Mittwoch, 21. Oktober 2020

Jakko M Jakszyk – Secrets & Lies




Jakko M Jakszyk – Secrets & Lies


Besetzung:

Jakko M Jakszyk – guitars, vocals, keyboard, programming


Gastmusiker:

Gavin Harrison – drums
Mark King – bass
John Thirkle – trumpet
Tony Levin – bass
Amber Jakszyk – backing vocals
Peter Hammill – vocals, guitar
Al Murray – drums
Django Jakszyk – bass
John Giblin – bass
Robert Fripp – guitar, frippertronics
Nigel Hopkins – orchestration
Mel Collins – saxophone




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Art Rock


Trackliste:

1. Before I Met You (5:45)
2. The Trouble With Angels (5:33)
3. Fools Mandate (4:15)
4. The Rotters Club Is Closing Down (4:09)
5. Uncertain Times (5:03)
6. It Would All Make Sense (5:24)
7. Secrets, Lies & Stolen Memories (2:46)
8. Under Lock & Key (4:09)
9. The Borders We Traded (3:06)
10. Trading Borders (2:32)
11. Separation (6:43)

Gesamtspieldauer: 49:29



„Secrets And Lies“ ist das erste Soloalbum von Jakko Jakszyk, seitdem der gebürtige Engländer, der eigentlich Michael Lee Curran heißt, im Jahr 2013 zu King Crimson stieß. Davor veröffentlichte er bereits Soloalben, war Teil der Formation 21st Century Schizoid Band, spielte bei The Tangent und war in den Jahren 1991 bis 1994 sogar Mitglied der Live-Besetzung von Level 42, die er bei Konzerten unterstütze. Angeblich hatte er im Alter von dreizehn Jahren ein Erlebnis, welches sein weiteres Leben bestimmen sollte. Am 15. Juli 1971 sah er King Crimson im Rathaus von Watford spielen, worauf sein Entschluss feststand, selbst Musiker zu werden. Und nachdem er im Jahr 2011 bereits unter dem Namen Jakszyk, Fripp, Collins das Album „A King Crimson ProjeKct - A Scarcity Of Miracles“ veröffentlicht hatte, wurde er 2013 tatsächlich festes Mitglied dieser Band, die sein Leben schon so früh in der Jugend beeinflusste.

Vor einigen Jahren las ich in einem Interview, wie Robert Fripp fast ausschloss nochmals ein King Crimson Album zu veröffentlichen, da es sich einfach nicht mehr lohnen würde. Produktions- und Studiokosten würden wohl das Einspielergebnis übersteigen, sodass sich die Band entschlossen hat nun eher Live-Alben zu veröffentlichen. Umso schöner ist es, dass nun dieses Solo-Werk von Jakko M Jakszyk erscheint, welches durchaus von der Musik von King Crimson beeinflusst ist. Schon ein Blick auf die Besetzungsliste deutet in diese Richtung. Neben Jakko Jakszyk sind auch seine King Crimson-Kollegen Robert Fripp, Gavin Harrison, Tony Levin und Mel Collins mit auf dem Album vertreten. Dazu gesellt sich noch einer der Helden meines musikalischen Lebens Peter Hammill, der Bassist John Giblin, ehemals unter anderem bei den Simple Minds sowie Mark King, von den bereits erwähnten Level 42.

Inhaltlich beschäftigen sich die elf Lieder auf „Secrets And Lies“ mit der Psychologie von Beziehungen, Besessenheit und Verrat, sowie aktuellen politischen Strömungen, die selbstverständlich auch den Brexit und den aktuellen Präsidenten der USA nicht ausschließen. Musikalisch ist „Secrets And Lies“ ein überwiegend sehr eingängiges und abwechslungsreiches Album geworden, welches keine 1:1-Kopie der Musik von King Crimson darstellt, allerdings immer wieder deutlich zu vernehmende Verweise auf diese Band enthält.

