Samstag, 29. Februar 2020

Infamis – Heimat Und Verwesung





Infamis – Heimat Und Verwesung



Es gibt sie, diese deutschen Bands, die es schaffen, dieses Gefühl der Weite Amerikas in Songs zu packen. Ich kenne dieses Land, bin oft genug von Westen nach Osten und zurück gefahren, durch die Wüste Nevadas, über die Rocky Mountains, vorbei an den endlosen Feldern im „Heartland“ Amerikas. Ich habe Ortschaften gesehen, die an eine Folge aus der „Twilight Zone“ Serie erinnern, eine Straße führt rein und man hofft, dass auf der anderen Seite wieder eine Straße hinaus führt.

Irgendwo in der Mitte von Nirgendwo steht ein Diner an einem schnurgeraden, langen, leeren Highway. Der Wind weht den Staub auf, eine paar Steppenläufer rollen über den Asphalt, ein rostiger, schiefer Stacheldrahtzaun beschränkt das offene Land, das sich bis zum Horizont zieht. Die Tür des Diners quietscht, ein paar Typen sitzen an der Bar, schauen kurz auf den Neuen, der da eintritt, nicken, wenden sich wieder ihrem Bier zu. Aus der Jukebox dringt „Dann sind wir Helden, für einen Tag“. Infamis aus Berlin spielen, singen auf Deutsch. Und es passt.

An solch einem Ort sollte man eigentlich die neue Platte von Infamis hören, die „Heimat und Verwesung“ heißt. Auch dieser Titel beschreibt dieses Bild, was ich im Kopf habe. Das Vertraute und das Vergängliche. Ich mag diese Band aus Berlin sehr und das schon seit über 20 Jahren. Sie kümmern sich nicht um Hits und Charts und Verkaufszahlen, sie verfolgen einfach ihren Weg, machen da weiter, wo sie mit „Im Westen der Himmel“ vor sieben Jahren aufgehört haben. Sie bleiben ehrlich und auch bescheiden. Diese Platte beschreibt die Mitglieder der Band, wie ich sie über die Jahre kennengelernt habe. Dieses neue Album ist eine Fortsetzung ihres faszinierenden Soundtracks eines Films, den man selbst erdenken kann, wie ich das mit diesem Diner im Nirgendwo gemacht habe.

Infamis lassen Bilder entstehen, die mal tief traurig, hoffnunglos, bedrückend sind, um dann voller Nähe und Zärtlichkeit zu sein, ja, sogar Lebensfreude ausstrahlen. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, keine Platte zum Nebenbei hören. Es ist ein Album zum Hinhören, zum Verweilen, zum in die Tiefe gehen. Sich darauf einlassen, ist wohl eine Umschreibung, die es am besten erfasst. Und immer wieder bin ich davon fasziniert, wie sie es schaffen, diesen Sound, nein, diese Bilder der Weite Amerikas einzufangen. Sie kommen eben nicht aus Idaho, Montana oder Wyoming, Infamis sind mitten aus Berlin. Großstadtcowboys mit Weitblick auf ihre ganz besondere Art und Weise. „Heimat und Verwesung“ ist ein Album, das für mich, da bin ich schon jetzt ganz sicher, auch am Ende des Jahres zu den besten Veröffentlichungen von 2020 gehören wird.

Donnerstag, 27. Februar 2020

Lana Del Rey – Honeymoon




Lana Del Rey – Honeymoon


Besetzung:

Lana Del Rey – vocals, mellotron


Gastmusiker:

Rick Nowels – acoustic guitar, electric guitar, bass, synthesizers, mellotron, piano, organ, chamberlin, electric piano, keyboards, percussion, celesta
Kieron Menzies – synthesizers, drum programming, synth bass, percussion, sampler, effects, loops
Patrick Warren – strings, winds, keyboards, programming
Curt Bisquera – live drums
Brian Griffin – drums
Leon Michels – winds, keyboards, saxophone
Derek "DJA" Allen – percussion
Rusty Anderson – electric guitar, guitar effects
David Levita – strings
Ron "Blondie Boy" Thaler – additional drums
Roger Joseph Manning Jr. – bass, omnichord
Trevor Yasuda – additional programming


Label: Polydor


Erscheinungsjahr: 2015


Stil: Pop


Trackliste:

1. Honeymoon (5:50)
2. Music To Watch Boys To (4:50)
3. Terrence Loves You (4:50)
4. God Knows I Tried (4:40)
5. High By The Beach (4:17)
6. Freak (4:55)
7. Art Deco (4:55)
8. Burnt Norton (Interlude) (1:21)
9. Religion (5:23)
10. Salvatore (4:41)
11. The Blackest Day (6:05)
12. 24 (4:55)
13. Swan Song (5:23)
14. Don’t Let Me Be Misunderstood (3:04)

Gesamtspieldauer: 1:05:16




„Honeymoon“ nannte die US-amerikanische Sängerin Lana Del Rey ihr viertes Studioalbum. Es erschien am 18. September 2015 auf den Plattenlabeln Polydor Records und Interscope Records. Es enthält Lieder, die Lana Del Rey zusammen mit Rick Nowels schrieb. Dazu gibt es mit dem kurzen Stück „Burnt Norton“ einen Titel, während dessen Lana Del Rey einen Auszug des ersten Gedichts aus T. S. Eliots „Vier Quartetten“ rezitiert. Schließlich hört man als letzte Nummer des Albums noch eine Cover-Version des Liedes „Don‘t Let Me Be Misunderstood“, geschrieben von Sol Marcus, Bennie Benjamin und Gloria Caldwell und wohl am bekanntesten in der Version von Eric Burdon and The Animals. Zwei Singles wurden mit den Liedern „High By The Beach” und „Music To Watch Boys To” aus dem Album ausgekoppelt.

Obwohl „Honeymoon“ bei den Kritikern sehr gut ankam, verkaufte sich das Album deutlich schlechter als die beiden Vorgänger, allerdings immer noch sehr gut. Lana Del Rey hatte die Richtung ihrer Musik auf „Honeymoon“ ein klein wenig anders ausgerichtet. Die Lieder waren sehr viel orchestraler instrumentiert, zumeist noch ein wenig getragener und auch trauriger klingend. Insgesamt klingt „Honeymoon“ noch ein wenig poppiger als die Vorgängerscheiben. Zudem fehlt der Platte eine Nummer, die sofort und auch längerfristig ins Ohr geht. Alles klingt gut auf „Honeymoon“, doch diesen einen Ohrwurm, den sucht man dieses Mal vergebens auf dem Album.

