:

1. Loving The Alien (7:10)
2. Don't Look Down (4:10)
3. God Only Knows (3:07)
4. Tonight (3:45)
5. Neighborhood Threat (3:14)
6. Blue Jean (3:12)
7. Tumble And Twirl (5:00)
8. I Keep Forgettin' (2:36)
9. Dancing With The Big Boys (3:35)

Gesamtspieldauer: 35:49




„Tonight“ ist das sechzehnte Studio-Album David Bowies und wurde im Jahr 1984 veröffentlicht. Trotz des durchaus vorhandenen kommerziellen Erfolgs der Scheibe, gilt diese unter vielen Bowie-Fans als die schlechteste Platte, die jemals von ihm veröffentlicht wurde. Der „Let’s Dance“-Zug war noch am Rasen, da wollte David Bowie den Schwung gleich mitnehmen, denn mit dem Vorgänger-Album hatte er sich schließlich eine ganz neue Zielgruppe erarbeitet, die weiterhin bedient werden wollte. Nur leider hatte er dafür nicht das nötige Songmaterial und so wurden jede Menge Coverversionen auf die Scheibe gepackt, damit er mit neun Liedern auch wirklich ein neues Album veröffentlichen konnte.

Die 80er Jahre sind wirklich nicht ganz einfach zu ertragen für Menschen, die David Bowie für dessen Musik Anfang der 70er lieben und auch seinen Platten im neuen Jahrtausend etwas abgewinnen können. In den 80ern ist das, was David Bowie nach „Scary Monsters“ veröffentlichte, jedoch oftmals nur noch relativ oberflächlicher Pop, der hier auf „Tonight“ oftmals mit Bläsereinlagen aufgepeppt wurde. Funkig soll es da mal klingen, dann wieder ist eher der Disco-Sound angesagt. Alles sehr gewöhnungsbedürftig. „Loving The Alien“, „Blue Jean“, „Tumble And Twirl“ und „Dancing With The Big Boys“ sind dabei jene Titel, die bisher noch nicht veröffentlicht worden waren. Die beiden ersten davon schrieb David Bowie auch als einzige auf dem Album im Alleingang. „Don't Look Down“, „Tonight“ und „Neighborhood Threat“ waren bereits auf Iggy Pop Alben veröffentlicht worden, die beiden letztgenannten Titel schrieb David Bowie auch zusammen mit Iggy Pop. „God Only Knows“ ist eine Beach Boys Nummer aus dem Jahr 1965 und „I Keep Forgettin'“ schrieben das Songwriter-Duo Jerry Leiber und Mike Stoller für Chuck Jackson. Das Lied war bereits 1962 zum ersten Mal veröffentlicht worden. Alles also reichlich zusammengestöpselt und ein wenig verwirrend.

Nun, das schlechteste David Bowie Album ist „Tonight“ jedoch trotzdem nicht geworden. Das liegt an den drei Titeln, die sich in der Mitte des Albums befinden. Den Titeltrack „Tonight“ sang David Bowie zusammen mit Tina Turner ein, die gerade ihr Comeback startete. Einen Reggae-mäßigen Sound erwartet man nicht unbedingt, wenn man an David Bowie denkt, aber genau dies hört man hier. Und das klingt sogar ganz nett, die Nummer hat durchaus etwas und geht schnell ins Ohr. „Neighborhood Threat“ ist das rockigste Lied auf dem Album. Auch hier ist es die Melodie, die schnell ins Ohr geht und das Lied klingt zudem ganz typisch nach David Bowie. Klasse hier auch das Gitarrenspiel des Carlos Alomar. Bliebe schließlich noch der größte Hit der Platte „Blue Jean”. Eine Pop-Nummer, sehr eingängig und mit einem gewissen Groove ausgestattet, der durchaus dazu einlädt das Tanzbein zu schwingen.

Das war es jetzt allerdings auch schon. Der zweite von David Bowie in Eigenregie geschriebene Titel „Loving The Alien“ ist mit über sieben Minuten unglaublich langatmig und zäh. Dazu gesellt sich eine unterirdische Rhythmusfraktion, die so etwas von synthetisch klingt, dass man den Rest auch überhaupt nicht mehr anhören mag. Dann kommen eben noch irgendwie soulige, funkige und poppige Stücke, die allesamt so etwas von belanglos klingen, dass man absolut nichts verpasst hätte, wenn einem diese Titel niemals im Leben über den Weg gelaufen wären.

Fazit: Drei ganz nette Lieder hält „Tonight“ für den Hörer parat. Über den Rest legt man am besten den Mantel des Schweigens. David Bowie wollte eben schnell ein neues Album nachschieben. Und genau so klingt das Ganze auch: Zusammengeschustert und auf das schnelle Geld abzielend. Entbehrlich. Fünf Punkte.

