Dienstag, 29. November 2011

The Sensational Alex Harvey Band – Rock Drill

 


The Sensational Alex Harvey Band – Rock Drill


Besetzung:


Alex Harvey – vocals, guitar, trumpet
Zal Cleminson – guitars, vocals
Tommy Eyre – keyboards, vocals
Chris Glen – bass, vocals
Ted McKenna − percussion, vocals


Label: Phonogram


Erscheinungsdatum: 1978


Stil: Rock


Trackliste:

1. Rock Drill (6:26)
2. The Dolphins (6:15)
3. Rock 'N' Roll (3:45)
4. King Kong (3:20)
5. Booids (1:39)
6. Who Murdered Sex? (5:22)
7. Nightmare City (3:53)
8. Water Beastie (4:52)
9. Mrs. Blackhouse (3:35)

Gesamtspieldauer: 39:07




Das achte Studioalbum der Sensational Alex Harvey Band, Rock Drill, sollte 1978 auch gleichzeitig ihr letztes Werk werden. Anfang 1977 war die siebte Platte der Band unter dem Namen SAHB (without Alex) eingespielt und veröffentlicht worden. Diese trug den Titel „Fourplay“. Das Manko an diesem Album war allerdings, dass Alex Harvey selbst auf dieser Veröffentlichung fehlte und auch sonst nichts dazu beigetragen hatte. Die vier übrigen Musiker hatten ohne ihn eine Platte einspielt.

Zugrunde lag diesem Umstand, dass Alex Harvey zu dieser Zeit bereits schwer alkoholkrank war und auf der Tour nach dem Stories-Album nicht selten apathisch auf der Bühne herumstand oder aber den Text der einzelnen Stücke vergaß. Allerdings schien er sich nach einer kurzen Auszeit wieder etwas gefangen zu haben, sodass die Band 1977 wieder zusammenkam, um eben jenes Album „Rock Drill“ einzuspielen. Es fehlte jedoch von der ursprünglichen Besetzung Hugh McKenna, der die Band, entnervt durch Alex Harveys Eskapaden, verlassen hatte. Tommy Eyre ersetzte ihn am Keyboard.

So viel zum Hintergrund zur Entstehung von „Rock Drill“. Was ist aber mit der Musik auf dem Album? Die wirkt ganz anders, als die damalige Situation vielleicht vermuten lassen würde, denn sie ist frisch und steckt voller Ideen. Das Album beginnt mit dem Titelsong, Rock Drill, einer klasse Rocknummer, die Harvey zusammen mit Eyre schrieb. Das Stück besitzt einen sehr treibenden Rhythmus und ist eines der härtesten Stücke der Sensational Alex Harvey Band. Ab 4:30 klingt das Stück dann sehr sphärisch aus.

„The Dolphins“ ist anschließend einer der Höhepunkte auf der Platte. Am Songwriting des Stücks war noch Hugh McKenna beteiligt und die Nummer zaubert eine absolut tolle Atmosphäre in jeden Raum. Irgendwie „sehnsüchtig“ kommen bei diesem Stück die Noten aus den Boxen. Vielleicht liegt das auch daran, dass mitunter fast schon dissonante Töne zu hören sind, die das ganze Lied so überaus spannend gestalten. Sicherlich ein Highlight im Schaffen der Sensational Alex Harvey Band überhaupt.

„Rock’n’Roll“ ist dann genau das, was der Titel bereits verspricht, nämlich Rock’n’Roll und zwar der härteren Art. Klasse dabei auch der sehr melodische Einschub in der Mitte des Liedes, bei dem das Keyboard wie ein Spinett klingt. Dann kommt eine Coverversion: „King Kong“. Und auch dieses Instrumentalstück weist wieder einen treibenden Rhythmus und schwerere Gitarren auf, auch wenn diese mit einem Violinensound noch versüßt werden. Leise und sphärisch klingt das Lied dann aus.

