Freitag, 1. Februar 2013

King Crimson – Islands




King Crimson – Islands


Besetzung:

Robert Fripp – guitar, mellotron, harmonium
Mel Collins – flute, bassflute, saxophone
Boz Burrell – bass, vocals
Ian Wallace – drums


Gastmusiker:

Keith Tippett – piano
Paulina Lucas – vocals
Harry Miller – bass
Robin Miller – oboe
Mark Charig – horn


Label: Island Records


Erscheinungsdatum: 1971


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Formentera Lady (10:16)
2. Sailor's Tale (7:34)
3. The Letters (4:32)
4. Ladies Of The Road (5:35)
5. Prelude: Song Of The Gulls (4:15)
6. Islands (11:54)

Gesamtlaufzeit: 44:07




„Islands“ taufte die englische Band King Crimson ihr viertes Album. In all den Jahren ihres Bestehens, in all ihren Wandlungen und mit all ihren Veröffentlichungen stellt diese Formation um den Gitarristen Robert Fripp für mich die Progressive Band schlechthin dar. Immer wieder wurden hier neue Pfade betreten, etwas Neues ausprobiert, unabhängig vom derzeit herrschenden Musikgeschmack der breiten Masse. Es gibt viele „Inseln“, welche man mit der Musik von King Crimson ansteuern kann. Und „Islands“ ist eine Insel in der Album-Historie der Band geworden, die eine der eingängigsten Platten darstellt – obwohl das Album gleichzeitig auch immer wieder verstörend auf den Zuhörer wirken kann. Dieser Umstand, macht diese 1971 veröffentlichte Platte jedoch genau zu dem spannenden Album, welches es letztlich geworden ist. Das gibt es nicht so oft in einer Welt, in der Lieder meist aus Strophe und Refrain und vielleicht noch einem Solo bestehen, dass die Dramaturgie der Musik, der des Textes angepasst wurde. Nur sehr selten werden zum Beispiel außerhalb des King Crimson Kosmos, in ein und demselben Lied, so melodiöse Abschnitte mit solch atonalen und „lauten“ Passagen kombiniert, wie auf dem unglaublich spannenden „The Letters“. Hier ist es so, dass sich die Musik dem Text angleicht. Das gesungene Wort ist in diesem Lied wahrlich sehr verstörend und genau dieser Gegebenheit passt sich die Musik an. „The Letters“ ist dazu nicht das einzige Beispiel. Solch unterschiedliche Abschnitte gibt es auch bei „Ladies Of The Road“, bei dem alles zwischen Free Jazz und lieblichen Beatles-Weisen hin- und herzupendeln scheint.

Ganz anders, durchgehend sehr melodiös, präsentiert sich „Prelude: Song For The Gulls“. Ein Kammermusikstück, instrumentiert mit jeder Menge Streicher und Oboe. Fast schon herzzerreißend schön. Richtig gut gelungen ist auch gleich der Beginn des Albums: „Formentera Lady“. Eine sehr ruhige Nummer, hauptsächlich akustisch mit Bass, Gitarre und Flöte instrumentiert. Aber es wäre nicht King Crimson zu hören, wenn dies über die zehn Minuten so andauern würde. Im weiteren Verlauf des Stückes wird es auch wieder deutlich schräger und abgefahrener. Ein Saxophon übernimmt das Heft des Handelns und der Gesang Buzz Burrells wird durch eine Sopranistin ersetzt, die allerdings nur sehr hohe „Aaaahs“ und „Oooohs“ intoniert. Fast fließend gelingt dann der Übergang zu „Sailor’s Tale“, dem schnellsten Stück der Platte. Deutlich rockiger klingt die Band jetzt, es gibt erneut an den Free Jazz erinnernde Abschnitte und gegen Ende wird der Hörer zwischen Symphonie und Kakophonie herumgewirbelt.

Beendet wird das Album mit dem Titellied „Islands“. Gute neun Minuten lang gibt es hier wunderschöne entspannte Musik zu hören. Sehr melodisch und harmonisch und eingängig, allerdings alles nur ganz zart und zurückhaltend angespielt. Die letzten zwei Minuten sind dann, nach einer kurzen Pause, Tonstudio-Geräusche und Unterhaltungen zwischen den Musikern.

Fazit: Ein größtenteils sehr ruhiges und auch sehr bewegendes Album ist den vier Musikern von King Crimson da im Jahr 1971 gelungen. Hier stimmen Text und Musik überein, ergänzen sich und sind nicht nur Mittel zum Zweck. „Islands“ ist eine sehr intensive und bewegende Scheibe geworden, eine der besten im Katalog von King Crimson. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Formentera Lady, The Letters, Prelude: Song Of The Gulls, Islands