Samstag, 31. Oktober 2020

Einstürzende Neubauten – Alles In Allem

 



Einstürzende Neubauten – Alles In Allem


Besetzung:

Blixa Bargeld
Alexander Hacke
N.U. Unruh
Jochen Arbeit
Rudolf Moser




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Independent Rock


Trackliste:

1. Ten Grand Goldie (5:22)
2. Am Landwehrkanal (3:03)
3. Möbliertes Lied (4:29)
4. Zivilisatorisches Missgeschick (4:01)
5. Taschen (4:43)
6. Seven Screws (3:55)
7. Alles in Allem (4:17)
8. Grazer Damm (6:26)
9. Wedding (4:26)
10. Tempelhof (3:24)

Gesamtspieldauer: 44:09



Im Jahr 2020 und mit ihrem zwölften Studioalbum mit dem Titel „Alles In Allem“ klingen die Einstürzenden Neubauten, die früher experimentell und auch etwas schräg geklungen haben, deutlich melodischer und eingängiger. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Berliner Band im Mainstream angekommen wäre oder gar anbiedernd beziehungsweise alltäglich auf ihrem am 15. Mai 2020 auf dem Plattenlabel Potomak erschienen Album klingen würde. Dies ganz bestimmt nicht, denn diese eher „ungewöhnlichen“ Stellen, die gibt es auch noch auf „Alles In Allem“.

„Alles In Allem“ ist eine Hommage an Berlin, sehr viele der Lieder handeln von oder über die Heimatstadt der Einstürzenden Neubauten, wie man schon an den Titeln sehen kann. Da geht es um Eindrücke, um Atmosphären, die man in bestimmten Bezirken zu gewinnen oder aber zu spüren scheint. Schließlich wird sogar eine Brücke geschlagen zur Geschichte in dieser Stadt. In diesem Fall zu Rosa Luxemburg, die am Landwehrkanal ermordet wurde.

Musikalisch gesehen fällt, wie bereits erwähnt, „Alles In Allem“ sehr viel eingängiger als frühere Werke der Band um Blixa Bargeld aus. Der wirklich experimentelle Ansatz in der Musik der Einstürzenden Neubauten, den findet man lediglich noch im Titel mit dem passenden Namen „Zivilisatorisches Missgeschick“, auf dem man sogar Gollum vermuten könnte. Ansonsten gehen viele der Lieder schnell ins Ohr und die Musik lebt von der irgendwie verwunschen, manchmal verschwörerisch klingenden Stimme des Blixa Bargeld.

Spannende Musik, die mit den Liedern „Taschen“ sowie dem Titellied „Alles in Allem“ ihre Höhepunkte hat. Gerade diese beiden Nummern bleiben schon beim ersten Mal des Hörens hängen und hallen auch längerfristig nach.

Fazit: Die Einstürzenden Neubauten haben sich über vier Jahrzehnte musikalisch verändert. Es wäre auch schade, wenn dem nicht so wäre. Auf „Alles in Allem“ hört man nun mehr die melancholische und melodische Seite der Band. Das klingt niemals nach Mainstream, sehr viel eher hört sich diese Musik anders an, verwunschen, besonders. Für alle, die Etwas, die dieses „Andere“ in der Musik suchen. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Taschen, Alles in Allem



Freitag, 30. Oktober 2020

The Flower Kings – Islands

 



The Flower Kings – Islands


Besetzung:

Roine Stolt – vocals, ukulele, guitars, additional keyboards
Hasse Fröberg – vocals & acoustic guitar
Jonas Reingold – bass, acoustic guitar
Zach Kamins – pianos, organ, synthesizers, mellotron, orchestrations
Mirko DeMaio – drums, percussion


Gastmusiker:

Guest: Rob Townsend – soprano saxophone




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

CD1:

1. Racing With Blinders On (4:33)
2. From The Ground (4:10)
3. Black Swan (5:57)
4. Morning News (4:06)
5. Broken (6:48)
6. Goodbye Outrage (2:24)
7. Journeyman (1:49)
8. Tangerine (4:12)
9. Solaris (9:31)
10. Heart Of The Valley (4:41)
11. Man In A Two Peace Suit (3:28)

CD2:

1. All I Need Is Love (5:53)
2. A New Species (5:56)
3. Northern Lights (5:45)
4. Hidden Angles (0:52)
5. Serpentine (3:52)
6. Looking For Answers (4:45)
7. Telescope (4:52)
8. Fool’s Gold (3:18)
9. Between Hope & Fear (4:42)
10. Islands (4:15)

Gesamtspieldauer CD1 (51:44) und CD2 (44:14): 1:35:58



Wenn nun am 30. Oktober das vierzehnte Studioalbum der schwedischen Progressive Rock Band The Flower Kings auf dem Plattenlabel InsideOut Music erscheint, dann ist das durchaus etwas Besonderes. Bisher hatte man immer nur von Bands oder Sängerinnen und Sängern gehört, die die Veröffentlichung ihres neuen Werkes nach hinten geschoben haben. Ganz anders die Flower Kings um Roine Stolt. Der sagt dazu:

„Alle Shows und Festivals wurden abgesagt, und die Zukunft hat sich nicht wirklich so „entfaltet“, wie wir gehofft hatten. Die Pandemie ohne Aktivitäten auszusitzen, war für uns keine Option! Wir können nicht von einem bösen Virus aufgehalten werden! Mit Mitgliedern, die in den USA, Italien, Österreich und Schweden leben, bestand die einzige Möglichkeit dieses Album zu realisieren darin, die Magie des Netzes zu nutzen, Dateien rund um den Globus zu verschicken und mit dem Aufbau eines Doppelalbums in Mammutgröße mit 21 Songs zu beginnen.“

„Islands“ ist ein Konzeptalbum, auf dem inhaltlich die derzeitige Pandemie durchaus eine große Rolle spielt. Es geht um Isolation, Verlust und die Ängste davor, getrennt zu werden. Alles Punkte, die fast jeder Mensch auf dieser Erde gerade mehr oder weniger spüren wird. „Musikalisch gesehen“, sagt Roine Stolt „bestand das Ziel darin, aus 21 Liedern ein größeres großes episches Stück zu schaffen.“ Und weiter „So wie „Sgt Peppers Lonely Hearts Club Band“ oder „The Lamb Lies Down On Broadway“ auf kürzeren Liedern aufgebaut, aber dennoch miteinander verbunden sind.“ „Islands“ wäre demnach darauf zugeschnitten, „als ein einziges Stück gehört zu werden - wie eine filmische 90 Minuten lange Fahrt“.

Nun, eine musikalische Reise ist „Islands“ tatsächlich geworden. Und es ist definitiv eines jener Alben, die es lohnt öfters gehört zu werden, denn die Musik wächst mit jedem weiteren Durchlauf im Ohr. 21, für die Flower Kings eher kürzere Stücke – lediglich das Lied „Solaris“ kratzt etwas an der Zehn-Minuten Grenze – sorgen für jede Menge Abwechslung auf dem Album, welches immer wieder mit neuen Melodien und atmosphärisch gelungenen Stimmungen aufwartet. Langeweile kommt da definitiv nicht auf.

Auf „Islands“ gibt es schöne und eingängige Melodien zu entdecken. Dazu haben die Flower Kings bezüglich der weiteren musikalischen Ingredienzien aus dem Vollen geschöpft. Mal klingt es rockiger, mal sanfter. Unterschiedliche Stimmen kommen beim Gesang zum Einsatz, doch es gibt auch Instrumentalstücke. Mal ist die Atmosphäre eines Liedes rockig, mit dem nächsten Titel klingt alles dagegen wieder sehr sphärisch. Treibende Rhythmen folgen einem bedächtigen Rhythmus, eine rockige Instrumentierung der orchestralen – und umgekehrt.

Der Anspruch des Roine Stolt und seiner Mitmusiker, aus 21 Liedern ein großes Ganzes werden zu lassen ist dabei durchaus gelungen. Trotz der vielen Lieder, die ein ganzes Doppelalbum füllen, klingt dieses vierzehnte Werk der Flower Kings wie eine Einheit, bei der sich die einzelnen Titel sehr gut ergänzen. Von daher lohnt es wirklich das Album in einem durchzuhören, um noch besser in diese Musik eintauchen zu können.

Und zum Schluss noch ein paar abschließende Worte zum Cover. Ein Roger Dean Cover. Neben den Covern von Storm Thorgerson für mich die schönsten Plattenhüllen überhaupt und ganz speziell für diese Art der Musik. Irgendwie taucht man damit bereits optisch in eine andere Welt ein, die dann klanglich wunderschön untermalt wird.