„Booids“ ist eine kurze Nummer, etwas experimentell, auf der man eine Art Dudelsacksound, unterlegt mit rhythmischem Trommeln, hört. Es folgt „Who Murdered Sex?“ Wieder eine Rocknummer, in der es fast so scheint, als ob die Band seichte Liebeslieder aufs Korn nehmen wollte. Das zumindest lässt sich aus dem Mittelteil schließen, bei dem man einfach grinsen muss, wenn man den Gesang und den Text hört.

„Nightmare City“ ist anschließend wieder eine Rocksong, nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Das folgt aber im Anschluss: „Water Beastie“! Das Stück beginnt a capella mit Solo- und Chorgesang, lebt dann vom Klavier, welches einen tollen Groove zaubert und wird schließlich wieder rockiger, um dann erneut in den Klavierteil überzugehen. Ein klasse Stück Musik, wie es so wohl nur Alex Harvey schreiben konnte, denn der ist auch alleiniger Komponist des Stückes. Genau wie auch bei der nächsten Nummer, „Mrs. Blackhouse“. Und wieder mal ist es eine Spielerei Harveys, denn das Lied geht in die Richtung Folk und Country und passt so gar nicht zum restlichen Liederkatalog der Band.

Fazit: „Rock Drill“ unterscheidet sich insofern von den anderen Veröffentlichungen der Sensational Alex Harvey Band, da es mit Sicherheit die härteste Platte in der Bandgeschichte ist. Und auf ihr sind auch wieder tolle Songs vorhanden. Wer Rock mag und auch was mit manchmal etwas schrägeren Tönen anfangen kann, dem sei diese CD wärmstens empfohlen. Von mir gibt es dafür neun Punkte.

Anspieltipps: Rock Drill, The Dolphins, Water Beastie



Montag, 28. November 2011

Fall Out Boy – From Under The Cork Tree





Fall Out Boy – From Under The Cork Tree


Besetzung:

Patrick Stump − vocals, rhythm guitar
Pete Wentz - bass, baking vocals
Joe Trohman – lead guitar, baking vocals
Andy Hurley - drums, percussion


Label: Island


Erscheinungsdatum: 2005


Stil: Rock


Trackliste:

1. Our Lawyer Made Us Change The Name Of This Song So We Wouldn't Get Sued (3:08)
2. Of All The Gin Joints In All The World (3:11)
3. Dance, Dance (3:00)
4. Sugar, We're Goin' Down (3:49)
5. Nobody Puts Baby In The Corner (3:20)
6. I've Got A Dark Alley And A Bad Idea That Says You Should Shut Your Mouth (Summer Song) (3:10)
7. 7 Minutes In Heaven (Atavan Halen) (3:02)
8. Sophmore Slump Or Comeback Of The Year (3:23)
9. Champagne For My Real Friends, Real Pain For My Sham Friends (3:23)
10. I Slept With Someone In Fall Out Boy And All I Got Was This Stupid Song Written About Me (3:31)
11. A Little Less Sixteen Candles, A Little More "Touch Me" (2:48)
12. Get Busy Living Or Get Busy Dying (Do Your Part To Save The Scene And Stop Going To Shows) (3:27)
13. XO (3:40)




Mit ihrer dritten Veröffentlichung „From Under The Cork Tree“ hatte die Band „Fall Out Boy“ 2005 ihren kommerziellen Durchbruch. Die Platte erreichte in den USA zweifachen Platinstatus, im Vereinigten Königreich reichte es immerhin zur einfachen Platinauszeichnung.

Und was fällt an dieser CD auf, außer vielleicht, dass sich die vier US-Amerikaner nicht auf eingängige und somit kürzere Songtitel einigen konnten? Nun, kurz sind die dreizehn auf dem Album enthaltenen Lieder - der längste Track ist gerade mal 3:49 lang. Und eingängig sind diese dreizehn Titel auch. Und noch was bleibt festzuhalten: Alle dreizehn Nummern rocken. Da schrammt mitunter die Stimmung ganz knapp am Hard Rock vorbei. Aber Hard Rock ist es nicht wirklich, was die vier Musiker aus Illinois hier produzieren. Es ist sehr viel eher Mainstream Rock, sehr gut gemachter Mainstream Rock allerdings. Manche Zeitgenossen mögen das auch Pop-Punk nennen, für mich klingt es nach Mainstream.

