Montag, 19. April 2021

Motorpsycho – Kingdom Of Oblivion

 



Motorpsycho – Kingdom Of Oblivion


Besetzung (ohne Instrumentenangabe):

Tomas Järmyr
Hans Magnus Ryan
Bent Sæther


Gastmusiker:

Reine Fiske




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Psychedelic Rock


Trackliste:

1. The Waning, Pt.1 & 2 (7:28)
2. Kingdom Of Oblivion (6:56)
3. Lady May (3:21)
4. The United Debased (9:03)
5. The Watcher (5:03)
6. Dreamkiller (5:15)
7. Atet (2:16)
8. At Empire‘s End (8:35)
9. The Hunt (5:45)
10. After The Fair (1:57)
11. The Transmutation Of Cosmoctopus Lurker (10:55)
12. Cormorant (3:38)

Gesamtspieldauer: 1:10:19



Motorpsycho sind so unfassbar kreativ. Zählt man Mini-LPs und Kompilationen nicht mit, dann handelt es sich bei „Kingdom Of Oblivion“ bereits um das vierundzwanzigste Studioalbum der norwegischen Rocker. Nicht einmal acht Monate nach „The All Is One“ erscheint am 16. April 2021 auch das neue Album auf dem Plattenlabel Stickman Records. Auf diese Art und Weise kann man diese an den Nerven zerrende Pandemie zumindest etwas sinnvoll nutzen. Komponieren, Einspielen und Veröffentlichen – keine schlechte Idee!

„Keine schlechte Idee?“ Nein keine schlechte Idee, denn das Zuhören lohnt einmal mehr. Trotz der zahlreichen Veröffentlichungen überzeugt auch „Kingdom Of Oblivion“ und das Album klingt anders, als noch die Vorgängerplatten. Dabei startet die Platte im Grunde genommen ganz typisch für ein Motorpsycho-Werk. Kraft- und druckvoll erklingt mit „The Waning, Pt.1 & 2“ gleich der erste Titel. Da hört man sie wieder, die Zutaten, die häufig die Musik von Motorpsycho ausmachen. Treibender Bass und Schlagzeug und eine Gitarre, die mit jedem Akkord, jedem Anschlag das Genre Rock auslebt. Ergänzt wird das Ganze durch einen immer wieder gezogenen, mitunter auch etwas monoton klingenden Gesang, der die oftmals hypnotisierende Stimmung der Musik nochmals unterstreicht. Die überzeugendsten Sänger sind Hans Magnus Ryan, Bent Sæther und Tomas Järmyr wahrlich nicht, doch zur Musik der Norweger passt dieser Gesang perfekt.

Weiter geht es mit dem Titellied „Kingdom Of Oblivion“. Noch ein wenig melodiöser gestaltet als der Opener und mit kurzen Einsprengseln ausgestattet, die gar nichts anderes zulassen, als sich an Led Zeppelins „No Quarter“ erinnert zu fühlen. „Lady May“ fällt dann nach diesen zwei Liedern völlig aus der Reihe. Man hört Folk, wie er so ähnlich auch bereits vor fünfzig Jahren hätte erklingen können. Damit versetzen uns Motorpsycho zurück in die 70er Jahre, sanft und melodiös. Doch mit dem folgenden „The United Debased“ wird die musikalische Grundausrichtung sofort wieder aufgenommen. Bei diesem Stück handelt es sich um einen knapp zehnminütigen Titel, der einige Wendungen vollzieht, mit den Atmosphären spielt. „The Watcher“ ist im Anschluss daran eher sphärisch bis mystisch klingend, mit keiner Melodie, dafür verschwörerisch klingendem Sprechgesang ausgestattet. Durch „Dreamkiller“ folgt sogleich eine wunderschöne, zunächst sanfte und melodiöse Nummer und diese zeigt damit auch in einem einzigen Lied die ganze Bandbreite der Musik von Motorpsycho auf „Kingdom Of Oblivion“. Denn das Lied nimmt Fahrt auf, die Melodiösität bleibt erhalten, doch nun rocken die Norweger erneut.

Die kurze und sanfte Instrumentalnummer „Atet“ leitet schließlich einen der Höhepunkte des Albums ein. „At Empire‘s End“ startet mit akustischer Gitarre, verträumt singt Hans Magnus Ryan dazu und das Lied beginnt sich weiter zu entwickeln. Lautstärke, Rhythmus und Tempo ziehen an, um sich schließlich wieder zurückzunehmen und in einen groovigen Instrumentalteil zu münden. Erneut wechselt die Stimmung im Anschluss daran und man hört letztendlich ein wunderschön eingängiges und abwechslungsreiches Lied, niemals zu „hart“ klingend, doch immerzu packend. „The Hunt“ geht ebenfalls sofort ins Ohr, hinterlässt einen irgendwie verwunschenen Eindruck, bis das folgende „After The Fair“ einen sanften akustischen Teppich ausbreitet, der dem Titel „The Transmutation Of Cosmoctopus Lurker“ vorauseilt. Das längste Lied des Albums ist ein psychedelischer Parforce-Ritt durch das Genre Rock – mal geradliniger, mal verwinkelter klingend. Mit dem Lied „Cormorant“ verhallt das Album schließlich sphärisch besinnlich.

Fazit: Insgesamt ist „Kingdom Of Oblivion“ ein etwas ruhigeres Album geworden, als noch die Vorgängerplatten. Natürlich gibt es sie auch auf diesem Album, diese kraftvollen rockigen Passagen in der Musik der Norweger, die so hypnotisierend und mitreißend klingen. Doch hört man auf dem Album eben auch melodiöse Momente, folkige Einschübe, die sich im Mid-Tempo oder gar in zarteren musikalischen Gefilden bewegen. Sehr viel auf „Kingdom Of Oblivion“ geht sofort, beim ersten Mal des Hörens ins Ohr. Somit klingt „Kingdom Of Oblivion“ überaus abwechslungsreich, spannend, packend und sehr eingängig. Sehr lohnenswert. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: At Empire‘s End, The Hunt