Donnerstag, 31. Dezember 2015

Calexico – Edge Of The Sun




Calexico – Edge Of The Sun


Besetzung:

Ryan Alfred – bass, upright bass, guitar, synthesizer, vocals
Joey Burns – accordion, banjo, bass, cello, congas, guitars, harmonica, organ, shaker, ukulele, vocals
John Convertino – drums, percussion
Sergio Mendoza – accordion, guitar, mellotron, organ, percussion, piano, ukulele, vibraphone, vihuela, background vocals
Paul Niehaus – pedal steel
Jacob Valenzuela – trumpet
Martin Wenk – synthesizer, trumpet, vibraphone
Jairo Zavala – bass, guitar


Gastmusiker:

Sam Beam – vocals
Ben Bridwell – vocals
Pieta Brown – vocals
Neko Case – vocals
Tom Hagerman – strings
Steff Koeppen – vocals
Thomas Konstantinou – bouzouki, lute
Greg Leisz – guitar, pedal steel
Gaby Moreno – vocals
Carla Morrison – vocals
Adrian Perez – harp
Antonio Pro – guitarron
Isaac Rodriguez – vocals
Amparo Sánchez – vocals
Chris Schultz – Percussion, vocals
Craig Schumacher – moog bass
Nick Urata – vocals


Label: City Slang


Erscheinungsdatum: 2015


Stil: Independent Rock, Americana


Trackliste:

1. Falling From The Sky (3:23)
2. Bullets & Rocks (3:30)
3. When The Angels Played (2:25)
4. Tapping On The Line (3:28)
5. Cumbia De Donde (3:09)
6. Miles From The Sea (3:41)
7. Coyoacán (3:03)
8. Beneath The City Of Dreams (2:35)
9. Woodshed Waltz (3:29)
10. Moon Never Rises (3:28)
11. World Undone (4:29)
12. Follow The River (3:54)

Gesamtspieldauer: 40:41




Im April 2015 veröffentlichte die Band Calexico ihr bereits neuntes Album unter dem Titel „Edge Of The Sun“. Und wieder ist darauf jede Menge sehr eingängige Musik zu hören, sanft zumeist und immer melodiös. Einen Unterschied gibt es jedoch zu den vorherigen Platten der US-Amerikaner. Die einzelnen Lieder haben wieder einen sehr viel stärkeren folkloristischen Touch erhalten, klingen häufig sehr mexikanisch – und das liegt nicht nur daran, dass einige Titel auch in spanischer Sprache eingesungen wurden.

Da erklingen manches Mal die Trompeten dermaßen präsent, dass man denkt, gleich kommt eine Mariachi Band um die Ecke gebogen und der dicke Guitarrón-Spieler (das ist diese große Gitarre) lächelt einen breit an, wobei einer seiner drei Goldzähne heftig im Lichtschein blitzt. Aber nicht nur diese Folklore bekommt man auf „Edge Of The Sun“ zu hören. Auch die Lap Steel Gitarre kommt mehrfach zum Einsatz, sodass man zusätzlich von der US-amerikanischen Südstaaten Folklore ebenfalls eine Breitseite abbekommt.

Die weniger „einschlägigen“ Independent Rock Stücke fehlen ein wenig auf dieser Scheibe, die dadurch etwas verliert. Punkten kann das Album immer dann, wenn es mal mehr folkig klingt und weniger nach Folklore, denn für letzteres benötigt man einfach das passende Ohr und wahrscheinlich auch die entsprechende innere Einstellung. So überzeugen mich am meisten der Opener „Falling From The Sky“, ein klein wenig rockigeres Lied, trotzdem noch sehe gemäßigt, jedoch mit nur wenigen folkloristischen Einflüssen ausgestattet. Noch mehr gelungen ist die Nummer 11 der Scheibe: „World Undone“. Hier klingen Calexico, verträumt und verspielt. Klar ist das auch Americana, jedoch sehnsüchtig und um Erlösung bettelnd. Der Rest der Platte ist ziemlich stark eingefärbt mit diesen Tönen, die man einfach mögen muss, jedoch stellt nicht für jeden eine „Fiesta Mexicana“ das Optimum dar.

Fazit: Sehr viel mehr zu ihren Ursprüngen kehren Calexico auf „Edge Of The Sun“ zurück. Hier gibt es jede Menge Nord- und Mittelamerikanische Folklore zu hören. Natürlich ist dies kein richtiges beziehungsweise reines Mariachi Album und auch keine reine Western & Country Scheibe. Die Ansätze sind allerdings darauf sehr präsent und absolut unüberhörbar. Für mich etwas zu viel Folklore und ich kenne definitiv wesentlich interessantere Calexico-Alben. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Falling From The Sky, World Undone



Mittwoch, 30. Dezember 2015

Hugo Race & The True Spirit – The Spirit




Hugo Race & The True Spirit – The Spirit


Besetzung:

Hugo Race – vocals, guitars, piano, synthesizer, mellotron, organ, arp, odyssey, electroacoustic guitars


Gastmusiker:

Brett Poliness – drums, vocals, bongos, percussion, organ, piano
Bryan Colechin – bass, vocals
Michelangelo Russo – minimoog, moog, harmonica, trombone, vocals, trumpet, electronica, vocals
Nico Mansy – orchestrations, piano, hammond, organ, reverse keys
Stefan Rogall – rhythm loops


Label: Glitterhouse Records


Erscheinungsdatum: 2015


Stil: Art Rock


Trackliste:

1. Man Check Your Woman (4:28)
2. Elevate My Love (4:31)
3. The Information (3:33)
4. Sleepwalker (4:36)
5. Heaven Or Die (1:44)
6. Bring Me Wine (4:12)
7. Dollar Quarter (6:03)
8. Heartbreak 69 (3:32)
9. Wildcards (4:12)
10. Higher Power (4:51)

Gesamtspieldauer: 41:46




Hugo Race hat wieder mal eine Platte mit der Band „The True Spirit” aufgenommen. Passenderweise gleich unter dem Titel „The Spirit“. Im Jahr 2015 wurde diese auf dem deutschen Label Glitterhouse Records veröffentlicht. Und es erwartet einem als Hörerin beziehungsweise Hörer keine großartige Überraschung auf dieser Scheibe, die erneut angefüllt ist mit der so typisch tieftraurigen, melancholischen bis sentimentalen Musik des Australiers.

Man legt die Scheibe ein und gleitet hinein, in die stimmungsvolle Welt des Hugo Race, die von seiner sonoren Stimme und jeder Menge Akkorde in Moll dominiert wird. Das klingt dann an vielen Stellen fast schon ergreifend, in den allermeisten Abschnitten sanft und zurückhaltend. Nur sehr selten wirkt diese Musik des Ex-Nick Cave And The Bad Seeds-Mitglieds mal fordernder oder treibender. Auch von der Instrumentierung her, scheint hier oftmals weniger mehr zu sein.