Fazit: Ich fand auch den Vorgänger „Waiting For Miracles“ aus dem letzten Jahr wieder sehr gelungen, nachdem zuvor etwas durchschnittlichere Alben der Flower Kings erschienen waren. Was hat sich also gegenüber dieser letztjährigen Scheibe in der Musik der Flower Kings geändert? Nun, die einzelnen Lieder hatten im Durchschnitt eine längere Laufzeit. Gab es darauf häufig einen Stimmungswechsel im Lied selbst, so wird dieser hier durch einen Moment der Ruhe, nach dem Ausklingen des einen und mit dem Anklingen des nächsten Liedes eingeleitet. Ansonsten bleibt die Musik der Flower Kings auch auf „Islands“ eingängig, spannend und abwechslungsreich. Es macht wieder Spaß den Flower Kings zuzuhören. Elf Punkte.

Anspieltipps: From The Ground, Morning News, Between Hope & Fear



Donnerstag, 29. Oktober 2020

Die Ärzte – Hell




Die Ärzte – Hell


Besetzung:

Farin Urlaub – Gizarre, Keyboards, Gesang
Bela B. – Schlagzeug, Gesang
Rodrigo González – Bass, Gesang


Gastmusiker:

Heinz Strunk – Querflöte
Chris Lippert – Glocken
Peter Hinderthür – Streicher Arrangement
Jérôme Bugnon – Posaune
Johannes Böhmer – Trompete
Uli Kempendorff – Tenor-Saxophon




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock


Trackliste:

1. E.V.J.M.F. (1:43)
2. Plan B (3:18)
3. Achtung: Bielefeld (3:33)
4. Warum spricht niemand über Gitarristen (3:22)
5. Morgens Pauken (4:04)
6. Das letzte Lied des Sommers (3:19)
7. Clown aus dem Hospiz (3:05)
8. Ich, am Strand (4:21)
9. True Romance (2:50)
10. Einmal ein Bier (1:59)
11. Wer verliert, hat schon verloren (4:01)
12. Polyester (4:08)
13. Fexxo Cifol (3:45)
14. Liebe gegen Rechts (2:21)
15. Alle auf Brille (3:29)
16. Thor (2:28)
17. Leben vor dem Tod (4:05)
18. Woodburger (4:16)

Gesamtspieldauer: 1:01:03



Es ist jetzt tatsächlich schon achteinhalb Jahre her, dass die Ärzte mit „Auch“ im April 2012 ihre Fans mit einem neuen Studioalbum beglückten. Jetzt im Oktober 2020, als die Welt eine völlig andere zu sein scheint als noch vor einem Jahr, erscheint mit „Hell“ das offiziell dreizehnte Studioalbum der Berliner Band um Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo González. Und eines lässt sich beim Hören sofort feststellen, das Warten hat sich gelohnt.

Was ich bei den Ärzten schon immer liebte, das ist ihr Gespür für tolle, eindeutige und oft auch humorvolle Texte in Verbindung mit guten Melodien, die ohne große Umwege auch ins Ohr gehen. Und genau das bekommt man auch auf dem neuen Album geboten. „Hell“ rockt überwiegend und verbreitet eine gute und optimistische Stimmung. Die Musik ist dabei eindeutig als jene der Ärzte zu erkennen, denn die Band erkennt man auch auf „Hell“ mit jedem Takt und Akkord.

Musikalisch spielt sich das Ganze irgendwo zwischen Punk, Rock, Pop und solch einem Lied wie „Leben vor dem Tod“ ab, welches man wohl am besten mit dem Genre Kammer-Pop umschreibt – wozu nicht nur die Streicher beitragen. Einfach wunderschön und es trägt auch dieses Stück mit zur Vielfalt und Abwechslung auf „Hell“ bei. Doch der größte Fokus des Albums liegt durchaus auf dem Rock, der immer wieder zum Mitwippen animiert. Dazu diese genialen Texte, die mehrmals die Rechten auflaufen lassen, Langweile mit dem „armen“ Bielefeld gleichsetzen ohne diese Stadt im Lied selbst überhaupt zu erwähnen. Typischen Humor der Ärzte bekommt man auch bei den Titeln „Warum spricht niemand über Gitarristen“ oder „True Romance“ dargeboten. Doch es ist eben nicht nur alles Ironie, was die Ärzte ihren Hörerinnen und Hörern erzählen beziehungsweise vorsingen. Auch Aleppo findet Erwähnung oder aber die Geschichte eines gescheiterten Lebens beim Lied „Ich, am Strand“.