Anspieltipps: Tonight, Neighborhood Threat, Blue Jean



Sonntag, 27. Juli 2014

Kansas – Kansas




Kansas – Kansas


Besetzung:

Phil Ehart – drums
Dave Hope – bass, backing vocals
Kerry Livgren – guitars, piano, organ, moog synthesizer, backing vocals
Robby Steinhardt – violin, lead and backing vocals
Steve Walsh – piano, organ, fender piano, congas, lead and backing vocals
Rich Williams – electric & acoustic guitars


Label: Sony Music


Erscheinungsdatum: 1974


Stil: Progressive Rock; Hard Rock


Trackliste:

1. Can I Tell You (3:32)
2. Bringing It Back (3:33)
3. Lonely Wind (4:17)
4. Belexes (4:24)
5. Journey From Mariabronn (7:58)
6. The Pilgrimage (3:43)
7. Apercu (9:36)
8. Death Of Mother Nature Suite (7:58)


Bonus Track:

9. Bringing It Back (Live) (9:41)

Gesamtspieldauer: 54:46




Die erste Platte der aus – nicht ganz überraschend – Kansas in den USA stammenden Band Kansas, war schon etwas ganz Besonderes und Überraschendes. Nicht nur, dass in den USA das Genre Progressive Rock sehr viel weniger beheimatet war, als im Vereinigten Königreich, auch eine Violine hatte bisher noch nie solch eine große Rolle in der Musik einer Rockband gespielt. Diese war bisher eher in einem der ureigenen amerikanischen Musik-Genres, der Country-Musik beheimatet. Mit Western und Country-Klängen hat die Musik von Kansas allerdings genau so viel gemein wie Nickel mit Pumpernickel, nämlich gar nichts.

Progressive Rock der etwas härteren Sorte hört man auf dem selbstbetitelten Debut von Kansas aus dem Jahr 1974, deshalb läuft die Band in manchen Verzeichnissen auch unter der Überschrift „Hard Rock“. Allerdings Hard Rock ist das wahrlich nicht, was man hier zu hören bekommt. Eher etwas schneller gespielter symphonischer Rock mit progressiver Ausrichtung, der häufig in den Solo-Einlagen von der Violine dominiert wird. Die Titel wirken alle sehr dynamisch und auch überaus ausgereift. Dies darf auch nicht verwundern, denn bevor die Band einen Plattenvertrag erhielt, spielte sie schon einige Jahre zusammen und bestritt zahlreiche Konzerte. Dabei sind es gerade die Soloeinlagen, die einen auf dieser Scheibe immer wieder aufhorchen und die Ohren spitzen lassen. Diese müssen nicht nur von der Violine kommen, auch das Klavier oder die Gitarre kann hier eine tragende Stellung einnehmen. Dazu gesellt sich oftmals ein mehrstimmiger und harmonischer Gesang, der das Gesamtbild, beziehungsweise noch besser das Gehörte, sehr schön abrundet.

Die einzelnen Lieder sind vollgestopft mit Richtungswechseln in Bezug auf die Instrumentierung, den Rhythmus und die Atmosphäre, die hier verströmt wird. Besonders deutlich kommt dies natürlich bei den drei Longtracks zum Tragen – aber eben nicht nur. So entwickeln sich vor dem Ohr des Hörers immer wieder kleine musikalische Geschichten, die unvorhergesehene Wendungen nehmen und plötzlich Überraschendes und Neues parat halten. Das macht diese Platte so spannend. Die Musik ist dabei zu jeder Zeit eingängig, auch wenn sich viele Feinheiten, dieser doch manchmal auch komplexen Lieder, dem Hörer erst mit dem dritten, vierten oder fünften Durchlauf erschließen.

Fazit: Die Musik von Kansas auf diesem Debut-Album klingt wie die Mischung aus einer Hard Rock Band, einer Symphonic Rock Band und einer Soft Rock Band. Dazu kommen noch die Zutaten der Violine, viel Melodiösität sowie – ganz wichtig – sehr progressive Abschnitte, sodass man Kansas auf dieser ersten Scheibe kaum in ein Raster stecken kann. Die Musik von Kansas klingt sehr eigenständig und ist irgendwie nicht mit einer anderen Band zu vergleichen. Zwei kleine Kritikpunkte gibt es dann aber auch noch: „Bringing It Back” ist eine Cover-Version des gleichnamigen Titels von J.J. Cale. Flott zwar, aber irgendwie will dies nicht so recht zum Rest der Platte passen. Und schließlich bleibt noch anzumerken, dass viele der Melodien und Arrangements auf späteren Platten noch ein wenig mehr zu „zünden“ verstehen. Aber das ist „Jammern“ auf hohem Niveau. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Journey From Mariabronn, Apercu, Death Of Mother Nature Suite



Samstag, 26. Juli 2014

Ozzy Osbourne – Diary Of A Madman




Ozzy Osbourne – Diary Of A Madman


Besetzung:

Ozzy Osbourne – lead & backing vocals, production


Gastmusiker:

Randy Rhoads – guitars, production
Bob Daisley – bass
Lee Kerslake – drums, percussion
Johnny Cook – keyboards
Louis Clark – string arrangements on "Diary Of A Madman"


Label: Jet Records


Erscheinungsdatum: 1981


Stil: Heavy Metal, Hard Rock


Trackliste:

1. Over The Mountain (4:31)
2. Flying High Again (4:44)
3. You Can't Kill Rock And Roll (6:59)
4. Believer (5:16)
5. Little Dolls (5:39)
6. Tonight (5:50)
7. S.A.T.O. (4:07)
8. Diary Of A Madman (6:14)