Die Musik des Hugo Race kann man absolut mit „sehr melodiös“ umschreiben. Alles lebt von Harmonien, welche allesamt ziemlich schnell ins Ohr gehen. Aber ganz so einfach macht es Hugo Race seinen Hörern dann doch nicht. Denn unter all dieser Melodiösität mischt sich durchaus auch mal ein Akkord, den man so dort nicht erwarten würde, der dann schräger klingt, anders. Auch das macht die Musik des Australiers so spannend. Und schließlich gibt es mit „Heartbreak 69“ auch noch einen Titel, der völlig von der Atmosphäre lebt, die er transportiert. Gesungen wird hier nicht mehr, zwar hört man noch Wortfetzen, allerdings ist hier die Musik und das gesungene Wort nur noch sehr sphärisch angelegt, was in diesem Fall sogar zu einer weiteren Auflockerung von „The Spirit“ beiträgt.

Fazit: Ein schönes und ruhiges, aber auch sehr intensives Album ist „The Spirit“ geworden. Wer auf sanfte und tiefgehende Musik steht, die zumeist sehr melodiös gehalten ist, wird diese Scheibe lieben. Ganz bestimmt eher Musik für die ruhigen Stunden des Lebens. Absolut nichts Aufregendes, jedoch was sehr Entspannendes. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Sleepwalker, Bring Me Wine, Higher Power



Dienstag, 29. Dezember 2015

Algiers – Algiers




Algiers – Algiers


Besetzung:

Franklin James Fisher – lead vocals, backing vocals, guitar, piano, rhodes, wurlitzer, percussion, cello, drums, sampling
Ryan Mahan – bass, tr-808, juno-6, arp string ensemble, prophet-5, wurlitzer, programming, percussion, guitar, backing vocals
Lee Tesche – guitar, prepared piano, prepared guitar, programming, percussion, backing vocals


Gastmusiker:

Natalie Judge – backing vocals (8)


Label: Matador Records


Erscheinungsdatum: 2015


Stil: Rock, Gospel


Trackliste:

1. Remains (3:05)
2. Claudette (3:31)
3. And When You Fall (3:41)
4. Blood (5:38)
5. Old Girl (4:24)
6. Irony. Utility. Pretext. (4:30)
7. But She Was Not Flying (3:58)
8. Black Eunuch (3:39)
9. Games (3:49)
10. In Parallax (8:20)

Gesamtspieldauer: 44:40




„Algiers“ heißt das Debut-Album der gleichnamigen Band aus Atlanta, Georgia. Im Jahr 2015 wurde es veröffentlicht, die Musiker haben die band Algiers allerdings schon 2007 gegründet. Sehr viel Vorbereitungszeit für das erste Album also. Liest man dann etwas über Algiers im Internet beziehungsweise diversen Zeitschriften nach, stößt man plötzlich auf solch eine Genrebezeichnungen wie „Psychedelic Soul“, was immer das auch bedeuten oder darstellen mag. Zumindest mit Sicherheit keine alltägliche Musik, denn das sagt diese musikalische Richtung bereits aus, ob es sie nun gibt oder nicht. Nun, aber es stimmt, Algiers machen Musik, die man sonst so, in dieser Art nicht so häufig zu hören bekommt. Da bleibt auf jeden Fall etwas von hängen. Algiers, egal ob man damit etwas anfangen kann oder nicht, Algiers hinterlassen Spuren mit ihrer Musik.

Für mich ist das jedoch kein „Psychedelic Soul“, sondern sehr viel eher rockiger Gospel – oder einfach ganz kurz: Gospel Rock. Die Musik klingt einfach nach schwarzer Musik, die auch in Kirchen hätte gespielt werden können – wenn, ja wenn da nicht auch noch dieser „Rockeinschlag“ wäre, der diese Musik mitunter sogar „hart“ werden lässt. Die Rhythmen spielen eine große Rolle in der Musik von Algiers und der Gesang des Franklin James Fisher lässt wahrlich das Herz des Musikhörers höherschlagen. Sehr überzeugend und kraftvoll, klingt jedoch nicht nur dieser, sondern die ganze Band.

Man kann wahrlich nicht behaupten, dass diese Scheibe nur so von Ohrwürmern überquellen würde. Aber diese Titel fahren einem in die Füße, die dadurch kaum zu bändigen sind. Alles vibriert, lässt einen unweigerlich mitwippen. Und dann gibt es da auch jene Titel, die nach jener Traurigkeit, nach jener Sehnsucht nach Freiheit klingen, die den meisten Gospelgesängen der ursprünglich versklavten, schwarzen US-amerikanischen Bevölkerung immer anhaftete. Wirklich keine „normale“ Musik.

Fazit: „Algiers“ von Algiers überzeugt deswegen, weil es einfach völlig andere Musik ist. Gerockte Gospelmusik gibt es nicht allzu oft zu hören. Diese ist dann mal mehr, mal weniger eingängig, denn sie beinhaltet durchaus auch experimentellere Passagen, die für das Ohr des Hitparaden-Konsumenten wohl kaum geeignet sind. Für alle anderen die offen sind für Neues, stellt dies die Möglichkeit dar, mal wirklich was Neues hören zu dürfen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Remains, Black Eunuch, In Parallax



Montag, 28. Dezember 2015

Agnes Obel – Aventine




Agnes Obel – Aventine


Besetzung:

Agnes Obel – vocals, piano and rhythms


Gastmusiker:

Mika Posen – violin and viola
Anne Müller – cello and violin
Robert Kondorossi – guitar
Gillian Fleetwood – harp


Label: Play It Again Sam


Erscheinungsdatum: 2013


Stil: Art Pop, Folk, Indie Pop


Trackliste:

1. Chord Left (2:30)
2. Fuel To Fire (5:29)
3. Dorian (4:48)
4. Aventine (4:08)
5. Run Cried The Crawling (4:26)
6. Tokka (1:30)
7. The Curse (5:53)
8. Pass Them By (3:31)
9. Words Are Dead (3:46)
10. Fivefold (1:59)
11. Smoke & Mirrors (2:57)

Gesamtspieldauer: 41:02




„Aventine“ nannte die Dänin Agnes Obel ihr zweites Album. Und genau wie ihr Debut-Werk „Philharmonics“ aus dem Jahr 2010, so ist auch die drei Jahre später erschienene zweite Platte der Sängerin und Pianistin angefüllt mit warmer und weicher, überaus melodiöser und immer sanfter Musik.

Auf „Aventine“ scheint die Zeit still zu stehen. Nichts ist hier schnell, laut, hektisch oder fordernd. Genau das Gegenteil ist der Fall. „Aventine“ ist beseelt von einer wunderbaren Ruhe, von sanften Tönen und von Harmonien im absoluten Überfluss. Wer es liebt, in Musik voll einzutauchen, diese in aller Ruhe auf seinem Lieblingsplatz zu genießen, für all jene hat Agnes Obel dieses Album geschrieben.