Das Zuhören macht Spaß. Abwechslungsreiche Musik, intelligente und oft humorvolle Texte, so lässt sich „Hell“ ganz einfach umschreiben. Und somit wird sicher jede und jeder seine eigenen Lieblingslieder auf „Hell“ finden. In meinem Fall wären dies auch als Anspieltipps die Lieder „Warum spricht niemand über Gitarristen“, „Wer verliert, hat schon verloren“ sowie das bereits erwähnte „Leben vor dem Tod“.

Kurz noch ein Wort zur Aufmachung der CD. Auch da hat sich die Band sehr viel Mühe gegeben. Ein Hardcover-Buch mit einem 64 Seiten dicken Booklet, da macht das Zuhören während des Blätterns nochmal mehr Spaß.

Fazit: „Hell“ ist ein Album ganz in der Tradition der Ärzte geworden. Da klingt es mal leicht punkig und rau, dann wieder umspielen wunderschöne Melodien das Ohr der Hörerin beziehungsweise des Hörers. Dazu gesellt sich eine gehörige Prise Humor in den Texten und die drei Musiker greifen auch seriöse und traurige Themen auf. Sehr abwechslungsreich. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Warum spricht niemand über Gitarristen, Wer verliert hat schon verloren, Leben vor dem Tod



Dienstag, 27. Oktober 2020

Bruce Springsteen – Letter To You




Bruce Springsteen – Letter To You


Besetzung:

Bruce Springsteen – guitar, vocals, harmonica


Gastmusiker:

Roy Bittan – piano, vocals
Jake Clemons – saxophone
Charles Giordano – organ, vocals
Nils Lofgren – guitar, vocals
Patti Scialfa – vocals
Garry Tallent – bass guitar, vocals
Steven Van Zandt – guitar, vocals
Max Weinberg – drums, vocals




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Rock


Trackliste:

1. One Minute You’re Here (2:57)
2. Letter To You (4:55)
3. Burnin’ Train (4:03)
4. Janey Needs A Shooter (6:49)
5. Last Man Standing (4:05)
6. The Power Of Prayer (3:36)
7. House Of A Thousand Guitars (4:30)
8. Rainmaker (4:56)
9. If I Was The Priest (6:50)
10. Ghosts (5:54)
11. Song For Orphans (6:13)
12. I’ll See You In My Dreams (3:29)

Gesamtspieldauer: 58:24



Wenn Musiker, die mich bereits das ganze Leben lang begleiten wieder ein neues Album veröffentlichen, dann ist das immer etwas sehr Besonderes für mich. In Zeiten von Corona scheint dies nochmals mehr zuzutreffen, da es doch noch etwas Beständiges gibt, während um einen herum die Welt völlig verrückt spielt und eben nichts mehr so ist, wie es mal war. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich vom neuen Bruce Springsteen Album und seiner baldigen Veröffentlichung gehört habe.

„Letter To You“ ist bereits das zwanzigste Studioalbum des US-amerikanischen Musikers seit seinem Debut-Album „Greetings from Asbury Park, N.J.“ aus dem Jahr 1973. Gleichzeitig ist es das erste Album seit 2014, welches er wieder mit seine langjährigen Begleitband, der E Street Band einspielte. Bei seiner letztjährigen Veröffentlichung „Western Stars“ hatte Bruce Springsteen noch alle Instrumente selbst eingespielt und dieses Album war inspiriert vom Southern California Pop der späten sechziger und frühen siebziger Jahre gewesen. Jetzt sollte es also wieder rockiger klingen.

