Montag, 7. August 2017

Big Big Train – The Underfall Yard




Big Big Train – The Underfall Yard


Besetzung:

David Longdon – lead vocals, flute, mandolin, dulcimer, organ, glockenspiel, tambourine, keyboards
Andy Poole – bass, keyboards, vocals
Greg Spawton – guitars, keyboards, bass, vocals


Gastmusiker:

Nick D'Virgilio – drums, vocals
Dave Gregory – guitars, sitar, ebow, mellotron
John Foyle – cello
Rich Evans – cornet
John Truscott – tuba
Nick Stones – french horn
Dave Desmond – trombone
Jem Godfrey – synthesizer solo "The Underfall Yard"
Francis Dunnery – guitars "The Underfall Yard"


Label: English Electric Recordings


Erscheinungsdatum: 2009


Stil: RetroProg, Progressive Rock


Trackliste:

1. Evening Star (4:52)
2. Master James Of St. George (6:18)
3. Victorian Brickwork (12:32)
4. Last Train (6:27)
5. Winchester Diver (7:30)
6. The Underfall Yard (22:53)

Gesamtspieldauer: 1:00:37




„The Underfall Yard“ heißt das sechste Studioalbum der englischen Progressive Rock Band Big Big Train. Es ist die erste Scheibe, auf der David Longdon als Sänger mitwirkt. Der bisherige Sänger Sean Filkins hatte Big Big Train nach dem letzten Album „The Difference Machine“ verlassen. „The Underfall Yard“ erschien am 15. Dezember des Jahres 2009 und wurde auf dem Plattenlabel English Electric Recordings veröffentlicht.

Das Album besteht aus insgesamt sechs Liedern. Das Eröffnungsstück, „Evening Star“, ist eine Instrumentalnummer, die restlichen Lieder beinhalten auch Test und damit Gesang. Das Album hört sich sehr melancholisch, sentimental und an manchen Stellen fast schon majestätisch an. Alles auf „The Underfall Yard“ klingt voll und rund. Inhaltlich nehmen die Lieder „Master James Of St. George“ sowie „Victorian Brickwork“ Bezug auf Greg Spawtons Vater, der während der Entstehung der Platte verstorben ist. „Last Train“ ist ein Lied über den letzten Stationsvorstand des Bahnhofs Hurn, Mr. Delian. Das Lied beschreibt Mr. Delias letzten Tag, als der letzte Zug den Bahnhof im Jahr 1935 verlassen hat. „Winchester Diver“ handelt vom Taucher William Walker, der Anfang der 1900er Jahre unterhalb des gefluteten Fundaments der Winchester Cathedral arbeitete und unter Einsatz seines Lebens diese vor dem Einsturz rettete, während über Tage das Leben seinen ganz normalen Gang weiterging. Das 23-minütige Titellied, „The Underfall Yard“, beschäftigt sich schließlich mit dem Ingenieur Isambard Kingdom Brunel und den großen Ingenieuren allgemein im viktorianischen Zeitalter.

Die Musik wirkt perfekt auf diese textlichen Inhalte abgestimmt. Es werden Streicher und Bläser ganz dezent und immer sehr passend eingesetzt. Alles klingt durchgängig melodiös und man kann förmlich in die Geschichten eintauchen, sie inhaltlich und musikalisch nachvollziehen. Das macht richtig Spaß. Nicht alles auf „The Underfall Yard“ ist dabei gleich beim ersten Mal des Hörens eingängig, die Musik wächst jedoch sehr stark, mit jedem weiteren Durchlauf. Natürlich haben Big Big Train die progressive Musik hier nicht neu erfunden, an vielen Stellen fühlt man sich an die frühen Genesis oder frühen Yes erinnert. Allerdings immer nur hauchzart, sodass das Album zwar wie eine kleine Reminiszenz, jedoch keinesfalls wie eine Kopie dieser beiden Bands klingt. Dazu gesellt sich noch der Umstand, dass die Stimme des neuen Sängers David Longdon durchaus Ähnlichkeiten mit der von Peter Gabriel hat. Und ist es Zufall, dass er ebenfalls unter anderem auch die Querflöte ab und an sehr dezent auf „The Underfall Yard“ einsetzt?

Eine kurze Anmerkung noch zu den Bläserarrangements auf diesem Album. Diese klingen wirklich genial. Sie machen die Musik von Big Big Train hier zu etwas Besonderem und wecken Erinnerungen an Weihnachten, obwohl das Album keineswegs nach Weihnachten klingt. Die Musik klingt an diesen Stellen äußerst warm und wärmend. Sehr gelungen. Das „sehr gelungen“ ist übrigens auch auf die mehrstimmigen Gesangspassagen, die David Langdon arrangierte, übertragbar. Diese passen perfekt zu dem Gesamteindruck des Albums.

Fazit: Big Big Train zeigen auf „The Underfall Yard“ wie genial Progressive Rock auch im 21. Jahrhundert noch klingen kann. Die Musiker erzählen ihre Geschichten und untermalen sie entsprechend mit ihrer Musik. Alles auf diesem Album klingt eingängig, melodiös und auch spannend. Viele Kleinigkeiten in Form von Streicher-, Bläser- oder Gesangs-Arrangements lassen „The Underfall Yard“ noch ein weiteres Stück wachsen. Eine gewisse Ähnlichkeit, vor allen Dingen zu Genesis in deren Anfangsjahren ist gegeben, stört allerdings überhaupt nicht, da hier nichts abgekupfert wird. Von daher dürfte „The Underfall Yard“ gerade bei Genesis-Fans großen Anklang finden. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Evening Star, The Underfall Yard