Natürlich steht neben dem intensiven Pianospiel wieder die sanfte Stimme der Dänin im Vordergrund, die, neben der ruhigen Musik, diese Atmosphäre der süßen Sentimentalität bis hin zur Melancholie vermittelt. Auch die Texte sind Agnes Obel dabei überaus gelungen, lyrisch, ganz ohne Kitsch und Schmusebotschaften. Immer wird alles nur sehr zart und zurückhaltend instrumentiert, neben dem Piano bleibt da kaum mehr Platz für andere Instrumente. Lediglich verschiedene Streicher machen das Gesamtbild oftmals noch runder, voller und intensiver.

Fazit: Ein Album zum Träumen hat Agnes Obel hier einmal mehr vorgelegt. Sehr, sehr weibliche Musik, sanft und warm und eindringlich. Ganz eindeutig Lieder, für die ruhigeren Stunden des Lebens, Musik zum Abschalten, zum Ausspannen, zum Eintauchen. Jeder Titel ist dabei äußerst melodiös und immer harmonisch. Macht einfach Laune, nach einem anstrengenden Tag – und nicht nur da. Elf Punkte.

Anspieltipps: Fuel To Fire, Tokka, Fivefold, Smoke & Mirrors



Sonntag, 27. Dezember 2015

Interzone – Interzone




Interzone – Interzone


Besetzung:

Heiner Pudelko – Gesang, Mundharmonika
Leo Lehr – Gitarre
Bibi Schulz – Gitarre
Trotter Schmidt – Bass, Mundharmonika
Hans Wallbaum – Schlagzeug


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 1981


Stil: Rock


Trackliste:

1. Hintermänner (4:00)
2. Blues (3:14)
3. Kinderlied (3:31)
4. Blnw (2:51)
5. Jobs (2:51)
6. Rita & Klaus (3:22)
7. Dilettanten des Wunders (3:27)
8. Die Lebendigen + Die Toten (4:18)
9. Liebeslied (4:04)
10. Glotze (4:00)
11. Karl (3:59)

Gesamtspieldauer: 39:42




Das erste, selbstbetitelte Album „Interzone“, stellte den Startpunkt von sechs Album-Veröffentlichungen dar, die die Berliner Band zwischen 1981 und 1996 tätigte. Vor allen die beiden ersten Alben von Interzone haben dabei bereits so etwas wie einen „Kultstatus“ bei den Fans inne. Über allem schwebt dabei sicherlich der Gesang des Anfang 1995 an einem Gehirntumor verstorbenen Sängers Heiner Pudelko, für dessen Stimme es wohl keinen zweiten Vergleich gibt.

Nein, das ist keine Neue Deutsche Welle, die die Berliner Band hier zu Gehör bringt, das ist Rock Musik mit meist durchaus intelligenten Texten. Und diese Musik ist überaus eindrucksvoll, wenn auch zugegebenermaßen nicht gleich beim allerersten Hören. Doch mit der Zeit wird hier auch alles sehr viel vertrauter und an Stellen, an denen es zuvor noch rau und schräg klang, entdeckt man plötzlich Melodiösität und vorher ungehörte Harmonien.

Interzone decken auf ihrer ersten Platte auch ein wahrlich großes Spektrum an muskalischer Vielfalt ab. Langsame und getragene Nummern gibt es hier genauso zu hören wie Titel, die fast schon unter der Überschrift „Punk“ einzureihen sind. Mal klingt es rockiger, mal ein klein wenig poppiger und auch Reggae kann man zumindest phasenweise heraushören. Die Texte spiegeln dabei einen kleinen Auszug aus der deutschen Geschichte, da die Zeit im Jahr 1981 speziell für Deutschland noch eine ganz andere war.

Nun, allerdings muss der größte Raum einer Besprechung einer Interzone-Platte natürlich dem Gesang des Heiner Pudelko gewidmet sein. Vergleiche zu anderen Sängern gibt es da kaum. Heiner Pudelko singt so dermaßen schrill, dass dies das Erkennungsmerkmal der Musik von Interzone schlechthin ist. Der Sänger, der auch auf dem Album-Cover abgebildet ist, versteht es meisterhaft seine Stimme in den Vordergrund zu schieben und damit auch Eindruck zu hinterlassen. Allerdings ist dies auch ein kleines Manko der Musik, die viele Hörerinnen und Hörer genau deswegen schon beim ersten Hören ablehnen. Es ist wirklich sehr außergewöhnlich, um nicht zu sagen gewöhnungsbedürftig. Ich wiederum finde das eher spannend anzuhören, benötige allerdings nach einem Durchlauf der Scheibe auch eine kurze Auszeit von Interzone. Zu oft hintereinander gehört, kann die Musik von Interzone sonst nämlich schon recht nervig wirken.

Fazit: Gut gemachten Rock aus Deutschland gibt es von Interzone auf ihrem selbstbetitelten Debut-Album zu hören. Vor allem bleibt davon der Gesang des Heiner Pudelko im Ohr, der wahrlich einmalig ist. Ob einem dieser gefällt? Reine Geschmackssache! Die Band breitet musikalisch ein weites Feld über Hörerinnen und Hörer aus, von sanft bis punkig gibt es hier viel zu entdecken. Spannend ist das alles schon, auch aufgrund der Texte. Ein Meisterwerk ist die Musik von Interzone jedoch nicht. Neun Punkte.


Anspieltipps: Hintermänner, Rita & Klaus, Liebeslied, Karl



Samstag, 26. Dezember 2015

Nickelback – Silver Side Up




Nickelback – Silver Side Up


Besetzung:

Chad Kroeger – lead vocals, lead guitar
Ryan Peake – rhythm guitar, backing vocals
Mike Kroeger – bass guitar
Ryan Vikedal – drums, percussion


Gastmusiker:

Ian Thornley – Slide guitar on "Good Times Gone"


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 2001


Stil: Rock


Trackliste:

1. Never Again (4:20)
2. How You Remind Me (3:43)
3. Woke Up This Morning (3:50)
4. Too Bad (3:52)
5. Just For (4:03)
6. Hollywood (3:04)
7. Money Bought (3:24)
8. Where Do I Hide (3:38)
9. Hangnail (3:54)
10. Good Times Gone (5:18)

Gesamtspieldauer: 39:10




„Silver Side Up“ heißt das dritte Album der kanadischen Rockband Nickelback. Diese Scheibe wurde im Jahr 2001veröffentlicht und enthält jenen Titel, der für die vier Musiker den endgültigen Durchbruch bedeutete und sicherlich nicht zuletzt zum überragenden Erfolg dieser Scheibe beitrug: „How You Remind Me“. Eine Rock-Nummer, im Mid-Tempo gehalten, die sich ziemlich schnell im Ohr der Hörerin beziehungsweise des Hörers festsetzt. Kurz nach der Veröffentlichung lief dieses Lied auch in den Radiostationen dieser Welt rauf und runter und man konnte sich dem Titel nicht mehr entziehen – trotzdem hat man sich an ihm nicht überhört, auch ein Qualitätsmerkmal.