Dabei ist „Honeymoon“ ganz gewiss keine schlechte Scheibe geworden, allerdings eben nicht mehr ganz so überzeugend und besonders, wie die Vorgänger. Man schwelgt in warmen, weichen Tönen, der Gesang der Lana Del Rey ist einmal mehr überragend und eindrucksvoll, doch die sanften Melodien wirken nicht ganz so intensiv. Höhepunkt der Platte ist für mich die Nummer „God Knows I Tried“, mit der Lana Del Rey so unendlich verzweifelt ihre Botschaft in die Welt hinaussingt, dass man ihr nur glauben kann, dass der Liedtitel der Wahrheit entspricht. Sie muss es einfach versucht haben. Ganz bestimmt.

Fazit: Auch auf Honeymoon hört man eindeutige und intensive Lana Del Rey Musik. Fans dürften nicht enttäuscht sein. Trotzdem zünden die einzelnen Titel nicht ganz so sehr, wie auf Alben davor oder danach. Und dieser eine Titel, der weit über allen anderen steht, der ist mit „God Knows I Tried“ zwar angedeutet, erhebt sich allerdings nicht zu weit über die anderen Lieder. Spaß macht das Zuhören trotzdem. Warmer und weicher Pop der unterhält. Neun Punkte.

Anspieltipps: God Knows I Tried



Dienstag, 25. Februar 2020

Hackedepicciotto – The Current




Hackedepicciotto – The Current


Vor kurzem habe ich eine Kassette mit dem Mitschnitt meiner ersten Radio Goethe Sendung gefunden. Das war vor fast 24 Jahren an einem Samstagmorgen auf KUSF 90,3 fm San Francisco. Was ich damals spielte war so ganz anders als das, was ich heute in meiner Sendung präsentiere. Damals war ich Ende 20, heute bin ich Anfang 50. Die Zeit, ich weiß… Wenn ich diese Playlisten von 1996 mit denen von 2020 vergleiche, dann hat sich viel verändert, obwohl der Grundsatz von Radio Goethe der gleiche geblieben ist, Musik aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu spielen. Doch irgendwie haben sich da Grenzen verschoben.

Das liegt vor allem an einigen Musikerinnen und Musikern, die mir durch ihre Musik ganz neue Klangwelten eröffnet, meine Hörgewohnheiten und Hörerfahrungen verändert, ja, verschoben haben. Dazu zähle ich die Amerikanerin und Wahl-Berlinerin Danielle de Picciotto genauso wie den Bassisten der Einstürzenden Neubauten, Alexander Hacke. Ihr jüngstes gemeinsames Album heißt “The Current”, das durchaus aktuelle Themen aufgreift, die uns alles betreffen – “All men are created equal” – eine Tatsache, die nur zu oft übersehen wird, die nicht beachtet, der Grund für Hass, Neid, Gewalt ist.

Es ist keine Platte im Vorbeigehen, nichts für nebenbei zu hören. “The Current” ist vielmehr ein Album zum Hinhören. Man braucht Zeit, um den beiden auf ihrer Exkursion in die Weite und die Tiefe zu folgen. Spoken Word neben langen, komplexen Soundlandschaften. Es entsteht ein reiches Klangbild, das so ganz anders, doch so vielschichtig und farbenfroh ist. Manchmal vertraut, manchmal nachdenklich, manchmal bedrohlich. Danielle de Picciotto und Alexander Hacke ergänzen sich mit ihren Erfahrungen, ihren Geschichten, ihren musikalischen Ideen nahezu perfekt. Das wird ganz deutlich, wenn man die beiden live erleben kann. Hier die zart wirkende und tief in sich versunkene de Picciotto, die auf Violine, Drehleier und Kastenzither unglaubliche Vorgaben gibt, die dann von dem eher rau wirkenden Hacke, der durchaus auch gerne mal die Sau rausläßt, aufgenommen, ergänzt und zurückgespielt werden. “The Current” ist so ein wunderbares Zusammenspiel der beiden geworden, voller Ecken, Kanten und Tiefen. Ein Album zum Genießen.



Sonntag, 23. Februar 2020

Agnes Obel – Myopia




Agnes Obel – Myopia


Besetzung:

Agnes Obel – vocals, piano, keyboards, synthesizers, beats and rhythms


Gastmusiker:

John Corban – violin
Kristina Koropecki – cello
Charlotte Danhier – cello


Label: Deutsche Grammophon


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Kammer-Pop


Trackliste:

1. Camera‘s Rolling (4:43)
2. Broken Sleep (4:55)
3. Island Of Doom (5:29)
4. Roscian (2:17)
5. Myopia (5:16)
6. Drosera (2:27)
7. Can‘t Be (3:26)
8. Promise Keeper (2:29)
9. Parliament Of Owls (4:29)
10. Won‘t You Call Me (4:16)

Gesamtspieldauer: 39:52



„Myopia“ nannte die dänische Musikerin Agnes Obel ihr viertes Studioalbum, welches am 21. Februar auf dem Plattenlabel Deutsche Grammophon erschien. Am 29. Oktober 2019 gab Agnes Obel die Neuerscheinung zum ersten Mal bekannt und veröffentlichte gleichzeitig das Lied „Island Of Doom“ als erste Single-Auskopplung der Platte. Single Nummer zwei erschien am 7. Januar 2020 mit dem Titel „Broken Sleep“.

Wie bei den drei vorherigen Veröffentlichungen der in Berlin lebenden Dänin, so bekommt man auch auf „Myopia“ sehr intensive, sanfte und fast schon zerbrechlich wirkende Musik zu hören. Alles darauf klingt sehr melodiös und harmonisch und dabei fast durchgängig auch traurig. Oder ist es eher eine gewisse Nachdenklichkeit, die mit der Musik auf diesem Album transportiert wird? Das bleibt wohl jeder und jedem selbst überlassen und hängt sicherlich auch von der Stimmung ab, in der man sich gerade befindet. Intensiv hört es sich allerdings zu jeder Zeit an – obwohl es sehr ruhige Musik ist und von der Atmosphäre her eher in die dunkle Jahreszeit passt.

„Myopia“ bedeutet „Kurzsichtigkeit“. Alles was sich weiter entfernt befindet, scheint beim Hören des Albums nicht mehr wichtig zu sein, da man sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentriert, auf das gerade zu Hörende eben. Und genau darin liegt auch die Stärke der Musik der Agnes Obel. Die Lieder packen Hörerin wie Hörer und wirken. Man kann sich in diese zerbrechlichen Klänge wunderbar fallen lassen – sich seinen Gedanken hingeben oder einfach nur vor sich hinträumen. Mit jedem Durchlauf des Albums wachsen die Lieder dabei noch, werden vertrauter, wichtiger.

Viele Piano-Klänge bekommt man auf „Myopia“ zu hören, dazu Violine und Cello. Genau die diese beiden Streichinstrumente sind auch die einzigen Musikinstrumente, die Agnes Obel auf „Myopia“ nicht selbst eingespielt hat. Über allem schwebt dabei die schöne und weiche und durchaus auch wandlungsreiche Stimme der Dänin, die der Musik zum Teil sogar etwas Feenhaftes bis Mystisches verleiht. Die drei etwas kürzeren Lieder „Roscian“, „Drosera“ sowie „Promise Keeper“ sind übrigens Instrumentalstücke, die allerdings nichts an Intensität vermissen lassen. 

