Dienstag, 29. September 2020

Marilyn Manson – We Are Chaos




Marilyn Manson – We Are Chaos


Besetzung:

Marilyn Manson – vocals, instrumentation
Shooter Jennings – instrumentation
Juan Alderete – bass
Jamie Douglass – drums
Ted Russell Kamp – bass
Brandon Pertzborn – drums
Aubrey Richmond – fiddle
John Schreffler – guitars, pedal steel guitar
Paul Wiley – guitars


Label: Loma Vista Recordings


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Red Black And Blue (5:03)
2. We Are Chaos (4:00)
3. Don't Chase The Dead (4:17)
4. Paint You With My Love (4:29)
5. Half-Way & One Step Forward (3:16)
6. Infinite Darkness (4:15)
7. Perfume(3:33)
8. Keep My Head Together (3:49)
9. Solve Coagula (4:22)
10. Broken Needle (5:24)

Gesamtspieldauer: 42:31



„We Are Chaos“ heißt das elfte Studioalbum der US-amerikanischen Band Marilyn Manson, die inzwischen bereits seit fast unglaublichen 31 Jahren besteht. Im Jahr 1989 in Fort Lauderdale, Florida gegründet, wurde das erste Album im Jahr 1994 veröffentlicht. Es hieß „Portrait Of An American Family“ und war angefüllt mit aggressivem und lautem Industrial Metal, der zumeist kompromisslos aus den Boxen hämmerte.

Nun, Zeiten ändern sich, die Musik von Bands häufig ebenso. Wurde damals von den Musikern deutlich weniger Wert auf eine eingängige Melodie gelegt, der Härte vieles untergeordnet, so klingt es auf „We Are Chaos“ anders. Selbst die härteren Titel, die allerdings längst nicht mehr diese Aggressivität vergangener Tage erreichen, gehen ins Ohr. Und solch einen Titel wie „Paint You With My Love“ hätte man sich unmöglich auf einem Marilyn Manson Album der 90er oder 00er Jahre vorstellen können. Das Lied wäre unter damaligen Aspekten einfach nur mit „Kitsch“ abgetan worden, eine „Liebesschnulze“ eben.

Nein, Industrial Metal ist das nicht mehr, was Marilyn Manson ihren Hörerinnen und Hörern darbieten. Auf „We Are Chaos“ hört man eingängigen Alternative Rock, der wirklich gut klingt. Beginnt das Album mit „Red, Black And Blue“ noch so, wie man die Band von früher her kannte, also ein wenig gespenstisch zu Beginn des Liedes und schließlich deutlich härter und sogar ein wenig eskalierend, so hat sich das spätestens mit dem zweiten Lied, dem Namensgeber des Albums relativiert. Das Stück „We Are Chaos“ ist solch eine eingängige Alternative Rock Nummer, die sofort ins Ohr geht. Und so reihen sich Titel an Titel, meist etwas rockiger, ab und an auch etwas sanfter, aber jederzeit und immer eingängig. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, denn „Infinite Darkness“ knallt auch ganz gut und erinnert doch wieder an frühere Zeiten.

Am überzeugendsten klingen für mich gleich dieser harte Opener „Red, Black And Blue“, das für die früheren Marilyn Manson so ungewöhnliche, Piano-lastige und zum Mitwippen animierende „Half-Way & One Step Forward“ sowie das sich immer wieder so wunderschön steigernde „Solve Coagula“, welches durch ziemlich relaxte Abschnitte unterbrochen wird. Schließlich sollte ich an dieser Stelle auch noch den Abschluss des Albums erwähnen, das wunderschöne Lied „Broken Needle“, bei dem zunächst die akustische Gitarre dominiert und welches sich schließlich immer wieder in fast schon mit „hymnisch“ zu umschreibende Phasen entwickelt.

Fazit: Nun, ich mochte die frühen Marilyn Manson auch. Dieses Knallharte und Kompromisslose in der Musik der Band. Aber „We Are Chaos“ hat auch was. Mich überzeugt was ich hier höre und ich höre es gern. Das mag Alternative Rock sein, allerdings Alternative Rock der sehr gelungenen und abwechslungsreichen Sorte. Macht einfach Spaß zuzuhören. Elf Punkte.

Anspieltipps: Half-Way & One Step Forward



Sonntag, 27. September 2020

Deep Purple – Whoosh!




Deep Purple – Whoosh!


Besetzung:

Ian Gillan – vocals
Steve Morse – guitars
Roger Glover – bass
Ian Paice – drums
Don Airey – keyboards


Label: earMUSIC


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock


Trackliste:

1. Throw My Bones (3:38)
2. Drop The Weapon (4:23)
3. We‘re All The Same In The Dark (3:44)
4. Nothing At All (4:42)
5. No Need To Shout (3:30)
6. Step By Step (3:34)
7. What The What (3:32)
8. The Long Way Around (5:39)
9. The Power Of The Moon (4:08)
10. Remission Possible (1:38)
11. Man Alive (5:35)
12. And The Address (3:35)
13. Dancing In My Sleep (3:51)

Gesamtspieldauer: 51:38




„Whoosh!“ heißt das bereits einundzwanzigste Studioalbum der englischen Band Deep Purple. Das Album erscheint genau 52 Jahre und drei Wochen nach ihrem Debut-Album „Shades Of Deep Purple“, zu dem auf „Whoosh!“ sogar Bezug genommen wird. Schlagzeuger Ian Pace ist das letzte verbliebene Gründungsmitglied der Band und mit den Liedern „Throw My Bones“, „Man Alive“ (in dem übrigens dieses „Whoosh!“ auftaucht) und „Nothing At All“ bekam man in den letzten Monaten bereits eine kleine Einstimmung auf dieses neue Scheibe.

Ich freue mich immer sehr, wenn irgendwelche Heroen der Kindheit wieder etwas von sich hören lassen. Und Deep Purple begleitet sicher einige Menschen bereits durch ihr ganzes musikalisches Leben. Natürlich ist es allein deswegen spannend zu erfahren, wie die Band nun, im Jahr 2020 klingt.

Legt man das Album ein, hört es zum ersten Mal, stellt man schnell fest, dass die Musik von Deep Purple auf „Whoosh!“ sehr eingängig klingt. Die Lieder gehen wirklich schnell ins Ohr, beim dritten und vierten Mal des Hörens klingen sie fast schon wie „alte Vertraute“. Dabei rocken die fünf Musiker sehr gut, zu „hart“ wird es allerdings an keiner Stelle des Albums. Die Parts, die sich früher Ritchie Blackmore und Jon Lord geteilt haben, diese teilen sich jetzt Steve Morse und Don Airey. Fraglich ist an dieser Stelle lediglich, ob Ritchie Blackmore sich dieses Verhältnis hätte gefallen lassen. Wahrscheinlich eher nicht, er hätte wohl getobt. Denn auf „Whoosh!“ ist die Instrumentierung schon leicht in Richtung der Tasteninstrumente verschoben, obwohl Steve Morse durchaus auch einige schöne Gitarrenläufe und Soli zum Gesamteindruck beiträgt. Das hätte meiner Meinung nach aber durchaus etwas häufiger passieren können.