Die Lieder zünden fast durch die Bank weg. Man kann gar nicht anders, bei dieser Musik muss man einfach mitwippen. Man wippt und wippt, das eine Lied geht zu Ende, das andere beginnt und man wippt weiter, so als ob nichts gewesen wäre. Und da wären wir auch gleich beim großen Manko dieser Platte. Wie gesagt, die Nummern klingen alle nicht schlecht, aber sie klingen leider auch alle sehr ähnlich. Und so kommt es, wie es kommen musste, es macht sich Langeweile breit.

Fazit: Wenn man auf gut gemachten Rock steht, dann wird einem diese Platte auch gefallen, denn es findet sich kein Ausreißer nach unten auf dieser Scheibe. Ich zweifle allerdings, ob sich jemand finden wird, der behauptet: „From Under The Cork Tree ist das beste Album, was ich jemals gehört habe.“ Dazu packt die Musik zu wenig, dazu ist sie dann doch ein bisschen zu belanglos, dazu ähneln sich die dreizehn Stücke der Silberscheibe eben dann doch zu sehr. Keine schlechte Musik, jedoch auch nichts Besonderes. Durchschnitt eben, genau wie es sieben Punkte aussagen.

Anspieltipps: Die beiden ersten Singleauskopplungen „Sugar, We're Goin' Down“ und „Dance, Dance“ oder ne, irgendwie alle dreizehn Titel.



Sonntag, 27. November 2011

Anthony Phillips – 1984





Anthony Phillips – 1984


Besetzung:

Anthony Phillips – keyboards, drumbox, guitar, basic percussion, polymoog, arp 2600, mellotron, bass, piano


Gastmusiker:

Richard Scott – percussion, effects, vocal ideas
Morris Pert – percussion (timps, tambourine, gong, congas, bell-tree, vibra-slap, marimbas, vibes, etc.)


Label: EMI


Erscheinungsdatum: 1986


Stil: Instrumental


Trackliste:

1. Prelude '84 (4:23)
2. 1984 Part One (19:02)
3. 1984 Part Two (15:26)
4. Anthem 1984 (2:27)


Bonus CD:

1. Prelude '84 (early stage mix) (4:28)
2. Ascension (5:18)
3. 1984 Part One (early stage mix) (12:51)

Rule Britannia Suite:
4. Sally Theme (1:15)
5. Science & Technology (1:19)
6. Respect (0:59)
7. Church (0:51)
8. Military (1:39)
9. Power in the Land (1:45)

10. 1984 Part Two (early stage Mix) (4:26)
11. Anthem 1984 (early stage mix) (2:12)
12. Poly Piece (demo) (16:39)




Es ist schwer zu glauben, wenn man diese CD einlegt, dass dieser Sound Anfang der achtziger Jahre vielleicht mal interessant oder toll geklungen haben soll. Heute, 2011, klingt das einfach nur ganz, ganz billig. Und das liegt an der Rhythmusfraktion, die einem Synthesizer entspringen und so was von künstlich klingen, wie ich es bisher noch nicht gehört habe.