Gesamtspieldauer: 43:19




Die zweite Soloplatte von Ozzy Osbourne ist ein Klassiker des Heavy Metal Genres. 1979 war Ozzy Osbourne aus der Band Black Sabbath entlassen worden und schwelgte daraufhin erst mal in Schweremut und so manchem Drogenrausch. Seine spätere Ehefrau Sharon Arden überredete ihn schließlich, eine Solokarriere zu starten. Dazu traf er auf „seinen Bruder im Geiste“ Randy Rhoads, der nicht zuletzt durch sein Gitarrenspiel die ersten beiden Alben zu denen werden ließ, was sie heute immer noch sind: Heavy Metal der Extraklasse. Leider dauerte diese Beziehung nur etwas mehr als zwei Jahre, denn auf der Tour zu „Diary Of A Madman“ verunglückte Randy Rhoads, der vorher bei Quiet Riot gespielt hatte, tödlich mit dem Flugzeug.

Geprägt ist „Diary Of A Madman“ von dem kraftvollen Gitarrenspiel des Randy Rhoads, gepaart mit einer sehr dunklen Stimmung der einzelnen Tracks und der durchaus nicht jedem zusagenden Stimme des Ozzy Osbourne. Diese Melange macht die Platte allerdings zu etwas ganz Besonderem. Klasse Riffs gibt es hier zu hören, eingängige, wenn auch meist harte Melodien und dazu jede Menge genialer Ideen. Nicht alles ist hier jedoch Heavy Metal, auch die ruhigeren Passagen und Abschnitte im Mid-Tempo gibt es zu hören, die ebenfalls immer wieder sofort ins Ohr gehen. Für sehr viel Abwechslung ist auf der Platte also gesorgt.

Die Musik klingt irgendwie mysteriös und mystisch. Nur wenig hört sich hier nach „normalem“ Heavy Metal an, immer wieder gibt es eingestreute „Gimmicks“, die alles noch sehr viel spannender werden lassen. Und schließlich diese unglaublichen Gitarrensoli des Randy Rhoads, die jedem Freund gitarrenorientierter Musik ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Wahrlich sehr eindrucksvoll.

Das Ganze gipfelt schließlich im letzten Stück und gleichzeitig dem Titeltrack. Das ist dann auch kein Heavy Metal mehr, sondern eher „Heavy Opera“. In diesem Lied sind die Streicher, genau wie die Gitarrensoli einfach perfekt arrangiert und durchdacht. Der Chor schafft schließlich das fast schon überbordende Volumen und diese geheimnisvolle Stimmung. Alles klingt voll und kraftvoll, ein wenig verzaubert. Die Melodie brennt sich sofort im Hirn des Hörers fest und das Lied ist auch jetzt noch, deutlich über dreißig Jahre nach seiner Entstehung, absolut hörenswert und begeisternd. „Heavy Metal“ kann sehr abwechslungsreich sein.

Fazit: Ein Klassiker des Rock. Für viele das Beste, was jemals von Ozzy Osbourne veröffentlicht wurde – ganz egal ob mit Black Sabbath oder eben solo. Klasse Rock-Musik, die die Abwechslung als großes Banner vor sich herträgt. Mal hart, mal verträumt und immer eingängig. Dabei klingt das alles sehr zeitlos und wenn man sich dann noch mit der Stimme des Ozzy Osbourne anfreunden kann, sei die Scheibe allen Rock-Fans empfohlen. Sehr hörenswert. Elf Punkte.

Anspieltipps: Over The Mountain, S.A.T.O., Diary Of A Madman


Sorry für die schlechte Qualität, aber die GEMA unterdrückt mal wieder die YouTube-Ausgabe :-(


Freitag, 25. Juli 2014

U2 – The Unforgettable Fire




U2 – The Unforgettable Fire


Besetzung:

Bono – lead vocals
Adam Clayton – bass guitar
The Edge – guitar, keyboards, vocals
Larry Mullen, Jr. – drums


Gastmusiker:

Paul Barret – fairlight cmi
Daniel Lanois – additional vocals, instruments, treatments, production, engineering
Peter Gabriel – vocals on "A Sort Of Homecoming" (Daniel Lanois Remix)


Label: Island Records


Erscheinungsdatum: 1984


Stil: Rock, Alternative Rock


Trackliste:

1. A Sort Of Homecoming (5:28)
2. Pride (In The Name Of Love) (3:48)
3. Wire (4:19)
4. The Unforgettable Fire (4:55)
5. Promenade (2:35)
6. 4th Of July (2:12)
7. Bad (6:09)
8. Indian Summer Sky (4:17)
9. Elvis Presley And America (6:23)
10. MLK (2:31)

Gesamtspieldauer: 42:38




Zum Teil umstritten ist „The Unforgettable Fire” bei den Fans von U2. Da ist von einer ganzen Menge an Langeweile die Rede, da wird das Fehlen von Höhepunkten angemahnt – zumindest mit der Ausnahme von „Pride (In The Name Of Love)”. Stimmt allerdings nicht so ganz, denn auch das vierte Studioalbum, welches im Jahr 1984 erschien, enthält einige Klassiker im Schaffen der irischen Rock-Band U2 parat.