Klasse, wie druckvoll Ian Paice immer noch die Drumsticks schwingt und auch die Stimme des Ian Gillan klingt im Alter noch sehr gut. Immerhin wird er am 19. August bereits 75 Jahre alt. Natürlich könnte er heutzutage kein „Child In Time“ mehr wie 1970 einsingen, doch seine Stimme überzeugt bei den Liedern auf „Whoosh!“ noch absolut.

Einen Ringschluss bilden Deep Purple mit dem Instrumentalstück „And The Address“. Dies ist der erste Titel auf „Shades Of Deep Purple“ und war damit bereits auf dem Debut-Album der Band im Jahr 1968 zu hören. Auf „Whoosh!“ ist er um eine Minute gekürzt worden und mir gefällt das Original sogar noch etwas besser, da ich es ausschweifender und rauer finde, aber das ist eben Geschmackssache oder weil ich diese erste Fassung des Liedes schon sehr lange kenne.

Fazit: „Whoosh!“ überzeugt. Ganz klar, es ist kein zweites „In Rock“, „Machine Head“, „Burn“ oder „Perfect Strangers“. Trotzdem vermittelt dieses Album dieses „Deep Purple-Feeling“ und es mag durchaus sein, dass beim Hören immer auch eine Prise Nostalgie mitschwimmt. Doch egal, „Whoosh!“ rockt, geht ins Ohr und es gibt Deep Purple eben auch 52 Jahre später noch. Ich freue mich. Elf Punkte.

Anspieltipps: Throw My Bones, Step By Step



Freitag, 25. September 2020

Pam Pam Ida – Frei




Pam Pam Ida – Frei


Besetzung Pam Pam Ida:

Andreas Eckert
Julian Menz
Thomas Thumann
Daniel Randlkofer
Christian Winkler
Jürgen Neumeier


Silberfischorchester:

Christoph Leonbacher
Franziska Kiesel
Anna Helbich
Ricarda Roelke
Lisa Albinger
Kristin Schorr


Gastmusiker:

Die Nowak
Christian Georg
BBou
Marlo Honselmann
Susanne Pesl
Dominik Krieglmeier
Tobias Bayerlein
Gerhard Eckert
Matthias Eckert
Maria & Karla


Label: F.A.M.E. Recordings


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Pop


Trackliste:

1. Auf da Flucht (5:03)
2. Frei Sei (4:46)
3. Andrer Stern (3:38)
4. Böse Geister (3:39)
5. Die Nacht (4:13)
6. Hoaßa Droht (3:31)
7. No Ned Soweit (3:40)
8. Dekadenz In Moll (0:52)
9. Ma Wead Seng (4:02)
10. Sumpf (3:10)
11. Mensch Mensch (4:41)
12. I Muaß Geh (4:06)

Gesamtspieldauer: 45:27



Pam Pam Ida, das ist eine Band aus Sandersdorf, einem Ortsteil des oberbayerischen Marktes Altmannstein. Pam Pam Ida besteht aus sechs Musikern die heute, am 25. September ihr drittes Album veröffentlichen. „Frei“ heißt dieses, wurde mit dem Silberfischorchester, einem ebenfalls sechsköpfigen Streicherorchester eingespielt und auf dem Plattenlabel F.A.M.E. Recordings veröffentlicht.

Manchmal hat man Glück und wird auf eine Band aufmerksam gemacht, die es wahrlich lohnt gehört zu werden. Pam Pam Ida ist solch eine Band. Pam Pam Ida klingen bunt auf „Frei“, bunt und unglaublich variantenreich. Natürlich ist das Pop-Musik, doch die Band lässt auch viele andere Genres mit in ihre Musik einfließen. Da wird mal gerappt, dann wieder gerockt, man hört sanfte Streicherklänge, eine Flöte, die aus den Anden zu kommen scheint oder auch mal Klänge, die einen auf einen Mississippi-Dampfer zu versetzen scheinen. Es klingt mal verträumt, dann wieder leicht jazzig und schließlich auch seltsam schräg, wie man es eher von progressiver Rockmusik kennt. Und irgendwo kommen auch mal Erinnerungen an Hans-Jürgen Buchner und sein Haindling auf. 

Das sind alles meist nur kurze musikalische Ausflüge, die jedoch alle stimmig in den bayrischen Pop von Pam Pam Ida integriert werden. Die Sprache der Band ist bayrisch, die Musik klingt deutlich internationaler, lässt die oben erwähnten Einflüsse zu und wird dadurch zu einem Gesamterlebnis mit sehr viel Atmosphäre. Die einzelnen Nummern gehen dabei zumeist gut und melodisch ins Ohr. Die Arrangements der einzelnen Stücke lassen keine Wünsche offen und unterstützen damit die transportierten Stimmungen. Zudem ist „Frei“ eine jener Scheiben, die sich lohnen öfters gehört zu werden, da sich Vieles in der Musik der Band erst mit dem wiederholten Mal erschließt. Immer wieder entdeckt man etwas Neues und so wird „Frei“ von Pam Pam Ida zu einer musikalischen Reise, bei der es immer wieder Spaß macht, sie angetreten zu haben.

Fazit: Spannender, melodischer und abwechslungsreicher Pop aus Bayern, bei dem häufig nur die Sprache den Ursprung verrät. Schön, dass es immer wieder solch Bands und Musik zu entdecken gibt. Elf Punkte.

Anspieltipps: Frei sein, I Muaß Geh



Mittwoch, 23. September 2020

Steve Hackett – Selling England By The Pound & Spectral Mornings: Live At Hammersmith




Steve Hackett – Selling England By The Pound & Spectral Mornings: Live At Hammersmith


Besetzung:

Steve Hackett – guitars, vocals
Roger King – keyboards
Nad Sylvan – vocals, tambourine
Craig Blundell – drums, percussion, vocals
Rob Townsend – saxophone, woodwind, percussion, vocals, keyboards, bass pedals
Jonas Reingold – bass, variax, twelve string, vocals


Gastmusiker:

John Hackett – flute
Amanda Lehmann – guitar, vocals


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1:

1. Intro (1:24)
2. Every Day (6:39)
3. Under The Eye Of The Sun (5:38)
4. Fallen Walls And Pedestals (2:15)
5. Beasts In Our Time (6:26)
6. The Virgin And The Gypsy (4:42)
7. Tigermoth (3:14)
8. Spectral Mornings (6:25)
9. The Red Flower Of Tai Chi Blooms Everywhere (2:16)
10. Clocks - The Angel Of Mons (6:56)
11. Dancing With The Moonlit Knight (7:28)
12. I Know What I Like (9:48)

CD 2:

1. Firth Of Fifth (10:06)
2. More Fool Me (3:27)
3. The Battle Of Epping Forest (11:43)
4. After The Ordeal (5:00)
5. The Cinema Show (11:01)
6. Aisle Of Plenty (1:39)
7. Déja Vu (6:24)
8. Dance On A Volcano (6:08)
9. Los Endos (8:24)

Gesamtspieldauer CD1 (1:03:19) und CD2 (1:03:56): 2:07:15




Er hat es also wieder gemacht. Dieses Mal erscheint am 25. September das Album „Selling England By The Pound & Spectral Mornings: Live At Hammersmith“ welches am letzten Abend der Tournee im November 2019 im Hammersmith Eventim Apollo aufgezeichnet wurde.

