Renaissance – Grandine Il Vento
Besetzung:
Annie Haslam – vocals
Michael Dunford – guitar
Rave Tesar – keyboards
David J. Keyes – bass, vocals
Jason Hart – keyboards
Frank Pagano – drums
Gastmusiker:
Ian Anderson – flute (5)
John Wetton – vocals (7)
Label: Symphonic Rock Recordings
Erscheinungsdatum: 2013
Stil: Progressive Rock, Art Rock
Trackliste:
1. Symphony Of Light (12:09)
2. Waterfall (4:44)
3. Grandine Il Vento (6:30)
4. Porcelain (6:42)
5. Cry To The World (5:45)
6. Air Of Drama (5:21)
7. Blood Silver Like Moonlight (5:16)
8. The Mystic And The Muse (7:48)
Gesamtspieldauer: 54:16
2013 wurde das 13. Studio-Album der britischen Progressive Rock Band Renaissance unter dem Titel „Grandine Il Vento“ veröffentlicht. Und diese „13“ brachte der Band kein Glück, denn noch während der Abmisch-Phase verstarb leider der Hauptideengeber und Gitarrist von Renaissance, Michael Dunford, am 20. November 2012. Dies vor dem Hintergrund, dass der Band mit dem vorliegenden Album ein Comeback gelungen ist, welches stark an ihre beste Zeit in den 70er Jahren erinnert. Seit 1978, nach der Veröffentlichung von „A Song For All Seasons“, war die Band in die Pop-Schiene abgerutscht und konnte mit den vier folgenden Veröffentlichungen den Fan und die Kritiker so gar nicht mehr überzeugen, was schließlich auch zur Auflösung von Renaissance führte.
Dann im Jahr 2012 die Ankündigung einer Reunion mit den zwei Hauptakteuren Annie Haslam und Michael Dunford. Man durfte also gespannt sein auf das Ergebnis, welches letztendlich die Erwartungen sogar noch deutlich übertrifft. Man fühlt sich beim Hören von „Grandine Il Vento“ in die 70er Jahre und die Hochzeit von Renaissance zurückversetzt. Hier ist er wieder zu hören, der symphonische progressive Rock, der orchestral instrumentiert eine Brücke zwischen den Genres Klassik und Rock zu schlagen imstande ist. Dieses Mal allerdings mit der Einschränkung, dass hier kein Orchester mehr zu hören ist, sondern die Synthesizer strapaziert wurden, was dem Hörgenuss allerdings keinen Abbruch beschert.
Schöne Melodien sind wieder zu hören, die Stimme Annie Haslams klingt erneut glockenklar, ein Umstand, der bereits auf den zwei Alben aus den 80ern nicht mehr ganz so zu hören war. Die Musik ertönt voll, ist spannend und geht bereits beim ersten Hören ins Ohr. Die Platte startet mit dem längsten Lied des Albums „Symphony Of Light“, der gleich einen Höhepunkt auf „Grandine Il Vento“ darstellt. Symphonischer Prog Rock, der heutzutage in dieser Weise überhaupt nicht mehr zu hören ist und bereits vor vierzig Jahren in Vollendung so und auf diese Art auch nur von Renaissance zu hören war. Etwas gewöhnungsbedürftig dabei lediglich das Intro und der Ausklang des Liedes, welche beide schon ein bisschen sehr nach Oper klingen dadurch , dass Annie Haslam hier ihrer Sopran-Lage freien Lauf lässt. Aber für die Musik von Renaissance passt auch dies.
Die folgenden Lieder werden ein wenig poppiger, wobei die Band ihren Stil auch hier nicht über Bord wirft. Das ist alles zweifelsohne Renaissance im Gewand ihrer Blütezeit und nicht zu vergleichen mit jener Art der Pop-Musik, für die die Band ab „Azur D’Or“ stand. Die Musik wirkt zu jeder Zeit melodiös und eingängig und stellt daneben meist den Gesang von Annie Haslam in den Vordergrund. Der wird dann beim Titel „Cry To The World“ noch tatkräftig durch die Querflöte Ian Andersons unterstützt. Zusätzliche Abwechslung wird in den folgenden beiden Titeln auch dadurch generiert, dass sich hier Annie Haslam den Gesang mit David Keyes und John Wetton teilt. Und auch diese Duette wirken dabei gelungen.
Fazit: Selten, sehr selten hat es das gegeben, dass eine Band nach solch einer langen Zeit den Fan mit so einem überzeugendem Comeback überrascht. „Grandine Il Vento“ ist ein überaus gelungenes Album geworden. Die Musik ist spannend und gleichzeitig sehr melodiös. Mitunter fühlt man sich bei einem Intro an Frederic Chopin oder aber, wie beim Opener, an eine Oper erinnert. Dies wird allerdings nicht überstrapaziert. Der Renaissance-Sound der 70er Jahre lebt auf „Grandine Il Vento“ wieder auf. Für alle Freunde dieser Musik sehr zu empfehlen. Sehr schade, dass sich dies nach dem Tod Michael Dunfords wohl kaum fortsetzen wird. Elf Punkte.
Anspieltipps: Symphony Of Light, The Mystic And The Muse und auch die anderen sechs Titel.