Nun, bei „Prelude '84“ kommt sogar noch etwas Weiteres hinzu, denn hier klingt auch das Keyboard absolut grausam – und billig. Da fällt mir irgendwie kein besseres Wort zu ein. Durch diese Instrumentierung ist das Lied grottenschlecht, da kann auch die eingängige Melodie nicht mehr helfen, die mir allerdings irgendwie bekannt vorkommt…

Es folgt „1984 Part One“. Was für den kurzen Opener galt, gilt für die nächsten neunzehn Minuten ebenso: Alles wirkt so unglaublich künstlich durch diese vermaledeite Instrumentierung. Und noch etwas fällt auf: Das Lied hat überhaupt keinen Bezug zum eigentlichen Thema, nämlich George Orwells Roman „1984“. Klasse kann man eine Geschichte zum Beispiel bei Alan Parsons „Fall Of The House Of Usher“ oder bei Camels „Snow Goose“ nachempfinden, beziehungsweise nachhören. Hier gelingt das überhaupt nicht. Kein noch so kurzer Abschnitt des Stücks weist auf den Roman hin. Aber vielleicht bin ich da auch einfach zu phantasielos. Musikalisch gesehen wird „1984 Part One“ allerdings im zweiten Teil deutlich besser als zu Beginn. Die Rhythmuslaute werden zwischenzeitlich leiser und hintergründiger, die Melodie wird schöner und das Lied gewinnt an Klasse. Gegen Ende des Stücks gestaltet sich die Instrumentierung allerdings leider wieder wie am Anfang. Ganz am Ende klingt die Nummer dann sphärisch aus.

Bei „1984 Part Two“ gestaltet es sich ähnlich. Zunächst wieder dieser billige Plastiksound, der dann in der Mitte des Stücks besser, ein bisschen schwebender wird, um den Hörer dann allerdings leider wieder mit den inzwischen bekannten Zutaten zu nerven. Kurz wird es dann noch mal ein wenig bombastisch, dann klingt der zweite Teil des Stückes „1984“ langsam aus. Und an dieser Stelle erkennt man dann auch das Werk, auf welchem die Musik fußt. „1984“ wird mehrmals im Hintergrund von einer elektronisch verfremdeten Stimme wiedergegeben.

Das letzte reguläre Stück der CD heißt „Anthem 1984“. Diese kurze Keyboardnummer wird durch einen breiten Keyboardsound geprägt, der das Stück „hymnenartig“ erklingen lässt. Nicht zu erwähnen brauche ich glaube ich, dass die Rhythmusfraktion auch hier wieder unter aller Kanone ist. Uuups, da habe ich es doch getan…

Aber nun zum Bonusmaterial. „Prelude '84 (early stage mix)“ klingt nicht viel anders als die Version auf der ersten CD. „Ascension“ ist anschließend ein Stück, das mit sehr breitem Keyboardteppich aufwartet und auch so sehr getragen wirkt. Die Rhythmuseinlagen fehlen, sodass das Stück immerhin Atmosphäre aufbauen kann. „1984 Part One (early stage mix)” klingt dann wieder sehr synthetisch, eine Verbesserung zum Stück auf CD1 kann ich dabei nicht raushören.

Es folgt die „Rule Britannia Suite“, aufgeteilt in sechs Stücke. Wie schon gehabt, der Sound klingt sehr künstlich, aber die Rhythmusmaschine fehlt zum größten Teil. „1984 Part Two (early stage Mix)“ wird dann richtig fies, denn in diesem Stück ist auch noch Tempo, sodass das „Klack-Klack“ “Tock-Tock“ doppelt so häufig seinen Weg zum Hörer findet. Und schließlich wäre da dann noch das getragene „Anthem 1984 (early stage mix)“ in einer etwas kürzeren Version.

Nun und dann kommt es, der eigentliche Höhepunkt des ganzen Albums, der allerdings nur die letzte Zugabe der CD darstellt. „Poly Piece (demo)“ ist eine richtig gute und verträumte Piano Nummer, die in ihren knapp siebzehn Minuten Dauer richtig viel Abwechslung für den Hörer bereithält. Mal wirkt dieser Track galoppierend, mal süßlich schwebend. Das Stück ist melodiös und spannend und für mich das absolute Highlight der CD, auch wenn es nur ein Bonustrack ist.