Das Genesis-Album „Selling England By The Pound“ wird darauf komplett durchgespielt. Von seinem dritten Solo-Werk „Spectral Mornings“ fehlen lediglich die beiden Titel „The Ballad Of The Decomposing Man“ sowie „Lost Time In Córdoba“. Ergänzt wird die Setlist dann noch durch die drei Stücke „Under The Eye Of The Sun“, „Fallen Walls And Pedestals“ sowie „Beasts In Our Time“, allesamt von seinem bisher letzten Studio-Soloalbum „At The Edge Of Light“ – aus dem Jahr 2019.

Und damit immer noch nicht genug. Den Abschluss bilden schließlich das Lied „Déja Vu“. Ein Stück, von Peter Gabriel für „Selling England By The Pound“ geschrieben, jedoch nie vollendet. Das übernahm letztendlich dann Steve Hackett selbst. Schließlich folgen noch die Zugaben „Dance On A Volcano“ und „Los Endos“ von seiner vorletzten Genesis-Beteiligung „A Trick Of The Tail“.

Nun, wer Genesis und auch das Solo-Werk des Steve Hackett mag, die oder der wird sicherlich auch an dieser Veröffentlichung seinen Gefallen finden. Laut eigener Aussage des ehemaligen Genesis-Gitarristen ist „Selling England By The Pound“ sein Lieblingswerk und so werden die einzelnen Lieder meist auch nur sehr leicht variiert. Man kann hier – genau wie auch bei seinem Solo-Material – erneut sehr schön in den musikalischen Kosmos des Steve Hackett und Genesis einsteigen. Die Umsetzung gelingt ihm und seinen Mitmusikern erneut sehr gut. Das liegt auch daran, dass Nad Sylvan seine Sache sehr überzeugend macht, seine Stimme erinnert wahrlich sehr an die des Peter Gabriel. Und bei dem Lied „Déja Vu“, bei dem man gar keinen Vergleich hat zum ehemaligen und ersten Genesis-Sänger, könnte man erst recht vermuten Peter Gabriel zu hören.

Fazit: Ein wenig inflationär ist Steve Hackett schon mit seinen Genesis-Live-Veröffentlichungen. Aber was soll’s, es klingt einfach gut und überzeugend. Die leichten Variationen machen das Ganze auch durchaus spannend und es macht Spaß in die Musik einzusteigen. Besonders interessant ist dabei natürlich auch das Lied „Déja Vu“, welches schon sehr nach den Genesis der damaligen Zeit klingt – immer wieder ergänzt durch ebenfalls gelungene Gitarren-Soli. Elf Punkte.

Anspieltipps: Déja Vu



Montag, 21. September 2020

Damien Rice – O




Damien Rice – O


Besetzung:

Damien Rice – vocals, piano, guitar, percussion, clarinet


Gastmusiker:

Lisa Hannigan – backing vocals, lead vocals on "Silent Night" (hidden track), piano
Vyvienne Long – cello
Mark Kelly – electric guitar
Shane Fitzsimons – bass guitar
Tom Osander aka Tomo – percussion, drums
Caroline "Caz" Fogerty – djembe
Doreen Curran – mezzo-soprano vocals on "Eskimo"
Nicholas Dodd – conducting
Colm Mac Con Iomaire – violin
Conor Donovan – timpani, percussion
Jean Meunier – improvisation, piano


Label: 14th Floor


Erscheinungsjahr: 2003


Stil: Folk, Acoustic Rock


Trackliste:

1. Delicate (5:13)
2. Volcano (4:38)
3. The Blower’s Daughter (4:44)
4. Cannonball (5:10)
5. Older Chests (4:46)
6. Amie (4:37)
7. Cheers Darlin‘ (5:49)
8. Cold Water (4:59)
9. I Remember (5:31)
10. Eskimo ((5:06) inkl. Hidden Tracks „Prague“ (5:54) und „Silent Night“ (1:50)) (15:59)

Gesamtspieldauer: 1:01:28




„O“ heißt das erste Studioalbum des irischen Musikers Damien Rice, welches am 1. Februar 2002 auf dem Plattenlabel 14th Floor veröffentlicht wurde. Damien Rice wollte dabei ganz bewusst auf einem kleineren Label veröffentlichen, da er Sorge hatte sonst zukünftig nicht mehr genug eigene Einfluss auf seine Musik zu haben.

Das Ergebnis und damit das Debut des irischen Musikers kann sich sehen beziehungsweise besser sehr gut hören lassen. Auf „O“ hört man unglaublich melodiöse Musik, oftmals unterstützt durch Orchesterinstrumente, die wunderschöne Melodien aufweisen und ohne große Umwege ins Ohr gehen. Die Musik klingt größtenteils sehr sanft und zurückhaltend, an manchen Stellen gar fast schon zerbrechlich. Damien Rice erzeugt mit seiner Musik eine Atmosphäre, die Hörerin wie Hörer einnimmt und fesselt. Dabei klingt die Musik niemals altbacken und langweilig, sondern sehr viel eher spannend und mitreißend – und das bei einer sehr ruhigen Grundhaltung. Die Lieder packen einen und lassen einen nicht mehr los.

Höhepunkte gibt es einige auf „O“. Da ist zum einen das wunderschöne „Volcano“, welches Damien Rice zusammen, im Duett mit Lisa Hannigan einsingt. Besonders erwähnenswert hier das perfekt abgestimmte Gesangsarrangement am Ende des Liedes. „Amie“ ist eine sehr eingängige und folkige Nummer. Auch wieder ausgestattet mit einer sehr schönen und eingängigen Melodie. Im nachfolgenden „Cheers Darlin‘“ scheint man zunächst Zeuge einer Kneipen- oder Bar-Szene zu sein. Das Lied entwickelt sich von sehr getragen und langsam hin zu einer sogar schrägen Nummer, die das ganze Album zusätzlich auflockert.

Und schließlich gibt es dann noch jenen letzten Titel des Albums, „Eskimo“, der mit knapp sechszehn Minuten Spieldauer angegeben wird. Doch in Wirklichkeit sind dies drei Lieder, wobei die letzten beiden Nummern als sogenannte „Hidden Tracks“ angehängt sind. Man hört also das eigentliche „Eskimo“, das Lied „Prague“ und schließlich noch für eine Minute und fünfzig Sekunden „Silent Night“, was wirklich jenes „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ist, welches wir auch in Deutschland zu Weihnachten singen. Hier übernimmt den Gesangspart erneut Lisa Hannigan. Musste nicht unbedingt sein, wirkt etwas deplatziert und ist ein seltsamer Abschluss für dieses Album, da zuvor mit „Eskimo“ und „Prague“ zwei wahre musikalische Schätze zu hören sind.