Im Grunde genommen klingen alle Titel dieses Albums nach U2 pur. Das wiederum liegt nicht nur am Gesang Bonos, sondern auch am Klang der Gitarre und dem Zusammenspiel der Instrumente. Soll nichts anderes heißen, als dass es sehr verwunderlich wäre, wenn ein richtiger U2-Anhänger dieser Platte nicht doch eine ganze Menge abgewinnen könnte. Etwas aus der Reihe fallen lediglich „4th Of July” und „Elvis Presley And America”. Bei ersterem Titel handelt es sich um eine sehr sphärische Instrumentalnummer, was an sich schon nichts Alltägliches bei U2 darstellt. Jetzt fehlt allerdings auch noch eine Melodie, ist also eher was für Freunde von experimenteller Musik, als für den U2-Fan. Nun und „Elvis Presley And America” ist tatsächlich eine irgendwie seltsam geartete Nummer geworden. Auf den knapp sechseinhalb Minuten passiert ebenfalls nicht viel, obwohl Bono hier sehr wohl singt, eine ganze Menge sogar. Allerdings klingt der Titel nicht sonderlich melodiös und ebenfalls ein wenig nach einem Experiment, da irgendwie nicht richtig ausgearbeitet.

Nun, einer der Höhepunkte wurde bereits oben erwähnt: „Pride (In The Name Of Love)”. Sicherlich einer der bekanntesten Titel von U2. Ohrwurmcharakter ist vorhanden, dazu noch rockig und tanzbar. Bono kann hier die ganze Variabilität, seiner Stimme ausspielen. Eine richtig gute Nummer. Dazu gehört auch der Titeltrack „The Unforgettable Fire”. Auch dieses Lied geht sofort ins Ohr und verbleibt dort auch längerfristig. Der Refrain klingt so wunderschön fröhlich, der Rest des Titels fast schon ein wenig mystisch und verwunschen. Nun und wenn man mal einem Menschen, der U2 noch nicht kennt, ein Lied zeigen möchte, um diesem eine Vorstellung davon zu geben, wie die Band klingt, dann wäre „Bad” sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Alle Zutaten eines typischen U2-Liedes sind hier vereinigt: leidenschaftlicher Gesang, dieser typische Gitarrensound, schöne Melodie und perfekt abgestimmte Instrumentierung. Sehr markant das Ganze. Nun, aber auch der Rest der Platte ist durchaus empfehlenswert und lohnt gehört zu werden, typisch U2 eben und ohne musikalischen Ausfall.

Fazit: Auch mit ihrem vierten Album wissen die Iren zu überzeugen. Ein wenig Abwechslung gibt es dieses Mal durch etwas experimentellere Titel. Das kann man als Nachteil ansehen oder aber als Abwechslung. Liegt ganz in der Betrachtungsweise des Hörers. Auf jeden Fall ist „The Unforgettable Fire” ein gutes Album geworden, an dem nicht nur U2-Fans, sondern ganz allgemein Freunde guter Rock-Musik Gefallen finden dürften. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Pride (In The Name Of Love), The Unforgettable Fire, Bad



Donnerstag, 24. Juli 2014

System Of A Down – System Of A Down




System Of A Down – System Of A Down


Besetzung:

Serj Tankian – lead vocals, keyboards, samples
Daron Malakian – guitars, vocals
Shavo Odadjian – bass, backing vocals
John Dolmayan – drums


Gastmusiker:

Rick Rubin – extra piano


Label: Columbia Records


Erscheinungsdatum: 1998


Stil: Alternative Metal


Trackliste:

1. Suite-Pee (2:32)
2. Know (2:57)
3. Sugar (2:34)
4. Suggestions (2:45)
5. Spiders (3:35)
6. Ddevil (1:43)
7. Soil (3:26)
8. War? (2:41)
9. Mind (6:16)
10. Peephole (4:04)
11. Cubert (1:49)
12. Darts (2:43)
13. P.L.U.C.K. (3:38)

Gesamtspieldauer: 40:42




Das ist schon starker Tobak, den System Of A Down auf ihrem ersten und selbstbetitelten Album dem Hörer darbieten. Die Musik ist dabei ein Gemisch aus Nu Metal, Heavy Metal, Thrash Metal, Hard Rock, progressiven Ansätzen und auch armenischer Folklore. Letzteres muss nicht weiter verwundern, da die Musiker armenischer Herkunft sind, alle jedoch in Kalifornien leben. Schlagzeuger Ontronik "Andy" Khachaturian verließ die Band 1997, da er Schwierigkeiten mit der Hand bekam und wurde durch John Dolmayan ersetzt, mit dem auch die Aufnahmen zum ersten Album durchgeführt wurden.

Die Musik auf dem Album „System Of A Down” ist geprägt vom kraftvollen Gesang des Serj Tankian, der seine Texte zum Teil herausschreit, als ob er gerade in sehr großen Schwierigkeiten wäre, im nächsten Moment jedoch fast schon wieder lieblich klingt. Selbstverständlich darf bei dieser Art der Musik auch das „Growlen“ nicht fehlen, bei dem der Gesang noch aggressiver und skurriler hevorgeschrieen wird. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, begeistert jedoch durchaus eine ganze Menge Metal-Fans.

