Donnerstag, 29. Oktober 2020

Die Ärzte – Hell




Die Ärzte – Hell


Besetzung:

Farin Urlaub – Gizarre, Keyboards, Gesang
Bela B. – Schlagzeug, Gesang
Rodrigo González – Bass, Gesang


Gastmusiker:

Heinz Strunk – Querflöte
Chris Lippert – Glocken
Peter Hinderthür – Streicher Arrangement
Jérôme Bugnon – Posaune
Johannes Böhmer – Trompete
Uli Kempendorff – Tenor-Saxophon




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock


Trackliste:

1. E.V.J.M.F. (1:43)
2. Plan B (3:18)
3. Achtung: Bielefeld (3:33)
4. Warum spricht niemand über Gitarristen (3:22)
5. Morgens Pauken (4:04)
6. Das letzte Lied des Sommers (3:19)
7. Clown aus dem Hospiz (3:05)
8. Ich, am Strand (4:21)
9. True Romance (2:50)
10. Einmal ein Bier (1:59)
11. Wer verliert, hat schon verloren (4:01)
12. Polyester (4:08)
13. Fexxo Cifol (3:45)
14. Liebe gegen Rechts (2:21)
15. Alle auf Brille (3:29)
16. Thor (2:28)
17. Leben vor dem Tod (4:05)
18. Woodburger (4:16)

Gesamtspieldauer: 1:01:03



Es ist jetzt tatsächlich schon achteinhalb Jahre her, dass die Ärzte mit „Auch“ im April 2012 ihre Fans mit einem neuen Studioalbum beglückten. Jetzt im Oktober 2020, als die Welt eine völlig andere zu sein scheint als noch vor einem Jahr, erscheint mit „Hell“ das offiziell dreizehnte Studioalbum der Berliner Band um Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo González. Und eines lässt sich beim Hören sofort feststellen, das Warten hat sich gelohnt.

Was ich bei den Ärzten schon immer liebte, das ist ihr Gespür für tolle, eindeutige und oft auch humorvolle Texte in Verbindung mit guten Melodien, die ohne große Umwege auch ins Ohr gehen. Und genau das bekommt man auch auf dem neuen Album geboten. „Hell“ rockt überwiegend und verbreitet eine gute und optimistische Stimmung. Die Musik ist dabei eindeutig als jene der Ärzte zu erkennen, denn die Band erkennt man auch auf „Hell“ mit jedem Takt und Akkord.

Musikalisch spielt sich das Ganze irgendwo zwischen Punk, Rock, Pop und solch einem Lied wie „Leben vor dem Tod“ ab, welches man wohl am besten mit dem Genre Kammer-Pop umschreibt – wozu nicht nur die Streicher beitragen. Einfach wunderschön und es trägt auch dieses Stück mit zur Vielfalt und Abwechslung auf „Hell“ bei. Doch der größte Fokus des Albums liegt durchaus auf dem Rock, der immer wieder zum Mitwippen animiert. Dazu diese genialen Texte, die mehrmals die Rechten auflaufen lassen, Langweile mit dem „armen“ Bielefeld gleichsetzen ohne diese Stadt im Lied selbst überhaupt zu erwähnen. Typischen Humor der Ärzte bekommt man auch bei den Titeln „Warum spricht niemand über Gitarristen“ oder „True Romance“ dargeboten. Doch es ist eben nicht nur alles Ironie, was die Ärzte ihren Hörerinnen und Hörern erzählen beziehungsweise vorsingen. Auch Aleppo findet Erwähnung oder aber die Geschichte eines gescheiterten Lebens beim Lied „Ich, am Strand“.

Das Zuhören macht Spaß. Abwechslungsreiche Musik, intelligente und oft humorvolle Texte, so lässt sich „Hell“ ganz einfach umschreiben. Und somit wird sicher jede und jeder seine eigenen Lieblingslieder auf „Hell“ finden. In meinem Fall wären dies auch als Anspieltipps die Lieder „Warum spricht niemand über Gitarristen“, „Wer verliert, hat schon verloren“ sowie das bereits erwähnte „Leben vor dem Tod“.

Kurz noch ein Wort zur Aufmachung der CD. Auch da hat sich die Band sehr viel Mühe gegeben. Ein Hardcover-Buch mit einem 64 Seiten dicken Booklet, da macht das Zuhören während des Blätterns nochmal mehr Spaß.

Fazit: „Hell“ ist ein Album ganz in der Tradition der Ärzte geworden. Da klingt es mal leicht punkig und rau, dann wieder umspielen wunderschöne Melodien das Ohr der Hörerin beziehungsweise des Hörers. Dazu gesellt sich eine gehörige Prise Humor in den Texten und die drei Musiker greifen auch seriöse und traurige Themen auf. Sehr abwechslungsreich. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Warum spricht niemand über Gitarristen, Wer verliert hat schon verloren, Leben vor dem Tod