Montag, 19. Juni 2017

Roger Waters – Is This The Life We Really Want?




Roger Waters – Is This The Life We Really Want?


Besetzung:

Roger Waters – vocals, acoustic guitar, bass


Gastmusiker:

Nigel Godrich – arrangement, sound collages, keyboards, guitar
Jonathan Wilson – guitar, keyboards
Guy Seyffert – bass, guitar, keyboards
Joey Waronker – drums
Roger Manning – keyboards
Lee Pardini – keyboards
Jessica Wolfe – vocals
Holly Laessig – vocals
David Campell – string arrangements
Rachel Agnew – recorded voice
Jane Barbe – recorded voice
Emma Clarke – recorded voice
Celia Drummond – recorded voice
Kathy Somers – recorded voice
Ingrid Schram – recorded voice


Label: Columbia Records


Erscheinungsdatum: 2017


Stil: Art Rock, Art Pop, Rock, Pop


Trackliste:

1. When We Were Young (1:39)
2. Déjà Vu (4:27)
3. The Last Refugee (4:12)
4. Picture That (6:48)
5. Broken Bones (4:57)
6. Is This The Life We Really Want? (5:55)
7. Bird In A Gale (5:31)
8. The Most Beautiful Girl (6:09)
9. Smell The Roses (5:16)
10. Wait For Her (4:56)
11. Oceans Apart (1:07)
12. Part Of Me Died (3:14)

Gesamtspieldauer: 54:15




Ganze 25 lange Jahre dauerte es, bis Roger Waters sein neues Soloalbum mit dem Titel „Is This The Life We Really Want?“ veröffentlichte. Es ist das vierte beziehungsweise sechste Solo-Studioalbum – je nach Zählweise – des ehemaligen Bassisten von Pink Floyd und passt stilistisch gesehen perfekt zu der letzten Veröffentlichung seiner Solokarriere mit „Amused To Death“ und der letzten Pink Floyd Veröffentlichung „The Final Cut“, die noch unter seiner Regie entstand. „Is This The Life We Really Want?“ klingt wie eine stilistische, inhaltliche und musikalische Vereinigung aus diesen Schaffensphasen des Roger Waters.

Roger Waters ist immer noch wütend. Auf die Welt, auf die Menschen allgemein, auf die Mächtigen dieser Erde, auf alles, was in seinen Augen anklagenswert ist und das besingt und erzählt er auch auf „Is This The Life We Really Want?“. Thematisch und inhaltlich hat der Ex-Pink Floyd Bassist also seinen eingeschlagenen Weg konsequent fortgesetzt. Ebenso tat er dies musikalisch. Auch auf „Is This The Life We Really Want?“ hört man die für die Musik des Roger Waters so typischen Hintergrundgeräusche, Sprachfetzen, Radio- und Fernsehsendungen, die in die Musik mit einfließen oder Stücke verbinden. Dazu gesellen sich dieses Mal noch ein wenig mehr Streicherarrangements, die die Musik auf diesem Album zusätzlich noch ein wenig eingängiger und weicher werden lassen.

Wenn man als Fan dieser Musik und dieses Musikers 25 Jahre warten musste, bis ein neues Album veröffentlicht wird und man hört schließlich davon, dass bald eine neue Platte erscheint, so steigt ganz sicher nicht nur die Vorfreude, sondern auch die Erwartung, die man an solch ein Album stellt und man ist sehr gespannt. Schließlich hält man am Erscheinungstag die Scheibe dann in Händen, legt sie ein, hört sie intensiv, mehrmals intensiv und hört zunächst lediglich eine Bestätigung des bereits Bekannten. Das, was hier zu hören ist, das ist Roger Waters Musik, die Zeit scheint dabei keine allzu große Rolle zu spielen, die Erde hat sich tausende Male weitergedreht, doch das, was man hier zu hören bekommt, scheint altbewährt, ja fast schon bekannt zu sein. Gut und interessant, jedoch eben irgendwie ähnlich schon dagewesen, nicht wirklich mehr neu.

Auch das kann Spaß machen, man wird nicht enttäuscht, Erwartungen werden erfüllt. Man hört die Scheibe öfters, legt sie immer wieder ein und plötzlich erschließt sich einem alles noch mal viel stärker, intensiver, schöner, passender, überzeugender und schließlich doch auch neu und bisher unbekannt. Immer wieder passiert dies mal, dass man sich in Musik erst hineinhören muss, um diese noch mehr schätzen zu können. Im Falle von Rogers Waters‘ „Is This The Life We Really Want?“ verhält es sich jedoch anders. Hier glaubt man die Musik bereits mit dem ersten Hören zu kennen, doch erst mit den weiteren Durchläufen entdeckt man das Interessante, das Spannende, was manchmal jeder nur für sich ganz allein in Musik zu entdecken vermag. Das ist das unerklärliche Wunder der Musik, die sie sie zu etwas ganz Besonderem, zu etwas, was das Leben bereichert werden lässt.

Viele der Titel lohnen. Nein, alle Lieder lohnen. „Picture That“ und der Titeltrack „Is This The Life We Really Want?“ seien hier besonders erwähnt, obwohl das den anderen Nummern gegenüber nicht ganz fair ist. Trotzdem, das Lied „Is This The Life We Really Want?“ wirkt zunächst fast zäh und doch steigert es sich und steigert sich, berührt und packt. Es beginnt mit einem Radio-Interview des Donald Trump, der da sagt: „So as an example you’re CNN. I mean it’s story, after story, after story is bad. I won. I won. And the other thing, chaos. There’s zero chaos. We are running. This is a fine-tuned mach-“. Dann wird die Übertragung abgebrochen und man hört einen leisen Seufzer. Besser als mit diesem Zitat kann man ein Lied mit dem Namen „Is This The Life We Really Want?“ kaum einleiten. Die Nummer klingt ein wenig schräg, ist aber doch so eingängig, reißt mit – und beim ersten Mal des Hörens klingt das alles noch so unscheinbar und wächst und wächst mit jedem neuen Durchlauf. Die Musik des Roger Waters ist dabei sicherlich kein Progressive Rock oder Psychedelic Rock mehr, wie es jene Musik von Pink Floyd früher einmal war. Aber es ist tiefergehender Pop und Rock, niemals oberflächlich, immer fordernd und letztendlich packend und mitreißend.

Fazit: Für „Is This The Life We Really Want?“ kann es nur eine Vorgehensweise geben: Die Regler laut aufdrehen und die Musik wirken lassen. Sie wirkt. Das alles allerdings mit einer Einschränkung. Wenn jemand „Amused To Death“ und „The Final Cut“ von Pink Floyd eher langweilig fand, dann wird es ihr oder ihm mit „Is This The Life We Really Want?“ auch nicht viel anders ergehen. Für alle anderen, die diese Musik jedoch lieben, wird dieses Album zum musikalischen Fest. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Is This The Life We Really Want?