Fazit: Wer ausschließlich Death Metal hört, die oder der wird mit „Myopia“ von Agnes Obel bestimmt nur wenig anfangen können. Alle anderen, die auch mal die sanften Töne zu schätzen wissen, werden dieses Album sicherlich deutlich mehr lieben. Und wer die ersten drei Alben der Dänin zu schätzen weiß, wird auch dieses Mal nicht enttäuscht werden. Schon beim ersten Mal des Hörens gefiel mir, was ich hörte. Doch mit jedem weiteren Durchlauf des Albums steigerte sich noch dieses Gefühl. Warm und doch so cool. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Broken Sleep, Island Of Doom



Freitag, 21. Februar 2020

Paul Simon – Paul Simon




Paul Simon – Paul Simon


Besetzung:

Paul Simon – acoustic guitar, vocals, percussion (10)


Gastmusiker:

Hal Blaine – drums (4, 10, 11)
Lynford "Hux" Brown – lead guitar (1)
Ron Carter – double bass (4)
Russell George – bass guitar (6)
Stéphane Grappelli – violin (9)
Winston Grennan – drums (1)
Stefan Grossman – bottleneck guitar (10)
Jerry Hahn – electric guitar (4, 5)
Neville Hinds – hammond organ (1)
Jackie Jackson – bass guitar (1)
Larry Knechtel – piano (1, 11), Wurlitzer electric piano (3, 11), harmonium (3, 8), Hammond organ (11)
Denzil Laing – percussion (1)
Fred Lipsius – alto saxophone (5)
Los Incas – flute, charango, percussion (2)
Mike Mainieri – vibes (4)
Charlie McCoy – bass harmonica (8)
Victor Montanez – congas (7)
Airto Moreira – percussion (5, 6)
Joe Osborn – bass guitar (7, 11)
John Schroer – tenor saxophone (5), baritone saxophone (10)
David Spinozza – acoustic guitar (4, 6)
Steven Turre – trombone (10)
Wallace Wilson – rhythm guitar (1)
Cissy Houston – backing vocals (1)
Von Eva Sims – backing vocals (1)
Renelle Stafford – backing vocals (1)
Deirdre Tuck – backing vocals (1)


Label: Columbia Records


Erscheinungsjahr: 1972


Stil: Pop, Folk


Trackliste:

1. Mother And Child Reunion (3:09)
2. Duncan (4:43)
3. Everything Put Together Falls Apart (2:01)
4. Run That Body Down (3:54)
5. Armistice Day (3:57)
6. Me And Julio Down By The Schoolyard (2:44)
7. Peace Like A River (3:23)
8. Papa Hobo (2:35)
9. Hobo's Blues (1:20)
10. Paranoia Blues (2:58)
11. Congratulations (3:51)

Bonus Tracks der Wiederveröffentlichung auf CD im Jahr 2004:

12. Me And Julio Down By The Schoolyard (Demo – San Francisco 2/71) (2:29)
13. Duncan (Demo – San Francisco 2/71) (2:48)
14. Paranoia Blues (Unreleased Version) (3:14)

Gesamtspieldauer: 43:13



Mit seinem Namen „Paul Simon“ betitelte des amerikanische Musiker Paul Simon sein zweites Solo-Studioalbum. Es wurde am 24. Januar 1972 auf dem Plattenlabel Columbia Records veröffentlicht, fast zwei Jahre nachdem er sich von seinem langjährigen musikalischen Partner Art Garfunkel getrennt hatte. Sein erstes Soloalbum „The Paul Simon Songbook“ stammte noch aus dem Jahr 1965 und war damals gar nicht in den USA erschienen.

Wer auf „Paul Simon“ nun Musik im Stile des Duos Simon & Garfunkel erwartet hatte, wird wohl eher enttäuscht gewesen sein. Ein breiter Stilmix empfängt einem auf diesem Album, der von Pop über Folk bis Blues und sogar hin zum Reggae reicht. Das erste Lied „Mother And Child Reunion“ hatte Paul Simon in Jamaika aufgenommen und sich dort wohl von der dortigen Musik zusätzlich inspirieren lassen. Ins Ohr will das alles freilich nur sehr am Rande gehen. Die Musik klingt zum Teil sogar ein wenig schräg und an vielen Stellen unausgereift, irgendwie nicht vollendet. Da bleibt nur wenig hängen und begeistern können die Lieder noch weniger. Das sehen Kritiker allerdings anders. Die Platte wurde vom Rolling Stone Magazine auf Platz 268 der „500 Greatest Albums Of All Time“ gesetzt. Zudem erhielt es Platin-Status bezüglich der Verkaufszahlen in den USA.

Richtig begeistern kann mich im Grunde genommen nur ein einziger Titel auf „Paul Simon“, nämlich das Lied Duncan. Diese Nummer verfügt über eine wunderschöne Melodie, die einen Ohrwurm darstellt und welche man so schnell nicht mehr vergisst. Dazu noch ein toller und witziger Text, der unter anderem die geniale Textzeile „My father was a fisherman, My mama was a fisherman‘s friend“ enthält. Ansonsten ist das Lied „Peace Like A River“ noch sehr gelungen und auch noch ein wenig im Stile der Musik von Simon und Garfunkel gehalten. Mit weiteren Abstrichen gilt dies ebenso für die beiden Titel „Me And Julio Down By The Schoolyard“ sowie „Papa Hobo“. Der ganze Rest spricht einen dann allerdings leider so gar nicht mehr an.

Fazit: Wer auf dem zweiten Soloalbum des Paul Simon Musik erwartet hat, die so klingt wie jene, die der Musiker noch zwei Jahre zuvor mit seinem Partner Art Garfunkel präsentierte, die oder der dürfte von „Paul Simon“ enttäuscht sein. Nur wenig erinnert auf diesem Album an die Musik, für die Paul Simon Ende der 60er Jahre so geliebt wurde. Einen, vielleicht zwei Höhepunkte gibt es, doch das macht diese Scheibe noch lange nicht zu einer guten Platte. Sieben Punkte.