Ebenfalls noch sehr gelungen und auch mit Ohrwurmpotential ausgestattet, ist das folgende Lied „Woke Up This Morning“. Auch diesen Titel trägt die Band im Mid-Tempo vor, die Nummer groovt und überzeugt auch bereits beim ersten Durchlauf. So, jetzt komme ich aber zu dem Manko der Musik von Nickelback, welches im Grunde genommen nur indirekt eines ist. Ein schlechter Titel hat sich nämlich nicht auf „Silver Side Up“ geschlichen, trotzdem überzeugt diese Scheibe nicht restlos.

Dies liegt einzig und allein daran, dass Nickelback einem bestimmten Musikstil frönen und diesen auch konsequent durchziehen. Das wiederum bedeutet, das nicht nur die bereits erwähnten zwei Titel im Mid-Tempo gehalten sind, nein, auf „Silver Side Up“ verfügt jedes Lied über dieses Tempo. Auch sonst ähneln sich die einzelnen Stücke von der Machart her sehr, ohne freilich direkt identisch zu sein. Allerdings kann man Kritiker und Fans durchaus verstehen, die behaupten, auf „Silver Side Up“ klingen alle Lieder sehr ähnlich bis gleich. Ich empfinde das ebenso, wenn auch „Good Times Gone“, die letzte Nummer des Albums, noch mal für Abwechslung sorgt. Dies liegt nicht nur an der hier eingesetzten Slide Gitarre, sondern auch darin begründet, dass die Band dieses Mal deutlicher mit den Tempi und den Lautstärken im Titel selbst spielt. Diese werden nun stärker variiert – und damit bleibt diese Nummer sehr viel mehr hängen, als so manch andere dieses Albums, welches doch eigentlich keine Ausfälle beinhaltet.

Fazit: Ein grundsolides Rock-Album ist „Silver Side Up“ geworden, ausgestattet mit zwei, drei wirklichen Höhepunkten. Größere „Ausschläge nach unten“ gibt es nicht zu beklagen, wenn auch die Abwechslung auf dieser Scheibe nicht übermäßig groß geschrieben wird. Sei es drum, Freunden des Rock wird diese Scheibe mit Sicherheit gut gefallen und die Höhepunkte sind auch wirklich sehr hörenswerte Rock-Nummern mit Ohrwurmcharakter. Neun Punkte.

Anspieltipps: How You Remind Me, Woke Up This Morning, Good Times Gone



Freitag, 25. Dezember 2015

Jethro Tull – The Jethro Tull Christmas Album




Jethro Tull – The Jethro Tull Christmas Album


Besetzung:

Ian Anderson – flute, vocals, acoustic guitars, mandolin, piccolo, percussion
Martin Barre – electric and acoustic guitars
Andrew Giddings – keyboards, accordion and keyboard bass
Jonathan Noyce – bass guitar
Doane Perry – drums and percussion


Gastmusiker:

James Duncan – drums and percussion
Dave Pegg – bass, mandolin

The Sturcz String Quartet:
Gábor Csonka – 1st violin
Péter Szilágyi – 2nd violin
Gyula Benkő – viola
András Sturcz – cello


Label: Parlophone Records


Erscheinungsdatum: 2003


Stil: Rock, Folk Rock


Trackliste:


CD1 (Studio):

1. Birthday Card At Christmas (3:40)
2. Holly Herald (4:17)
3. A Christmas Song (2:47)
4. Another Christmas Song (3:32)
5. God Rest Ye Merry, Gentlemen (4:34)
6. Jack Frost And The Hooded Crow (3:37)
7. Last Man At The Party (4:49)
8. Weathercock (4:17)
9. Pavane (4:19)
10. First Snow On Brooklyn (4:58)
11. Greensleeved (2:39)
12. Fire At Midnight (2:26)
13. We Five Kings (3:17)
14. Ring Out Solstice Bells (4:05)
15. Bourée (4:25)
16. A Winter Snowscape (4:56)


CD2 (Live):

1. Weathercock (4:44)
2. Introduction: Rev. George Pitcher / Choir: What Cheer (3:33)
3. A Christmas Song (3:19)
4. Living In These Hard Times (3:46)
5. Choir: Silent Night (3:08)
6. Reading: Ian Anderson, Marmion (2:18)
7. Jack In The Green (2:36)
8. Another Christmas Song (3:58)
9. Reading: Gavin Esler, God's Grandeur (1:51)
10. Choir: Oh, Come All Ye Faithful (3:52)
11. Reading: Mark Billingham, The Ballad Of The Breadman (3:35)
12. A Winter Snowscape (3:42)
13. Reading: Andrew Lincoln, Christmas (3:14)
14. Fires At Midnight (3:39)
15. We Five Kings (3:20)
16. Choir: Gaudete (3:41)
17. God Rest Ye Merry, Gentlemen / Thick As A Brick (10:27)

Gesamtspieldauer CD1 (59:04) & CD2 (1:04:53): 2:03:57




Im Jahr 2003 veröffentlichte Ian Anderson mit seiner Band Jethro Tull deren insgesamt 21. und gleichzeitig wohl auch letztes Studioalbum mit dem Titel „Jethro Tull – The Jethro Tull Christmas Album“. Ende September erschien diese Scheibe, also fast passend zur bald startenden Weihnachtszeit und dem dazugehörenden Weihnachtsgeschäft. Auf der Platte befinden sich neue Stücke von Jethro Tull, bereits veröffentlichte Lieder der Band, die hier entsprechend „weihnachtlich“ überarbeitet wurden und traditionelle Lieder, die ebenfalls das Thema „Weihnachten beinhalten und entsprechend an die Musik von Jethro Tull „adaptiert“ wurden.

Nun, was man dem „The Jethro Tull Christmas Album“ sicherlich nicht absprechen kann ist die Tatsache, dass beim Hören immer wieder „weihnachtliche“ Gefühle aufkommen. Dabei klingt die Platte jedoch überaus „folkig“ und hätte auch bestens in die Folk Rock Phase der Band Ende der 70er Jahre gepasst. Dazu passt auch, dass hier zwar viel von „Santa“, „December“ und „Christmas“ gesungen wird, die Musik ist jedoch eine völlig andere, als wir in Deutschland sie mit Weihnachten in Verbindung bringen würden. Das liegt daran, dass die Lieder auf dieser Scheibe deutlich weniger getragen klingen, egal ob es sich dabei um neue, alte oder traditionelle Kompositionen handelt. „The Jethro Tull Christmas Album“ klingt fröhlich und strahlt Freude aus, die in den allermeisten der Titel zu „erhören“ ist.

Diese Scheibe ist sicherlich keine essentielle in der Diskographie dieser Band, da es hier eben nur wenig Neues zu hören gibt, das Überarbeiten bisher bereits bestehenden Materials mehr im Vordergrund stand. So hat Ian Anderson alle Lieder „zusammengesucht“, die auf den vorherigen zwanzig Alben das „Thema“ Weihnachten behandelten. Da er gleichzeitig auch noch an einem Solo-Album arbeitete war es wohl manchmal gar nicht einfach, welches der neuen Stücke hier und welches auf „Rupi’s Dance“ landen sollten. Nun, die letztlich enthaltene „Mischung“ hat es trotzdem in sich, wird neben den folkigen Abschnitten auch durchaus mal mehr feierlich, wenn dann die Streicher auch einen größeren Einsatz bekommen.

