Dienstag, 27. Oktober 2020

Bruce Springsteen – Letter To You




Bruce Springsteen – Letter To You


Besetzung:

Bruce Springsteen – guitar, vocals, harmonica


Gastmusiker:

Roy Bittan – piano, vocals
Jake Clemons – saxophone
Charles Giordano – organ, vocals
Nils Lofgren – guitar, vocals
Patti Scialfa – vocals
Garry Tallent – bass guitar, vocals
Steven Van Zandt – guitar, vocals
Max Weinberg – drums, vocals




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock


Trackliste:

1. One Minute You’re Here (2:57)
2. Letter To You (4:55)
3. Burnin’ Train (4:03)
4. Janey Needs A Shooter (6:49)
5. Last Man Standing (4:05)
6. The Power Of Prayer (3:36)
7. House Of A Thousand Guitars (4:30)
8. Rainmaker (4:56)
9. If I Was The Priest (6:50)
10. Ghosts (5:54)
11. Song For Orphans (6:13)
12. I’ll See You In My Dreams (3:29)

Gesamtspieldauer: 58:24



Wenn Musiker, die mich bereits das ganze Leben lang begleiten wieder ein neues Album veröffentlichen, dann ist das immer etwas sehr Besonderes für mich. In Zeiten von Corona scheint dies nochmals mehr zuzutreffen, da es doch noch etwas Beständiges gibt, während um einen herum die Welt völlig verrückt spielt und eben nichts mehr so ist, wie es mal war. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich vom neuen Bruce Springsteen Album und seiner baldigen Veröffentlichung gehört habe.

„Letter To You“ ist bereits das zwanzigste Studioalbum des US-amerikanischen Musikers seit seinem Debut-Album „Greetings from Asbury Park, N.J.“ aus dem Jahr 1973. Gleichzeitig ist es das erste Album seit 2014, welches er wieder mit seine langjährigen Begleitband, der E Street Band einspielte. Bei seiner letztjährigen Veröffentlichung „Western Stars“ hatte Bruce Springsteen noch alle Instrumente selbst eingespielt und dieses Album war inspiriert vom Southern California Pop der späten sechziger und frühen siebziger Jahre gewesen. Jetzt sollte es also wieder rockiger klingen.

Kurz noch etwas zur Entstehung und zum Inhalt des Albums. Im November 2019 lud Bruce Springsteen die E Street Band zu sich in sein Heimatstudio ein und hatte fünf Tage dafür geplant, die zwölf Lieder einzuspielen. Nach vier Tagen waren bereits alle Aufnahmen getätigt. Das Besondere an „Letter To You“ ist dabei, dass „es das einzige Album ist, auf dem die ganze Band gleichzeitig spielt, mit dem ganzen Gesang und alles komplett live“ wie Bruce Springsteen selbst sagt. Inhaltlich handelt „Letter To You“ von Musik, von seiner Musik. Hierzu sagt Bruce Springsteen: „Die Platte ist die erste Platte, die ich gemacht habe, bei der das Thema die Musik selbst ist. Es geht um populäre Musik. Es geht darum, in einer Rockband zu sein, im Wandel der Zeit. Und es ist auch ein direktes Gespräch zwischen mir und meinen Fans, auf einem Niveau, welches sie, wie ich glaube, über die Jahre hinweg erwartet haben.“ Die drei Lieder „If I Was The Priest“, „Janey Needs A Shooter“ und „Song For Orphans“ hatte Bruce Springsteen übrigens sogar schon vor seinem bereits erwähnten ersten Album „Greetings from Asbury Park, N.J.“ geschrieben. „Janey Needs A Shooter“ und „Song For Orphans“ befinden sich dabei bereits in leicht abgewandelter Form auf einem Kompilationsalbum. Das Lied „If I Was The Priest“ war bisher noch nie von Bruce Springsteen zu hören, wurde aber bereits von Allan Clarke von den Hollies gecovert.

Nun also zur Musik auf „Letter To You“. Dort hört man erneut Rock, für den Bruce Springsteen schon lange stand und immer noch steht. Und dieser Rock klingt auf seinem neuen Album häufig melancholisch und sentimental und bewegt das ein ums andere Mal. Die Musik ist dabei immer als jene des Bruce Springsteen zu erkennen – und das nicht nur aufgrund des Gesanges. Von daher werden sicherlich die meisten Fans der Musik des „Bosses“ „Letter To You“ gerne hören.

Die Lieder gehen schnell ins Ohr und rühren irgendwie an. Gleich die ersten beiden Nummern geben einen ganz guten Überblick, in welchem Rahmen sich die Musik auf „Letter To You“ bewegt. Da ist zum einen der Opener „One Minute You’re Here“, ein sehr sanftes Lied, zunächst lediglich mit akustischer Gitarre instrumentiert, zu der Bruce Springsteen sehr nachdenklich, fast schon traurig singt. Eine wunderschöne Nummer, die den eigenen Blues befördert. Es folgt das Titellied „Letter To You“. Jetzt wird die Musik deutlich rockiger, sie groovt gut, der Fuß wippt fast automatisch mit. Trotzdem schwebt auch über diesem Lied eine gewisse Melancholie. Mit „Burnin’ Train“ bleibt es anschließend rockig und ein treibender Rhythmus lässt das Lied nach vorne preschen. Die folgenden Titel „Janey Needs A Shooter“ und „Last Man Standing“ spielen sich dann wieder in etwas sanfteren musikalischen Gefilden ab.

Und so reiht sich Lied an Lied, mal rockiger, mal ruhiger gehalten, auch mal im Mid-Tempo spielend und oftmals kommen beim Hören Erinnerungen an frühere Lieder von Bruce Springsteen auf. Doch keineswegs ist es so, dass sich der Musiker hier wiederholen würde. Doch seine Musik verfügt über einen gewissen Sound, eine ganz spezielle Atmosphäre, die ein irgendwie vertrautes Gefühl vermittelt. Und das ist etwas ganz Besonderes und sehr Schönes.

Fazit: „Letter To You“ ist ein schönes und überzeugendes Album geworden. Ein Album randvoll mit Bruce Springsteen Musik, die auch genau so klingt. Bruce Springsteen wurde am 23. September 71 Jahre alt. Hoffentlich hat er noch lange so viel Spaß daran Musik zu komponieren und auf Platte zu pressen. Ich würde mich sehr freuen. Neun Punkte.

Anspieltipps: House Of A Thousand Guitars, If I Was The Priest