Genau wie der Gesang, so schwankt auch die Musik zwischen ultraaggressiv und lieblich verspielt. Hier werden Rhythmuswechsel in atemberaubendem Tempo vollzogen, sodass man es sich in der Musik von System Of A Down nie irgendwie einrichten kann. Da geht auch nichts mehr mit Headbanging, denn wenn man hier, bei den schnelleren Passagen, den Takt würde halten wollen, würde das zwangsläufig als Konsequenz eine Gehirnerschütterung nach sich ziehen. Trotzdem, man kann beileibe nicht behaupten, dass die Musik von System Of A Down“ auf ihrem Debüt-Album – bei aller Härte – nicht auch melodiös wäre. Ganz im Gegenteil sogar, obwohl hier gerockt wird bis in das Extreme, so lassen sich hier immer wieder tolle Riffs und schöne Melodien entdecken, allerdings muss man dieser Musik ein klein wenig Zeit zum Reifen geben. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Nummer „War?“, die praktisch alle Elemente der Musik von System Of A Down in sich vereint. Hier gibt es diese schnellen und gesanglich geschrieenen Passagen, genau wie tolle Gitarreneinlagen, ruhige Abschnitte und Teile, die mit einer Art Choralgesang unterlegt wurden – und dies alles auf zwei Minuten und einundvierzig Sekunden Laufzeit.

Erwähnenswert sind auch die Texte, die im Booklet nachzulesen sind. Häufig kritisch und mit einer Botschaft versehen, sucht man hier den häufig üblichen 08/15-Liebesschmalz glücklicherweise vergeblich. Das Album-Cover entstammt einem Bild Helmut Herzfelds, alias John Heartfield, der dieses für ein Plakat der kommunistischen Partei in Deutschland anfertigte, noch vor der Machtübernahme durch die Nazis.

Fazit: Interessant ist dieses Debut-Album von System Of A Down auf jeden Fall, obwohl hiermit wohl nur echte Heavy Metal Fans richtig etwas anfangen werden können. Da wird schon sehr oft etwas „lauter gesungen“, das klingt alles äußerst energiegeladen. Allerdings passt das in Verbindung zu den langsameren Abschnitten immer bestens zusammen. Die leiseren Parts bieten Erholung und wahrlich schöne Melodien, sodass diese Platte durchaus sehr spannend und hörenswert geworden ist. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Suggestions, Spiders, War?



Mittwoch, 23. Juli 2014

Jellyfish – Bellybutton




Jellyfish – Bellybutton


Besetzung:

Andy Sturmer – vocals, drums, some guitar & keyboards
Roger Joseph Manning Jr. – keyboards, piano, harpsichord & vocals
Jason Falkner – guitars, bass & background vocals

Gastmusiker:

Steven Shane McDonald – bass on "All I Want Is Everything", "Now She Knows She's Wrong" & "Baby's Coming Back"
Chuck Findley – trumpet
Tommy Morgan – harmonica
Steven Shane McDonald – bass
John Patitucci – upright bass
Lenny Castro – percussion
Luis Conte – percussion
Frank Marocco – accordion
Sid Page – string accompaniment


Label: Charisma Records


Erscheinungsdatum: 1990


Stil: Pop


Trackliste:

1. The Man I Used To Be (4:33)
2. That Is Why (4:16)
3. The King Is Half-Undressed (3:46)
4. I Wanna Stay Home (4:06)
5. She Still Loves Him (4:31)
6. All I Want Is Everything (3:44)
7. Now She Knows She's Wrong (2:35)
8. Bedspring Kiss (5:04)
9. Baby's Coming Back (2:57)
10. Calling Sarah (4:03)

Gesamtspieldauer: 39:32




Jellyfish war eine Pop-Band aus San Francisco, die in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts lediglich zwei Alben veröffentlichte, bevor sie sich wieder auflöste. Leider muss man sagen, denn was die drei Musiker damals an Musik auf Platte pressten, war durchaus hörenswert.

„Bellybutton“ hieß das erste Album von Jellyfish und wurde 1990 veröffentlicht. Die Platte ist vollgestopft mit „Gute Laune“-Pop, der unweigerlich ins Ohr geht, da man den Jungs wahrlich nicht das Gespür für die eingängige Melodie absprechen kann. Dazu gesellt sich häufig ein sehr gut arrangierter mehrstimmiger Gesang, der vor allen in den jeweiligen Refrains zum Tragen kommt. Das klingt alles perfekt herausgearbeitet und sehr wohl durchdacht. Das Album läuft in einem Zug durch und lässt dabei immer wieder aufhorchen. Ein überzeugendes Lied reiht sich hier an das nächste, alles ist hörbar und man denkt zwangsläufig an einen schönen Sommertag, den man mit dem Cabrio durch eine schöne Landschaft durchfährt. Höhepunkt dabei ist sicherlich „The King Is Half-Undressed”. Ein Lied voll Fröhlichkeit und Eingängigkeit, welches man auch nach vielen Jahren noch nicht aus den Ohren bekommt. Ohrwurmcharakter sicherlich vorhanden und dazu diese Nachhaltigkeit, die einem manchmal in der Musik begegnet, jedoch niemals selbstverständlich ist.