Ab 2009 beinhaltet das Album noch eine zweite CD, bei der ein 2008 in der St Bride’s Kirche aufgenommener Gottesdienst zu hören ist. Hier hört man neben einigen der Jethro Tull Weihnachtslieder, auch die Worte des Pastors, Erklärungen  von Ian Anderson und ebenso weitere Weihnachtslieder, gesungen von einem Chor. Klar, das fehlt dann „Stille Nacht, Heilige Nacht“ auch nicht mehr. Diese CD ist eine nette Zugabe, wenn auch der Gesang des Chors mitunter etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Fazit: Das beste Fazit zu dieser Scheibe schreibt Ian Anderson selbst im beiliegenden Booklet der Albums: „Wenn Du „Bourée“ magst und Dir auch die Lieder auf dem Album „Songs From The Wood“ gefallen, dann wirst Du dieses Album lieben“. Unrecht hat der gute Ian Anderson damit nicht, jedoch würde man die Scheibe noch mehr lieben, wenn es sich dabei ausschließlich um neues Material halten würde, was durchaus den Spannungsbogen erhöht hätte. Doch genug gemeckert, „The Jethro Tull Christmas Album“ klingt nach Folk, ist fröhlich, vermittelt Weihnachten. Zehn Punkte.

Anspieltipps: A Christmas Song, Last Man At The Party, Pavane, A Winter Snowscape



Donnerstag, 24. Dezember 2015

Udo Lindenberg – Lindenberg




Udo Lindenberg – Lindenberg


Besetzung:

Udo Lindenberg – vocal, drums, keyboards, percussion


Gastmusiker:

Carl G. Stephan – bass
Andy Marx – guitars
Helmut Franke – guitar on „Stardance“
Thomas Kretschmer – guitar on „Good Life City“
Mag Johannsen – backing vocals
Ischi Bendorff – backing vocals
Sybille Kynast – backing vocals


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 1971


Stil: Rock


Trackliste:

1. Good Life City (2:58)
2. It Is Allright Again (3:10)
3. We've Had Our Time (4:07)
4. Paradise Now (9:01)
5. Stardance (2:16)
6. We Could Be Friends (4:44)
7. The Children Of Your Children Won't Even Know Your Name (11:38)

Gesamtspieldauer: 37:56




Wer beim ersten Studioalbum des Udo Lindenberg mit dem kurzen Titel „Lindenberg“ aus dem Jahr 1971 jenen Udo Lindenberg erwartet, der kurze Zeit später Alben wie „Alles klar auf der Andrea Doria“, „Ball Pompös“, „Votan Wahnwitz“ oder „Galaxo Gang“ veröffentlichte, die oder der wird überrascht sein. Wer hier jedoch auf vergleichbare Platten wie „Udopia“, „Keule“, „Odyssee“ oder „Götterhämmerung“ hofft, wird enttäuscht sein und wer schließlich solch Alben wie „Zeitmaschine", „Der Exzessor", „Atlantic Affairs" oder „Stark Wie Zwei" zum Vergleich heranzieht wird kaum glauben können, dass es sich hierbei um denselben Udo Lindenberg handelt, den sie oder er musikalisch zu kennen glaubt.

Nun, die erste Scheibe des geborenen Gronauers klingt so ganz anders, als der Rest des umfangreichen Alben-Katalogs des Udo Lindenberg. Das liegt sicherlich nur zum einen daran, dass „Lindeberg“ das einzige Album ist, welches Udo Lindenberg in Englisch eingesungen hat. Auf „Lindenberg“ hört man Rock Musik, die manchmal etwas psychedelisch angehaucht ist, ein anderes Mal eher sphärisch klingt, sich dann durchaus auch mal progressiv und schließlich sogar etwas folkig anhört – neben all den rockigen Zügen, die diese Platte auch aufweist.

Die Lieder sind dabei gar nicht mal beim ersten Hören sofort sehr eingängig. Manche werden es sogar auch abschnittsweise nie, wie die letzte Nummer, wohl das längste Lied, welches Udo Lindenberg jemals geschrieben hat: „The Children Of Your Children Won't Even Know Your Name“. Gut, sicherlich ist auch der Titel des Liedes selbst der längste aller Lieder des Udo Lindenberg. Die Nummer setzt sich aus mehreren Teilen zusammen, die durch den Text zusammengehalten werden. Da klingt so mancher Part durchaus sehr melodiös, ein anderer jedoch eher sphärisch und experimentell und hier wird dann auf das gesungene Wort ganz verzichtet. Sehr spannend.

Jedoch ist nicht nur dieser Titel durch seine verschiedenen Abschnitte sehr abwechslungsreich gestaltet. Es ist das ganze Album, welches wahrlich ein breites Spektrum an Facetten der Rock Musik abbildet. Und überdeutlich wird hier bereits die Gabe des Udo Lindenberg, tolle Melodien zu komponieren. Auch klingt die Stimme des Wahl Hamburgers hier für mich noch interessanter, als auf manchem der späteren Alben. Zwar erkennt man Udo Lindenberg auch auf „Lindenberg“ mit jeder Silbe, trotzdem klingt sein Gesang hier noch deutlich weicher und irgendwie auch abwechslungsreicher.

Fazit: Wer Udo Lindenberg mal ganz anders hören möchte, hier hat sie oder er die Chance dazu. Ich weigere mich an dieser Stelle von Krautrock zu sprechen, das wäre es nur bezüglich des Herkunftslandes der Musik. Udo Lindenberg zelebriert hier Rock Musik, die durchaus verschiedene Stilrichtungen beinhaltet. Freunde des etwas psychedelischen oder progressiven Musikgenres werden mit „Lindenberg“ sehr viel mehr Spaß haben als Musikhörer, die gerne Pop-Musik hören. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Good Life City, We've Had Our Time, We Could Be Friends



Mittwoch, 23. Dezember 2015

The Boots – Here Are The Boots




The Boots – Here Are The Boots


Besetzung:

Uli Grun – Orgel, Mundharmonika
Bob Bresser – Bass
Werner Krabbe – Gesang, Gitarre, Mundharmonika
Jörg Schulte-Eckel – Leadgitarre, Gesang
Heinz Hoff – Schlagzeug


Label: Teldec


Erscheinungsdatum: 1965


Stil: Rock


Trackliste:

1. She's About A Mover (2:46)
2. Mama Keep You Big Mouth Shot (3:12)
3. Gloria (3:29)
4. It Ain't Necessarily So (2:28)
5. Give Love If You Want It (2:42)
6. But You Never Do It Babe (2:32)
7. Enchanted Sea (4:03)
8. Baby Please Don't Go (2:34)
9. Watcha Gonna Do About It (2:21)
10. When I Loved Her (2:18)
11. Jump Back Baby (1:41)
12. Dimples (2:56)
13. Boogie Children (3:33)
14. Walking In The Sand (Remember) (3:24)


