Sonntag, 27. November 2011

Anthony Phillips – 1984





Anthony Phillips – 1984


Besetzung:

Anthony Phillips – keyboards, drumbox, guitar, basic percussion, polymoog, arp 2600, mellotron, bass, piano


Gastmusiker:

Richard Scott – percussion, effects, vocal ideas
Morris Pert – percussion (timps, tambourine, gong, congas, bell-tree, vibra-slap, marimbas, vibes, etc.)


Label: EMI


Erscheinungsdatum: 1986


Stil: Instrumental


Trackliste:

1. Prelude '84 (4:23)
2. 1984 Part One (19:02)
3. 1984 Part Two (15:26)
4. Anthem 1984 (2:27)


Bonus CD:

1. Prelude '84 (early stage mix) (4:28)
2. Ascension (5:18)
3. 1984 Part One (early stage mix) (12:51)

Rule Britannia Suite:
4. Sally Theme (1:15)
5. Science & Technology (1:19)
6. Respect (0:59)
7. Church (0:51)
8. Military (1:39)
9. Power in the Land (1:45)

10. 1984 Part Two (early stage Mix) (4:26)
11. Anthem 1984 (early stage mix) (2:12)
12. Poly Piece (demo) (16:39)




Es ist schwer zu glauben, wenn man diese CD einlegt, dass dieser Sound Anfang der achtziger Jahre vielleicht mal interessant oder toll geklungen haben soll. Heute, 2011, klingt das einfach nur ganz, ganz billig. Und das liegt an der Rhythmusfraktion, die einem Synthesizer entspringen und so was von künstlich klingen, wie ich es bisher noch nicht gehört habe.

Nun, bei „Prelude '84“ kommt sogar noch etwas Weiteres hinzu, denn hier klingt auch das Keyboard absolut grausam – und billig. Da fällt mir irgendwie kein besseres Wort zu ein. Durch diese Instrumentierung ist das Lied grottenschlecht, da kann auch die eingängige Melodie nicht mehr helfen, die mir allerdings irgendwie bekannt vorkommt…

Es folgt „1984 Part One“. Was für den kurzen Opener galt, gilt für die nächsten neunzehn Minuten ebenso: Alles wirkt so unglaublich künstlich durch diese vermaledeite Instrumentierung. Und noch etwas fällt auf: Das Lied hat überhaupt keinen Bezug zum eigentlichen Thema, nämlich George Orwells Roman „1984“. Klasse kann man eine Geschichte zum Beispiel bei Alan Parsons „Fall Of The House Of Usher“ oder bei Camels „Snow Goose“ nachempfinden, beziehungsweise nachhören. Hier gelingt das überhaupt nicht. Kein noch so kurzer Abschnitt des Stücks weist auf den Roman hin. Aber vielleicht bin ich da auch einfach zu phantasielos. Musikalisch gesehen wird „1984 Part One“ allerdings im zweiten Teil deutlich besser als zu Beginn. Die Rhythmuslaute werden zwischenzeitlich leiser und hintergründiger, die Melodie wird schöner und das Lied gewinnt an Klasse. Gegen Ende des Stücks gestaltet sich die Instrumentierung allerdings leider wieder wie am Anfang. Ganz am Ende klingt die Nummer dann sphärisch aus.

Bei „1984 Part Two“ gestaltet es sich ähnlich. Zunächst wieder dieser billige Plastiksound, der dann in der Mitte des Stücks besser, ein bisschen schwebender wird, um den Hörer dann allerdings leider wieder mit den inzwischen bekannten Zutaten zu nerven. Kurz wird es dann noch mal ein wenig bombastisch, dann klingt der zweite Teil des Stückes „1984“ langsam aus. Und an dieser Stelle erkennt man dann auch das Werk, auf welchem die Musik fußt. „1984“ wird mehrmals im Hintergrund von einer elektronisch verfremdeten Stimme wiedergegeben.

Das letzte reguläre Stück der CD heißt „Anthem 1984“. Diese kurze Keyboardnummer wird durch einen breiten Keyboardsound geprägt, der das Stück „hymnenartig“ erklingen lässt. Nicht zu erwähnen brauche ich glaube ich, dass die Rhythmusfraktion auch hier wieder unter aller Kanone ist. Uuups, da habe ich es doch getan…

Aber nun zum Bonusmaterial. „Prelude '84 (early stage mix)“ klingt nicht viel anders als die Version auf der ersten CD. „Ascension“ ist anschließend ein Stück, das mit sehr breitem Keyboardteppich aufwartet und auch so sehr getragen wirkt. Die Rhythmuseinlagen fehlen, sodass das Stück immerhin Atmosphäre aufbauen kann. „1984 Part One (early stage mix)” klingt dann wieder sehr synthetisch, eine Verbesserung zum Stück auf CD1 kann ich dabei nicht raushören.

Es folgt die „Rule Britannia Suite“, aufgeteilt in sechs Stücke. Wie schon gehabt, der Sound klingt sehr künstlich, aber die Rhythmusmaschine fehlt zum größten Teil. „1984 Part Two (early stage Mix)“ wird dann richtig fies, denn in diesem Stück ist auch noch Tempo, sodass das „Klack-Klack“ “Tock-Tock“ doppelt so häufig seinen Weg zum Hörer findet. Und schließlich wäre da dann noch das getragene „Anthem 1984 (early stage mix)“ in einer etwas kürzeren Version.

Nun und dann kommt es, der eigentliche Höhepunkt des ganzen Albums, der allerdings nur die letzte Zugabe der CD darstellt. „Poly Piece (demo)“ ist eine richtig gute und verträumte Piano Nummer, die in ihren knapp siebzehn Minuten Dauer richtig viel Abwechslung für den Hörer bereithält. Mal wirkt dieser Track galoppierend, mal süßlich schwebend. Das Stück ist melodiös und spannend und für mich das absolute Highlight der CD, auch wenn es nur ein Bonustrack ist.

Fazit: Der Höhepunkt der CD versteckt sich im letzten Bonustitel. So etwas kannte ich bisher noch von keinem Album. Diesem Stück würde ich zehn Punkte geben, dem Rest nicht mehr als drei, da diese Rhythmusgeschichte einfach zu nervig ist. Zusammengenommen gibt es dann fünf Punkte.

Anspieltipps: Poly Piece (Da das Stück hier völlig aus der Reihe fällt.)