„Eskimo“ ist ein so wunderschönes Lied, voller Melancholie und Tiefe, bei dem Doreen Curran mit ihrem Mezzo-Sopran eine unglaubliche Intensität produziert. Das Lied steigert sich in seinem Verlauf und klingt einfach nur schön und ergreifend. Auch „Prague“ lohnt gehört zu werden und es ist wahrlich schade, dass dieses Lied in Form eines „Hidden Tracks“ fast schon auf „O“ versteckt wurde.

Fazit: Ein sehr gelungenes und überzeugendes und intensives und einnehmendes Debut ist Damien Rice mit „O“ gelungen. Zumeist sanfte Musik hört man auf dem Album, welche das Herz erwärmt, einen packt und nicht mehr loslässt. Sehr hörenswert. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Volcano, Eskimo, Prague



Samstag, 19. September 2020

Derek Sherinian – The Phoenix




Derek Sherinian – The Phoenix


Besetzung:

Derek Sherinian – keyboards


Gastmusiker:

Simon Phillips – drums
Zakk Wylde – guitar
Billy Sheehan – bass
Armen Ra – theremin
Ron ‘Bumblefoot’ Thal – guitar
Jimmy Johnson – bass
Steve Vai – guitar
Tony Franklin – bass
Ernest Tibbs – bass
Joe Bonamassa – vocals, guitar
Kiko Loureiro – guitar


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Jazzrock, ProgMetal


Trackliste:

1. The Phoenix (5:24)
2. Empyrean Sky (3:56)
3. Clouds Of Ganymede (6:02)
4. Dragonfly (3:44)
5. Temple Of Helios (6:03)
6. Them Changes (5:28)
7. Octopus Pedigree (5:04)
8. Pesadelo (6:52)

Gesamtspieldauer: 42:37



David Coverdale sagt über Derek Sherinian, er sei „Wie der Sohn von Jon Lord… es ist atemberaubend“. Mit Alice Cooper hat er gespielt, hat Kiss und Billy Idol bei Tourneen und Aufnahmen unterstützt und war Teil von Dream Theater, Black Country Communion und aktuell heißt seine Band Sons Of Apollo, die dieses Jahr auch bereits ein Album veröffentlicht haben.

Sein achtes Studioalbum erscheint nun am 17. September, ganze neun Jahre nach seinem siebten Solo-Werk „Oceana“. „The Phoenix“ heißt dieses und ist hauptsächlich angefüllt mit hartem Instrumental-Rock, Fusion und ProgMetal. Der Grund für die lange Pause war, wie er in einem Interview preisgibt, dass es sich für Musiker kaum mehr lohnt neue Alben zu veröffentlichen, da alles kostenlos heruntergeladen wird. In Zeiten von Corona kam dann aber wohl doch noch mal eine besondere Inspiration. Derek Sherinian rief Schlagzeuger Simon Philips an, der bereits auf fünf seiner Alben mitwirkte. Dieser war sofort mit an Bord, schrieb die Titel zusammen mit Derek Sherinian und Simon Philips mischte das Album schließlich auch ab. Und dann hatte es auch mit einem Vertrag beim Label InsideOut Music geklappt und der neuen Platte stand nichts mehr im Wege.

Auf „The Phoenix“ hört man Rock, der immer wieder in den Jazz Rock und den ProgMetal abdriftet. Gleich in zweierlei Hinsicht stellt da das Lied „Them Changes“ dabei eine Ausnahme dar. Zum einen ist es das einzige Lied mit Gesang, Joe Bonamassa ist bei dem Stück nicht nur an der Gitarre, sondern auch mit seiner Stimme zu hören. Und dieses Lied fällt auch rein stilistisch aus dem Rahmen, da es sich um einen Blues handelt, der sonst so nicht auf „The Phoenix“ zu hören ist.

Insgesamt empfinde ich die Musik auf „The Phoenix“ als durchaus kurzweilig. Das Album beginnt mit dem Titeltrack, der relativ kompromisslos aus den Boxen knallt. Heavy Metal fast der eher geradlinigen und schnörkellosen Sorte. Im Zentrum des Stücks steht die E-Gitarre, die in Hochgeschwindigkeit rockt. Bei „Empyrean Sky“ bekommt dann sehr viel mehr das Keyboard des Derek Sherinian seine Rolle zugewiesen. Und wahrlich kann man David Coverdales Anspielung auf Jon Lord dabei durchaus nachvollziehen.

Als einen der Höhepunkte des Albums sehe ich auch das Piano-lastige „Dragonfly“. Und tatsächlich sind hier die Wege zu Keith Emerson nicht weit. In Passagen hätte dieses Stück auch auf einem Emerson, Lake & Palmer Album auftauchen können. Beim letzten Stück des Albums „Pesadelo“ kommen bei mir immer Vergleiche zu spannenden Krimis und damit deren Filmmusik in den 70er Jahren auf. Dann rockt das Lied wiederum wahrlich heavy, um in einen Part mit spanischer Gitarre überzugehen. Abwechslung pur, sehr eingängig und mit erneut diesen Jon-Lord-Gedächtnissoli ausgestattet. Schließlich wird das Lied wieder Gitarren-lastiger und eskaliert fast. Klasse Nummer, bei der an der Gitarre Kiko Loureiro, ehemals „Angra“ zu hören ist.

Und die restlichen Stücke? Nicht zu frickeliger Fusion gepaart mit Progmetal und Hard Rock. Alles durchgängig hörenswert, wenn auch hier ein Genre nicht neu erfunden wird. Aber diese Tage sind eh schon längst vorbei.

Fazit: Ich höre auf „The Phoenix“ einen abwechslungsreichen Ritt durch einige musikalische Genres wie kurze Bluesausflüge, Fusion, Hard Rock bis Heavy Metal und ProgMetal. Das macht durchaus immer wieder Laune und unterhält. Zu kompliziert klingt das nie, zu angepasst ebenso wenig. Die meisten Nummern gehen dabei sogar gut ins Ohr und wer auf ausgedehnte und rockige Instrumentalpassagen steht, die oder der kann mit dem neuen Album von Derek Sherinian sowieso nichts falsch machen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: The Phoenix, Dragonfly, Pesadelo




Freitag, 18. September 2020

Kitty Solaris – Sunglasses




Kitty Solaris – Sunglasses


Label: Solaris Empire


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Electronic Rock, Electro-Pop


Trackliste:

1. Supermoon (2:53)
2. Easy (3:49)
3. Cold Blood (3:55)
4. Giulia (3:42)
5. Sunglasses At Night (3:48)
6. Dirt (4:04)
7. Money Back (2:49)
8. Night Trip (3:31)
9. Everything (4:20)

Gesamtspieldauer: 32:51




Kitty Solaris lebt in Berlin, heißt eigentlich Kirsten Hahn, legt mit „Sunglasses“ ihr bereits siebtes Studioalbum vor und klingt absolut losgelöst von irgendwelchen länderspezifischen Merkmalen. Denn „Sunglasses“ klingt einfach gut und man hört darauf elektronische Klänge, eingängig und zumeist groovend, die so wunderschön an die 80er Jahre erinnern, sodass jede und jeder der in dieser Zeit groß wurde unweigerlich Vergleiche zur Musik dieses Jahrzehnts anstellt.