Anspieltipps: Duncan, Peace Like A River



Mittwoch, 19. Februar 2020

Korn – Korn




Korn – Korn


Besetzung:

Jonathan Davis – vocals, bagpipes
Head – lead and rhythm guitars, vocals, backing vocals on "Ball Tongue", "Faget" and "Lies"
Munky – rhythm and lead guitars
Fieldy – bass
David Silveria – drums


Gastmusiker:

Judith Kiener – vocals on the lullaby at the end of "Daddy"


Label: Epic Records


Erscheinungsjahr: 1994


Stil: Nu Metal


Trackliste:

1. Blind (4:19)
2. Ball Tongue (4:29)
3. Need To (4:01)
4. Clown (4:37)
5. Divine (2:51)
6. Faget (5:50)
7. Shoots And Ladders (5:22)
8. Predictable (4:32)
9. Fake (4:51)
10. Lies (3:22)
11. Helmet In The Bush (4:02)
12. Daddy („Daddy“ endet um 12:23; nach ein paar Sekunden Stille folgt der Hidden Track „Michael & Geri“, keine Musik, ein Gespräch) (17:30)

Gesamtspieldauer: 1:05:51



Korn ist eine US-amerikanische Nu-Metal-Band aus Bakersfield, Kalifornien, die sich im Jahr 1993 gründete. Das selbstbetitelte Studio-Debütalbum erschien am 11. Oktober 1994 auf dem Plattenlabel Epic Records. Darauf werden unter anderem Themen wie Kindes- und Drogenmissbrauch und Mobbing behandelt. Das Album gilt als eines der ersten auf denen das Genre Nu Metal zu hören ist. Vier Singles wurden mit den Liedern „Blind“; „Need To“; „Shoots And Ladders“ und „Clown“ aus dem Album ausgekoppelt. „Korn“ von Korn verkaufte sich über zehn Millionen Mal und wurde im Jahr 2017 vom Rolling Stone Magazine auf Platz 30 seiner Liste der 100 größten Metal-Alben aller Zeiten gesetzt.

Auf „Korn“ hört man harten und absolut kompromisslosen Metal. Dabei geht es deutlich weniger um eine Melodie oder gar Harmonie, die Lieder auf „Korn“ krachen brachial aus den Boxen und lassen kaum Spielraum für gemäßigtere Töne. Und fängt dann ein Lied wie „Shoots And Ladders“ doch mal sanft und mit fast schon sehnsüchtigen Dudelsack-Klängen an, dann stellt dies nur die Einleitung dar. Denn auch wenn gerade dieses Lied auch im weiteren Verlauf sich nicht ebenfalls bis zum Exzess steigert, so bleiben dennoch nie Zweifel, ob sich auf „Korn“ wohl doch mal ein sanfterer Ton verirrt.

Die Musik von Korn hat auf diesem Album auch noch ein Alleinstellungsmerkmal, welches ich so nur von Tool in wenigen Liedern kenne. Es ist die Rhythmusfraktion, die neben dem Schlagzeug auch noch Perkussion aufweist, die wohl durch das Zusammenschlagen der Drum-Sticks erzeugt wird und einen auf diese Weise fast über die gesamte Dauer des Albums begleitet. Sehr besonders.

Höhepunkte auf diesem Debut sind für mich die Lieder „Faget“, „Shoots And Ladders“, „Helmet In The Bush“ sowie „Daddy“, die auch die gesamte Bandbreite der Musik der US-Amerikaner auf ihrem ersten Album wiedergeben. Diese Bandbreite mag zwar nicht sehr breit gefächert sein, dafür ist sie jedoch sehr intensiv und zielgerichtet. Besonders intensiv übrigens beim Lied „Daddy“ bei dem man Zeuge des Kindesmissbrauchs wird, dass sich die Haare auf den Armen aufstellen. Schlimm.

Fazit: Du hast Lust auf Headbanging? Na dann solltest Du Dir unbedingt mal das Debut von Korn geben, welches der Einfachheit halber auch gleich den Bandnamen trägt. Doch sei vorsichtig, die Musik ist intensiv, sehr hart, absolut kompromisslos. Das könnte zu Gehirnerschütterungen führen. Wer auf eingängige Melodien wert legt ist bei Korn fehl am Platz. Hier geht es um Metal, alles durchdringenden Metal – mit krassen Texten und Eindrücken. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Faget, Shoots And Ladders, Helmet In The Bush, Daddy



Montag, 17. Februar 2020

Mark Knopfler – Down The Road Wherever




Mark Knopfler – Down The Road Wherever


Besetzung:

Mark Knopfler – guitars, vocals


Gastmusiker:

Richard Bennett – guitars
Guy Fletcher – keyboards
Jim Cox – keyboards
Ian Thomas – drums
Glenn Worf – upright and electric bass
Danny Cummings – percussion
Lance Ellington – background vocalist
Beverley Skeete – background vocalist
Katie Kissoon – background vocalist
Kris Drever - background vocalist
Imelda May - background vocalist
Nigel Hitchcock – tenor saxophone
Tom Walsh – trumpet
Trevor Mires – trombone
John McCusker – fiddle
Mike McGoldrick – whistle
Robbie McIntosh – guitar


Label: Virgin EMI Records


Erscheinungsjahr: 2018


Stil: Rock, Pop


Trackliste:

1. Trapper Man (6:01)
2. Back On The Dance Floor (5:30)
3. Nobody’s Child (4:16)
4. Just A Boy Away from Home (5:12)
5. When You Leave (4:12)
6. Good On You Son (5:37)
7. My Bacon Roll (5:35)
8. Nobody Does That (5:15)
9. Drovers’ Road (5:05)
10. One Song At A Time (6:17)
11. Floating Away (5:03)
12. Slow Learner (4:34)
13. Heavy Up (6:00)
14. Every Heart In The Room (4:30)
15. Rear View Mirror (2:29)
16. Matchstick Man (2:54)

Gesamtspieldauer: 1:18:38




„Down The Road Wherever“ heißt das neunte Solo-Studioalbum des britischen Musikers Mark Knopfler. Die Platte erschien am 16. November 2018 auf dem Plattenlabel Virgin EMI Records in Form zahlreicher, unterschiedlicher Formate. Doppel-LP, Standard CD, Deluxe CD oder gleich als Box Set, welches neben Vinyl und der CD zusätzlich noch eine EP beinhaltet. Musiker müssen heutzutage kreativ sein.

Das war Mark Knopfler im Laufe seiner Karriere immer, wenn es um seine Musik geht. Und das hört man auch auf „Down The Road Wherever“. Da ist dieser unverwechselbare Gitarrensound des Engländers zu hören, genau wie sein ebenso unverwechselbarer Gesang. Manche der Stücke reihen sich nahtlos in seine vorherigen Kompositionen ein, erzeugen dieses bestimmte Wiedererkennungsgefühl, ohne dabei allerdings langweilig zu klingen. Aber dies gilt längst nicht für alle Titel auf „Down The Road Wherever“. Mark Knopfler lebt sich auf dem Album musikalisch deutlich breiter aufgestellt aus. Da hört man Lieder, die an entspannte Bar Musik erinnern, welche der Pianist zusammen mit seinem Kollege, dem Saxophonisten, zum Dinner servieren. An manchen Stellen klingt die Musik des Mark Knopfler gar leicht soulig, wieder andere Lieder auf dem Album swingen sogar. Abwechslungsreich mag das durchaus klingen, die Frage ist nur, ob man so etwas auch von Mark Knopfler, dem ehemaligen Frontmann der Dire Straits hören möchte.

