Freitag, 20. April 2018

Motorpsycho – Let Them Eat Cake




Motorpsycho – Let Them Eat Cake


Besetzung:

Bent Sæther – vocals, bass, guitars, drums, percussion, rhodes piano, wood blocks, minimoog, piano, harmonium
Hans Magnus Ryan – guitars, vocals, clavinet, double bass, violins, mandolin
Håkon Gebhardt – drums, vocals, percussion, zither, guitars, piano


Gastmusiker:

Helge Sten (Deathprod) – drum machine
Baard Slagsvold – piano, rhodes piano, backing vocals
Ole Henrik Moe (Ohm) – violins, gong
Kristin Karlsson – violin
Kristin Skjølaas – violin
Einy Langmoen – viola
Kjersti Rydsaa – cello
Arne Frang – tenor saxophone
Jørgen Gjerde – trombone
Erlend Gjerde – trumpet
Helge Sunde – trombone
Tone Reichelt – waldhorn
Arve Henriksen – trumpet, mellophone


Label: Stickman Records


Erscheinungsdatum: 2000


Stil: Alternative Rock, RetroProg


Trackliste:

1. The Other Fool (5:40)
2. Upstairs-Downstairs (5:12)
3. Big Surprise (3:36)
4. Walkin' With J. (3:59)
5. Never Let You Out (2:46)
6. Whip That Ghost (6:30)
7. Stained Glass (6:12)
8. My Best Friend (4:21)
9. 30/30 (7:21)

Gesamtspieldauer: 45:40




„Let Them Eat Cake“ heißt das achte Studio-Album der norwegischen Rock Band Motorpsycho. Die Scheibe erschien im Februar 2000 weltweit auf dem Plattenlabel Stickman Records, lediglich in Norwegen wurde sie auf dem Label Sony Music veröffentlicht. Ein wenig hat sich mit „Let Them Eat Cake“ ein Stilwechsel in der Musik von Motorpsycho vollzogen. Dieser Richtungswechsel vollzog sich weg vom harten und kompromisslosen Rock, hin zu sehr viel sanfteren Tönen und Liedern, welche eingängig klingen und manchmal mit leicht jazzigem bis psychedelischem Einschlag versehen wurden. Hard Rock gibt es überhaupt nicht mehr zu hören.

Die Lieder von Motorpsycho wurden kürzer auf „Let Them Eat Cake“. Beim ersten Mal des Hörens auch durchaus eingängiger. Auch glaubt man an der ein oder anderen Stelle mal die Beatles herauszuhören. Im Falle von „Never Let You Out“ hört man ein Lied, welches auch gut auf das erste Pink Floyd Album „The Piper At The Gates Of Dawn“ gepasst hätte. Dabei überzeugt leider längst nicht mehr alles auf dem Album. Die sechseinhalbminütige Instrumentalnummer „Whip That Ghost“ mag durchaus mit einem innovativen, fast schon hektischen Rhythmus aufwarten, zu dem die Gitarre einen jazzig-relaxten Melodienbogen spielt. Begeisterungsstürme bezüglich der Innovation dieses Titels bleiben allerdings aus. Ganz nett, jedoch kein Lied, welches einen länger beschäftigt. Auch sonst sind viele der poppig-rockigen Nummern nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches. Allerdings, das muss man sicher festhalten, gehen die Lieder durchaus ins Ohr, womit wohl auch begründet werden kann, warum ausgerechnet „Let Them Eat Cake“ das erste Album von Motorpsycho ist, welches in ihrem Heimatland bis auf Platz 1 der Charts kletterte.

Nun, die Höhepunkte gibt es allerdings natürlich auch auf diesem ersten Nimmer-1-Album. „The Other Fool“, „Stained Glass“ sowie „30/30“ heißen diese. „The Other Fool“ ist eine poppige Nummer, ausgestattet mit einer ganzen Menge an Streichern, die nicht nur harmonisch, sondern auch durchaus mal schräg klingen. Bei „Stained Glass“ handelt es sich dagegen um ein sehr sanftes und nachdenkliches Lied. Schöne Nummer, die weich, warm und eingängig das Ohr umschmeichelt. Bliebe schließlich noch der letzte Titel auf „Let Them Eat Cake“ zu erwähnen, gleichzeitig auch das letzte Lied der Platte. Sehr sphärisch im Bereich des Ambient beginnt das Stück. Der Gesang setzt ein und dazu hört man ein elektronisches Ticken sowie einen breiten Synthesizer-Klangteppich. Langsam, ganz langsam steigert sich die Nummer, ohne dabei wirklich Fahrt aufzunehmen. Dann setzen die Bläser ein und die Stimmung wird sehr heimelig, fast schon weihnachtlich. Das Stück geht erneut in den Gesangsteil über, eine sanfte Atmosphäre breitet sich über allem aus, verschlingt jeden bösen Gedanken, um schließlich sehr psychedelisch und letztendlich absolut abrupt zu enden.

Fazit: „Let Them Eat Cake“ ist ein Album geworden, welches sicherlich eingängiger ist, als so manch andere Scheibe von Motorpsycho. Ganz klar geht diese Eingängigkeit auf Kosten der Experimente, des Progressiven, welches man auch auf einigen Motorpsycho-Alben hören kann. Diese Mischung aus Pop und Rock hat auch ihre schönen, überzeugenden und besonderen Stellen, doch das Allermeiste von „Let Them Eat Cake“ kann ich auch bei anderen Bands hören. Neun Punkte.

Anspieltipps: The Other Fool, Upstairs-Downstairs, Stained Glass, 30/30