Das liegt jedoch nicht nur am „Namensgeber“ des Albums, der Cover-Version von Corey Harts „Sunglasses At Night“. Das Lied klingt im Original rockiger, auch wenn es ebenfalls in den 80ern, genauer gesagt im Jahr 1983 entstand. Diese E-Gitarre hinterlässt einfach Spuren. Von diesem Eindruck „befreit“ Kitty Solaris das Lied, macht es zu einer reinen Electro-Pop-Nummer, die ebenfalls im Ohr zündet.

Doch es sind eben auch die anderen Nummern auf „Sunglasses“, die Hörerin und Hörer durchaus mit den 80ern in Verbindung bringen. Mal glaubt man Ultravox im Hintergrund beim Klang des Synthesizers auszumachen, ein anderes Mal, wenn der Beat zum Mitwippen animiert, klingt Anne Clark durch ohne, dass man sie wirklich hört.

Und genau dies ist das Schöne und durchaus auch Besondere an „Sunglasses“ von Kitty Solaris. Man hört die Musik der 80er, man hört Reminiszenzen, doch es bleibt die eigenständige Musik der Berliner Musikerin, die neu und frisch und unverbraucht klingt. Die Lieder gehen ins Ohr, grooven und animieren zum sanften Mitwippen. Oftmals sind es dabei fast schon hypnotisierende Sequenzen, die einzelne Tracks geradezu dazu prädestinieren, im Club Tanzflächen zu füllen.

Fazit: Eingängig, in eine andere Zeit zurückversetzend, cool und tanzbar. Das ist „Sunglasses“ von Kitty Solaris. Das Zuhören macht Spaß, was gerade in der jetzigen Zeit durchaus von Vorteil ist. Wer melodiöse und tanzbare elektronische Musik mag, sollte hier definitiv mal ein Ohr riskieren. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Night Trip



Donnerstag, 17. September 2020

Seals & Crofts – I’ll Play For You




Seals & Crofts – I’ll Play For You


Besetzung:

Jim Seals – vocals, guitar, banjo
Dash Crofts – vocals, acoustic and electric mandolins, mandola


Gastmusiker:

Louie Shelton – guitar, banjo
Ovid Stevens – slide guitar
Jack Lenz – keyboards, flute
David Paich – keyboards
Wilton Felder – bass
Mike Porcaro – bass
Ed Greene – drums
Jim Varley – drums
Jeff Porcaro – drums
Antoine Dearborn – percussion
Gene Capriano – reeds
Bob Crosby – reeds
Jim Horn – reeds
Steve Leeds – reeds
Henry Sigismonti – reeds
Larry Ford – trumpet
Paul Hubinon – trumpet
Ron King – trumpet
Bobby Shew – trumpet
Dick Hyde – trombone
John Leys – trombone
Lew McCreary – trombone


Label: Warner Bros. Records


Erscheinungsjahr: 1975


Stil: Pop, Folk


Trackliste:

1. I‘ll Play For You (4:05)
2. Golden Rainbow (4:31)
3. Castles In The Sand (4:08)
4. Blue Bonnet Nation (3:51)
5. Ugly City (3:52)
6. Wayland The Rabbit (6:03)
7. Freaks Fret (3:00)
8. Truth Is But A Woman (3:05)
9. Fire And Vengeance (4:31)

Gesamtspieldauer: 36:49




„I‘ll Play For You“ heißt das siebte Studioalbum des US-amerikanischen Pop-Folk Duos Seals & Crofts. Das Album wurde im März 1975 auf dem Plattenlabel Warner Bros. Records veröffentlicht und erreichte im Sommer desselben Jahres immerhin noch Platz 18 der U.S. Billboard Hot 100. Die ausgekoppelte Single „Castles In The Sand“ kletterte in den US-amerikanischen Charts bis auf Platz 21.

Auf „I‘ll Play For You“ hört man poppige Musik, die mitunter auch mal folkig angehaucht klingt und dabei zudem manches Mal die Grenzen des Countrys streift. Gut ins Ohr geht da wenig, manches klingt sogar eher langweilig. Solch Titel wie „Golden Rainbow“, „Freaks Fret“ oder „Truth Is But A Woman“ strapazieren schon sehr stark die eigene musikalische Toleranzgrenze. Mal klingt das soulig, dann wieder hört man seltsam geartete Calypso-Klänge, schließlich doch noch überaus schleimigen Country. Und dies gilt bezüglich der Musik und der Texte. Spaß macht das Zuhören hier definitiv nicht mehr. Diese krude Mischung musikalischer Genres verlangt viel von der Hörerin beziehungsweise dem Hörer ab.

Im Grunde genommen gibt es auf „I‘ll Play For You“ nur drei einigermaßen hörbare Nummern. Da ist zum einen das Titellied selbst und gleichzeitig das erste Stück der Platte. Ein poppig-folkiger Titel, bei dem eine Klarinette schließlich für Stimmung sorgt. Auch die etwas rockigere Single-Auskopplung „Castles In The Sand“ ist hörenswert. Und dann gibt es da noch das sehr orchestral beginnende und schließlich mit akustischen Gitarrenklänge weitergeführte „Wayland The Rabbit“. Ein sehr getragenes Lied mit einer schönen Melodie, welche schließlich auch von Streichern getragen wird. Der Höhepunkt der Platte.

Fazit: Einen guten und zwei akzeptable Titel hat „I‘ll Play For You“ noch zu bieten. Recht wenig für ursprünglich zwei LP-Seiten. Auf dem Album werden sehr viele musikalische Genres bedient, richtig einstellen kann man sich auf die Musk von Seals & Crofts leider nicht mehr. Vieles läuft an einem vorbei und noch schlimmer, bei manchem Titel ist man dankbar, wenn er endlich verklungen ist. Fünf Punkte.