Ausfälle gibt es auf „Bellybutton“ ebenfalls nicht zu verzeichnen. Alles hat seine Qualität und weiß zu überzeugen. Das alles ist natürlich keine sehr anspruchsvolle Musik. Hier gibt es keine vertrackten Stellen oder aber Lieder beziehungsweise Passagen, die vom Ohr des Hörers erst mal erarbeitet werden wollen. Muss allerdings auch nicht sein. Die Scheibe kann man einfach einlegen und sich an freundlicher Musik erfreuen, die nichts anderes möchte, als den Hörer zu unterhalten. Und genau das schafft sie auch.

Fazit: Schöne Pop-Musik, die ins Ohr geht bekommt man auf „Bellybutton“ von Jellyfish zu hören. Lieder und Musik können manchmal so einfach sein, wenn denn eine gute Idee dahintersteckt – denn von der Umsetzung her sind die Lieder keineswegs einfach gestaltet. Somit klingt dieses Album sehr überzeugend, da hier eine Band einen Weg gefunden hat, ohne große Umwege zum Ohr des Hörers zu gelangen. Manche Vergleiche zu den Beatles lassen sich dabei wahrlich nicht absprechen. Wie diese wohl in den 90ern geklungen hätten? Wie Jellyfish auf „Bellybutton? Zehn Punkte.

Anspieltipps: The King Is Half-Undressed



Dienstag, 22. Juli 2014

Chris Eckman – Harney County




Chris Eckman – Harney County


Besetzung:

Chris Eckman– vocals, guitars, keyboards


Gastmusiker:

Ziga Golob – upright bass
Milan Cimfe – drums, percussion
Anda Eckman – backing vocals
Paul Austin – electric guitar („The Carnival Smoke”)
Terry Lee Hale – harmonica („Many Moons”)


Label: Glitterhouse Records


Erscheinungsdatum: 2013


Stil: ArtPop


Trackliste:

1. Nothing Left To Hate (4:52)
2. The Carnival Smoke (4:50)
3. Requiem For The Old Skool Heavy (5:00)
4. Katy Cruel (4:14)
5. Sound Of No Return (5:59)
6. Many Moons (3:27)
7. Rock Springs (10:58)
8. Ghosts Along The Border (5:12)

Gesamtspieldauer: 44:33




Chris Eckman ist ein US-amerikanischer Sänger, Gitarrist und Songwriter, der vor allem durch sein Mitwirken bei der Folk-Rock-Band The Walkabouts aus Seattle Bekanntheit erlangte. Hier auf diesen Seiten wurde er ebenfalls bereits erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit „Dirtmusic“, ein Projekt, welches er mit Hugo Race und Chris Brokaw ins Leben rief.

Die Musik auf „Harney County“ ist eine sehr stille, ruhige und tiefgehende. Alles wirkt sehr traurig, melancholisch und sentimental. Die Lieder sind alle lediglich sehr spärlich instrumentiert. Neben der eindringlichen und sonoren Stimme des Chris Eckman, steht immer die akustische Gitarre mit im Vordergrund eines jeden Titels. In dieser Kombination werden sehr bewegende musikalische Momente zelebriert, die auch textlich deutlich über dem Durchschnitt angesiedelt sind. Eine gewisse musikalische Monotonie kann manch einem Titel dabei durchaus nicht angesprochen werden, was jedoch wiederum nur noch mehr zu dieser dunklen Stimmung beiträgt. Alles wirkt ein wenig verloren und verlassen und hoffnungslos, allerdings in einer Art und Weise, die den Hörer nicht herunterzieht, sondern mit schaurig schöner Melancholie in das Sofa oder auf jeden anderen Lieblingsplatz gleiten lässt.

Fazit: Sehr ruhige und sentimentale Musik gibt es auf „Harney County” von Chris Eckman zu hören. Musik die wirkt – und zwar sehr. Der graue Novembertag wird beim Hören mit Sicherheit noch ein wenig grauer und trostloser, das traurige Buch noch ein bisschen trauriger, das Gefühl der Melancholie allerdings auch noch ein wenig weicher, sehnsüchtiger und schöner. Ruhige und ergreifende Musik, vor der Hard Rocker das Weite suchen werden. Sehr intensiv. Elf Punkte.

Anspieltipps: Nothing Left To Hate, Katy Cruel, Rock Springs



Montag, 21. Juli 2014

R.E.M. – Reveal




R.E.M. – Reveal


Besetzung:

Peter Buck – guitar
Mike Mills – bass guitar, keyboards
Michael Stipe – vocals


Gastmusiker:

Joey Waronker – drums and percussion
Ken Stringfellow – ohne Instrumentenangabe
Scott McCaughey – ohne Instrumentenangabe


Label: Warner Brothers Records


Erscheinungsdatum: 2001


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. The Lifting (4:39)
2. I've Been High (3:26)
3. All The Way To Reno (You're Gonna Be A Star) (4:44)
4. She Just Wants To Be (5:22)
5. Disappear (4:10)
6. Saturn Return (4:54)
7. Beat A Drum (4:20)
8. Imitation Of Life (3:56)
9. Summer Turns To High (3:31)
10. Chorus And The Ring (4:31)
11. I'll Take The Rain (5:51)
12. Beachball (4:13)

Gesamtspieldauer: 53:44




„Reveal“ tauften die Musiker von R.E.M. ihr bereits zwölftes Studio-Album, welches zugleich das erste war, welches im neuen Jahrtausend veröffentlicht wurde. Und wenn man R.E.M. mag und dieser Art der Rock Musik etwas abgewinnen kann, dann sollte man, soviel sei schon mal vorweggenommen, sich unbedingt dieses Album besorgen. „Reveal“ ist angefüllt mit leisen und melancholischen Liedern, die auf ihre Art einem Traumland entsprungen zu sein scheinen. Nichts ist darauf hektisch, alles sehr harmonisch, melodiös und überaus eingängig.