Kurz noch etwas zur Entstehung und zum Inhalt des Albums. Im November 2019 lud Bruce Springsteen die E Street Band zu sich in sein Heimatstudio ein und hatte fünf Tage dafür geplant, die zwölf Lieder einzuspielen. Nach vier Tagen waren bereits alle Aufnahmen getätigt. Das Besondere an „Letter To You“ ist dabei, dass „es das einzige Album ist, auf dem die ganze Band gleichzeitig spielt, mit dem ganzen Gesang und alles komplett live“ wie Bruce Springsteen selbst sagt. Inhaltlich handelt „Letter To You“ von Musik, von seiner Musik. Hierzu sagt Bruce Springsteen: „Die Platte ist die erste Platte, die ich gemacht habe, bei der das Thema die Musik selbst ist. Es geht um populäre Musik. Es geht darum, in einer Rockband zu sein, im Wandel der Zeit. Und es ist auch ein direktes Gespräch zwischen mir und meinen Fans, auf einem Niveau, welches sie, wie ich glaube, über die Jahre hinweg erwartet haben.“ Die drei Lieder „If I Was The Priest“, „Janey Needs A Shooter“ und „Song For Orphans“ hatte Bruce Springsteen übrigens sogar schon vor seinem bereits erwähnten ersten Album „Greetings from Asbury Park, N.J.“ geschrieben. „Janey Needs A Shooter“ und „Song For Orphans“ befinden sich dabei bereits in leicht abgewandelter Form auf einem Kompilationsalbum. Das Lied „If I Was The Priest“ war bisher noch nie von Bruce Springsteen zu hören, wurde aber bereits von Allan Clarke von den Hollies gecovert.

Nun also zur Musik auf „Letter To You“. Dort hört man erneut Rock, für den Bruce Springsteen schon lange stand und immer noch steht. Und dieser Rock klingt auf seinem neuen Album häufig melancholisch und sentimental und bewegt das ein ums andere Mal. Die Musik ist dabei immer als jene des Bruce Springsteen zu erkennen – und das nicht nur aufgrund des Gesanges. Von daher werden sicherlich die meisten Fans der Musik des „Bosses“ „Letter To You“ gerne hören.

Die Lieder gehen schnell ins Ohr und rühren irgendwie an. Gleich die ersten beiden Nummern geben einen ganz guten Überblick, in welchem Rahmen sich die Musik auf „Letter To You“ bewegt. Da ist zum einen der Opener „One Minute You’re Here“, ein sehr sanftes Lied, zunächst lediglich mit akustischer Gitarre instrumentiert, zu der Bruce Springsteen sehr nachdenklich, fast schon traurig singt. Eine wunderschöne Nummer, die den eigenen Blues befördert. Es folgt das Titellied „Letter To You“. Jetzt wird die Musik deutlich rockiger, sie groovt gut, der Fuß wippt fast automatisch mit. Trotzdem schwebt auch über diesem Lied eine gewisse Melancholie. Mit „Burnin’ Train“ bleibt es anschließend rockig und ein treibender Rhythmus lässt das Lied nach vorne preschen. Die folgenden Titel „Janey Needs A Shooter“ und „Last Man Standing“ spielen sich dann wieder in etwas sanfteren musikalischen Gefilden ab.

Und so reiht sich Lied an Lied, mal rockiger, mal ruhiger gehalten, auch mal im Mid-Tempo spielend und oftmals kommen beim Hören Erinnerungen an frühere Lieder von Bruce Springsteen auf. Doch keineswegs ist es so, dass sich der Musiker hier wiederholen würde. Doch seine Musik verfügt über einen gewissen Sound, eine ganz spezielle Atmosphäre, die ein irgendwie vertrautes Gefühl vermittelt. Und das ist etwas ganz Besonderes und sehr Schönes.

Fazit: „Letter To You“ ist ein schönes und überzeugendes Album geworden. Ein Album randvoll mit Bruce Springsteen Musik, die auch genau so klingt. Bruce Springsteen wurde am 23. September 71 Jahre alt. Hoffentlich hat er noch lange so viel Spaß daran Musik zu komponieren und auf Platte zu pressen. Ich würde mich sehr freuen. Neun Punkte.