Anspieltipps: Wayland The Rabbit



Dienstag, 15. September 2020

Rush – Counterparts




Rush – Counterparts


Besetzung:

Geddy Lee – bass, vocals, synthesizer
Neil Peart – drums, cymbals, electronic percussion
Alex Lifeson – electric and acoustic guitars


Gastmusiker:

John Webster – additional keyboards
Michael Kamen – orchestration and conducting on "Nobody's Hero"


Label: Atlantic Records


Erscheinungsjahr: 1993


Stil: Rock


Trackliste:

1. Animate (6:03)
2. Stick It Out (4:30)
3. Cut To The Chase (4:48)
4. Nobody‘s Hero (4:55)
5. Between Sun & Moon (4:37)
6. Alien Shore (5:47)
7. The Speed Of Love (5:02)
8. Double Agent (4:52)
9. Leave That Thing Alone (4:05)
10. Cold Fire (4:27)
11. Everyday Glory (5:11)

Gesamtspieldauer: 54:23




„Counterparts“ heißt das fünfzehnte Studioalbum der kanadischen Rock Band Rush und wurde am 19. Oktober 1993 in Kanada auf dem Plattenlabel Anthem Records und ansonsten weltweit auf dem Label Atlantic Records veröffentlicht. „Counterparts“ erreichte Platz 2 der Charts in den USA und kletterte in Kanada bis auf Platz 6. „Stick It Out“ war die erste Single-Auskopplung des Albums und hielt sich vier Wochen lang auf Platz 1 der Billboard Album Rock Tracks Charts. Als weitere Singles wurden die Lieder „Cold Fire”, „Nobody‘s Hero“, „Animate“ sowie „Double Agent“ veröffentlicht.

Wie schon auf dem Vorgängeralbum „Roll The Bones“, so hört man auch auf „Counterparts“ sehr auf den Mainstream angelegten Rock, der schnell ins Ohr gehen soll. Dies schafft diese Musik auch, anstrengend und nervig wirkt und klingt das nichts, allerdings doch eher langweilig und zum Teil auch absolut belanglos. Bestens Beispiel dafür ist das bereits erwähnte „Stick It Out“, welches sich vier Wochen auf Platz 1 der Album Rock Tracks Charts hielt. Geschrieben für das junge Rock Publikum in den USA, getrimmt auf einfachen Konsum.

Doch auch hier ist es so, wo Schatten ist, da muss es auch irgendwo Licht geben – glücklicherweise. „Nobody‘s Hero“ ist eine klasse Nummer, die nicht nur schnell ins Ohr geht, sondern auch nicht mehr so leicht verfliegt. Das Lied beginnt wie eine Folk Nummer, mit akustischer Gitarre und Gesang und steigert sich, wird rockiger und schließlich kommt sogar ein ganzes Orchester zum Einsatz. Sehr gelungen. Und dann wäre da noch „Leave That Thing Alone“. Eine groovige Nummer, die zum schnellen Mitwippen animiert. Das Lied ist ein abwechslungsreiches Instrumentalstück, bei dem auch der Rhythmusfraktion um Schlagzeug und Bass eine besondere und sehr gelungenen Rolle zukommt.

Fazit: „Counterparts“ ist eine leicht eingängige Scheibe geworden, auf der man sich nicht viel erschließen muss. An manchen Stellen klingt das leider langweilig bis belanglos, an anderer Stelle hört sich das Ganze sehr viel besser gelungen und auch spannender an. Von daher sicher kein schlechtes Album, wenn auch die nicht so gelungenen Lieder überwiegen. Rush-Fans werden „Counterparts“ sicherlich lieben, wie die Verkaufszahlen beweisen. Aber Verkaufszahlen waren ja noch nie ein Gütesiegel für musikalische Qualität. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Nobody‘s Hero, Leave That Thing Alone



Sonntag, 13. September 2020

Ufo – Lights Out




Ufo – Lights Out


Besetzung:

Phil Mogg – vocals
Michael Schenker – lead guitar
Paul Raymond – rhythm guitar, keyboards
Pete Way – bass
Andy Parker – drums


Label: Chrysalis Records


Erscheinungsjahr: 1977


Stil: Rock


Trackliste:

1. Too Hot To Handle (3:37)
2. Just Another Suicide (4:58)
3. Try Me (4:49)
4. Lights Out (4:35)
5. Gettin’ Ready (3:46)
6. Alone Again Or (3:00)
7. Electric Phase (4:50)
8. Love To Love (7:16)

Bonus Tracks der remasterten Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2008: Live At The Roundhouse, London, 1977

9. Lights Out (5:14)
10. Gettin‘ Ready (4:03)
11. Love To Love (7:15)
12. Try Me (4:53)

Gesamtspieldauer: 58:24




„Lights Out“ heißt das sechste Studioalbum der britischen Rockband Ufo. „Lights Out“ wurde am 7. Mai 1977 auf dem Plattenlabel Chrysalis Records veröffentlicht. Mit dem Titel „Alone Again Or“ befindet sich dieses Mal sogar eine Cover-Version auf einem Ufo-Album. Das Lied stammt ursprünglich von der Band Love. „Lights Out“ erreichte Platz 23 der US Billboard Hot 100 und ist damit jenes Album von Ufo, welches sich am höchsten in den dortigen Charts platzieren konnte.

Überraschenderweise reihte das Musik-Magazin Kerrang! „Lights Out“ auf Platz 28 der „100 größten Heavy-Metal-Alben aller Zeiten“ ein. Das wirft einige Fragen auf. Zum Beispiel, wie man zu dieser Beurteilung kommen kann. Es bedeutet nicht, dass „Lights Out“ ein schlechtes Album wäre, jedoch befindet sich kein Heavy Metal auf der Platte. Ob die dortige Jury die Scheibe überhaupt gehört hat? Mit dem Opener „Too Hot To Handle“ findet sich ein eher biederes Hard Rock Lied am Anfang der Platte. Das Titellied ist dann noch ein wenig „härter“ gehalten und klingt auch sehr viel eingängiger. Toller Titel. Aber das wäre es dann schon mit den Liedern, die härteren Rock transportieren.

Die restlichen Nummern sind entweder rockige Titel oder rockige Balladen. Das bereits erwähnte „Alone Again Or“ ist sogar fast schon im Pop zu verorten und zeigt ein weiteres Markenzeichen der Musik von Ufo auf „Lights Out“, nämlich den Einsatz von Orchester und vor allen Dingen Streichern. Auch da bewegt sich die Musik von Ufo in Bereichen, die meilenweit vom Heavy Metal entfernt sind.

Die Höhepunkte auf „Lights Out“ sind jenes bereits erwähnte Titellied. Dann ist an dieser Stelle ganz sicher das wunderschön gefühlvolle „Try Me“ zu erwähnen. Ein Lied, welches sofort ins Ohr geht und das Herz erwärmt. Und schließlich befindet sich auf „Lights Out“ natürlich noch einer der besten Titel der Band überhaupt, die ursprünglich letzte Nummer des Albums, das Lied „Love To Love“. Die Musik steigert sich zunächst instrumental und elektronisch, geht schließlich in einen sehnsüchtigen Gesangsteil über, der durch zahlreiche Streicher getragen wird, ohne dabei in den Bereich des Kitsches abzudriften. Es folgt wieder jener schon beschriebene Instrumentalteil, dieses Mal allerdings verstärkt durch die E-Gitarre des Michael Schenker. Erneut mündet das Ganze in den Gesangsteil, um letztendlich sehr rockig auszuklingen.

Schließlich enthält die Wiederveröffentlichung aus dem Jahr 2008 noch vier live eingespielte Lieder, welche bei einem Konzert im Roundhouse, London, eingespielt worden waren. Die einzelnen Stücke klingen hier sogar noch ein wenig dynamischer, allerdings lässt die Abmischung und die Aufnahmequalität ein paar Wünsche offen. Doch egal, trotzdem eine lohnende Zugabe.