Ich für meinen Teil könnte durchaus darauf verzichten, so ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich die Höhepunkte der Scheibe in jenen Liedern finde, die nach „Mark Knopfler Wie Gehabt“ oder gar ein wenig nach den Dire Straits klingen. Wie langweilig? Nein, bewährt! Deshalb heißen meine Favoriten „Nobody’s Child“, „Drovers’ Road“ sowie „Matchstick Man“, wobei gerade das letzte Lied des Albums, das viel zu kurze „Matchstick Man“, dieses familiäre Dire Straits Gefühl nochmals sehr stark aufkommen lässt.

Fazit: Etwas uneinheitlich klingt „Down The Road Wherever“ auf jeden Fall, einige musikalische Stile hat Mark Knopfler auf diesem Album verarbeitet, sodass die Scheibe irgendwie nicht ganz rund läuft. Trotzdem ist dies unverwechselbare Mark Knopfler Musik, die immer dann ihre Höhepunkte hat, wenn sie sich am Vergangenen orientiert. Es muss nicht immer nur Neues sein. Acht Punkte.

Anspieltipps: Nobody’s Child, Drovers’ Road, Matchstick Man



Samstag, 15. Februar 2020

Chicago – Chicago Transit Authority




Chicago – Chicago Transit Authority


Besetzung:

Terry Kath – guitar, backing and lead vocals
Robert Lamm – keyboards, lead and backing vocals
Peter Cetera – bass, backing and lead vocals
Walter Parazaider – saxophone, tambourine
Lee Loughnane – trumpet, claves
James Pankow – trombone, cowbell
Danny Seraphine – drums, percussion


Label: Columbia Records


Erscheinungsjahr: 1969


Stil: Jazz Rock


Trackliste:

1. Introduction (6:35)
2. Does Anybody Really Know What Time It Is? (4:40)
3. Beginnings (7:54)
4. Questions 67 and 68 (5:09)
5. Listen (3:24)
6. Poem 58 (8:40)
7. Free Form Guitar (6:56)
8. South California Purples (6:14)
9. I’m A Man (7:43)
10. Prologue (0:56)
11. Someday (4:17)
12. Liberation (14:40)

Gesamtspieldauer: 1:17:13




„Chicago Transit Authority“ heißt das selbstbetitelte Debütalbum der logischerweise aus Chicago stammenden Band Chicago Transit Authority, die sich danach nur noch kurz Chicago nannte. Das Album wurde am 28. April 1969 ursprünglich auf dem Plattenlabel Columbia Records veröffentlicht. Die ursprüngliche Platte war gleich ein Doppelalbum und die Band wurde aufgrund dieser Aufnahmen für einen Grammy Award als bester neuer Künstler des Jahres 1969 nominiert. „Chicago Transit Authority“ war 171 Wochen lang in den US-amerikanischen Billboard 200 Charts vertreten und stellte mit 155 Wochen den damaligen Rekord für die Langlebigkeit eines Rockalbums auf.

„Chicago Transit Authority“ hat nichts mit dem Schmuse-Pop und -Rock zu tun, für den Chicago Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre standen. Auf dem Doppelalbum hört man Jazz Rock, der zum Teil auch relativ funky eingespielt wurde. Mit „Free Form Guitar“ gibt es auch ein fast schon experimentelles Lied auf „Chicago Transit Authority“, bei dem die Band wohl man ausprobieren wollte, welche Klänge man der Gitarre so alles entlocken könne. Melodiös ist das alles nicht, erwartet man bei Jazz Rock auch nicht unbedingt. Somit sollte man schon an freien, unkonventionellen Klängen Gefallen finden, um mit der Scheibe warm zu werden. Für was steht das Album noch? Es gibt auf „Chicago Transit Authority“ viele lange, zum Teil ausufernde Gitarren-Soli zu hören, neben jeder Menge Bläsereinsätzen und einer dominanten Rhythmusfraktion, sodass die Musik häufig zum Mitwippen einlädt.

Zugegeben, ich musste mir diese Platte öfters zu Gemüte führen, um mir diese Musik zumindest ein wenig besser erschließen zu können. Beim ersten Durchlauf war ich keineswegs fündig geworden, „meine“ Musik auf „Chicago Transit Authority“ zu entdecken. Nach vielen Malen des Durchhörens gibt es für mich mit den Nummern „Listen“, „Poem 58“ und „I’m A Man“ allerdings zumindest drei Titel, die sich für mich lohnen gehört zu werden und die noch deutlich über den Rest der Platte hinausragen. Ansonsten fehlt mir wohl dieses Jazz-Gefühl und funky bin ja schon mal sowas von überhaupt nicht. Schlimm, aber damit kann ich leben.

Fazit: Jazz Rock, keinen Schmuse-Rock kredenzen uns auf ihrem Debutalbum die Musiker von Chicago. Einfache Musik ist das keineswegs, größtenteils auch keine eingängige. Jazz Rock, der durchaus auch mal funky angehaucht klingt und eher in die Beine und ins Blut will, denn ins Herz. Dabei klingt die Platte allerdings zu keiner Zeit wie eine Scheibe aus den 60ern und von daher durchaus auch überraschend. „Chicago Transit Authority“ ist einfach mal was anderes. Neun Punkte.

Anspieltipps: Listen, Poem 58, I’m A Man



Donnerstag, 13. Februar 2020

Bryan Ferry – Bitter-Suite




Bryan Ferry – Bitter-Suite


Besetzung:

Bryan Ferry – vocals


Gastmusiker:

Colin Good – piano, harmonium 
Richard White – soprano, alto & bass saxophone, clarinet & bass clarinet
Robert Fowler – tenor saxophone & clarinet
Alan Barnes – baritone saxophone & clarinet
Enrico Tomasso – trumpet
Malcolm Earle Smith – trombone
Ian Bateman – trombone
Martin Wheatley – banjo & guitar
John Sutton – drums
Marc Easener – tuba & sousaphone 
Frank Ricotti – percussion
Marina Moore – viola & violin
Ros Stephen – violin & viola
Julian Rowlands – bandoneon & piano
Emma Parker – violin
Victoria Sutherland – violin
Emma Owens – viola
Sarah Chapman – viola
Katy Cox – cello
Charlie Woof-Byrne – piano
Camilla Pay – harp
Chris Laurence – double bass
Sam Becker – double bass
Karen Street – accordion
Bobbie Gordon – vocals
Chloe Beth Smith – charts


Label: BMG


Erscheinungsjahr: 2018


Stil: Blues, Jazz, Ragtime


Trackliste:

1. Alphaville (2:54)
2. Reason Or Rhyme (3:42)
3. Sign Of The Times (2:30)
4. New Town (3:57)
5. Limbo (2:49)
6. Bitter-Sweet (3:57)
7. Dance Away (2:47)
8. Zamba (3:06)
9. Sea Breezes (3:01)
10. While My Heart Is Still Beating (3:11)
11. Bitters End (2:26)
12. Chance Meeting (3:47)
13. Boys And Girls (4:40)

Gesamtspieldauer: 42:55




Bryan Ferry kennt man natürlich als Sänger der legendären Band Roxy Music. Schließlich veröffentlichte er inzwischen auch bereits sechzehn Solo-Alben. Die letzten Platten seiner Solo-Karriere unter der „Überschrift“ „Bryan Ferry and his Orchestra“. Darunter fällt auch das letzte Album in dieser Reihe mit dem Namen „Bitter-Sweet“. „Bitter-Sweet“ erschien am 30. November 2018 auf dem Plattenlabel BMG.