Anspieltipps: House Of A Thousand Guitars, If I Was The Priest



Sonntag, 25. Oktober 2020

Blur – Leisure




Blur – Leisure


Besetzung:

Damon Albarn – lead vocals, keyboards
Graham Coxon – guitars, backing vocals
Alex James – bass
Dave Rowntree – drums, percussion




Erscheinungsjahr: 1991


Stil: Alternative Rock


Trackliste:

1. She‘s So High (4:44)
2. Bang (3:37)
3. Slow Down (3:11)
4. Repetition (5:25)
5. Bad Day (4:24)
6. Sing (6:00)
7. There‘s No Other Way (3:23)
8. Fool (3:15)
9. Come Together (3:52)
10. High Cool (3:37)
11. Birthday (3:50)
12. Wear Me Down (4:49)

Gesamtspieldauer: 50:14



„Leisure“ heißt das erste Studioalbum der englischen Rockband Blur. Das Album erschien am 26. August 1991 auf dem Plattenlabel Food Records und klingt insgesamt noch sehr rau und roh und erhielt bei den Kritikern eher gemischte Kritiken. Selbst Sänger Damon Albarn beschreibt das Album in einem Interview aus dem Jahr 2007 mit „schrecklich“ und betitelt es neben „The Great Escape“ als eine der schlechtesten Platten, die Blur gemacht hätten.

Nun, „Leisure“ klingt alles andere, als das Plattencover vielleicht vermitteln würde. Auf der Scheibe hört man Alternative Rock, rau und ungeschliffen, ab und an fast an Punk erinnernd. Die Melodien gehen dabei nicht unbedingt ins Ohr – auch nicht nach dem mehrmaligen Hören der Platte. An manchen Stellen klingt das Album Platte ein wenig so, als ob man hier Musik der Beatles mit stark verzerrten Gitarren hört. Von daher sind die Melodien durchaus vorhanden, doch sie werden nie richtig ausgebaut.

Höhepunkt des Albums ist das Lied „Sing“, welches nun doch mit einer gewissen Eingängigkeit aufwarten kann und dabei eine sehr psychedelische Atmosphäre vermittelt. Sehr repetitiv und manchmal fast monoton klingend, wird es der Hörerin und dem Hörer leicht gemacht in diese Nummer einzusteigen und sich darin zu verlieren. Das klingt leicht hypnotisierend und anders, als der Rest auf „Leisure“ – angenehm anders.

Die Lieder „She‘s So High“, „There‘s No Other Way“ und „Bang“ wurden als Singles ausgekoppelt. Auf späteren Konzerten waren es schließlich lediglich die Titel „She‘s So High“ und „There‘s No Other Way“, die den Einzug in die Set-Liste schafften und somit auch öfters live gespielt wurden.

Fazit: Ein noch relativ durchwachsenes Album ist „Leisure“ von Blur geworden. Richtig überzeugend klingt das noch nicht. Die Musik hört sich eher rau und roh an, die Melodien zünden noch nicht und setzen sich dementsprechend auch nicht im Ohr fest. Insgesamt ein eher durchwachsener Start. Acht Punkte.

Anspieltipps: Sing, Fool



Freitag, 23. Oktober 2020

Devin Townsend – Order Of Magnitude – Empath Live Volume 1




Devin Townsend – Order Of Magnitude – Empath Live Volume 1


Besetzung:

Devin Townsend – vocals, guitars, synthesizers, bass and computer


Gastmusiker:

Morgan Ågren – drums
Nathan Navarro – bass
Mike Keneally – additional guitars and keyboards
Che Aimee Dorval – guitars, vocals
Diego Tejeida – keyboards
Markus Reuter – touch guitar
Samantha Preis – vocals
Anne Preis – vocals
Arabella Packford – vocals




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Alternative Rock, ProgMetal


Trackliste:

CD1:

1. Borderlands (9:29)
2. Evermore (5:43)
3. War (6:59)
4. Sprite (5:23)
5. Gigpig Jam (7:02)
6. Coast (5:07)
7. Gato (5:31)
8. Heavens End (11:02)
9. Ain‘t Never Gonna Win (3:43)

CD2:

1. Deadhead (8:12)
2. Why? (8:13)
3. Lucky Animals (3:42)
4. Castaway / Genesis (8:02)
5. Spirits Will Collide (6:30)
6. Disco Inferno (6:36)
7. Kingdom (7:34)

Gesamtspieldauer CD1 (1:00:04) und CD2 (48:51): 1:48:56



Devin Townsend lässt es krachen. Immer wieder mal. Genau so auch auf dem Live-Album „Order Of Magnitude – Empath Live Volume 1“. Das Album wurde im Roundhouse, in Camden im Norden Londons im Dezember 2019 eingespielt. „Volume 1“ heißt der Untertitel dieser Veröffentlichung, da noch zwei weitere Alben aus diesen Shows vom Dezember 2019 folgen sollen. Unterstützung hatte er auf seinen Konzerten von zum Teil prominenten Mitstreitern. Gitarrist Mike Keneally spielte schon bei Frank Zappa, Morgan Ågren am Schlagzeug ebenso, obwohl er wahrscheinlich eher als Drummer von Kaipa bekannt sein dürfte. Markus Reuter kennt man von Stick Men oder The Crimson Projekct und schließlich ist auch Diego Tejeida an den Keyboards zu hören, der am selben Instrument Teil von Haken ist.

