Freitag, 6. Mai 2016

Tindersticks – Tindersticks




Tindersticks – Tindersticks


Besetzung:

Stuart Staples – vocals, guitar
David Boulter – keyboards
Neil Fraser – guitar
Dickon Hinchliffe – violin
Mark Colwill – bass guitar
Alistair Macaulay – drums


Gastmusiker:

Terry Edwards – trumpet, soprano saxophone on "The Not Knowing"
Martin Harman – oboe on "The Not Knowing"
Rosie Lindsell – bassoon on "The Not Knowing"
Ian Bishop – clarinet on "The Not Knowing"


Label: Island Records


Erscheinungsdatum: 1993


Stil: Alternative Pop, Independent Rock


Trackliste:

1. Nectar (2:40)
2. Tyed (4:10)
3. Pt 1 (0:41)
4. Whiskey & Water (5:51)
5. Blood (4:51)
6. City Sickness (4:00)
7. Patchwork (4:40)
8. Marbles (4:30)
9. The Walt Blues (1:08)
10. Milky Teeth (2:52)
11. Sweet Sweet Man Pt 2 (1:05)
12. Jism (6:03)
13. Piano Song (2:40)
14. Tie-Dye (3:59)
15. Raindrops (6:14)
16. Pt 3 (1:45)
17. Her (3:29)
18. Tea Stain (2:07)
19. Drunk Tank (4:44)
20. Paco De Renaldo's Dream (4:22)
21. The Not Knowing (4:59)


Bonus CD der remasterten Wiederveröffentlichung (Demos):

1. The Sorrow The Joy Brings (4:04)
2. Fruitless (2:02)
3. Whiskey & Water (5:39)
4. For Those... (3:58)
5. Blood (4:49)
6. City Sickness (4:14)
7. Patchwork (4:23)
8. Raindrops (5:38)
9. Piano Song (4:46)
10. A Sweet Sweet Man (4:51)
11. Visiting (5:25)
12. Drunk Tank (5:41)

Gesamtspieldauer: CD1 (1:17:01) und CD2 (55:36): 2:12:37




Das selbstbetitelte Debutalbum der Tindersticks, die ihren Namen angeblich daher haben, dass Sänger und Gitarrist Stuart Staples an einem griechischen Strand ein Päckchen deutscher Streichhölzer fand, wurde im Oktober 1993 auf dem Label „This Way Up“ veröffentlicht. Zu hören gibt es darauf wahrlich faszinierenden Alternative Pop bis Rock, der durch sein Melodiösität, wie durch den Einsatz von Instrumenten auffällt, die ansonsten in der populären Musik deutlich weniger Einsatz finden.

Oboe, Fagott, Trompete, Klarinette und Violine haben einen festen Platz in der Musik der Tindersticks, die dabei allerdings nicht versuchen, nach klassischer Musik zu klingen. Vielmehr handelt es sich bei der Musik der Band aus Nottingham um eine sehr melodiöse Ausprägung der Genre Pop bis Rock, die mit viel Gefühl Stimmungen und Atmosphären zu erzeugen versucht – was den Tindersticks auch gelingt. Manches Mal klingt dies alles sehr zerbrechlich, wenn Sänger Stuart Staples seine Worte auch eher haucht als singt. Dann jedoch kann sich das Ganze auch deutlich kraftvoller anhören, ohne dabei jedoch in die Ecke des härteren Rocks auch nur leicht zu tangieren.

Seine erste Veröffentlichung gleich in Form einer Doppel-LP beziehungsweise einer CD zu beginnen, bei der man die technisch mögliche Laufzeit fast völlig ausschöpft, ist sicherlich ein gewagtes Vorgehen. Im Falle der Tindersticks allerdings ein absolut gelungenes Unterfangen. 21sehr intensive und sehr melodiöse Titel gibt es auf der Scheibe zu hören (auf der Doppel-LP sind es 22 Lieder, da hier zwischen „Nectar“ und „Tyed“ noch der Titel „Fruitless“ eingefügt wurde, der auf der remasterten CD in Form eines Demos auf der Bonus CD hinterlegt ist). Diese wirken zumeist verträumt und sanft, allerdings immer absolut intensiv. Trotzdem klingen die Tindersticks hier auch durchaus mal experimentell, versuchen sich immer neue Wege in ihrer Musik zu erschließen. Sehr gut ist der Kontrast in der Musik der Band an den letzten beiden Titel zu hören. „Paco De Renaldo's Dream“ ist dabei eine etwas schräg klingende Nummer, angefüllt mit Sprechgesang und zahlreichen Wortfetzen aus dem Hintergrund. Kein Lied, welches sofort ins Ohr geht. Das genaue Gegenteil folgt sogleich mit „The Not Knowing“. Oboe und Fagott sind hier zu hören, man fühlt sich zurückversetzt in das 17. Jahrhundert, sanft singt Stuart Staples hierzu, die Melodie des Stücks setzt sich sofort, beim ersten Hören, im Ohr fest und verliert auch nach sehr vielen Durchgängen nichts an ihrem Reiz.

Die Höhepunkte sind reich gesät auf diesem ersten Album der Tindersticks. Neben dem bereits erwähnten „The Not Knowing“ können da das rockige „Whiskey & Water“, das deutlich sanftere, fast nach 60ies-Pop klingende „Blood“, das auch als Single veröffentlichte und treibende „Milky Teeth“, das etwas getragen und ein klein wenig verschroben klingende „Jism“ oder das bedächtige „Raindrops“ überzeugen. Oder sind es doch ganz andere Titel? Reine Geschmackssache sicherlich, festzuhalten bleibt jedoch, dass hier sämtliche Lieder zu überzeugen wissen und dieses erste Album der Tindersticks mit jedem Titel gewinnt.

Die remasterte Auflage der Platte, die im Jahr 2004 auf Island Records veröffentlich wurde, enthält auf einer Bonus CD noch zwölf Demo-Versionen, die gar nicht immer als Demos auszumachen sind. Diese Lieder bestehen aus bereits auf dem Album vorhandenen Nummern, die hier nach alternativen Versionen klingen oder auch neuen Titeln. Von daher eine durchaus gelungene Erweiterung des Albums.

Fazit: Ein sehr überzeugendes und gelungenes Debut stellt dieses Album der Tindersticks dar. Wahrlich keine 08/15-Musik gibt es hier zu hören. Oftmals verträumten und sanften Pop zelebrieren die Briten auf dieser Scheibe, dessen Markenzeichen es darüber hinaus auch ist, mit Musikinstrumenten eingespielt worden zu sein, für die populäre Musik nicht ganz so typisch sind. Das klingt alles sehr intensiv und überzeugend, melodiös und eingängig und ist für alle diejenigen geeignet, die die offen sind für Ausprägungen der Pop-Musik, die nicht immer mit dem Strom mitschwimmen, sondern auch mal neue Wege gehen. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Whiskey & Water, The Not Knowing



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