Im Grunde genommen ist „Bitter-Sweet“ allerdings kein reguläres Solo-Album, denn die dreizehn Titel der Platte finden sich bereits alle auf vorherigen Roxy Music- oder Solo-Veröffentlichungen des Bryan Ferry. Es ist allerdings auch keine „Best Of“-Scheibe. Inspiriert durch die Netflix-Serie „Babylon Berlin“ interpretiert Bryan Ferry auf dem Album seine Lieder neu, spielt sie ein, wie sie vielleicht zur damaligen Zeit in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts geklungen hätten. Und so hört man auf „Bitter-Sweet“ jazzige Töne, Blues und Ragtime. Die Lieder wurden dabei so verändert, dass man den ursprünglichen Titel oftmals erst erkennt, wenn man weiß, dass es sich vorher um diesen oder jenen Titel gehandelt hat.

Die Umsetzung dieses Ansatzes ist Bryan Ferry perfekt gelungen. Dieser zerbrechlich klingende Gesang des Engländers, welcher mit dem Alter noch intensiver zu werden scheint, in Verbindung mit wunderschönen Melodien, die ganz anders als mit Rockinstrumenten eingespielt wurden, das hat was und macht Spaß. Die Atmosphäre, die die einzelnen Nummern transportieren ist zum einen wunderschön und intensiv, oftmals auch sehr berührend. Musik, die packt und nachhallt. Und dies gleich beim ersten Mal des Hörens.

Die Titel „Alphaville“, „Reason Or Rhyme“, „Bitter-Sweet“, „Zamba“ und „Boys And Girls“ verströmen eine wunderschöne warme und intensive Stimmung, die einen fast schon zu Tränen rührt. Diese fünf Lieder zeigen, wie packend und einnehmend Musik klingen und sich anfühlen kann. Dies sind die Höhepunkte der Scheibe, doch auch die restlichen Titel lohnen gehört zu werden. Sanfter Ragtime und Blues und Jazz… wunderbar umgesetzt.

Fazit: Mit „Bitter-Sweet“ ist Bryan Ferry ein wunderschönes Album gelungen. Und dies, obwohl die Lieder der Platte alle bereits bekannt sind. Doch auf diese Art eingespielt, im Geiste der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, sind sie noch nicht bekannt und klingen sehr viel packender und intensiver, als im Original. Toll. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Alphaville, Reason Or Rhyme, Bitter-Sweet, Zamba, Boys And Girls



Dienstag, 11. Februar 2020

Leprous – Coal




Leprous – Bilateral


Besetzung:

Einar Solberg – vocals, synthesizer, grand piano
Tor Oddmund Suhrke – guitar, baritone guitar
Øystein Landsverk – guitar
Rein Blomquist – bass
Tobias Ørnes Andersen – drums, electronic drums, additional percussions


Gastmusiker:

Ihsahn – string arrangement on "Chronic", guest vocals on "Contaminate Me"
Håkon Aase – violin on "Contaminate Me"


Label: InsideOut Music


Erscheinungsjahr: 2013


Stil: Progressive Metal


Trackliste:

1. Foe (5:15)
2. Chronic (7:19)
3. Coal (6:50)
4. The Cloak (4:09)
5. The Valley (8:59)
6. Salt (4:30)
7. Echo (9:41)
8. Contaminate Me (9:04)

Gesamtspieldauer: 55:50




„Coal“ heißt das dritte Studioalbum der norwegischen Progressive Metal Band Leprous, welches am 20. Mai 2013 auf dem Plattenlabel InsideOut Music veröffentlicht wurde. Es ist das letzte Album, auf dem Schlagzeuger Tobias Ørnes Andersen und Bassist Rein Blomquist zu hören sind, die in den folgenden Jahren die Band verließen.

„Coal“ knallt in der für Leprous ganz eigenen Art und Weise. Dabei darf man bei dieser Scheibe schon fast nicht mehr von Progressive Metal sprechen, sehr viel eher geht diese Musik bereits in die Richtung Progressive Rock. Einmal mehr verstehen es die Musiker dabei perfekt, diese Atmosphären aus „Laut“ und „Leise“ wunderbar miteinander zu verbinden, sodass alle Lieder zu kleinen Reisen werden, Reisen durch spannende und abwechslungsreiche musikalische Täler und Höhen. Die Melodien packen einen dabei immer wieder und es ist vor allen Dingen der Gesang, der oft mehrstimmig und redundant, fast schon hypnotisierend aus den Boxen quillt, der „Coal“ von Leprous zu einer besonderen Scheibe werden lässt.

Auch mit Höhepunkten ist das Album reich ausgestattet. Die Lieder „Foe“, „The Cloak“, „Salt“ sowie „Echo“ haben es mir dabei besonders angetan. Auch in diesen Stücken ist es häufig der mehrstimmige Gesang, der mitzureißen versteht. Aber auch wenn Einar Solberg die ganze Bandbreite seiner Stimme einsetzt, so sind das ebenso besondere Momente. Oder es ist letztendlich doch die wunderschöne Melodie, die erklingt, sich festsetzt und ein Lied zu etwas ganz Besonderem werden lässt. Vieles überzeugt auf „Coal“, welches skandinavischen Progressive Rock der besonderen Art enthält.

Fazit: Irgendwie spielen Leprous Musik in ihrer ganz eigenen Welt. So wie diese Band klingt kaum eine andere. Es sind die Gesänge, ein- oder mehrstimmig, die besonders klingen. Es sind die Melodiebögen voller Atmosphäre, abwechslungsreich und irgendwie unvorhersehbar, die auch dieses Leprous Album ausmachen. „Coal“ wird allen gefallen, die außergewöhnlichen Rock mögen und genau diesen suchen. Hier finden sie ihn. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Foe, The Cloak, Salt, Echo



Sonntag, 9. Februar 2020

Jordsjø – Jordsjø




Jordsjø – Jordsjø


Besetzung:

Håkon Oftung – vocals, keyboards, flute, percussion and bass


Gastmusiker:

Kristian Frøland – drums on CD1: 1-6, CD2: 4,6
Tore Flatjord – drums on CD2: 1, 2, 3, 5 & 8
Martin Nordrum Kneppen – drums on CD2: 9
Håkon Knutzen – heavy guitars on CD1
Vilde Mortensen Storesund – backing vocals on CD2: 2&3