Bonus Tracks der 1998  remasterten Albumversion:

15. In The Midnight Hour (Single Version) (2:29)
16. Watch Your Step (Single Version) (2:56)
17. One More Time (2:49)
18. I Wish You Would (2:47)

Gesamtspieldauer: 51:11




„Here Are The Boots” heißt der erste Scheibe der Berliner Band The Boots, die im Jahr 1965 auf dem Label Teldec veröffentlicht wurde. Zwei Alben brachten die fünf jungen Musiker zusammen heraus, dann war auch bereits wieder Schluss. Um diese Band gab es damals, in den 60er Jahren, einen ziemlichen Hype und sie wurden mit Größen wie den Rolling Stones, Animals oder Kinks verglichen. Hört man sich diese Scheibe heutzutage an, merkt man natürlich sofort, aus welcher Zeit diese Musik stammt – die Vergleiche sind allerdings auch heute noch durchaus nachvollziehbar.

Dabei bin ich mir jedoch ziemlich sicher, dass man diese „Beat-Musik“ wohl am besten genießen kann, wenn man auch ein Kind jener Zeit ist. Ich bin dazu noch zu jung, habe die „Boots“ (Wer wohl auf diesen Namen kam? Schuhe? Und wo wir gerade dabei sind... Wer hat dem Keyboarder im unten angehängten Video Frisur und Brille verpasst?) nicht zu ihrer Zeit gehört und heute klingt das einfach alles ein wenig nach „Oldie“. Ist irgendwie nicht mehr ganz so angesagt, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Doch halt, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Jungs hatten nämlich durchaus auch psychedelische Ansätze und genau dadurch wird diese Scheibe dann doch ein wenig interessanter und auch zeitloser. Ihre Interpretation des Them-Titels „Gloria“ ist sicherlich die beste, die es gibt, zumindest der mir bekannten. Ich habe immer Schwierigkeiten damit, wenn andere Bands mit Pink Floyd verglichen werden, da ich die Musik von Pink Floyd für nicht kopierbar halte, egal welche Periode der Bandgeschichte man sich da anhört. Allerdings, hier, bei „Gloria“, in den instrumentalen Teilen, da klingen die Berliner wie auf dem ersten Album von Pink Floyd „The Paper At The Gates Of Dawn“. Und jetzt kommt das Überraschende: Diese erste Pink Floyd Platte wurde erst 1967 veröffentlicht. Es klingt wirklich fast so, als ob sich Syd Barrett hier inspirieren ließ, von einer deutschen Band. Das Lied „Gloria“ gibt es in unzähligen Versionen der Boots, auf der ursprünglichen, hier enthaltenen Album-Version klingen sie so, auf anderen nicht mehr.

Auch sehr gelungen ist das darauffolgende Stück „It Ain't Necessarily So“. Hier hört man nun Eric Burdon heraus, der war allerdings mit seinen „Animals“ zur damaligen Zeit ebenfalls schon aktiv. Und schließlich gibt es da noch die etwas experimentelle Instrumentalnummer, die zunächst ohne großartige Melodieführung auskommt und eher Atmosphären transportiert, sich dann zu einem sehr sanften und getragenen Lied mit jeder Menge Hintergrundgeräuschen entwickelt, welches es ebenfalls verdient, auch heutzutage noch gehört zu werden. Nun, der Rest besteht aus diesen bereits erwähnten Oldies, diese schaffen es zumindest bei mir nicht mehr zu zünden und mich zu überzeugen.

Fazit: Die erste Scheibe der Berliner Band The Boots mit dem Titel „Here Are The Boots“ besteht aus einer ganze Menge Titel, die alle sehr unaufgeregt klingen und sich nach etwas rockigerer Musik der 60er Jahre anhören – und genau das sind sie ja auch. Drei Titel stechen aus diesem „Grundrauschen“ etwas heraus, die sich besonders lohnen gehört zu werden. Alles in allem stellt „Here Are The Boots“ eine kleine, zumeist unspektakuläre, musikalische Zeitreise dar. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Gloria, It Ain't Necessarily So, Enchanted Sea



Dienstag, 22. Dezember 2015

Kin Ping Meh – Virtues & Sins




Kin Ping Meh – Virtues & Sins


Besetzung:

Geff Harrison – lead vocals
Gagey Mrozeck – 6 & 12 string guitar
Alan "Joe" Wroe – bass
Frieder Schmitt – organ, string organ, piano & synthesizer
Kalle Weber – drums & percussion


Gastmusiker:

Jean-Jaques Kravetz – string organ on "Rich Kid Blues"
Chris Klöber – keyboard
Ralle Oberpichler – background vocals
Rolf Köhler – background vocals
Freya – background vocals
Puppa – background vocals


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 1974


Stil: Rock, Blues Rock


Trackliste:

1. Good Time Gracie (3:33)
2. You're A Liar (7:25)
3. Night-Time Glider (5:44)
4. When Summer's Gone (5:40)
5. Whiskey Flyer (5:48)
6. Rich Kid Blues (6:58)
7. Living Your Lies (5:43)
8. Virtue And Sin (4:33)


Bonustracks der remasterten Ausgabe des Albums von 1998:

9. Me And I (3:25)
10. Blue Horizon (3:07)

Gesamtspieldauer: 52:00




Kin Ping Meh ist eine deutsche Rockband, die in den Jahren 1970 bis 1977 aktiv war, in dieser Zeit fünf Studioalben veröffentlichte und ab 2005 wieder zusammenfand, ohne jedoch eine weitere Platte aufzunehmen. Bei „Virtues & Sins“ handelt es sich um die vierte Scheibe der Band, die im Jahr 1974 auf dem Label Nova Records veröffentlicht wurde.

Die Band Kin Ping Meh, die sich nach einem in der Spätzeit der Ming-Dynastie entstandenen chinesischen Sittenroman benannte, wir natürlich auch wieder dem „Krautrock“ zugeordnet – wie alles, was damals deutsche Musiker in Englischer Sprache veröffentlichten. Doch wer mit Krautrock, Progressive Rock à la Grobschnitt, Jane oder Birth Control gleichsetzt, die oder der wird beim Hören von „Virtues & Sins“ Erstaunliches erleben, denn dem ist im Falle von Kin Ping Meh und ihrer vierten Platte nicht so. Kin Ping Meh machen nämlich keinen progressiven Rock. Lediglich die Nummer „You're A Liar“ auf diesem Album geht vielleicht mal abschnittsweise in diese musikalische Richtung, das war es dann aber auch schon. Ansonsten spielen die Mannheimer Rock Musik – oftmals der härten Art – Blues und auch einige folkig angehauchte Stücke.

