Freitag, 2. März 2018

Tocotronic – Schall & Wahn




Tocotronic – Schall & Wahn


Besetzung:

Dirk von Lowtzow – Gesang, Gitarre, Chor
Rick McPhail – Gitarre, Keyboards, Chor
Jan Müller – Bass Gitarre, Chor
Arne Zank – Schlagzeug, Chor


Gastmusiker:

Roland Satterwhite – Violine
Daniella Strasfogel – Violine
Ekkehard Windrich – Violine
Boram Lie – Violoncello
Jakobus Siebels – Blechblasinstrumente
Julia Wilton – zusätzliche Gesänge
Michaela Meise – zusätzliche Gesänge


Label: Vertigo


Erscheinungsdatum: 2010


Stil: Independent Rock


Trackliste:

1. Eure Liebe Tötet Mich (8:04)
2. Ein Leiser Hauch Von Terror (3:30)
3. Die Folter Endet Nie (3:52)
4. Das Blut An Meinen Händen (4:38)
5. Macht Es Nicht Selbst (4:09)
6. Bitte Oszillieren Sie (2:30)
7. Schall Und Wahn (5:54)
8. Im Zweifel Für Den Zweifel (4:26)
9. Keine Meisterwerke Mehr (3:25)
10. Stürmt Das Schloss (2:48)
11. Gesang Des Tyrannen (4:11)
12. Gift (8:29)

Gesamtspieldauer: 56:03



„Schall & Wahn“ nannte die deutschen Indie-Rock-Band Tocotronic ihr neuntes Studio-Album. Dieses wurde am 22. Januar 2010 auf dem Plattenlabel Vertigo Records veröffentlicht und war die erste Platte von Tocotronic, die es bis auf Platz 1 der deutschen Album-Charts schaffte. Die Lieder „Macht Es Nicht Selbst“, „Im Zweifel Für Den Zweifel“ und „Die Folter Endet Nie“ wurden in dieser Reihenfolge als Singles ausgekoppelt.

Im Grunde genommen gibt es nichts Neues zu hören von Tocotronic, eher gut Bewährtes. Im Falle von Tocotronic und „Schall & Wahn“ bedeutet dies durchaus etwas Positives, denn die Musik der Band weiß einmal mehr durch Abwechslung wie Eingängigkeit in sich zu überzeugen. Die Grundstimmung auf dem Album ist eine eher dunkle, doch dies ist auch nicht wirklich überraschend bei einem Tocotronic Album. Man hört auf „Schall & Wahn“ Independent Rock, der in dieser Art und Weise sehr viel eher von britischen Bands zu hören ist. Stellvertretend sei an dieser Stelle das Lied „Eure Liebe Tötet Mich“ erwähnt. Eine Nummer, die textlich wie musikalisch bereits im Bereich des Psychedelic Rock angesiedelt ist, ein klein wenig verwunschen klingt und sich zwischenzeitlich zum härteren Rock bis hin zum Punk steigert. Klasse und überzeugend gemacht und genau so klingt es dann auch.

Weitere Höhepunkte auf „Schall & Wahn“ sind das sehr sanfte und überaus nachdenkliche „Im Zweifel Für Den Zweifel“. Diese Nummer klingt durch den Einsatz zahlreicher Streicher noch ein wenig intensiver, ist sehr melodiös, geht sofort ins Ohr und gehört mit zu den ruhigeren Stücken der Platte. Auch das längste und letzte Lied der Platte, „Gift“, darf man mit zu den Höhepunkten des Albums zählen. Welche deutschsprachige Band nimmt sich überhaupt die Freiheit heraus, Lieder dieser Länge auf ein Album zu pressen? Tocotronic machen das nach dem Opener „Eure Liebe Tötet Mich“ mit „Gift“ gleich nochmals und gewinnen dadurch. Die Musiker geben einem Lied Zeit, sich entwickeln zu können. Die radiotaugliche Spieldauer scheint da keine Rolle zu spielen. Es geht um das Gefühl, die Atmosphäre, die auf diese Weise über einen gewissen Zeitraum entwickelt werden kann und auch eben diese Zeit dazu benötigt, um wirklich wirken zu können. Das ist nicht sehr kommerziell gedacht, denn Lieder dieser Länge werden allerhöchstens auf Sparten-Sendern ausgestrahlt, bereichert das Album jedoch ungemein. Und es soll tatsächlich auch Menschen geben, die Musik gerade wegen dieser außergewöhnlichen Lieder kaufen, welche weitab vom Mainstream angelegt sind.

Fazit: Die Alben, die ich bisher von Tocotronic kenne, das sind „Kapitulation“ und „Die Unendlichkeit“, überzeugen aufgrund ihrer musikalischen Mannigfaltigkeit und ihrer, für deutsche Musik außergewöhnlichen Ideen. Dazu hört man bei Tocotronic Texte, die sich sehr wohltuend vom platten Liebes-Allerlei-Gesäusel unterscheiden. All diese Zutaten hört man auch auf „Schall & Wahn“. Eine gute Platte, im Stile des Independent Rock, die sowohl die Ränder des Pops wie des Psychedelic Rocks streift. Da lohnt das Hinhören. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Eure Liebe Tötet Mich, Im Zweifel Für Den Zweifel, Gift