Label: Karisma Records


Erscheinungsjahr: 2018


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1:

Jordsjø, Kassette, 2015

1. UK Original (6:32)
2. Hulderheimen (5:28)
3. Ogion (8:46)
4. The Goddess (Of Light) (4:20)
5. Bilder Fra En Skog (6:43)
6. Hekseskogen (4:10)
7. Postludium (1:10)

CD2:

Jordsjø II, Kassette, 2016

1. Mine Templer I (6:12)
2. Den Klaustrofobiske Masken (8:26)
3. Svarthelleren (5:58)
4. Under Aurora B. (8:57)
5. I Atuans Gravkammer (6:50)

„Songs From The Northern Wasteland”, Split-Kassette mit Breidablik, 2016

6. Betula Obscura (1:36)
7. Se Valinors Lamper! (7:10)
8. Fugløykallen (3:46)
9. Solina, Min Dronning (7:06)
10. I Momos Tradgard (2:39)

Gesamtspieldauer CD1 (37:11) und CD2 (58:41): 1:35:52




Das ist schon was sehr Besonderes. Bei dem Doppelalbum „Jordsjø“ der norwegischen Band Jordsjø handelt es sich keineswegs um das zweite Studioalbum von Jordsjø – zumindest nicht, wenn man den Inhalt, also die Musik chronologisch betrachtet. Diese entstand nämlich vor dem ersten offiziellen Album der Band. Auf „Jordsjø“ wurden Kassettenveröffentlichungen des Håkon Oftung aus den Jahren 2015 und 2016 im Jahr 2018 wiederveröffentlicht, nachdem der Norweger einen Plattenvertrag bekommen hatte und mit „Jord“ im Jahr 2017 sein erstes offizielles Album erschienen war. Wie alle Scheiben von Jordsjø bisher, heißt das Plattenlabel Karisma Records.

Damit wären wir auch schon bei der zweiten Besonderheit. Die Band Jordsjø, das ist im Grunde genommen lediglich der Musiker Håkon Oftung, der fast alle Instrumente auf dem Album selbst einspielte, diese natürlich auch komponierte und textete. Lediglich beim Schlagzeug ließ er sich durchgängig durch drei Kollegen aushelfen. Ansonsten hört man auf der Platte Håkon Oftung beim Singen, an der Gitarre, dem Bass, dem Keyboard und der Querflöte. Sehr beeindruckend, den das Ganze klingt gewachsen und keineswegs zusammengestückelt.

Håkon Oftung lehnt seine Musik stark am Progressive Rock der 70er Jahre aus England an. Die Gitarre, das Keyboard, Mellotron und auch die Flöte weisen ständig darauf hin. Sehr melodiös und eingängig klingt das, auf CD 2 hört es sich auch mal auch klein wenig vertrackter an, jedoch auch nicht übermäßig. Die Lieder sind dabei nicht zu komplex doch weit entfernt davon Nummern zu sein, die nach dem Schema „Strophe – Refrain – Strophe – Refrain – Solo – Strophe – Refrain“ funktionieren. Wirklich voraussehbar ist da wenig, die Lieder nehmen Wendungen und schlagen Haken, wobei sich alles gerade noch im Rahmen des Konventionellen bewegt.

Ganz die Klasse der Alben „Jord“ und „Nattfiolen“ erreicht dieses Doppelalbum nicht, gleich dies allerdings wieder durch die Länge aus. Viel Unterhaltung auf über eineinhalb Stunden. Die Höhepunkte sind dabei die Lieder „Ogion“, „Bilder Fra En Skog“, „Hekseskogen“ und „Den Klaustrofobiske Masken“. Allesamt Stücke im Progressive Rock-Gewand, welches man in diesem Fall wohl als Retro Prog bezeichnen muss. Spannende Lieder, die ins Ohr gehen und wenn man das „Andere, dann doch eher Unkonventionelle“ in der Musik schätzt, wird man mit diesen Stücken viel Spaß haben.

Fazit: Wer Bands wie Genesis aus England Anfang der 70er Jahre mag oder wem Wobbler gefällt, ebenfalls wie Jordsjø aus Norwegen jedoch im 21. Jahrhundert aktiv, die oder der müsste auch Gefallen an dieser Scheibe von Jordsjø finden. Schöne warme und spannende Musik, die sehr melodisch ins Ohr geht. Retro Prog der sehr überzeugenden Art, der gehört gehört. Elf Punkte.

Anspieltipps: Ogion, Bilder Fra En Skog, Hekseskogen, Den Klaustrofobiske Masken



Freitag, 7. Februar 2020

Church Girls – The Haunt




Church Girls – The Haunt


Besetzung:

Mariel Beaumont – vocals, guitar
Julien Varnier – drums
Vince Vullo – bass, vocals
Joseph Wright – guitar, vocals


Label: Chatterbot Records


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Post Punk


Trackliste:

1. Nothing (2:00)
2. Could've Been (3:27)
3. Twin Hell Fire (2:18)
4. Florida (3:22)
5. Better (2:56)
6. Recede (3:03)
7. The Haunt (1:31)
8. Regression (2:29)
9. Unwound (3:25)
10. Colorado (1:59)
11. Dissipate (2:57)

Gesamtspieldauer: 29:33




Church Girls ist eine US-amerikanische Band aus Philadelphia, die im Jahr 2014 von Sängerin und Gitarristin Mariel Beaumont gegründet wurde. Heute, am 7. Februar 2020, erscheint das zweite Album der Church Girls, bei denen Mariel Beaumont jetzt wieder das einzige weibliche Mitglied der Band ist. „The Haunt“ wird auf dem Plattenlabel Chatterbot Records veröffentlicht und ist angefüllt mit Post Punk.

Gleich die ersten Takte weisen darauf hin, wohin die Richtung auf „The Haunt“ geht. Kompromisslose schnelle Tracks, die grooven. Ein Thema wird aufgegriffen, es rockt und schon ist das Lied wieder vorbei. Ganz im Geiste der ersten Punk Bands Ende der 70er Jahre. Schnörkellos werden die Riffs heruntergespielt, die Botschaft der Lieder in knapper Form verteilt. Dabei fahren einem die Lieder durchaus in Beine und gehen ins Ohr. Mitwippen ist dementsprechend angesagt.

Höhepunkt des Albums ist das Lied „Recede“. Eine tolle, eingängige Nummer, die gleich beim ersten Mal hängenbleibt und durchaus einen kleinen Ohrwurm darstellt. Auf diesem Lied spürt man auch die Spielfreude der Church Girls, die sie beim Einspielen des Albums zweifelsohne hatten.