Fazit: Auch „Lights Out“ macht Spaß. Ufo haben zu Beginn ihrer Karriere viele Alben veröffentlicht, die überzeugen können. Dazu gehört auch „Lights Out“. Gleichzeitig ist diese Scheibe auch eine der abwechslungsreichsten der Band. Ein ganz kleines bisschen Pop, Rock, und Hard Rock. Das Ganze auch mal mit Streichern oder Bläsern versehen. Langweilig klingt anders. Heavy Metal aber auch. Elf Punkte.

Anspieltipps: Try Me, Lights Out, Love To Love



Freitag, 11. September 2020

Neal Morse – Sola Gratia




Neal Morse – Sola Gratia


Besetzung:

Neal Morse – vocals, guitar & keyboards


Gastmusiker:

Mike Portney – drums
Randy George – bass
Gideon Klein – strings
Eric Gillette – guitars
Bill Hubauer – keyboards


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock, Rock


Trackliste:

1. Preface (1:26)
2. Overture (5:59)
3. In The Name Of The Lord (4:27)
4. Ballyhoo (The Chosen Ones) (2:43)
5. March Of The Pharisees (1:40)
6. Building A Wall (5:01)
7. Sola Intermezzo (2:10)
8. Overflow (6:27)
9. Warmer Than The Sunshine (3:22)
10. Never Change (7:52)
11. Seemingly Sincere (9:34)
12. The Light On The Road To Damascus (3:26)
13. The Glory Of The Lord (6:17)
14. Now I Can See / The Great Commission (5:17)

Gesamtspieldauer: 1:05:47




Angeblich wurde Neal Morse seiner Aussage nach schon mehrmals gefragt, ob er nicht mal ein progressives Rock-Konzeptalbum über den Apostel Paulus machen möchte. Als er nun im Januar dieses Jahres auf einer Kreuzfahrt nach Australien und Neuseeland war, wachte er morgens mit einigen Ideen dazu auf. Am Keyboard bereitete er diese Ideen auf und nach seiner Rückkehr setzte er diese Ideen und Ansätze in die endgültigen Fassungen um.

Das Album läuft nicht unter der „Überschrift“ Neal Morse Band, sondern ist ein Neal Morse Solo-Album geworden. Dies ist der Corona-Pandemie zuzuschreiben. Während bei einem Album der Neal Morse Band die restlichen Musiker ebenfalls Ideen kreieren oder die Ideen des Neal Morse umarrangieren, so war das dieses Mal im April 2020, also praktisch zum Höhepunkt des weltweiten Shut Downs, im Studio nicht möglich. So schickte Neal Morse seinen Mitmusikern die Basistracks, diese fanden das Material gut, hatten nichts zu „verbessern“ und spielten dazu nun lediglich ihre Parts ein. Somit ist „Sola Gratia“ als Solo-Album entstanden und auch so eingespielt worden.

Der Name des Albums „Sola Gratia“ wiederum beruht laut Aussage von Neal Morse auf einem Missverständnis. Seiner Frau sagte er, dass er das Material des Albums auf dem diesjährigen Morsefest in Nashville vorstellen wollte. Diese antwortete ihm, dass sie es gut fände, wenn er das Solo-Album veröffentlichen würde. Er verstand allerdings „Sola-Album“ und zog auch inhaltliche Parallelen zum 2007 erschienen Album „Sola Scriptura“, welches sich thematisch mit dem Leben des Martin Luther auseinandersetzte. Somit betitelte er dieses neue Album „Sola Gratia“, welches thematisch mit der Bekehrung vom Saulus zum Paulus endet. Damit fehlt nun allerdings ein großer Teil des Lebens des Paulus, wodurch ein „Volume 2“ der Geschichte um den ehemaligen Christenverfolger und anschließenden Missionar wohl naheliegt.

Musikalisch ist „Sola Gratia“ ein Rock-Album geworden, welches auch immer wieder in den Bereich des Progressive Rocks eintaucht. Dabei klingen die Lieder eingängig und melodiös. Da gibt es ziemlich geradlinige „Stampf“-Rocker wie das Lied „Building A Wall“, hymnisch bis sich fast schon ins Bombastische steigernde Nummern wie „Never Change“ oder dann doch noch vielschichtigere und abwechslungsreiche Titel wie „Seemingly Sincere“. Insgesamt klingt es auf „Sola Gratia“ niemals zu „hart“ und genauso wenig wird die Musik zu vertrackt oder gar frickelig. Das lässt sich alles gut und problemlos hören, schwankt dabei zwischen den Polen sanft und rockig, geradlinig und komplex, wobei es sich insgesamt sicherlich um keine „Nebenbei-Hören-Musik“ handelt, die Neal Morse hier seinen Hörerinnen und Hörern auftischt. Genau Hinhören lohnt da durchaus, besonders bei jenen Titeln, die sich im Bereich des Progs bewegen.

Das sehr schöne „Overture“ wäre als einer der Höhepunkte des Albums zu nennen, erinnert mich phasenweise sogar an Genesis in ihrer progressiven Phase. Dann wäre da natürlich das bereits erwähnte „Seemingly Sincere“ anzuführen, gleichzeitig das längste Lied auf „Sola Gratia“. Na, dann muss es sich dabei doch auch um Progressive Rock handeln, bei fast zehn Minuten Spieldauer. Stimmt in diesem Fall auch. Klasse ebenfalls das deutlich kürzere, jedoch ebenso im Prog beheimatete „Warmer Than The Sunshine“. Doch, es gibt einiges Lohnendes zu entdecken auf „Sola Gratia“.

Fazit: „Sola Gratia“ klingt für mich nach einem durchaus typischen Neal Morse Album, ganz egal, ob mit Band entstanden oder eben als Solo-Projekt angelegt. Neal Morse schreibt eingängige Musik, die mal mehr eher unkomplizierten Rock enthält, dann doch wieder sehr progressiv klingt. Melodiös klingt das immer, von sanft bis hart. Neal Morse Fans werden nicht enttäuscht werden. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Seemingly Sincere



Mittwoch, 9. September 2020

Maureen And The Mercury 5 – Gimme Mo!




Maureen And The Mercury 5 – Gimme Mo!



Menschen aus aller Welt zieht es nach Los Angeles. Hier trifft man auf Stars und Sternchen, hier fahren werdende Schauspieler und Filmschaffende Taxi und erzählen ihren Mitfahrern, dass sie bald ganz groß rauskommen. Los Angeles lädt zum Träumen ein. Der Blick ist nach vorne gerichtet, die Zukunft gehört denen, die an sich glauben.