So bleibt weiter festzustellen, dass die einzelnen Titel zusätzlich noch bei jedem weiteren Durchlauf der Scheibe zu wachsen scheinen. Alles wird dem Hörer noch vertrauter und scheint einen schon das ganze Leben lang zu begleiten. Alle Lieder sind in etwa im selben Tempo gehalten. Meistens ist dieses nicht allzu schnell angesetzt und steigert sich höchstens mal bis hin zum Mid-Tempo. Das wiederum kann natürlich auch zu Kritik führen, denn allzu viel Abwechslung gibt es wahrlich nicht auf „Reveal“. Muss es aber auch gar nicht geben. Die Scheibe läuft in einem Guss durch, es gibt keine Ablenkung oder irgendwie gestaltete Experimente. Dabei fehlen allerdings auch die „Übersongs“, also Titel, die deutlich vor den anderen hervorstechen. Andererseits gibt es auch keine Ausfälle zu verzeichnen. Alles wirkt und stimmt und hat seine Qualität.

Fazit: Wer die Stimme des Michael Stipe und die dazu gehörende Musik von R.E.M. mag, der wird „Reveal“ lieben. Zugegebenermaßen gibt es hier nicht allzu viel Abwechslung auf dem Album, allerdings wird die einmal eingeschlagene Richtung konsequent durchgezogen – und diese heißt Melodiösität und Harmonie in zumeist sehr sanften Titeln. Unverfälschte R.E.M.-Musik eben. Zehn Punkte.

Anspieltipps: She Just Wants To Be, Disappear, I'll Take The Rain



Sonntag, 20. Juli 2014

ZZ Top – Degüello




ZZ Top – Degüello


Besetzung:

Billy Gibbons – guitar, vocals
Dusty Hill – bass guitar, keyboards, vocals
Frank Beard – drums, percussion


Label: Warner Brothers Records


Erscheinungsdatum: 1979


Stil: Blues Rock, Texas Blues


Trackliste:

1. I Thank You (3:25)
2. She Loves My Automobile (2:24)
3. I'm Bad, I'm Nationwide (4:53)
4. A Fool For Your Stockings (4:17)
5. Manic Mechanic (2:36)
6. Dust My Broom (3:09)
7. Lowdown In The Street (2:50)
8. Hi Fi Mama (2:25)
9. Cheap Sunglasses (4:49)
10. Esther Be The One (3:30)

Gesamtspieldauer: 34:18




„Degüello” heißt das sechste Studioalbum von ZZ Top, welches 1979 veröffentlicht wurde. Und dieses Album ist eine überaus relaxte Platte geworden. „Easy Listening Blues”, falls es diesen Ausdruck geben würde, wäre dafür eine ganz nette Umschreibung. Alles wirkt entspannt und locker, klingt nach Sorglosigkeit und auch nach Freiheit. Und wer jetzt noch das Glück hat ein Cabrio zu besitzen, kann mit diesen Klängen in den Sonnenuntergang fahren und diese Freiheit ganz tief einatmen. Also rein die Scheibe in den CD-Player und die Fahrt kann starten.

Dabei hatte sich auf „Degüello“ musikalisch einiges bei ZZ Top getan. Beim Titel „Cheap Sunglasses“ setzt die Band zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Synthesizer ein. Zwar lediglich sehr sanft und zurückhaltend, aber auch nicht zu überhören. Allerdings bereichert dies den Sound der Band sogar ein wenig. Richtig gut gelungen ist auch gleich der Beginn des Albums. „I Thank You” ist eine Cover-Version von Isaac Hayes und sehr hörenswert. Dies gilt auch und sogar vor allem für „Manic Mechanic”, was im Gitarrenspiel überraschenderweise ein klein wenig an Robert Fripp und seine Band King Crimson erinnert. Ganz ungewöhnliche Töne für ZZ Top. Kein Blues, jetzt mal Progressive Rock, wenn auch nur ganz kurz.

Alles scheint auf „Degüello” im Fluss zu sein. Ein bluesiger Song reiht sich an den nächsten, der dann wiederum durchaus ein kleines bisschen rockiger sein kann. Das Niveau hält sich über die ganze CD hinweg, Ausfälle gibt es keine zu beklagen. Alles groovt und klingt, sodass man zwangsläufig mit den Füßen mitwippen muss.

Fazit: Ein schönes und entspanntes Blues-Album ist „Degüello“ geworden, mit dem sich ZZ Top ganz klar von der gerade grassierenden Punk-Welle distanzierte. Aber es gibt dieses Mal auch neue Töne auf dem Album zu hören, seien das der Einsatz des Synthesizers oder aber ein bisher überhaupt nicht für möglich gehaltenes Genre im Songkatalog von ZZ Top. Das macht die Platte sogar noch ein wenig spannender, die sich allerdings trotzdem hauptsächlich an die Blues-Fans dieser Welt richtet. Neun Punkte.

