The Moody Blues – Every Good Boy Deserves Favour
Besetzung:
Justin Hayward – vocals, acoustic guitar, electric guitar, sitar
John Lodge – vocals, bass, cello
Ray Thomas – vocals, flute, tambourine, oboe, woodwinds, harmonica
Graeme Edge – electric and acoustic drums, percussion
Mike Pinder – vocals, mellotron, harpsichord, hammond organ, piano, keyboards, moog synthesizer
Label: Threshold Records
Erscheinungsdatum: 1971
Stil: ArtPop, Pop, Rock, Progressive Rock
Trackliste:
1. Procession (4:40)
2. The Story In Your Eyes (2:56)
3. Our Guessing Game (3:34)
4. Emily's Song (3:42)
5. After You Came (4:38)
6. One More Time To Live (5:41)
7. Nice To Be Here (4:23)
8. You Can Never Go Home (4:14)
9. My Song (6:24)
Bonus Tracks der remasterten Album-Fassung:
10. The Story In Your Eyes (Original Version) (3:33)
11. The Dreamer (3:42)
Gesamtspieldauer: 47:33
„Every Good Boy Deserves Favour” nannte die britische Band The Moody Blues ihr siebtes Studioalbum, welches im Jahr 1971 veröffentlicht wurde. Es ist immer so eine Sache mit den Moody Blues, ob man sie eher als „Schmuserocker“ oder aber als Vertreter des Progressive Rock wahrnimmt, das scheint mitunter ganz stimmungsabhängig zu sein und der Grat zwischen diesen beiden Genres, der ist im Fall dieser Band wahrlich sehr, sehr schmal. Ganz allgemein kann allerdings festgehalten werden, dass die Moody Blues sich im Laufe ihrer Geschichte immer weiter vom Progressive Rock entfernten, hin zu einem Genre, welches man am liebsten mit süßlichen ArtPop umschreiben möchte. Nicht weiter verwunderlich ist es von daher, dass auf diesem siebten Album – von insgesamt sechzehn Scheiben in der Karriere der Moody Blues – beide Genres vertreten sind. Die Scheibe „Every Good Boy Deserves Favour” beinhaltet Titel, die mal mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung ausschlagen.
Leider überwiegt auf „Every Good Boy Deserves Favour” doch schon deutlich die zuckersüße, mitunter fast schon schleimige Variante in der Musik der Moody Blues. Das wirkt oftmals alles zu sehr mit Puderzucker überzogen, mal nach Schlagermusik mit Violinen, ein anderes Mal nach reichlich einfach gestricktem Pop, bei dem einige Mellotronlagen darübergelegt wurden, um der Sache irgendwie einen progressiven Touch zu verleihen. Wahrlich schwierig, zumal sich dazu auch noch passender Gesang und ebensolche Texte gesellen, die einem jegliche Chance auf ein entspanntes Hören zusätzlich vermiesen, da einem die sich aufgestellten Nackenhaare Schauer über den Rücken jagen. Solch ein Titel wie „Emily's Song“ steht hier stellvertretend für eine ganze Reihe von Titeln, die sich hauptsächlich in der Mitte der Platte befinden.
Nun, trotzdem gibt es, wie bereits oben erwähnt, auch die interessanten Stellen auf „Every Good Boy Deserves Favour”. Da wären zum Beispiel die ersten beiden Nummern. „Procession“ soll die Entwicklung der Menschheit bis hin zur Entwicklung der Musik darstellen. Okay, bei diesem Titel von „Musik“ zu sprechen, ist an vielen Stellen der Nummer durchaus gewagt, da es sicher eher um eine Klangkollage, um experimentelle Klänge handelt. Diese wiederum ist jedoch durchaus hörenswert und weißt gegen Ende überdies auch ein paar nette Melodien auf, die dann durchaus mit „Musik“ zu bezeichnen sind. Das Lied geht nahtlos in „The Story In Your Eyes” über, einem sogar recht rockigen Stück, mit treibendem Rhythmus und netter Melodie. Ganz am Ende der Platte, gab es dann nochmal eine recht gelungene Nummer. „My Song“ beginnt zwar wieder relativ süßlich, weist dabei aber immerhin eine nette Melodie auf und entwickelt sich weiter bis zu einem sehr bombastischen Abschnitt, der für „Freunde der Fülle“ in der Musik durchaus einen Höhepunkt darstellen kann.
Auf der remasterten CD-Ausgabe gibt es schließlich noch die Originalversion des Titels „The Story In Your Eyes“, welche deutlich länger ist als jene Version, die es schließlich auf die CD geschafft hat. Auch diese Version lohnt sich, auch wenn hier dem Mellotron ein fast zu großer Spielraum eingeräumt wurde, der mitunter fast den Gesang zu übertönen scheint. Die erweiterte Länge rührt daher, dass der Piano-Teil am Ende des Liedes einfach noch etwas ausgeweitet wurde. Schließlich gibt es als Zugabe dann noch den Titel „The Dreamer“, den man sich eigentlich auf das Original-Album gewünscht hätte. Eine etwas flottere Nummer mit einer schönen Melodie und wirklich eingängigem Instrumentalteil in der Mitte.
Fazit: Wenn ich mir was wünschen könnte, dann wären da mehr solch Titel auf „Every Good Boy Deserves Favour”, wie man sie am Anfang, am Ende und als Zugabe auf dem Album findet. Dann wäre meine Bewertung hier sicherlich auch in den zweistelligen Bereich gerutscht. Die ganze mittlere Passage der Platte ist jedoch sehr gewöhnungsbedürftig und verlangt einiges an Toleranz vom Hörer ab. Melodiös ist das zwar immer, jedoch wenn es zu süßlich wird, dann verschließt man ganz automatisch die Ohren. Ja, wenn ich mir was wünschen dürfte… Im Falle von „Every Good Boy Deserves Favour” scheint Musik jedoch eindeutig kein Wunschkonzert zu sein. Acht Punkte.
Anspieltipps: My Song, The Story In Your Eyes (Original Version), The Dreamer