Donnerstag, 15. Februar 2018

Motherhood – Doldinger’s Motherhood




Motherhood – Doldinger’s Motherhood


Besetzung:

Klaus Doldinger – tenor-, alto-, soprano-sax, clarinet, piano, organ, voice
Paul Vincent – guitar
Lothar Meid – bass guitar
Udo Lindenberg – drums, voice
Keith Forsey – drums, voice


Label: Warner Music


Erscheinungsdatum: 1970


Stil: Progressive Rock, Krautrock, Jazz Fusion


Trackliste:

1. Devil Don't Get Me (8:26)
2. Song Of Dying (7:00)
3. Circus Polka (1:11)
4. Men's Quarrel (3:54)
5. Turning Around (2:53)
6. Degeneration (6:50)
7. Yesterday's Song (4:34)

Gesamtspieldauer: 34:51




Der Jazz-Saxophonist und -Klarinettist Klaus Doldinger hat mit seiner Band Passport inzwischen fast 40 Alben veröffentlicht. Mit Passport begann er im Jahr 1971 und seine Musik ist und war der Jazz. Davor hieß seine Band allerdings Motherhood, veröffentlichte 1969 und 1970 zwei Alben und war stilistisch noch nicht ganz einheitlich im Fusion Jazz angekommen, beinhaltete damals auch durchaus noch deutlichere Elemente des Progressive Rocks. Das selbstbetitelte Album „Doldinger’s Motherhood“ ist dabei die zweite Veröffentlichung dieses Pärchens. Am Schlagzeug hört man Udo Lindenberg, der bei einigen Titeln auch den Gesang übernahm. Seine Stimme klingt hier allerdings noch nicht so nölend, wie auf seinen späteren Solo-Alben, wodurch man ihn wohl dann gut erkennt, wenn man weiß, wer da zum Teil singt.

Die Musik auf „Doldinger’s Motherhood“ ist zwar größtenteils jazzig angehaucht, jedoch besteht dieser Ansatz keineswegs durchgängig. Mal klingen die Lieder ein wenig mehr nach Psychedelic Rock, dann hört man eher Krautrock-Passagen und schließlich doch auch wieder jazzigere Abschnitte. Auf „Motherhood“ erklingen neben Saxophon- und Klarinetten-Soli auch selbige von der Gitarre oder der Orgel. Dies alles in Kombination lässt die Musik des Albums sehr abwechslungsreich werden und sorgt für eine ganze Menge an positiven Überraschungen. Auch das Spiel mit den Atmosphären, die mal sanfter, mal treibender die Luft erfüllen, klingt hier sehr überzeugend, stimmig und gelungen.

Bei aller Abwechslung steht das zugrundeliegende rockige Element doch meistens im Zentrum der Titel und wird auch nicht ganz verlassen, wenn sich in den Liedern Jam-artige und freiere Solopfade eröffnen. Die beiden längeren Stücke am Beginn der Scheibe, „Devil Don't Get Me“ sowie „Song Of Dying“, stehen dabei fast schon beispielgebend für den Gesamtcharakter der Scheibe. In diesen Titeln kommt es zur Hochzeit der Genre Fusion und Rock in einer sehr gelungenen und überzeugenden Art und Weise. Ganz anders verhält es sich dann beim Titel „Turning Around“, bei dem die jazzige Komponente sogar fast vollständig zurückgefahren wurde. Mit zahlreichen Streichern und Bläsern ausgestattet, entwickelt sich hier ein Lied, welches überaus symphonisch und sehr harmonisch klingend aus den Boxen quillt. Nicht typisch für die Scheibe, jedoch ebenfalls eine weitere gelungene Auflockerung.

Fazit: Jazz Fusion ist nicht unbedingt die Musik, in der ich mich zu Hause fühle und mit der ich besonders viel anzufangen weiß – wenn diese zu sehr im Jazz angesiedelt ist. Wenn jazzige Musik allerdings wie auf „Doldinger’s Motherhood“ auf solch gelungene Weise mit dem Genre Rock fusioniert, dann kann mich das doch begeistern. Progressive Rock meets Jazz in einer spannenden Form. Lohnt durchaus, hier mal ein Ohr zu riskieren. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Devil Don't Get Me, Song Of Dying, Turning Around