Anspieltipps: I Thank You, Cheap Sunglasses, Manic Mechanic



Samstag, 19. Juli 2014

Roger Waters – When The Wind Blows




Roger Waters – When The Wind Blows


Besetzung:

Roger Waters – bass guitar, acoustic guitar, vocals on "Towers Of Faith" and "Folded Flags"
Jay Stapley – guitar
John Gordon – bass guitar
Matt Irving – keyboards, organ
Nick Glennie-Smith – piano, organ
John Linwood – linn programming
Freddie Krc – drums, percussion
Mel Collins – saxophone
Clare Torry – backing vocals on "Towers Of Faith"
Paul Carrack – keyboards and vocals on "Folded Flags"


Sowie:

David Bowie: „When The Wind Blows”
Hugh Cornwell: „Facts And Figures“
Genesis: „The Brazilian“
Squeeze: „What Have They Done?”
Paul Hardcastle: „The Shuffle“


Label: Virgin Records


Erscheinungsdatum: 1986


Stil: Soundtrack, Rock, Pop


Trackliste:

1. When The Wind Blows (David Bowie) (3:35)
2. Facts And Figures (Hugh Cornwell) (4:19)
3. The Brazilian (Genesis) (4:51)
4. What Have They Done? (Squeeze) (3:39)
5. The Shuffle (Paul Hardcastle) (4:16)
6. The Russian Missile (0:10)
7. Towers Of Faith (7:00)
8. Hilda's Dream (1:36)
9. The American Bomber (0:07)
10. The Anderson Shelter (1:13)
11. The British Submarine (0:14)
12. The Attack (2:53)
13. The Fall Out (2:04)
14. Hilda's Hair (4:20)
15. Folded Flags (4:51)

Gesamtspieldauer: 45:36




Dass diese Platte unter der Überschrift „Roger Waters“ läuft, stimmt nicht so ganz, denn es handelt sich bei dem Album um einen Soundtrack zum gleichnamigen Zeichentrickfilm „When The Wind Blows“, bei dem die ersten fünf Titel eben nicht von Roger Waters stammen. Trotzdem besteht der überwiegende Teil der Platte aus Titeln, die Roger Waters zum Soundtrack beitrug. Zudem lässt sich festhalten, dass bis auf den Titelsong von David Bowie und eben den Roger Waters-Stücken, keiner der anderen vier Titel im Film selbst zu hören ist. Warum diese dann allerdings auf einem Soundtrack zum Film auftauchen, das entzieht sich meiner Kenntnis.

Okay, nun aber zur Musik. Die ehemalige zweite Seite der LP besteht aus den Kompositionen des Roger Waters. Dabei bemerkt man sehr wohl die Zeit, in der die Musik entstanden ist. Zwar stellen die meisten Titel wirklich nur kurze Teile eines Filmes dar, das heißt, hier werden musikalische Stimmungen kurz, der entsprechenden Szene angepasst, angespielt. Die beiden „richtigen“ Lieder „Towers Of Faith” und „Folded Flags” hätten im ersten Fall jedoch sehr gut auf “Radio K.A.O.S.“ und im zweiten Fall bestens auf Pink Floyd’s „The Final Cut“ Platz gefunden. Ein Schelm wer denkt, dass letztere Nummer vielleicht schon ein paar Jahre zuvor entstanden ist. Ansonsten handelt es sich bei den restlichen acht Waters Stücken um atmosphärische Stimmungen oder Klangkollagen, die Stimmungen wiedergeben sollen.

Auf der ehemals ersten Seite der Platte befindet sich der Titeltrack, „When The Wind Blows“. Ein schöne Pop-Nummer von David Bowie, die einige wenige Rock-Anleihen aufweist. Eine schöne Nummer, ganz im Stile von David Bowie in den 80ern. Die restliche Musik taucht, wie bereits erwähnt, nicht im Film auf und bedarf auch keiner großen Erwähnung. „Facts And Figures” wird von Hugh Cornwell beigesteuert. Ein netter, aber sehr unauffälliger Pop-Song. „The Brazilian“ erschien auch auf dem Genesis Album „Invisible Touch“ im selben Jahr. Ein Instrumentalstück, welches auf dem Genesis-Album noch eines der besseren Lieder darstellt. Bei „What Have They Done?” sind wir wieder bei ganz nettem Pop – oder ist das New Wave? Etwas Besonderes ist es auf jeden Fall nicht. Bliebe noch „The Shuffle“ von Paul Hardcastle. Ein funkiges Instrumentalstück, welches in dieser Umgebung wie ein Fremdkörper wirkt.

Fazit: Nein, man hat nichts verpasst, wenn man den Soundtrack nicht kennt. Der Film ist allerdings schon sehenswert, auch wenn er in der heutigen Zeit noch deutlich naiver wirkt, als damals, in den 80er Jahren. So lohnt sich der Kauf eigentlich nur für Menschen, die vom Film stark beeindruckt sind. Oder aber für Davids Bowie beziehungsweise Roger Waters Fans, die alles von „ihrem“ Musiker besitzen möchten – wobei vor allem „Folded Flags“ wahrlich ein tolles Lied ist. Sechs Punkte.

Anspieltipps: When The Wind Blows, Folded Flags