Fazit: Der Höhepunkt der CD versteckt sich im letzten Bonustitel. So etwas kannte ich bisher noch von keinem Album. Diesem Stück würde ich zehn Punkte geben, dem Rest nicht mehr als drei, da diese Rhythmusgeschichte einfach zu nervig ist. Zusammengenommen gibt es dann fünf Punkte.

Anspieltipps: Poly Piece (Da das Stück hier völlig aus der Reihe fällt.)






Freitag, 11. November 2011

Camel - Music Inspired By The Snow Goose




Camel – Music Inspired By The Snow Goose


Besetzung:

Andy Latimer – electric, acoustic and slide guitar, flute, vocals
Peter Bardens – organ, electric piano, piano, mini moog, pipe organ, acusticpiano, arp odyssey, vocals
Doug Ferguson – bass, duffle coat
Andy Ward – drums, vibes, vari-speed percussion


Label: Decca


Erscheinungsdatum: 1975


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. The Great Marsh (2:04)
2. Rhayader (3:02)
3. Rhayader Goes To Town (5:20)
4. Sanctuary (1:06)
5. Fritha (1:19)
6. The Snow Goose (3:12)
7. Friendship ( 1:44)
8. Migration (2:02)
9. Rhayader Alone (1:50)
10. Flight Of The Snow Goose (2:41)
11. Preparation (3:54)
12. Dunkirk (5:25)
13. Epitaph (2:08)
14. Fritha Alnoe (1:31)
15. La Princesse Perdue (4:57)
16. The Great Marsh (1:18)


Bonus-Tracks:

17. Flight Of The Snow Goose (Single Edit) (2:07)
18. Rhayader (Single Edit) (3:14)
19. Flight Of The Snow Goose (Alternative Single Edit) (2:50)
20. Rhayader Goes To Town (Live At Marquee Club, London, 30.10.1974) (5:07)
21. a. The Snow Goose, b. Freefall (Live At Marquee Club, London, 30.10.1974) (11:02)




“The Snow Goose” war im Jahre 1975 die dritte Veröffentlichung der britischen Band Camel. Und eindeutig ist die Musik dieser Formation, zumindest auf dieser CD, dem Stil „Progressive Rock“ zuzuschreiben. Ein Unterschied zu vergleichbaren Bands in dieser Zeit, wie zum Beispiel Yes oder Genesis, wird beim Studium der Trackliste sofort deutlich. An der Stelle, an der andere Bands auf den ehemaligen LP-Seiten einen einzigen Longtrack mit verschiedenen Teilen präsentieren, da lassen sich die Mannen von Camel acht oder neun Einzeltitel einfallen und präsentieren dann eine LP mit 16 Nummern, von denen einige gerade mal etwas über eine Minute lang laufen. Das wiederum sagt allerdings natürlich überhaupt nichts über die Qualität der Musik aus, denn die kann sich bei Camel auf diesem Album auch sehen, beziehungsweise doch besser hören lassen.

Allerdings ging das Entstehen des Albums nicht ganz reibungslos vonstatten. Klar war, dass Camel als drittes Album ein Konzeptalbum veröffentlichen wollte. Und so sollte für das dritte Album jedes Mitglied der Band einen Buchvorschlag machen, auf dessen Inhalt sich das neue Album beziehen sollte. Der erste Vorschlag lautete „Siddartha“ von Hermann Hesse. Andrew Latimer hatte auch gleich ein Lied parat, aber das passte wohl nicht so ganz, sodass der Vorschlag „Siddartha“ wieder fallengelassen wurde. Der nächste Vorschlag fundierte ebenfalls auf einem Werk Hermann Hesses. Dieses Mal war es „Der Steppenwolf“. Allerdings erwies sich auch dessen Umsetzung als nicht praktikabel. Und so hatte Bassist Doug Ferguson die Ehre, die Kurzgeschichte „The Snow Goose“ von Paul Gallico vorzuschlagen, die auch den endgültigen Zuschlag erhielt.