Und doch, derzeit geht der Blick auch wieder zurück auf eine Zeit, in der die Welt noch heil und Amerika “great” war – zumindest in der Erinnerung. Die 1950er Jahre und mit ihr der Rockabilly erleben in LA eine Wiedergeburt, wie die Musikerin und Sängerin Maureen Davis erklärt. „Es bringt uns zusammen. Es ist ein Flashback auf die glücklicheren Zeiten unserer Großeltern. Die Mode ist klassisch, wir reden hier von den Chanel Modellen, diesen Pencil Skirts, Mode, die immer wieder aktuell wird.“

Die aus Ohio stammende Maureen Davis lebt seit vielen Jahren in Los Angeles. Sie legt nun mit ihrer Band Mercury Five passend zum Retro-Trend in LA ein neues Album vor. “Gimme Mo!” heißt es, was für Maureens Spitzname “Mo” und gleichzeitig für die Kurzfassung von “More” steht. Also, in etwa “gib mir mehr Maureen”. Auf dem Cover ist die attraktive Sängerin im Stil eines 50er Jahre Cartoons abgebildet. Es ist ein Album, auf dem Davis viele musikalische Brücken schlägt: „Ich bin eine Tänzerin, ich liebe das Tanzen, Swing und Jitterbug…. Rockabilly war für mich eine Möglichkeit meine Country und Rock’n Roll Wurzeln mit meinem Tanzen zu verbinden. Rockabilly ist nicht nur die Zusammenführung von Hillbilly und Rock’n Roll. Da ist auch Latin Rockabilly. Ich liebe meine Cha Chas und meine Mambos, also musste ich “Mambo Joe” und “Mr. Love Love” schreiben, einen Cha Cha. Und dann sind da meine Mistreiter Scotty Lund und Sylvain Carton. Wie sie es produziert haben hat das alles zusammen gebracht.“

“Gimme Mo” hat die Leichtigkeit und Entspanntheit eines südkalifornischen Strandnachmittags. Sonne, Meeresrauschen, Kofferradio und dazu ein Eis am Stiel. Auf diesem Album nimmt Maureen Davis einen mit auf eine klangvolle und “happy” Zeitreise. „LA ist wunderbarer Ort dafür. Die Mode, eine Frau mit einer Blume im Haar, Kerle mit den Tattoos. Wir sind hier sehr offen. Man muss nur nach Swing Dance in Los Angeles suchen, dann findet man das. Es gibt da einen ganzen Kalender voll, wo man was in Los Angeles finden kann.“

Maureen Davis ist auf einer Mission. Sie will ihre Mitmenschen für den Retro-Sound gewinnen. Derzeit tanzt sie sich wieder durch das Nachtleben der Megacity. In 101 aufeinander folgenden Tagen erlebt sie die Stadt und ihre Clubs, manchmal tanzt sie auch einfach draußen zum Sound eines Radios. Dazu spielt sie mit ihrer Band live, unterrichtet und schreibt an neuen Songs. Viele davon sind wie auf “Gimme Mo!” persönlich gehalten: „Wenn du dir die Lyrics anhörst, dann merkst du schnell, dass ich immer auf der Suche nach Liebe bin. Die EP “What’s it gonna take” war sogar ein Heiratsantrag an meinen damaligen Freund. Und er sagte nein….der Bastard. (lacht). Ich wollte den Leuten einen menschlichen Blick auf die Musik geben. Viele dieser Rockabilly und Swing Songs sind einfach nur happy, happy und ein bisschen trauriges Cliché. Ich wollte mich als ehrliche, erwachsene Frau durch die Musik ausdrücken, und ich hoffe, das ist mir gelungen.“

Montag, 7. September 2020

Various Artists – At The Louisiana Hayride Tonight




Various Artists – At The Louisiana Hayride Tonight



Bear Family Records, das Independent Plattenlabel aus Holste-Oldendorf, hat es mal wieder geschafft. Ich sitze da und grinse wie ein Honigkuchenpferd vor mich hin. Beschwingliche Musik klingt aus dem CD Player, mein rechter Fuß wippt im Takt mit. „At The Louisiana Hayride Tonight“ heißt diese 20 Cds umfassende Box, die nicht nur ein wunderbares Kapitel der amerikanischen Radiogeschichte dokumentiert, sondern auch fantastische Musik präsentiert.

Von 1948 bis in 1960er Jahre sendete KWKH aus Shreveport, Louisiana, eine wöchentliche Live-Radiosendung am Samstagabend. Es waren nicht die Topentertainer ihrer Zeit, wie sie die „Grand Old Opry“ in Nashville anzog. Der „Louisiana Hayride“ brachte vielmehr die kommenden Stars, darunter Johnny Cash, Hank Williams, The Stanley Brothers, Johnny Horton, Carl Perkins, Hank Snow, Jim Reeves, George Jones und nicht zu vergessen Elvis Presley und viele, viele mehr. Die Musik wurde als „Folk“ und „Hillbilly“ bezeichnet, das Genre „Country“ war noch nicht bekannt.

Die Aufnahmen auf diesen 20 Cds sind mitreißend, unterhaltsam, voller Energie. Sie stammen aus der Hochzeit des Live-Radios, als aus einem Auditorium in Shreveport die „United States of America“ via CBS beschallt wurden. Samstagabend für Samstagabend wurde der klassische amerikanische Sound vor einem Live-Publikum über den Äther geschickt. Moderationen, kleine Showeinlagen und Witze, kurze Interviews mit neuen Musikern (darunter auch Elvis Presley) beleben diese „Recordings“. Viele der Songs sind bekannt, manche werden wiederentdeckt, viele hört man zum ersten Mal.

Amerika präsentiert sich hier als heile Welt, Shreveport war damals eine boomende Metropole. Es ist auch eine weiße Welt. In dem umfangreichen Begleitbuch zur Geschichte des „Louisiana Hayride“ findet man kein schwarzes Gesicht. Nicht auf der Bühne und nicht im Publikum. Es waren andere Zeiten. Und doch klingt hier das weite Land Amerikas durch, der kulturelle „Melting Pot“, denn viele der musikalischen Einflüsse, gerade aus dem schwarzen Gospel und dem „Rhythm & Blues“, hielten Einzug in den Folk und Country und in die Musik von Elvis Presley.

Seit Stunden sitze ich nun hier und höre die Aufnahmen von „At The Louisiana Hayride Tonight“. Ich kann nicht sagen, welcher Song, welcher Künstler mir am besten gefällt. Es ist das Gesamtbild, was hier wirkt. Musiker wie Johnny Cash und Elvis Presley neben für mich ganz unbekannten Künstlern. Das Live, ungefiltert, ungeschönt. Der Sound manchmal dünn und doch ist es so ein breites, klangvolles Hörereignis. Geschichte trifft auf Kultur, Old Time Country auf die Fragen von heute. Und beim Abspielen all dieser Cds denke ich mir, wie schade es ist, dass es diese Art des Live-Radios nicht mehr gibt. Diese Offenheit und Direktheit ging schon lange verloren. Viel zu viel ist heute streng formatiert, kommt aus der Konserve, ist geglättet und begradigt und mit Effekten überzogen worden. Bear Family Records hat hier erneut eine wunderbare Box vorgelegt, die einfach nur begeistert. Die deutlich macht, wie schön das Zuhören sein kann.