Donnerstag, 8. Januar 2015

Udo Lindenberg – Alles Klar Auf Der Andrea Doria




Udo Lindenberg – Alles Klar Auf Der Andrea Doria


Besetzung:

Udo Lindenberg – Gesang, Schlagzeug
Steffi Stephan – Bass
Thomas Kretschmer – Gitarre
Karl Allaut – Gitarre
Gottfried Böttger – Klavier, Röhrenglocken, Celesta


Gastmusiker:

Jean Jaques Kravetz – Klavier, Orgel
Peter Hesslein – Akustikgitarre
Das Streichquartett Lorenz Westphal
Das Hot Owl Dixielandgegläse u.v.a.


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 1973


Stil: Deutsch Rock, Pop


Trackliste:

1. Alles klar auf der Andrea Doria (3:48)
2. Boogie Woogie-Mädchen (3:33)
3. Nichts haut einen Seemann um (5:07)
4. Ganz egal (4:20)
5. Du heisst jetzt Jeremias (2:55)
6. Wir wollen doch einfach nur zusammen sein (3:08)
7. Dr. Chicago (3:02)
8. Cello (3:01)
9. Er wollte nach London (3:59)
10. Die grösste Liebe (0:49)


Bonus Tracks:

11. Tief im Süden (2:29)
12. Rock'N'Roll Band (3:18)

Gesamtspieldauer: 39:00

„Alles klar auf der Andrea Doria“ ist das vierte Studioalbum des Udo Lindenberg, wurde im Jahr 1973 veröffentlicht und bedeutete den Durchbruch für den gebürtigen Gronauer. Er stieg damit zum ersten deutschen Musiker auf, der von einem Major-Label einen Millionenvertrag angeboten bekam. Dass dieses Album für Udo Lindenberg den Aufstieg in den Olymp des Deutschen Musikbusiness bedeutete ist nicht weiter verwunderlich, denn auf dieser Scheibe befinden sich einige Klassiker im Songkatalog des Musikers und jede Menge Stücke, die wahrlich im Ohr des Hörers festhaften und zu langen, sehr langen Begleitern werden.


Die Platte beginnt mit dem Titellied „Alles klar auf der Andrea Doria“. Diese Art der Musik, Rag-Time mit deutschen, witzigen Texten, so etwas gab es bisher noch nicht in der Bundesrepublik Deutschland. Kein Wunder also, dass Udo Lindenberg damit Aufsehen erregte. Die Nummer groovt und stellt gleichzeitig jedoch nicht die „Normalität“ auf der Scheibe dar. Zwar ist die nächste Nummer „Boogie-Woogie-Mädchen“ noch ein flottes Rock-Lied, doch ansonsten überwiegen eher die traurig, melancholischen Stimmungen auf der Scheibe. „Nichts haut einen Seemann um“ ist so ein Lied. Die sentimentale Geschichte eines Seemanns am Ende seines Lebens. Versehen mit einer wunderschönen Melodie und überzeugender Instrumentierung, wirkt diese Nummer wahrlich sehr eindringlich. „Ganz egal“ hört sich zunächst sehr schräg und rockig an, geht dann mit Beginn des Gesangs jedoch auch in einen sehr viel melodiöseren Teil über. Und hier kommt zum ersten Mal auch das Sendungsbewusstsein des Udo Lindenberg, der nie um eine klare Aussage verlegen war, zum Vorschein: Toleranz auf allen Ebenen.

„Mit „Du heißt jetzt Jeremias“ bewegt sich Lindenberg dann auf dem Gebiet der Satire. Dass nicht jeder in den Kirchen damit glücklich war, versteht sich von selbst. Witzig ist das auf jeden Fall und wirkt auch in keinster Weise beleidigend, sodass man durchaus darüber lächeln können sollte. Es folgt einer der Klassiker des Udo Lindenberg: „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein“. Eine der Hymnen zum Mauerfall sechzehn Jahre später. Dr. Chicago ist ein Instrumentalstück und Rock’n’Roll und mündet in den nächsten Klassiker: „Cello“. Tolles Lied, Ohrwurmgarantie und macht auch heute noch jede Menge Spaß. Und wieder wird es etwas sentimental mit „Er wollte nach London“. Erneut wird eine Geschichte erzählt, nur dieses Mal ist es nicht ein alter Mann, der für viel Melancholie sorgt, sondern ein Junge beziehungsweise junger Mann. Auch dieses Lied wurde mit einer sehr eingängigen Melodie versehen und lädt zum Träumen und Lauschen an. Dagegen ist die letzte Nummer, „Die große Liebe“, eine Parodie auf den Deutschen Schlager und dauert glücklicherweise noch nicht einmal eine Minute.

Zwei Bonus-Titel wurden der remasterten Fassung des Albums hinzugefügt. „Tief im Süden“ ist so etwas wie seine Antwort auf seinen ersten kleinen „Hit“ auf dem Vorgängeralbum „Daumen im Wind“. Dieser hieß „Hoch im Norden“ und nun wird eben der Süden humoristisch aufgearbeitet. „Rock’n’Roll Band“ klingt, wie der Name schon sagt, eher rockig und kann vor allem mit seinen ruhigeren Stellen überzeugen.

Fazit: „Alles klar auf der Andrea Doria“ ist deshalb so gelungen, da Udo Lindenberg es auf dieser Platte perfekt versteht, intelligente, manchmal nachdenklich, manches Mal witzige Texte, mit tollen Melodien zu kombinieren. Nicht jedes Lied kann auf dieser Scheibe restlos überzeugen, aber der allergrößte Teil davon. Wenn man dann noch überlegt, wie viele verschiedene musikalische Stile Udo Lindenberg auf diesem Album vereinigt und überzeugend umsetzt, dann ist das schon „großes Kino“. Sicherlich ist Udo Lindenberg einer der besten Deutschen Musiker und „Alles klar auf der Andrea Doria“ eines seiner besten Alben. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Nichts haut einen Seemann um, Cello, Er wollte nach London