Haken – Fauna
Besetzung:
Charlie Griffiths – guitars
Ray Hearne – drums
Richard Henshall – guitars, keyboards
Ross Jennings – vocals
Peter Jones – keyboards
Conner Green – bass
Label: InsideOut Music
Erscheinungsjahr: 2023
Stil: Progmetal
Trackliste:
1. Taurus (4:49)
2. Nightingale (7:24)
3. The Alphabet Of Me (5:33)
4. Sempiternal Beings (8:23)
5. Beneath The White Rainbow (6:45)
6. Island In The Clouds (5:45)
7. Lovebite (3:49)
8. Elephants Never Forget (11:07)
9. Eyes Of Ebony (8:32)
Gesamtspieldauer: 1:02:11
„Fauna“ heißt das siebte Studioalbum von Haken, der im Jahr 2007 gegründeten, englischen Band, die ihre ganz eigene und unverwechselbare Auslegung des Progmetals seit ihrem ersten Album „Aquarius“ (2010) zelebriert. Viele hielten und halten Haken auch für die musikalischen Söhne von Porcupine Tree, die knappe zwanzig Jahre vor diesen ihr erstes Album veröffentlicht hatten.
Nun, manche Überschneidungen mit der Musik von Porcupine Tree in den Nuller-Jahren mag es durchaus geben, doch der Sound ist ein völlig anderer. Auch auf „Fauna“. Beim ersten Hören des Albums war ich erleichtert, dass ich auf „Fauna“ immer noch ProgMetal höre. Glücklicherweise keine poppigen oder sonst wie gearteten Ausflüge. Beim zweiten Hören überzeugte „Fauna“ dann noch ein wenig mehr und dieser Eindruck verstärkte sich mit jedem weiteren Durchlauf des Albums.
Auf „Fauna“ hört man Heavy-Metal-Akkorde, sanfte oder auch mal verspielte Passagen, polyrhythmische Takte, eingängige Melodien und jede Menge überraschende Wendungen. Selbst in einem Lied wechseln die Stimmungen und Atmosphären und fügen sich insgesamt zu einem gelungenen und vor allen Dingen hörenswerten und spannenden Ganzen zusammen. Und dieser Eindruck verstärkt sich, wie bereits erwähnt, mit jedem weiteren Durchlauf des Albums.
Beim Schreiben dieser Sätze höre ich gerade „Elephants Never Forget“. Irgendwie ein stellvertretender Titel für das ganze Album. Das Lied mäandert durch verschiedene Stimmungen und Genres und erzeugt auf diese Weise unglaublich viel Abwechslung. Und diese offensichtliche Reminiszenz an Gentle Giant zu Beginn des Stücks lässt dann auch noch das Herz der Proggies der ganz frühen Jahre höherschlagen.
Kurz noch zum Inhalt des Albums. „Fauna“ ist ein Konzeptalbum. „Als wir mit dem Schreiben des Albums begannen, war die Prämisse, dass jedem Song ein Tier zugeordnet werden sollte“, erklärt Sänger Ross Jennings zur Veröffentlichung der Platte. „Sie haben alle etwas mit dem Tierreich zu tun, worüber wir schreiben könnten, aber sie haben auch eine Verbindung zur menschlichen Welt. Jeder Track hat mehrere Ebenen, und einige davon sind offensichtlicher als andere.“
Das Eröffnungsstück „Taurus“ handelt von der Wanderung der Gnus, bei der mehr als eine Million Antilopen durch die Serengeti-Ebenen ziehen, und vergleicht die Zerstörung und Vertreibung mit den Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. „Lovebite“ ist eher augenzwinkernd gemeint. Es kommentiert gescheiterte Beziehungen mit der Metapher der Schwarzen Witwe: Das Weibchen tötet und verschlingt das Männchen nach der Paarung.
Die zwei Bedeutungen der Lieder werden auch beim letzten Stück „Eyes Of Ebony“ deutlich. Auf einer Ebene geht es in dem Lied um das fast ausgestorbene Nördliche Breitmaulnashorn: Das letzte Männchen starb im März 2018 in Gefangenschaft. Darüber hinaus ist er aber auch Richards Vater gewidmet, der fast genau drei Jahre später an einem Herzinfarkt starb. „Ich beschloss, dass es cool wäre, einen Song über meinen Vater zu schreiben, weil er mich sehr unterstützt hat“, erklärt Richard Henshall. „Er hat schon Demos verschickt, bevor wir groß waren, und hat sie kostenlos in die ganze Welt geschickt. Er hat die CDs selbst gebrannt und die Biografie für uns geschrieben. Es war ein ziemlich interessantes Konzept für mich, dass das nördliche Breitmaulnashorn gerade gestorben war und nicht mehr zurückkommen würde, und ich sah, wie sich das auf mich persönlich mit meinem Vater bezog.“
Vom Klang her fällt „Fauna“ übrigens deutlich Keyboard-lastiger aus, als noch die beiden Vorgängeralben „Vector“ und „Virus“. Das liegt nicht zuletzt an der Rückkehr von Gründungsmitglied Peter Jones. „Was Pete klanglich in die Band eingebracht hat, hat eine große Rolle dabei gespielt, dass wir viele neue Sounds auf diesem Album haben“, sagt Sänger Ross Jennings. „Es ist immer eine neue Dynamik, wenn es einen Personalwechsel gibt, und das ist eine frische und belebende Dynamik.“ Stimmt, noch abwechslungsreicher klingt der Sound von Haken nun tatsächlich.
Fazit: „Fauna“ ist ein sehr vielschichtiges Album geworden, in das man sich unter Umständen sogar erst etwas einhören muss. Doch mit jedem weiteren Durchlauf scheinen die Lieder auf diesem Album noch besser und packender zu erklingen. Und sind das nicht genau jene Alben, die nicht so schnell langweilig werden und die man auch Jahre später noch gerne auflegt? Zwölf Punkte.
Anspieltipps: Elephants Never Forget