Das Ergebnis ist etwas zwiespältig. Das bereits erwähnte „You're A Liar“ punktet durch seinen überaus großen Abwechslungsreichtum, „Night-Time Glider“ durch die hier vorhandene relaxte Atmosphäre und die unüberhörbare Eingängigkeit. Besonders herauszuheben ist auch noch „Rich Kid Blues“. Der Name des Titels ist dabei etwas irreführend, denn ein Blues ist dieses Lied eher weniger. „Rich Kid Blues“ ist eine sanfte Rock Nummer, sehr melodiös, die sofort ins Ohr geht und ganz im Gegenteil zu manch anderem Titel auf dieser Scheibe, sogar bereits beim allerersten Hören zu überzeugen weiß. Besonders gelungen dabei die immer alles untermalende, fette Orgel im Hintergrund.

Und der Rest? Auch in Ordnung. Zwar keine Höhepunkte mehr, allerdings gut hörbar und was man den Nummern auch nicht absprechen kann ist, dass diese verstehen im Ohr des Hörers zu reifen. Einzig das Titellied „Virtue And Sin“ dürfte wohl lediglich den absoluten Blues Fans ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Fazit: Eine, mit ein paar Höhepunkten versehenes Rock Album, ist „Virtue & Sin“ von Kin Ping Meh geworden. Sicherlich ist diese Scheibe kein Höhepunkt des deutschen Krautrock, allerdings werden sich hier Leute gut aufgehoben fühlen, die auf Rock mit Blueseinflüssen stehen. Nichts absolut Besonderes, jedoch durchaus hörenswert. Acht Punkte.

Anspieltipps: You're A Liar, Night-Time Glider, Rich Kid Blues



Montag, 21. Dezember 2015

Das Dritte Ohr – Zahltag




Das Dritte Ohr – Zahltag


Besetzung:

Udo Wolff – Gesang, Mundharmonika
Tom Schrader – Gitarre, Slide, Gesang bei „Starvin‘ Traveller“
Boogie-Meyer – Bass, Gitarre
Ferdi „Flachmann” Peters – Schlagzeug


Label: Telefunken


Erscheinungsdatum: 1979


Stil: Blues, Boogie Woogie


Trackliste:

1. Zahltag (4:34)
2. Wenn die Sonne sinkt (3:18)
3. Rita Rita (7:41)
4. Mordwest-Stadt (4:05)
5. Maibock (3:35)
6. Kalte Wut (4:44
7. Bleib weg (3:34)
8. Schwarzer Wurm (5:41)
9. Disco Fuzzies (3:28)


Bonustracks der remasterten Albumfassung von 1997:

10. Starvin' Traveller (4:17)
11. Sippin' Time (2:43)
12. Yo-Yo Woman (4:46)

Gesamtspieldauer: 52:34




Das Dritte Ohr ist eine deutsche Blues und Boogie Woogie Formation, die 1969 gegründet wurde und anscheinend bis heute aktiv ist. Angeblich ist diese Platte mit dem Titel „Zahltag“ aus dem Jahr 1979 auch das meistverkaufte Blues-Album in deutscher Sprache. Wundern dürfte einen das zunächst nicht besonders, denn allzu viele deutsche Bands, die sich dem Blues mit deutschen Texten verschrieben haben, gibt es nun einmal nicht. Andererseits, wenn man dann diese Schreibe durchgehört hat, steht man mit offenem Mund da und kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

Das Problem bei dieser Platte ist für mich zunächst einmal ganz klar, dass ich mit Blues nicht gerade groß geworden bin, die Musik mich oftmals nicht packt, doch von diesem musikalischen Genre trotzdem auch immer wieder begeistert werde. Und so gab ich auch diesem Album die Chance mich zu überzeugen, doch mir wurde sehr schnell klar, dass zumindest ich mit dieser Art des Blues ziemlich wenig bis gar nichts anfangen kann – mit dem hier vertretenen Boogie Woogie ebenfalls nicht. Diese unendlich langen, irgendwie selbstverliebten Soli auf der Gitarre oder Mundharmonika sind unfassbar nervenzerrend. Da gibt es nichts Melodisches, nichts Eingängiges zu entdecken, auch kein mitreißendes Solo, egal auf welchem Instrument auch immer. Ich finde auch die Texte in keinster Weise lustig oder witzig, auch hier packt mich leider so rein gar nichts. Eher ganz im Gegenteil, wer mal was wirklich Peinliches hören möchte, der sollte sich unbedingt mal Disco Fuzzies reinziehen. Un-fass-bar.

Bei den Texten kann man aber immerhin noch so eine gewisse Abwechslung feststellen, die bei der Musik leider völlig verloren geht. Alle Blues Lieder klingen gleich, alle Boogie Woogie Lieder klingen gleich. Man denkt immer, wie haben die Jungs es geschafft, mit zwei Stücken ein ganzes Album zu füllen? Lediglich der Einsatz der Mundharmonika variiert, die ist mal mehr präsent, mal weniger. 

Fazit: Es tut mir sehr leid, wahrscheinlich kann ich diese Scheibe einfach nicht entsprechend würdigen, weil das so überhaupt nicht meine Baustelle ist. Wenn ich dann jedoch lese, dass dies die meistverkaufte deutsche Bluesplatte ist, dann kommt in mir der Verdacht auf, dass es wohl auch die einzige sein muss. Das Ganze klingt so lahm, so zäh, dass es für mich kaum in Worte zu fassen ist. Sorry. Zwei Punkte.

Anspieltipps: Alles



Sonntag, 20. Dezember 2015

Dream Theater – Octavarium




Dream Theater – Octavarium


Besetzung:


James LaBrie – lead vocals
John Petrucci – guitar, backing vocals
Jordan Rudess – keyboards, continuum, lap steel guitar
John Myung – bass
Mike Portnoy – drums, backing vocals


Gastmusiker:

Orchestra on "Sacrificed Sons" and "Octavarium"

Elena Barere – concert master
Katharine Fong – violin
Ann Lehmann – violin
Katherine Livolsi-Stern – violin
Laura McGinniss – violin
Catherine Ro – violin
Ricky Sortomme – violin
Yuri Vodovoz – violin
Vincent Lionti – viola
Karen Dreyfus – viola
Richard Locker – cello
Jeanne LeBlanc – cello
Pamela Sklar – flute
Joe Anderer – french horn
Stewart Rose – french horn

String Quartet on "The Answer Lies Within"

Elena Barere – violin
Carol Webb – violin
Vincent Lionti – viola
Richard Locker – cello


Label: Atlantic Records


Erscheinungsdatum: 2005


Stil: Progressive Metal


Trackliste:

1. The Root Of All Evil (8:25)
1. VI. Ready
2. VII. Remove
2. The Answer Lies Within (5:33)
3. These Walls (7:36)
4. I Walk Beside You (4:29)
5. Panic Attack (8:13)
6. Never Enough (6:46)
7. Sacrified Sons (10:43)
8. Octavarium (24:00)
1. Someone Like Him
2. Medicate (Awakening)
3. Full Circle
4. Intervals
5. Razor's Edge

Gesamtspieldauer: 1:15:46




„Octavarium“ heißt das achte Studioalbum der US-amerikanischen Progressive Metal Band Dream Theater. Nomen ist hier also Omen, wenn man seine achte Scheibe, die im Jahr 2005 auf Atlantic Records veröffentlicht wurde, auf diese Weise betitelt. Und dieses „Octavarium“ klingt irgendwie sehr routiniert. Jedoch klingt es anders, als noch der Vorgänger „Train Of Thought“, denn die dort noc hvorherrschende kompromisslose Härte, die ist auf „Octavarium“ fast vollständig verschwunden. Lediglich beim Opener „The Root Of All Evil“ und beim wahrlich harten „Kracher“, „Panic Attack“, kommt noch solch eine Atmosphäre wie auf dem Vorgängeralbum auf.

