Mittwoch, 19. September 2018

No-Man – Schoolyard Ghosts




No-Man – Schoolyard Ghosts


Besetzung:

Tim Bowness – vocals, mellotron, piano, chime guitars, vocal loops, musical box
Steven Wilson – piano, acoustic and electric guitars, bass, keyboards, glockenspiel, harmony vocals, harp, harmonium, percussion, mellotron, organ, drum programming, musical box, electronic piano


Gastmusiker:

Andy Booker – electronic percussion, drum loop
Marianne De Chastelaine – cello
Peter Chilvers – samples
Rick Edwards – percussion
Colin Edwin – fretless acoustic bass
Gavin Harrison – drums
Bruce Kaphan – pedal steel guitar, e-bow pedal steel guitar
Fabrice Levebvre – yang t‘chin
The London Session Orchestra strings
Dave Stewart – string arrangement
Pat Mastelotto – drums, percussion
Pete Morgan – bass
Theo Travis – flute, soprano sax, clarinet


Label: KScope


Erscheinungsdatum: 2008


Stil: Art Rock, Art Pop, Alternative


Trackliste:

CD1:

1. All Sweet Things (6:47)
2. Beautiful Songs You Should Know (4:25)
3. Pigeon Drummer (6:16)
4. Truenorth (12:51)
5. Wherever There Is Light (4:21)
6. Song Of The Surf (6:11)
7. Streaming (3:32)
8. Mixtaped (8:38)

CD2:

1. Another Winter (Demo) (2:35)
2. The City Sounds (Demo) (2:46)
3. Ominous Dancefloor (Demo) (4:17)
4. The Place Where You’d Hide (Demo) (3:44)
5. Truenorth (Strings) [Part 1] (1:48)
6. Truenorth (Alternate) [Part 2] (3:37)
7. Beautiful Songs You Should Know (Alternate) (4:06)
8. Pigeon Beater (3:03)
9. Lucky You Lucky Me (4:51)
10. Song Of The Surf (Duet) (3:53)
11. Counting (4:24)
12. Death Was California (3:09)

Gesamtspieldauer CD1 (53:03) und CD2 (42:18): 1:35:21




Steven Wilson ist wahrlich ein umtriebiger Musiker. Seine „Hauptband“ hieß lange Zeit Porcupine Tree, bis diese erst mal „auf Eis“ gelegt wurde. Dann gibt es da Blackfield, sein bis heute aktives Projekt mit Aviv Geffen. Während er Endphase von Porcupine Tree begann er auch Solo-Alben zu veröffentlichen, die inzwischen in schöner Regelmäßigkeit erscheinen. Dann gibt es inzwischen fast unzählige, von ihm remasterte Alben der Progressive Rock Heroen der 70er Jahre. Und schließlich war da auch noch das Duo No-Man, bestehend aus eben jenem Steven Wilson sowie Tim Bowness. In den Jahren von 1993 bis 2008 veröffentlichten diese beiden Musiker unter eben jenem Namen insgesamt sechs Studio-Alben. Das letzte Album dieser Reihe heißt bisher „Schoolyard Ghosts“ und erschien am 12. Mai 2008 auf dem Plattenlabel KScope.

No-Man, beziehungsweise Tim Bowness und Steven Wilson, präsentieren auf „Schoolyard Ghosts“ Musik, die man wohl am ehesten mit warm und sehr gefühlvoll umschreiben kann. Lieder für die ruhigen Momente des Tages, in denen man abschalten möchte, die Augen schließen, entspannen. Das Tempo wird niemals angezogen auf diesem Album, die Musik fließt dahin wie ein ruhiger bedächtiger Fluss. Ich würde nicht so weit gehen, hierbei von Ambient zu sprechen, doch nähern sich die weiten Ausläufer dieses musikalischen Genres durchaus manchmal auch der Musik von No-Man auf dieser Veröffentlichung an. Die Lieder klingen allesamt melodiös und eingängig, kuscheln die Hörerin und den Hörer sanft und weich ein. Einzige Ausnahme stellt da der Titel Lied „Pigeon Drummer“ dar, in dem es zu kurzen, jedoch fast schon brachialen Ausbrüchen kommt. Ein Schlagzeug- und Gitarren-Gewitter bricht plötzlich über einen herein, doch bereits nach ganz wenigen Augenblicken klart der Himmel wieder auf und alles wiegt sich erneut in sanfter Harmonie. Schade, dass diese kleinen „Explosionen“ nicht häufiger gezündet wurden, denn sie tragen durchaus mit zur Spannung und Abwechslung des ganzen Albums bei.

Die Höhepunkte der Platte sind der Opener „All Sweet Things“, dem auch der Album-Titel „Schoolyard Ghosts“ entnommen wurde. Ein sanftes und überaus melodisches Lied, welches gleich beim ersten Mal des Hörens ins Ohr geht und sehr gut die Gesamtstimmung der Platte wiedergibt. Dann wäre an dieser Stelle nochmals das bereits erwähnte „Pigeon Drummer“ zu nennen, ein schöner Kontrapunkt zur intensiven und alles überstrahlenden Harmonie. Schließlich ist da noch das längste Lied des Albums, „Truenorth“. Über zwölf Minuten hat man nun Zeit, ganz in diesen melodiösen Strukturen zu versinken, sich einhüllen zu lassen in sanfte Wohlklänge. Ganz bestimmt wird es Menschen geben, die diese geballten Relaxationsklänge eher langweilig finden werden – wenn sie die Augen schließen und zuhören, werden sie vielleicht verstehen. Schließlich sei hier noch das folgende Lied „Wherever There Is Light“ erwähnt. Wie der Auftakt ist es eine sanfte und eingängige Nummer, angefüllt mit Eingängigkeit, die sich festsetzt und die Atemfrequenz herunterfährt.

Mit der neuen Ausgabe des Albums im Jahr 2014 erhält man als Bonus eine zweite CD. Diese hält neben wenigen, bereits bekannten Titeln in Form von alternativen Versionen auch reichlich Neues für Hörerin und Hörer parat. Die Sound-Qualität der Stücke ist erstklassig, auch wenn es sich dabei zum Teil um Demos handelt. Solche Titel wie „Another Winter“, „Pigeon Beater“ oder „Lucky You Lucky Me“ hätten in dieser Form auch für das offizielle Album eine Bereicherung dargestellt. Von daher stellen diese Lieder eine wirkliche Zugabe zum ursprünglichen Album dar.

Fazit: Man sollte definitiv die sanften Momente in der Musik zu schätzen wissen, wenn man „Schoolyard Ghosts“ von No-Man einlegt und genießen möchte. Keine Hektik, Ruhe ist angesagt. Nur an wenigen Stellen passiert Außergewöhnliches, zumeist treiben die Lieder sanft vorwärts und schließlich auch vorbei. Das kann für die eine oder den anderen, zur richtigen Tageszeit genossen, wie ein Entspannungskur wirken. Wieder andere werden nur wegschlummern. Das Leben ist wunderbar vielfältig, Geschmäcker eben auch. Elf Punkte.

Anspieltipps: All Sweet Things, Pigeon Drummer, Truenorth, Wherever There Is Light