Donnerstag, 23. Februar 2023

Insomnium – Anno 1696

 



Insomnium – Anno 1696


Besetzung:

Niilo Sevänen – bass and vocals
Ville Friman – guitars
Jani Liimatainen – guitars and clean vocals
Markus Vanhala – guitars and clean vocals
Markus Hirvonen – drums




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Death Metal


Trackliste:

1. 1696 (6:19)
2. White Christ (feat. Sakis Tolis) (6:03)
3. Godforsaken (feat. Johanna Kurkela) (8:35)
4. Lilian (4:29)
5. Starless Paths (7:48)
6. The Witch Hunter (5:43)
7. The Unrest (3:52)
8. The Rapids (7:38)

Gesamtspieldauer: 50:30



„Anno 1696“ heißt das inzwischen bereits neunte Studioalbum der finnischen Band Insomnium. „Anno 1696“ wird am 24. Februar 2023 auf dem Plattenlabel Century Media Records veröffentlicht. Insomnium selbst wurden im Jahr 1997 in der karelischen Stadt Joensuu gegründet und erlangten 2002 mit ihrem Debüt „In The Halls Of Awakening“ erste Aufmerksamkeit. Darauf bauten die Finnen mit dem wütenden Death/Doom-Kracher „Above The Weeping World“ (2006) oder dem melancholischen Meisterwerk „One For Sorrow“ im Jahr 2012 auf und überraschten 2021 mit der eher ruhigen, sehnsuchtsvoll-verlorenen „Argent Moon“-EP, nur um sich mit „Anno 1696“ nochmals neu aufzustellen.

„Wir haben unser eigenes Ding und unseren Trademark-Sound gefunden, aber dennoch wollen wir uns nicht ständig wiederholen und immer wieder das gleiche Album machen“, betonte Sänger und Bassist Niilo Sevänen in einem Interview zur Veröffentlichung von „Anno 1696“. Und weiter: „Mit jedem neuen Mitglied haben wir uns ein bisschen weiterentwickelt, denn all diese unglaublich talentierten Musiker haben ihre eigene Magie mitgebracht. Falls jemand dachte, dass wir mit der Argent Moon EP weich geworden sind, ich denke, „Anno 1696“ zeigt, dass der alte Geist noch da ist.“

Und Niilo Sevänen hat Recht. Auf „Anno 1696“ hört man diese unverwechselbare Mischung aus wunderschönen und sanften Melodien gepaart mit knallhartem Death Metal. Genau diese kompromisslosen Metal-Passagen gibt es auf „Anno 1696“ eben auch wieder zu hören und sie stehen für Insomnium ebenso wie jene eingängigen Melodien in den sanfteren Abschnitten. Und genau das macht die Musik von Insomnium auch aus und damit zudem so unverwechselbar: Diese Verbindung von „heavy“ und „sanft“, welche Lieder erzeugt, die hängenbleiben und nachwirken.

Inhaltlich handelt „Anno 1696“ eben von diesem Jahr 1696 und den damaligen Gegebenheiten in Finnland. Es war ein Jahr im Zeitalter der Unruhen. Die Hexenjagd ist in ganz Europa in vollem Gange und die grausamen Hexenprozesse hatten sogar die abgelegenen und majestätischen Landschaften Finnlands und Schwedens erreicht. „Die Hexenprozesse von Torsåker waren eine schreckliche Quelle alptraumhafter Inspiration“, erzählt Niilo Sevänen erneut. „All das Gerede über 70 enthauptete Frauen in dieser kleinen schwedischen Gemeinde? Das ist echtes Material aus der Geschichte! Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es auch einige sehr düstere Geschichten über Kannibalismus und Kindermord aus den Jahren der großen Hungersnot.“ In den Jahren 1696 und 1697 wurden 30 Prozent der finnischen Bevölkerung durch Hungersnöte und diverse Auswüchse menschlicher Abgründe getötet. Und genau davon handeln die Texte auf „Anno 1696“.

Musikalisch wird der Inhalt packend umgesetzt, sodass man an mancher Stelle in Melancholie schwelgt, an anderer Stelle die Wut, Verzweiflung und die Grausamkeit hören und fast schon erfühlen kann.

Fazit: „Anno 1696“ ist ein tolles Album geworden. Musikalisch wie inhaltlich fordernd und niemals oberflächlich. Insomnium sind eine besondere Band, die besondere Musik veröffentlichen, was sie mit „Anno 1696“ nachhaltig beweisen. Diese Mischung aus wunderschönen Melodien und knallhartem Metal hat etwas, was nur wenige Bands so überzeugend zu verbinden imstande sind. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Starless Paths, The Unrest