Dienstag, 13. Oktober 2020

Crippled Black Phoenix – Ellengæst

 



Crippled Black Phoenix – Ellengæst


Besetzung:

Justin Greaves – acoustic and electric guitars, drums, mote drums, bass, samples, effects, keyboards, ebow
Belinda Kordic – vocals
Andy Taylor – guitar, baritone guitar
Helen Stanley – keyboards, organ, piano


Gastmusiker:

Vincent Cananagh – vocals
Gaahl – vocals
Ryan Patterson – vocals
Suzie Stapleton – vocals, guitar
Bob Al-Issa – bass
Ben Wilsker – drums
Jonathan Hulten – vocals
Karl Daniel Lidén – darkness




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. House Of Fools (7:51)
2. Lost (8:11)
3. In The Night (8:38)
4. Cry Of Love (5:45)
5. Everything I Say (7:21)
6. (-) (1:50)
7. The Invisible Past (11:25)
8. She‘s In Parties (3:51)

Gesamtspieldauer: 54:56



Mit „Ellengæst“ veröffentlicht die englische Band Crippled Black Phoenix nun bereits ihr zwölftes Studioalbum, wenn man die offiziellen EPs mitzählt, welche allerdings ebenfalls Albumlänge aufweisen. Das Album wurde bereits Ende letzten Jahres aufgenommen, doch durch die derzeitige Pandemie verschob sich auch bei „Ellengæst“ der Veröffentlichungstermin nach hinten. Nun ist das Album jedoch endlich auf dem Label Season Of Mist erschienen, obwohl sich bereits die Entstehung desselben alles andere als einfach darstellte.

Nach Justin Greaves Aussagen begann alles mit einem nicht näher definierten „Drama“, welches letztendlich mit dem Ausscheiden von Sänger Daniel Änghede und Keyboarder Mark Furnevall endete. So traf sich Justin Greaves schließlich – der wieder alle Lieder ausgenommen von den Texten alleine schrieb – zunächst alleine mit Helen Stanley im Studio. Die einzelnen Stücke nahmen immer mehr Form an und beim Einspielen halfen dann zahlreiche Gastmusiker, wie zum Beispiel Vincent Cavanagh, Sänger von Anathema oder Ryan Patterson Sänger von Coliseum. „Im Nachhinein“ sagt Justin Greaves, „war es das Beste, was Crippled Black Phoenix passieren konnte.“

„Ellengæst“ bedeutet übersetzt aus dem Altenglischen „bösartiger Dämon“, im Skandinavischen hat es eher die Bedeutung von „starker Geist“. Und diese Dualität beinhalten auch die Texte des Albums, die eine Sammlung von Gedanken und Gefühlen darstellen, welche von Geistern und Dämonen handeln, die uns Menschen mal stark und in anderer Situation wieder schwach werden lassen. Diese Atmosphäre wird auch durch das Cover und das beiliegende Booklet sehr schön wiedergegeben.

Die besagte Atmosphäre des Albums ist eine eher dunkle, düstere. Das Album beginnt mit sehnsüchtigen Trompetenklängen, dann bricht die Hölle in Form von lauten, dissonanten Tönen los, bis sich das Lied „House Of Fools“ zu einer eingängigen, nachdenklich klingenden Nummer entwickelt. Diese eher gedrückte Stimmung wird das ganze Album über beibehalten, bis man den letzten Titel erreicht hat. Mit dem Lied „She‘s In Parties“ werden Hörerin und Hörer sehr viel fröhlicher und optimistischer aus „Ellengæst“ entlassen, als man dies beim Hören des Albums zunächst vermuten würde.

Ein Start also mit zerstörerischen Klängen, ein Abschluss, der sich versöhnlich zeigt. Und dazwischen? Dazwischen befindet sich diese, für Justin Greaves und seinen Crippled Black Phoenix so typische Musik, die einen so wunderschön packen kann. Immer spielt eine Prise Melancholie mit, man hört Sprachfetzen, Geräusche, die Lieder entwickeln sich und spielen selbst mit den Stimmungen. Mal sanft und zart, mal rockig nach vorne preschend schaffen es die Musiker auch auf „Ellengæst“ sehr viel Abwechslung in ihre Musik zu integrieren. Da wippt man mit dem Fuß mit, nur um sich bereits wenige Takte später entspannt sehr viel zarteren Tönen hingeben zu können. Und über allem steht dabei – wie von Crippled Black Phoenix nicht anders zu erwarten – diese eingängige Melodie, die es schafft, dass man in diese Musik so wunderbar einfach eintauchen kann. Musik, die bewegt und packt.

Fazit: Crippled Black Phoenix Fans werden sicherlich von „Ellengæst“ nicht enttäuscht werden. Auf dem Album befindet sich eingängige und abwechslungsreiche Rock-Musik, die bestens unterhält und dabei immer dieses Fünkchen Melancholie mit verbreitet. Klasse Musik zum intensiven Hören, nichts zum „Nebenbeihören“, denn sonst könnten die Geister und Dämonen nicht ihre ganze Kraft versprühen. Empfehlenswert. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Lost, Everything I Say