Jethro Tull – Roots To Branches
Besetzung:
Ian Anderson – vocals, concert flute, bamboo flute, acoustic guitar
Martin Barre – electric guitars
Andrew Giddings – keyboards
Doane Perry – drums and percussion
Dave Pegg – bass guitar
Gastmusiker:
Steve Bailey – bass guitar
Label: Chrysalis
Erscheinungsdatum: 1995
Stil: Rock
Trackliste:
1. Roots To Branches (5:13)
2. Rare And Precious Chain (3:35)
3. Out Of The Noise (3:25)
4. This Free Will (4:05)
5. Valley (6:08)
6. Dangerous Veils (5:35)
7. Beside Myself (5:50)
8. Wounded, Old And Treacherous (7:50)
9. At Last, Forever (7:55)
10. Stuck In The August Rain (4:06)
11. Another Harry's Bar (6:22)
Gesamtspieldauer: 1:00:06
Ihr neunzehntes Studioalbum nannten die Musiker von Jethro Tull „Roots To Branches“. Oder hat das Ian Anderson alleine bestimmt? Egal, die Scheibe erschien im Jahr 1995 und wieder einmal hatte es Änderungen im Line-Up der Band gegeben. Anscheinend verließ Bassist Dave Pegg noch während der Aufnahmen Jethro Tull, denn er ist an seinem Instrument nur noch bei den Titeln 3, 5 und 11 zu hören. Bei den restlichen Nummern darf sich Steve Bailey am Bass verwirklichen. Hinzu kommt nun auch noch der Keyboarder Andrew Giddings. Dieses Instrument war auf dem Vorgängeralbum „Catfish Rising“ noch von Ian Anderson höchst persönlich eingespielt worden.
Jedoch nicht nur die Besetzung hatte sich etwas geändert, auch der Sound war ein klein wenig anders geworden. Indische und orientalische Klänge haben Einzug gehalten in die Musik von Jethro Tull, die dadurch hier auf „Roots To Branches“ sehr abwechslungsreich klingt. Zwar sind diese östlichen Anleihen mehr in den ersten Titeln vertreten, jedoch auch – in geringerer Präsenz – auf den späteren Liedern zu vernehmen. Überhaupt, die musikalische Bandbreite. Auf diesem zwanzigsten Jethro Tull Album hört man Rock Musik, welche Elemente des Hard Rock enthält, genau wie Passagen mit progressiver Rockmusik, die manchmal sogar ganz kurz ins jazzige Milieu abdriften, ohne diese Ausflüge jedoch allzu sehr zu vertiefen. Auch in Bezug auf Tempo und Rhythmus lässt sich viel Unterschiedliches auf „Roots To Branches“ erhören. Da gibt einmal mehr die typischen sanften und ruhigen Jethro Tull Balladen, genauso wie die ins Genre des Hard Rock reichenden, treibenden Stücke. Die Flöte des Ian Anderson ist dabei auf diesem Album omnipräsent, wobei er dieses Mal seine Querflöte ab und an durch eine Bambus-Querflöte ersetzt, welches den asiatischen Touch manches Mal noch zusätzlich unterstreicht.
Viele schöne Melodien kann man auf „Roots To Branches“ hören, wobei die einzelnen Favoriten natürlich wieder ganz am Geschmack des Hörers liegen. Sehr hörenswert sind für mich auf jeden Fall der Titeltrack und gleichzeitig die Eröffnung des Albums. Die Nummer „Roots To Branches“ beginnt mit einer Flötenmelodie sehr orientalisch und klingt dann irgendwie geheimnisvoll, wird im weiteren Verlauf jedoch auch wieder rockiger. Wirklich spannend. „Valley“, eine eher ruhige Nummer, lebt ebenfalls von seiner Stimmung, die ich als herrlich entspannt wahrnehme. „Beside Myself“ ist eine wunderschöne Ballade im Jethro Tull Stil, wohingegen die beiden längsten Lieder auf „Roots To Branches“, „Wounded, Old And Treacherous“ sowie „At Last, Forever“, am ehesten dem Genre des Progressive Rock entsprechen – dies allerdings nicht wegen ihrer jeweiligen Spieldauer von über sieben Minuten. Beide Titel beinhalten viel Abwechslungsreichtum in sich und man hört durchaus auch mal einen „schrägeren“ Ton. Und auch die letzte Nummer der Platte kann überzeugen. Auf „Another Harry's Bar“ klingen Jethro Tull jetzt wieder sehr wie die Dire Straits und das ist keinesfalls negativ gemeint. Schöne und eingängige Melodie und sehr relaxte Grundstimmung.
Fazit: Nun, ich habe gerade festgestellt, dass ich über die Hälfte der Titel für sehr gelungen empfinde und diese im letzten Absatz als meine Höhepunkte Absatz aufgezählt habe. Da ich auch keinen Ausfall unter den restlichen fünf Titeln ausmachen kann, bleibt mir also festzustellen, dass „Roots To Branches“ eine sehr gelungene Scheibe geworden ist. Sicherlich nicht die beste von Jethro Tull, jedoch die beste Platte im Spätwerk der Band. Wer den Sound von Jethro Tull mag, auf eingängige Rock Musik steht, die auch mal härter sein kann, dann auch wieder ein wenig komplexer und auch komplizierter, den Einsatz auch anderer Instrumente in der Rock Musik durchaus zu schätzen weiß, die oder der wird jede Meine Spaß mit „Roots To Branches“ haben. Elf Punkte.
Anspieltipps: Beside Myself, At Last Forever, Another Harry's Bar