Routiniert ist die Musik auf „Octavarium“ allerdings deshalb, weil Dream Theater sich nicht mehr neu erfinden müssen. All die Titel, die es auf dieser Scheibe zu hören gibt, kann man getrost auch mit „solide“ umschreiben. Da gibt es keinen Ausreißer nach unten, alles wirkt und klingt. Allerdings ist „Octavarium“ auch kein „Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory“ mehr. Das soll heißen, die ganz großen Ausbrüche nach oben hin, zu jenen Liedern, die ein Album überragend werden lassen, die fehlen ebenfalls. Dies ist jedoch „Jammern auf relativ hohem Niveau“, denn die einzelnen Titel gehen durchaus ins Ohr.

Was auch auf dieser Platte auffällt, das ist die Bandbreite, die die Band hier ihren Hörerinnen und Hörern bietet. Da gibt es die bereits erwähnten harten Metal Nummern, jedoch auch die sanften, balladesken Titel. Sie können sehr melodisch klingen oder auch einfach nur schnell. Und selbst die Umsetzung der Musik von Dream Theater mit einem ganzen Orchester gibt es auf „Octavarium“ zu erhören. Jede Menge Gründe also, sich Zeit für dieses Werk der US Amerikaner zu nehmen, welches natürlich – wie jedes Album von Dream Theater – mit der Zeit noch im Ohr reift.

Fazit: Dream Theater erfinden sich auf „Octavarium“ nicht neu. Die Band setzt auf Altbewährtes, was jedoch nichts Schlechtes bedeuten muss. Die einzelnen Stücke überzeugen durchaus und machen Spaß. Wie manche Menschen allerdings auf die Idee kommen zu behaupten, Dream Theater sei die beste Progressive Rockband, welche es jemals gab, das erschließt sich mir auch auf „Octavarium“ nicht. Dream Theater ist eine gute Progressive Metal Band, nicht mehr und nicht weniger. Wer nach einem Beweis sucht, der sollte sich mal „Octavarium“ reinziehen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: The Root Of All Evil, The Answer Lies Within, Octavarium



Samstag, 19. Dezember 2015

Steve Howe – Beginnings




Steve Howe – Beginnings


Besetzung:

Steve Howe – electric and acoustic guitars, bass, lap steel, vocals, mandolin, moog, organ


Gastmusiker:

Alan White – drums
Graeme Taylor – guitar
Malcolm Bennett – bass, flute
Dave Oberlé – drums
Colin Gibson – bass
Patrick Moraz – piano, harpsichord, moog, mellotron
Bud Beadle – saxophone
Mick Eve – saxophone
Patrick Halling – violin
William Reid – violin
John Meek – viola
Peter Halling – cello
Chris Laurence – double bass
James Gregory – flute, piccolo
Sidney Sutcliffe – oboe
Gwyd Brooke – bassoon
Bill Bruford – drums 


Label: Atlantic Records


Erscheinungsdatum: 1975


Stil: ArtPop


Trackliste:

1. Doors Of Sleep (4:09)
2. Australia (4:14)
3. The Nature Of The Sea (3:58)
4. Lost Symphony (4:42)
5. Beginnings (7:34)
6. Will O' The Wisp (6:00)
7. Ram (1:53)
8. Pleasure Stole The Night (2:58)
9. Break Away From It All (4:20)

Gesamtspieldauer: 39:51




Im Jahr 1975 veröffentlichten Yes keine neue Platte, was lag da also näher, ein Solo-Album zu veröffentlichen. Dies machte auch Yes Gitarrist Steve Howe und holte sich dabei gleich Unterstützung durch ehemalige oder aktuelle Bandkollegen. So ist bei fünf Nummern Alan White am Schlagzeug zu hören, bei zwei weiteren Bill Bruford. Am Piano, Cembalo, Synthesizer und Mellotron hört man Patrick Moraz. Damit hätte das erste Solo-Album des Steve Howe auch durchaus ein nettes werden können, nur leider kam niemands auf die Idee dem Yes Gitarristen mitzuteilen, dass er leider so überhaupt nicht singen kann.

Genau das ist das große Manko dieser Scheibe, der Gesang, der äußerst gewöhnungsbedürftig ist. Und Steve Howe trifft bei Weitem nicht alle Töne. Das hört sich dann schon mal relativ schräg an, an manchen Stellen sogar unfreiwillig komisch. Schade, denn die Musik auf „Beginnings“ ist gar nicht mal so schlecht geraten. Man kann zwar nicht behaupten, dass man hier Yes-Musik geboten bekommt, jedoch in die Richtung dieser progressiven Voreiter-Band geht die Musik schon. Eine Ausnahme bildet hier das Titellied, welches mit Orchester eingespielt wurde und sich eher wie ein klassisches Stück anhört und mit Rock Musik so gar nichts mehr zu tun hat. Jedoch macht diese Nummer Spaß, mit jedem Hören sogar noch ein wenig mehr. Streicher, Flöte und Oboe geben alles und so schafft es auch dieses Lied sich einen Platz im Ohr von Hörerin und Hörer zu erobern.

Im Übrigen sind alle Titel auf „Beginnings“ überaus melodiös und gehen ins Ohr, auch wenn sie vielleicht nicht ganz die gleiche Wirkung entfalten, wie jene, die Steve Howe mit seinen Yes-Kollegen einspielte. Trotzdem ist das gut anzuhörender, in die Richtung „progressiv“ gehender Rock, bis eben jener traurige Gesang einsetzt. Vielleicht gewöhnt man sich auch im Laufe des Hörens an diese Stimme, denn zumindest gegen Ende der Scheibe scheint es mit den gesanglichen Qualitäten des Steve Howe irgendwie aufwärts zu gehen – aber vielleicht ist das alles auch nur Einbildung.

Fazit: Ein schlechtes Album ist „Beginnings“ wahrlich nicht geworden. Es wäre ein noch besseres, wenn dieser Gesang nicht wäre und sich Steve Howe um einen ordentlichen Rocksänger bemüht hätte. Interessant bleibt es trotzdem. Die einzelnen Lieder gehen ins Ohr und auch, wenn man „klassisch angehauchte“ Musik von Rockmusikern immer mit Vorsicht genießen muss, so bleibt auch der Titeltrack als Besonderheit hängen – aber da wird ja auch nicht gesungen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Beginnings, Will O' The Wisp