Das Album war von Anfang an als Instrumentalplatte geplant, also ohne Gesang. Allerdings sollten die einzelnen Stücke des Werks durch vorgetragene Auszüge aus der Geschichte „The Snow Goose“ miteinander verbunden werden. Das jedoch untersagten die Herausgeber Gallicos der Band. Zusätzlich nahm der Autor, selbst ein überzeugter Nichtraucher, Anstoß daran, dass der Titel seines Werkes in Verbindung mit einer Band genannt wurde, die ganz offensichtlich Verbindungen zur gleichnamigen Zigarettenmarke hatte. Trotz aller Aufklärungsversuche der Band, drohte Gallico weiter rechtliche Schritte gegen die Verwendung seines Titels an, bis die Band das Album in „Music Inspired By The Snow Goose“ umbenannte.

Nun jedoch zur Musik, bei der es sich eindeutig um progressive Musik handelt – auch wenn die einzelnen Titel zum Teil so dermaßen kurz sind. Das Album fängt ganz langsam und vor allem leise an – mit Gänsegeschnatter. Dann setzen Keyboard und Gitarre ein und im Hintergrund hört man sehr hoch gehauchte „Aaahs“ eines Chores. Alles ist sehr melodisch. Dann schließt sich bereits das zweite Stück „Rhayader“ an. Ein wunderbar melodiöses Querflötenspiel hat in diesem Stück zunächst die Hauptrolle inne, bis sie kurz mal durch das Keyboard abgelöst wird.

Kraftvoll mit treibenden Keyboardklängen geht es mit „Rhayader Goes To Town“ weiter. Das Stück enthält auch ein sehr schönes Gitarrensolo. Im Übrigen handelt es sich bei diesem Track um ein ganz typisches Stück progressiver Rockmusik. Stimmungswechsel finden sich hier genauso wie Tempo- und Rhythmuswechsel. Das Gitarrensolo im zweiten Teil des Liedes erinnert fatal an David Gilmour, so, als ob er hier, als Gastmusiker engagiert worden wäre.

Nun, es ist müßig alle Titel der Platte einzeln durchzugehen, da sie alle irgendwie Teil eines einzigen Liedes sind. Meist sind die einzelnen „Abschnitte“ sehr melodiös. Das kann sehr interessant sein, wie bei „Fritha“ und „Friendship“ oder „Preparation“ und „Epitaph“, aber auch etwas langweilig wie bei „Santuary“ oder „The Great Marsh“. Das kann so richtig schön progressiv klingen wie bei „“Dunkirk“, „La Princess Perdue“ oder dem bereits erwähnten „Rhayader Goes To Town“. Oder es kann sich auch mal fast schon nervig anhören, wie bei dem „Ricky-King-Gedächtnisstück „The Snow Goose“. Oder aber auch unfreiwillig komisch, wie auf „Migration“, was mich unglaublich an die Musik der italienischen Comic-Serie „Herr Rossi sucht das Glück“ aus den 70ern erinnert. Man höre nur den Chor…

Die Zugaben, soweit es nicht die Live-Versionen sind, sind eine nette Dreingabe. Die beiden Live-Versionen hören sich leider allzu blechern an und vermiesen einem das Hörerlebnis ein wenig.

Fazit: „Music Inspired By The Snow Goose” von Camel ist ein sehr abwechslungsreiches Album, welches perfekt in die Zeit Mitte der Siebziger passt. Was allerdings nicht bedeuten soll, dass es sich heute nicht mehr lohnt, hinzuhören. Ganz im Gegenteil, auf dem Album finden sich klasse Nummern, die einfach Spaß machen. Die Musik erreicht zwar nicht die Komplexität und Kreativität vergleichbarer Bands wie Yes oder Genesis zur selben Zeit, geht bei mir allerdings trotzdem als gute Platte durch, gerade wegen der vielen schönen Parts. Zehn Punkte gibt es dafür.

Anspieltipps: „Rhayader Goes To Town“, „Fritha“, „Friendship”, “Preparation” “Dunkirk”