Donnerstag, 5. September 2013

The Velvet Underground – The Velvet Underground & Nico




The Velvet Underground – The Velvet Underground & Nico


Besetzung:

Lou Reed – lead guitar, ostrich guitar, vocal
John Cale – electric viola, piano, bass guitar, backing vocals, celeste
Sterling Morrison – rhythm guitar, bass guitar, backing vocals
Maureen Tucker – percussion
Nico – chanteuse, backing vocals


Label: Verve Records


Erscheinungsdatum: 1967


Stil: Psychedelic Rock, Experimental Rock


Trackliste:

1. Sunday Morning (2:53)
2. I'm Waiting For The Man (4:37)
3. Femme Fatale (2:38)
4. Venus In Furs (5:09)
5. Run Run Run (4:19)
6. All Tomorrow's Parties (5:57)
7. Heroin (7:09)
8. There She Goes Again (2:38)
9. I'll Be Your Mirror (2:09)
10. The Black Angel's Death Song (3:12)
11. European Son (7:44)

Gesamtspieldauer: 48:25




„The Velvet Underground & Nico“ war das erste Album der US-Amerikaner von Velvet Underground aus dem Jahr 1967 und ist wohl auch ihre beste Veröffentlichung. „The Velvet Underground & Nico“ ist das Album einer Band, die stilbildend und häufig kopiert werden würde - zunächst vom Publikum allerdings fast schon verschmäht wurde. Komplett von Andy Warhol produziert befinden sich auf dieser Platte Lieder, die im Grunde genommen gar nicht zusammenpassen wollen. Das liegt weniger am Stil der Songs, sehr viel eher an den Stimmungen, die hier transportiert werden. Mal wirkt alles zuckersüß und lieb, ein anderes Mal endet ein Lied in einer Kakophonie, welches einem das Gehirn einzuschmelzen zu versuchen scheint. Dann wieder wird es folkig flott, rockiger oder aber schmusig verträumt. Ein Mix, bei dem keines der Lieder dem anderen gleicht.

Zu dieser Abwechslung trägt ebenfalls der Gesang bei, der von Lou Reed in jedem Lied etwas anders vorgetragen wird, sodass man glaubt mehrere verschiedene Sänger in den einzelnen Liedern zu hören. Und wenn Christa Päffgen, alias Nico diesen Part übernimmt, dann wird dieses Lied verzweifelt, traurig, düster und transportiert Gefühle, Stimmungen und Atmosphäre, die unweigerlich Erinnerungen an den letzten grauen und verregneten November aufkommen lassen.

Überaus gelungen sind Lou Reed - der sich auch für den Großteil der musikalischen Kompositionen auszeichnete - die Texte, die sich überwiegend mit den Abgründen unserer menschlichen Gesellschaft beschäftigen. Dieser Umstand dürfte auch einen nicht unerheblichen Anteil daran haben, dass sich diese Platte zu Beginn nicht sonderlich gut verkaufte. Wer sollte da schon verwundert sein, dass im prüden Amerika Lieder, die die Prostitution, den Sado-Masochismus („Venus In Furs“, welches sich auf das Werk „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch bezieht) oder etwaigen Drogenkonsum behandeln, nicht nur zur damaligen Zeit in den Medien durchfallen, soll heißen, dass diese Lieder nicht im Radio gespielt werden. Aber zumindest verkauft werden solche Platten heute in den Plattenläden, versehen mit einem Sticker, der auf „Explicit Lyrics“ hinweist. Das war in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts allerdings ebenfalls nicht immer so. Den Aufkleber hatte man damals wohl noch nicht…

Gerade das Lied „Heroin“ schafft es dabei, eine Symbiose aus Musik und Text zu generieren, die man heute in Zeiten, in denen ein eingängiger Sound oft mit „I love you“-Metaphern vollgestopft wird, nur noch selten antrifft. Die Abgründe, in denen sich der Protagonist des Songs von Anfang an befindet, werden hier überdeutlich musikalisch wie textlich umgesetzt und es endet alles in einer musikalischen Katastrophe. Sehr eindringlich!

Nicht unerwähnt bleiben soll hier auch die elektrische Viola des John Cale, die der Musik von Velvet Underground ein, zumindest für diese Zeit, Alleinstellungsmerkmal verlieh. Mitunter scheint John Cale sich dabei nicht dem Diktat der Takte unterwerfen zu wollen, was der Musik einen weiteren Spannungsbogen hinzufügt.

Fazit: Ein für die damalige Zeit sicherlich revolutionäres Album, was sich allerdings auch heute immer noch überaus wohltuend vom allgemeinen Mainstream der Musik abhebt. Dazu gibt es spannende Geschichten zu hören und auch sehr eingängige Melodien. Es kommt zum Verschmelzen von Wort und Ton, zu kleinen Kunstwerken, die auch nach vielen Jahren nichts von ihrem Reiz verloren haben. Diese hohe Qualität kann zwar nicht über alle elf Stücke des Albums gehalten werden, trotzdem ist dieses Werk absolut hörenswert und jedem Rock-Musik-Freund zu empfehlen, der auch mal „mehr“ hören möchte als radiotaugliche Mainstream-Musik. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Venus In Furs, Heroin