Fazit: Ein kurzes und schnelles Post Punk Album ist die zweite Veröffentlichung der Church Girls geworden. Keine Musik zum Trübsal blasen, genau das Gegenteil ist hier der Fall, Musik die Gute Laune verströmen möchte – was ihr auch gelingt. Mit unter einer halben Stunde Spieldauer ist „The Haunt“ allerdings sehr kurz ausgefallen. Die Church Girls touren gerade durch Nordamerika und waren im November und Dezember in Deutschland und Österreich zu sehen und zu hören. Bleibt zu hoffen, dass sie bald wieder den Weg nach Europa finden. Neun Punkte.

Anspieltipps: Nothing, Recede






Donnerstag, 6. Februar 2020

Emma Hill – Magnesium Dreams




Emma Hill – Magnesium Dreams


Besetzung:

Emma Hill – vocals, acoustic guitar


Gastmusiker:

Bryan Daste – vocals, pedal steel guitar, banjo, upright and electric bass, electric and acoustic guitars, percussion, glockenspiel, theremin, saw, string arrangements
Joe Mengis – drums, percussion
Mont Christopher Hubbard – piano
Kyleen King – viola, violin
Emily Dalsfoist


Label: Kuskokwim Records


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Folk, Country, Pop


Trackliste:

1. Heart On Fire (3:00)
2. Stardust (3:37)
3. Magnesium Dreams (2:14)
4. Choking (4:08)
5. With Time (4:04)
6. Nobody‘s Baby (3:25)
7. The Sun (4:05)
8. Give Up The Ghost (4:07)

Gesamtspieldauer: 28:43



Am 10. Mai 2019 veröffentlichte die in Alaska geborene US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Emma Hill ihre EP „Magnesium Dreams“. Und nun, im Februar 2020, besteht auch im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit Emma Hill live erleben zu können.

Die Musik von Emma Hill steht für eine Mischung aus Folk, Pop mit leichten Country-Anleihen, die hauptsächlich durch den Einsatz der Slide Gitarre vermittelt werden. Sanfte Musik bekommen Hörerin und Hörer auf „Magnesium Dreams“ präsentiert. Musik, die nach Sentimentalität und Melancholie klingt, die ins Ohr geht und einen trifft. Sehnsüchtig klingt die Stimme der Emma Hill, auf ihre Art nachdenklich, jedoch niemals hoffnungslos. All das mündet in einem intensiven Gefühl, in welchem sich einzutauchen lohnt und durch den Einsatz von Streichern noch zusätzlich unterstrichen wird.

Es gibt keine Ausfälle auf dieser EP, mein Favorit heißt „With Time“. Ein Lied, sanft und doch so packend, welches sich gleich beim ersten Mal des Hörens festsetzt.

Fazit: Eine EP, voller intensiver Musik ist „Magnesium Dreams“ von Emma Hill geworden. Kein Marktschreiertum, die sanften Töne sind hier angesagt. Diese treffen einen und machen diese EP zu einem sehr packenden Erlebnis. Schön, diese Musik nun auch live erleben zu können. Neun Punkte.

Anspieltipps: With Time



07/02/2020 - Immendingen - Gloria
08/02/2020 - Sempach - Im Schtei
10/02/2020 - Lübeck - Tonfink
11/02/2020 - Berlin - Bar BaBu
12/02/2020 - Hamburg - Komm Du
13/02/2020 - Kiel - Prinz Willy
14/02/2020 - Bremen - Arberger Hof
15/02/2020 - Köln - Lichtung
16/02/2020 - Gundelfingen - Kulturgewächshaus Birkenried
17/02/2020 - München - Fox Bar
18/02/2020 - Nürnberg - Ludwigs Bar
20/02/2020 - Klagenfurt - Wohnzimmer
23/02/2020 - Berlin - Art Stalker



Mittwoch, 5. Februar 2020

Placebo – Black Market Music




Placebo – Black Market Music


Besetzung:

Brian Molko – vocals, guitar, keyboards, 6-string bass
Stefan Olsdal – bass, guitar, 6-string bass, keyboards, backing vocals
Steve Hewitt – drums, percussion


Gastmusiker:

Rob Ellis – string arrangements
Bill Lloyd – bass on "Peeping Tom"
Severe Loren – backing vocals on "Taste in Men" and "Special K"
Dimitri Tikovoï – string programming
Justin Warfield – rapping vocals on "Spite & Malice"


Label: Hut Records


Erscheinungsjahr: 2000


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. Taste In Men (4:15)
2. Days Before You Came (2:33)
3. Special K (3:52)
4. Spite & Malice (3:37)
5. Passive Aggressive (5:24)
6. Black-Eyed (3:48)
7. Blue American (3:31)
8. Slave To The Wage (4:06)
9. Commercial For Levi (2:20)
10. Haemoglobin (3:46)
11. Narcoleptic (4:22)
12. Peeping Tom -Silence- Hidden Track "Black Market Blood", startet ab 10:14 (14:10)

Gesamtspieldauer: 55:48



„Black Market Music“ heißt das dritte Studioalbum der englischen Alternative-Rock-Band Placebo. Das Album erschien am 9. Oktober 2000 auf dem Plattenlabel Hut Records. Insgesamt vier Singles wurden mit den Liedern „Taste In Men“, „Slave To The Wage“, „Special K“ sowie „Black-Eyed“ aus dem Album ausgekoppelt. Neun Monate dauerte die Produktionszeit, für kein Album davor oder danach, Stand heute, hat sich Placebo mehr Zeit gelassen. „Black Market Music“ erreichte Platz 6 in der britischen Album-Charts.

Die Platte klingt einheitlicher und rockiger, als noch die beiden Alben zuvor. Dieses „Wehklagen“ von Sänger Brian Molko tritt etwas zugunsten von mehr geradlinigerem Rock zurück. Dies bewirkt auch, dass die Melodien etwas einfacher gestaltet klingen, nicht mehr diese besondere Eingängigkeit besitzen – zumindest nicht beim ersten Mal des Hörens. Und ein Lied wie „Spite & Malice“, für das extra HipHopper Justin Warfield engagiert wurde, muss ich nicht von Placebo hören.

Doch natürlich besitzt „Black Market Music“ auch seine Höhepunkte – neben dem Umstand, dass dieses Album sehr im Ohr wächst, wenn man ihm denn die Zeit dazu einräumt. Meine Favoriten des Albums sind die beiden Lieder „Special K“ sowie „Slave To The Wage“. Beides tolle Rock-Nummern, die auch ohne großartige Anlaufzeit schnell ins Ohr gehen. Gerade „Slave To The Wage“ besitzt dabei einen hohen Wiedererkennungswert und ist ein kleiner Ohrwurm.

Fazit: Nicht der Höhepunkt im Schaffen von Placebo, doch wahrlich kein schlechtes Album der Band – auch wenn Brian Molko diese Scheibe bisher am wenigsten mag. Man hört auf „Black Market Music“ Musik, die mit der Zeit immer besser klingt. Dazu gibt ein paar Höhepunkte, die keinen Anlauf benötigen, um zu wirken. Neun Punkte.

Anspieltipps: Special K, Slave To The Wage