Emerson, Lake & Palmer – Tarkus
Besetzung:
Keith Emerson – hammond organ, St. Marks church organ, piano, celeste, moog synthesizer
Greg Lake – vocals, bass, electric guitar, acoustic guitar
Carl Palmer – drums, assorted percussion
Label: Island Records
Erscheinungsdatum: 1971
Stil: Progressive Rock
Trackliste:
1. Tarkus (20:43)
I. Eruption
II. Stones of Years
III. Iconoclast
IV. Mass
V. Manticore
VI. Battlefield
VII. Aquatarkus
2. Jeremy Bender (1:50)
3. Bitches Crystal (3:58)
4. The Only Way (Hymn) (3:46)
5. Infinite Space (Conclusion) (3:22)
6. A Time And A Place (3:01)
7. Are You Ready Eddy? (2:11)
Gesamtspieldauer: 38:54
„Tarkus” heißt das zweite Studioalbum von Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer, welches im Juni 1971 veröffentlicht wurde. Eigentlich sollte die Platte erst die dritte Veröffentlichung der Band werden. Da jedoch die Plattenfirma mit solch klassischem Stoff wie „Bilder einer Ausstellung“ nicht ganz glücklich war, wurde diese adaptierte Fassung von Modest Mussorgsky – obwohl bereits aufgenommen – erst einige Monate später, allerdings noch im selben Jahr, als Live-Album „Pictures At An Exhibition“ veröffentlicht. „Tarkus“ wurde vorgezogen.
Wenn jemand mal hören möchte, wie wahrlich komplizierter Progressive Rock funktioniert und sich anfühlt, dann sei ihr oder ihm diese Scheibe wärmstens ans Herz gelegt, denn auf dem Titeltrack „Tarkus“ gibt es genau dies zu hören: komplizierten, spannenden, abwechslungsreichen, manchmal dissonanten, manches Mal melodiösen, auf jeden Fall sehr fordernden Progressive Rock. Hier klingen Emerson, Lake & Palmer plötzlich unglaublich aggressiv und verstörend, um nur wenige Sekunden später wieder in wunderschönen Harmonien alles in Wohlklang aufzulösen. Der Titel „Tarkus“ ist ein Parforce-Ritt durch gewaltige Klangwelten, die zwischen Kakophonie und Melodiösität hin- und herwechseln, als sei es das Normalste der Welt. Tempo- und Rhythmuswechsel reihen sich genauso aneinander, wie laute und leise Passagen. Selbstverständlich kann man diese Nummer beim ersten Hören unmöglich verstehen. Viele Musikkonsumenten werden sie vielleicht noch nicht einmal ein Mal aushalten können. Allerdings eröffnen sich einem, wenn man denn dieser Musik die Zeit einräumt, ganz neue Klangwelten und man spürt plötzlich, dass auch in der Disharmonie durchaus ein klanglich musikalischer Schatz versteckt sein kann. „Tarkus“ ist großes, wenn auch anstrengendes musikalisches Kino – und auch ein wenig Arbeit.
Bei der ehemaligen zweiten Seite der Platte, sieht das Bild dann leider ein wenig anders aus. Sechs kurze Titel befanden sich darauf, von denen „Jeremy Bender“ und vor allem „Are You Ready Eddy?“ an Peinlichkeit kaum zu überbieten sind. Gerade letzte Nummer ist ein schwachsinniger Rock’n’Roll, der nun so gar nicht zu dem Rest der Platte passen möchte. Die übrigen Titel sind okay, wenn sie die Hörerin, den Hörer auch nicht unbedingt sofort aus den Sesseln heben werden. Progressive Rock eben, der in der Ausprägung von Emerson, Lake & Palmer eben nicht zu melodiös gestaltet wurde. Jedoch gibt es hier auch zwei Ausnahmen, die sich dann doch vom Rest noch deutlich abheben. Zum einen wäre das „The Only Way (Hymn)“, eine Orgel-lästige Nummer, zu der Greg Lake singt. Der Titel beginnt mit einem Ausschnitt aus Bachs Toccata und Fuge und mündet schließlich in einen rockigen Teil. Hier klingen die drei Musiker durchaus auch melodiös. Dieses Lied geht schließlich nahtlos in die Instrumentalnummer „Infinite Space (Conclusion)“ über, die für mich einen weiteren, wenn nicht sogar den Höhepunkt der Scheibe darstellt. Hier steht jetzt das Piano des Keith Emerson im Vordergrund. Melodiös und doch irgendwie versetzt klingend, ist dies eines der seltsamsten Lieder, die ich kenne. Klingt das jetzt harmonisch oder doch schräg? Ich kann mich bis heute immer noch nicht entscheiden.
Fazit: Neben sehr seltsamen Music Hall- und Rock’n’Roll-Titeln, beinhaltet „Tarkus“ unglaublich spannende und aufreibende Musik. Irgendwie scheinen manche Nummern auf dieser Platte alle musikalischen Standpunkte hinterfragen zu wollen, alles neu definieren zu wollen. Wahrlich keine leichte Kost und mir ist klar, dass die meisten Menschen damit wohl relativ wenig anfangen können. Und nur weil es Progressive Rock und dazu auch noch kompliziert ist, muss es auch nicht gut sein. Allerdings ist dieses Album eines, dem irgendwie etwas Besonderes innewohnt, was es zu entdecken gilt – und ich bin manchmal sehr gerne auf Entdeckungsreise. Elf Punkte.
Anspieltipps: Tarkus, Infinite Space (Conclusion)