Samstag, 31. Juli 2021

Big Big Train – Common Ground

 



Big Big Train – Common Ground


Besetzung:

Nick D’Virgilio – drums, percussion, vocals, mellotron, ebow guitar, synthesizer, cp70, fender rhodes electric piano. Arpeggiator, soundscapes
David Longdon – lead and backing vocals, acoustic guitar, mellotron, synthesizer, electric 6 and electric 12-sting guitars, vibraphone, tambourine, flute
Rikard Sjöblom – piano, hammond organ, farfisa organ, fender rhodes piano, church organ, mellotron, vocals, electric 6 and electric 12-sting guitars, fender rhodes and wurlitzer electric piano, clavinet
Gregory Spawton – bass, bass pedals, acoustic guitar, 12-sting acoustic guitar, mellotron, vocals


Gastmusiker:

Carly Bryant – vocals
Dave Foster – guitars
Aiden O’Rourke – violin and soundscapes
Dave Desmond – trombone
Stuart Roberts – trumpet
Nick Stones – french horn
John Storey – euphonium
John Truscott – tuba




Erscheinungsjahr: 2021


Stil: Rock, Progressive Rock


Trackliste:

1. The Strangest Times (5:07)
2. All The Love That We Can Give (8:05)
3. Black With Ink (7:23)
4. Dandelion Clock (4:14)
5. Headwaters (2:26)
6. Apollo (7:50)
7. Common Ground (4:53)
8. Atlantic Cable (15:06)
9. Endnotes (6:58)

Gesamtspieldauer: 1:02:06



Big Big Train waren mit ihrer Musik schon immer Grenzgänger zwischen Pop, Rock und Progressive Rock. Und gerade dieser progressive Ansatz im Stile der englischen Bands in den frühen 70er Jahren machte für mich auch den Reiz der Musik von Big Big Train aus. Mit ihren letzten Alben „Folklore“ (2016), „Grimspound“ (2017), „The Second Brightest Star“ (2017) sowie „Grand Tour“ (2019) konnten sie dieses musikalische Genre neben dem 2009er Album „The Underfall Yard“ gut abbilden. Wenn ich nur an „Roman Stone“ vom Album „Grand Tour“ denke… großes Kino für mich.

Doch was hört man nun auf ihrem dreizehnten Studioalbum mit dem Titel „Common Ground“?

Um es gleich vorweg zu nehmen, viele der Zutaten, die die Musik von Big Big Train auch vorher bereits ausmachten, sind auch auf „Common Ground“ enthalten. Das gibt es diesen mehrstimmigen Gesang, der immer wieder überzeugt und irgendwie besonders klingt. Es gibt in den Liedern Tempo- und Rhythmuswechsel und vor allen Dingen das Spiel mit den musikalischen Atmosphären haben die Musiker nicht verlernt. Da wird man in sanfte Melodien eingehüllt, dann prescht die Musik wieder zielstrebig nach vorne. Das ist zu hören in den Liedern mit Gesang, aber auch in den zwei Instrumentalstücken „Headwaters“ und „Apollo“. Ganz besonders gelungen empfinde ich auch immer wieder den Bläsereinsatz in den Liedern von Big Big Train, der gerade auf diesem Album den letzten Titel „Endnotes“ zu einem wahrlich hymnischen und feierlichen Abschluss des Albums werden lässt.

Und natürlich entwickeln sich die Lieder mit jedem weiteren Durchlauf weiter, wie dies häufig bei progressiver Musik der Fall ist. Oftmals muss man sich diese Musik erst mal genauer erschließen, bis man sie richtig genießen kann. Genauso ist es mit den Titeln auf „Common Ground“, die mir mit jedem weiteren Mal des Hörens besser gefallen. Alles gut also? Nicht ganz, denn die oben bereits erwähnte Mischung aus Pop, Rock und progressiven Tönen schwenkt für meinen Geschmack manchmal doch ein wenig zu sehr in Richtung des Pops. Gleich beim Eröffnungsstück „The Strangest Times“ musste ich beim ersten Anhören erst mal schlucken. Das klingt schon sehr nach groovendem Pop, den ich von Big Big Train so nicht erwarte und auch von dieser Band gar nicht so hören möchte. Auch das Titellied, eine Mischung aus Folk und Pop und Rock kann mich da nicht so restlos überzeugen und klingt für mich etwas zu alltäglich.

Doch genug kritisiert, Musik ist und bleibt immer auch Geschmackssache. Und da packen mich am ehesten solch Lieder wie „Dandelion Clock“. Nicht nur, dass David Longdon hier ganz ähnlich wie Peter Gabriel singt, auch ansonsten klingt die Nummer wie eine kleine Reminiszenz an Genesis in den 70er Jahren. Die beiden bereits erwähnten Instrumentalnummern gehen auch gut und abwechslungsreich ins Ohr und das gilt ebenso für „Atlantic Cable“, dem längsten Lied auf „Common Ground“. Viele Wendungen, sowohl vom Tempo, wie vom Rhythmus und auch von den Melodien lassen diesen Titel zu einer kleinen musikalischen Reise werden, die Spaß macht angetreten zu werden. Und der bereits erwähnte wunderschöne Abschluss mit dem Lied „Endnotes“ steht stellvertretend für das Besondere in der Musik von Big Big Train.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle auch die schöne Aufmachung der CD in Form eines kleinen Büchleins. Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben und dies wertet die CD nochmals auf.

Fazit: Auch wenn „Common Ground“ mich nicht ganz so überzeugt wie manches Vorgängeralbum von Big Big Train, so ist es doch ein hörenswertes Album geworden. Wer Big Big Train mag, wird darauf sicherlich etwas für sich entdecken. Die paar poppigen Stellen zu viel werden durch klasse, deutlich progressivere Abschnitte aufgewogen. Für mich ein lohnenswertes Album. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Dandelion Clock, Endnotes