Und das beginnt gleich mit der ersten Nummer „Before I Met You“. Der Klang der Gitarre und des Mellotrons, dieser Rhythmus und Gesang… genau so könnte sich auch ein Lied auf dem noch nicht erschienenen vierzehnten Album von King Crimson anhören. Irgendwie klingt das sehr vertraut. Das folgende „The Trouble With Angels“ stellt bereits einen Gegenpol zum ersten Lied dar. Hier hört man nun eine sanfte Ballade, melodisch, ruhig und sehr entspannt. „Fools Mandate“ startet ein wenig orientalisch, entwickelt sich zu einer eingängigen Mid-Tempo-Nummer, die immer wieder sehr atmosphärisch den orientalisch klingenden Ansatz aufgreift und das Versagen von Politikern thematisiert, die nicht aus der Vergangenheit lernen. Mit verfasst wurde dieses Lied von Peter Hammill, der hier auch mit seinem Gitarrenspiel und im Hintergrundgesang zu hören ist.

Schlagzeuger Phillip „Pip“ Pyle, der im Jahr 2006 verstarb und bei Gong und Hatfield And The North an den Drums saß, wird mit dem ebenfalls eingängigen und leicht bluesigen Stück „The Rotters Club Is Closing Down“ gewürdigt. Das folgende „Uncertain Times“ klingt vom Aufbau, Sound und Atmosphäre nun nicht nur wieder wie ein King Crimson Stück, sondern wurde von Jakko Jakszyk im Jahr 2016 ursprünglich auch für King Crimson geschrieben. „It Would All Make Sense“ ist eine groovende, vom Bassspiel des John Gilbin getriebene Nummer, bei der man ganz automatisch mit dem Fuß mitwippt. Und das sich daran anschließende „Secrets, Lies & Stolen Memories“ ist eine sehr sehnsüchtige klingende Instrumentalnummer, versehen mit vielen Streichern und einer E-Gitarre, die in süßer Melancholie zu versinken droht.

Mit „Under Lock And Key“ folgt ein weiteres, eher sanftes Stück, welches schnell ins Ohr geht und aufgrund des Klangs des Mellotrons an der ein oder anderen Stelle an frühe Werke von King Crimson erinnert. Ganz überraschend für dieses Album fügt sich nun mit dem Lied „The Borders We Traded“ eine A Capella Nummer an. Oder doch nicht überraschend? Denn auch wenn vieles durchaus an die Musik seiner jetzigen Band erinnert, so ist die musikalische Spannbreite auf „Secrets & Lies“ sehr groß und weit gefasst. Das bemerkt man schließlich auch beim folgenden, keltisch-folkigem „Trading Borders“. Ein sanftes Instrumentallied, erneut mit einer sehnsüchtig klingenden Melodie und ebensolcher Atmosphäre ausgestattet. Das Album klingt schließlich mit „Separation“ aus. Ein Stück, welches Jakko Jakszyk ursprünglich zusammen mit Robert Fripp für King Crimson geschrieben hat. Das Lied befindet sich in einer sehr kurzen Version auch auf der 2014er Kompilation „The Elements of King Crimson. 2014 Tour Box“. – Dort, als bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichtes Lied. In der jetzigen, knapp siebenminütigen Version hat dieses Lied definitiv an Energie gewonnen. Mel Collins am Saxophon und erneut Peter Hammill mit seinem Hintergrundgesang in Verbindung mit dem kraftvollem, leicht jazzigen Rocksound stellt „Separation“ einen wahrlich würdigen Abschluss von „Secrets & Lies“ und gleichzeitig einen der Höhepunkte des Albums dar.

Fazit: Wenn es vielleicht auch kein neues King Crimson Album mehr gibt, so tendiert „Secrets & Lies“ doch zumindest stark in die Richtung zumindest einen kleinen „Ersatz“ für das nicht mehr erscheinende vierzehnte Album der Erfinder des Progressive Rocks darzustellen. Nicht an jeder Stelle und auch nicht mit jedem Lied auf „Secrets & Lies“. Doch immer wieder mal. Insgesamt sehr spannend und abwechslungsreich. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Separation