Karl Bartos – Off The Record
Besetzung:
Karl Bartos – all music
Label: Bureau B
Erscheinungsdatum: 2013
Stil: Elektronische Musik, Elektro Pop
Trackliste:
1. Atomium (3:16)
2. Nachtfahrt (3:31)
3. International Velvet (4:38)
4. Without A Trace Of Emotion (3:28)
5. The Binary Code (1:42)
6. Musica Ex Machina (5:16)
7. The Tuning Of The World (3:33)
8. Instant Bayreuth (3:36)
9. Vox Humana (2:56)
10. Rhythmus (4:17)
11. Silence (0:06)
12. Hausmusik (3:30)
Gesamtspieldauer: 39:48
Von 1975 bis 1990 war Karl Bartos Mitglied bei Kraftwerk, einer der wohl einflussreichsten deutschen Bands überhaupt. Und jetzt, im Jahr 2013 veröffentlicht der Düsseldorfer Musiker sein zweites Solo-Album, welches zehn Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung „Communication“ entstand. „Off The Record” kommt dabei ganz im Gewande der Kraftwerk-Veröffentlichungen der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts daher.
Mal wird der Text auf Deutsch, mal auf Englisch vorgetragen, ein anderes Mal kommt das Lied völlig ohne Gesang aus („The Binary Code“ und „Instant Bayreuth“) oder aber es wird, wie beim allerdings sehr kurzen „Silence“, sogar auf beides verzichtet – es herrscht Ruhe, wie der Titel schon aussagt. Die Texte dienen dabei allgemein weniger dazu, irgendwelche Botschaften zu transportieren und sind eher Mittel zum Zweck, soll heißen, sie sollen die synthetische Stimmung der einzelnen Titel noch verstärken. Entsprechend dazu wurde die Stimme des Karl Bartos hierzu meist mittels eines Vocoders auf elektronisch getrimmt, die synthetische Roboterstimmung ist perfekt.
Freunde der bekannteren Kraftwerk Alben ab Mitte der 70er Jahre, werden wohl wahrlich begeistert sein, denn die Musik kommt gänzlich in der Tradition dieser Scheiben daher. In einem Interview sagte Karl Bartos mal sinngemäß, dass der Erfolg von Kraftwerk aus den eingängigen Melodien resultiere, weniger durch die Rhythmen. Da mag er sicherlich nicht Unrecht haben. Einiger Durchläufe der CD bedarf es dann aber doch, um auch hier mit den dargebotenen Melodien ein wenig „warm“ zu werden. Eingängig auf das erste Hören ist hier nur wenig. Trotzdem entwickeln die Melodiebögen und Loops schon ab dem zweiten Anhören einen gewissen Wiedererkennungswert, der zwar kaum in der Lage ist, die Titel in den Status eines „Lieblingsliedes“ zu erheben jedoch, trotz aller synthetischen Klänge, eine gewisse wohlige und einnehmende Atmosphäre zu verbreiten imstande ist.
Mal legt Karl Bartos, neben der meistens vorhandenen Melodie, mehr Wert auf den Rhythmus, mal wird es ein wenig sphärischer und freier. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass man als Hörer, neben Parallelen zu Kraftwerk, auch solche zu Tangerine Dream und der Neuen Deutsche Welle herauszuhören glaubt. Das wiederum schafft eine gewisse Abwechslung, die allerdings ebenfalls erst nach mehrmaligem Hören offen zutage tritt. Aber auch sonst werden immer wieder verschiedenste Assoziationen geweckt. So könnte man sich den ersten Titel „Atomium“ auch gut als Hintergrundmusik einer aufregenden Szene in einem Aktion-Film vorstellen. Andererseits wird mitunter auch lediglich der einfache Pop bedient, wie beim etwas flachen „The Tuning Of The World“. Klingt das nicht ähnlich wie „Fireflies“ von Owl City? Doch, macht es – nur da ist das Lied von Owl City eingängiger. Und dann gibt es da sogar ein paar Stellen, die fast schon naiv erscheinen und erklingen und eine Reminiszenz an etwas Früheres darzustellen scheinen. Die eine oder andere Stelle erinnert einen an die früheste Jugend und an freudig mitgeschmetterte Kinderlieder.
Fazit: Klar ist diese Musik etwas Besonderes und klar ist sie auch etwas gewöhnungsbedürftig. Und wer sich die Zeit nimmt, sich intensiver hineinhört, kann hier unter Umständen durchaus auch noch etwas für sich entdecken. Für alle „Kraftwerk-Jünger“ natürlich eine unbedingte Kaufempfehlung, für diejenigen, die mit dieser Musik nichts anfangen konnten, wird auch diese Veröffentlichung von Karl Bartos nicht die Erfüllung werden. Und außerdem: In den 70ern war diese Musik noch was ganz Besonderes. Heute klingt es ein wenig so, als ob das alles schon mal fast genauso dagewesen wäre. War es auch. Sieben Punkte.
Anspieltipps: Atomium, International Velvet, The Tuning Of The World