Sechs der sechzehn Lieder auf dieser Zusammenstellung stammen vom letzten Album „Empath“, welches im März des Jahres 2019 veröffentlicht worden war. Ansonsten ist noch das 2009er Album „Ki“ mit vier Titeln besonders häufig vertreten. Neben Liedern aus weiteren Alben des Devin Townsend oder des Devin Townsend Projects ist auch ein durchaus atmosphärischer und auflockernder Jam sowie die Cover-Nummer „Disco Inferno“ von den Trammps aus dem Jahr 1976 vertreten. Und diese klingt auch in dieser Version von Devin Townshend nach Disco.

Allerdings stellt diese Nummer genrespezifisch eine Ausnahme dar. Wundern darf man sich im Falle des Devin Townsend natürlich trotzdem nicht, denn der kanadische Musiker ist immer für eine musikalische Überraschung gut. So ist es auch auf diesem Live-Album, denn die restlichen fünfzehn Nummern auf „Order Of Magnitude – Empath Live Volume 1“ pendeln sound- und genremäßig irgendwo zwischen Oper und ProgMetal. Beim Gesang ist von der Rockstimme über ebenfalls opernhafte Ansätze bis zum Growling – und manchmal auch bis zum Geschrei – alles vertreten. Eine wahrlich überraschende Mischung, wenn man die Musik von Devin Townsend zum ersten Mal hört. Doch irgendwie scheint das alles durchaus zusammen zu passen, trotz dieses extremen musikalischen Stil-Mixes – gerade auch in Bezug auf den Gesang. Der rote Faden des Albums ist die Musik des Devin Townsend, die auch immer als solche zu erkennen ist. Definitiv anders, aber gerade dadurch als solche zu erkennen.

Nun, die Musik „knallt“ mal mehr, mal weniger, bleibt dabei allerdings jederzeit eingängig und melodiös. Verstärkt wird dieser Eindruck noch nach dem wiederholten Mal des Abspielens und Hörens, wenn sich die Melodien schließlich im Ohr festgesetzt haben. Schöne akustische Passagen wechseln sich mit donnernden Einlagen ab. Hört man lediglich auf die Musik und lässt den Text weg, klingt es wie eine Geschichte, die hier musikalisch erzählt wird, spannend und abwechslungsreich. An mancher Stelle interagiert Devin Townsend auch auf sehr angenehme und zum Teil lustige Art und Weise mit seinem Publikum, sodass „Order Of Magnitude – Empath Live Volume 1“ auch diesbezüglich durchaus unterhält. So hintereinander durchgehört, klingt das Album wie die Aufführung eines Konzeptalbums, was es allerdings natürlich nicht ist.

Fazit: Durchaus eine unterhaltsame Reise, die Devin Townsend hier mit seinem Publikum und schließlich auf CD gepresst auch mit seinen Hörerinnen und Hörern unternimmt. Auf die vielen verschiedenen Stile und Stilmixe muss man sich natürlich einlassen können. Schafft man das, hat man sicherlich jede Menge Spaß mit diesem Album. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Coast, Deadhead, Why?



Mittwoch, 21. Oktober 2020

Jakko M Jakszyk – Secrets & Lies




Jakko M Jakszyk – Secrets & Lies


Besetzung:

Jakko M Jakszyk – guitars, vocals, keyboard, programming


Gastmusiker:

Gavin Harrison – drums
Mark King – bass
John Thirkle – trumpet
Tony Levin – bass
Amber Jakszyk – backing vocals
Peter Hammill – vocals, guitar
Al Murray – drums
Django Jakszyk – bass
John Giblin – bass
Robert Fripp – guitar, frippertronics
Nigel Hopkins – orchestration
Mel Collins – saxophone




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Art Rock


Trackliste:

1. Before I Met You (5:45)
2. The Trouble With Angels (5:33)
3. Fools Mandate (4:15)
4. The Rotters Club Is Closing Down (4:09)
5. Uncertain Times (5:03)
6. It Would All Make Sense (5:24)
7. Secrets, Lies & Stolen Memories (2:46)
8. Under Lock & Key (4:09)
9. The Borders We Traded (3:06)
10. Trading Borders (2:32)
11. Separation (6:43)

Gesamtspieldauer: 49:29



„Secrets And Lies“ ist das erste Soloalbum von Jakko Jakszyk, seitdem der gebürtige Engländer, der eigentlich Michael Lee Curran heißt, im Jahr 2013 zu King Crimson stieß. Davor veröffentlichte er bereits Soloalben, war Teil der Formation 21st Century Schizoid Band, spielte bei The Tangent und war in den Jahren 1991 bis 1994 sogar Mitglied der Live-Besetzung von Level 42, die er bei Konzerten unterstütze. Angeblich hatte er im Alter von dreizehn Jahren ein Erlebnis, welches sein weiteres Leben bestimmen sollte. Am 15. Juli 1971 sah er King Crimson im Rathaus von Watford spielen, worauf sein Entschluss feststand, selbst Musiker zu werden. Und nachdem er im Jahr 2011 bereits unter dem Namen Jakszyk, Fripp, Collins das Album „A King Crimson ProjeKct - A Scarcity Of Miracles“ veröffentlicht hatte, wurde er 2013 tatsächlich festes Mitglied dieser Band, die sein Leben schon so früh in der Jugend beeinflusste.

Vor einigen Jahren las ich in einem Interview, wie Robert Fripp fast ausschloss nochmals ein King Crimson Album zu veröffentlichen, da es sich einfach nicht mehr lohnen würde. Produktions- und Studiokosten würden wohl das Einspielergebnis übersteigen, sodass sich die Band entschlossen hat nun eher Live-Alben zu veröffentlichen. Umso schöner ist es, dass nun dieses Solo-Werk von Jakko M Jakszyk erscheint, welches durchaus von der Musik von King Crimson beeinflusst ist. Schon ein Blick auf die Besetzungsliste deutet in diese Richtung. Neben Jakko Jakszyk sind auch seine King Crimson-Kollegen Robert Fripp, Gavin Harrison, Tony Levin und Mel Collins mit auf dem Album vertreten. Dazu gesellt sich noch einer der Helden meines musikalischen Lebens Peter Hammill, der Bassist John Giblin, ehemals unter anderem bei den Simple Minds sowie Mark King, von den bereits erwähnten Level 42.

Inhaltlich beschäftigen sich die elf Lieder auf „Secrets And Lies“ mit der Psychologie von Beziehungen, Besessenheit und Verrat, sowie aktuellen politischen Strömungen, die selbstverständlich auch den Brexit und den aktuellen Präsidenten der USA nicht ausschließen. Musikalisch ist „Secrets And Lies“ ein überwiegend sehr eingängiges und abwechslungsreiches Album geworden, welches keine 1:1-Kopie der Musik von King Crimson darstellt, allerdings immer wieder deutlich zu vernehmende Verweise auf diese Band enthält.

Und das beginnt gleich mit der ersten Nummer „Before I Met You“. Der Klang der Gitarre und des Mellotrons, dieser Rhythmus und Gesang… genau so könnte sich auch ein Lied auf dem noch nicht erschienenen vierzehnten Album von King Crimson anhören. Irgendwie klingt das sehr vertraut. Das folgende „The Trouble With Angels“ stellt bereits einen Gegenpol zum ersten Lied dar. Hier hört man nun eine sanfte Ballade, melodisch, ruhig und sehr entspannt. „Fools Mandate“ startet ein wenig orientalisch, entwickelt sich zu einer eingängigen Mid-Tempo-Nummer, die immer wieder sehr atmosphärisch den orientalisch klingenden Ansatz aufgreift und das Versagen von Politikern thematisiert, die nicht aus der Vergangenheit lernen. Mit verfasst wurde dieses Lied von Peter Hammill, der hier auch mit seinem Gitarrenspiel und im Hintergrundgesang zu hören ist.

Schlagzeuger Phillip „Pip“ Pyle, der im Jahr 2006 verstarb und bei Gong und Hatfield And The North an den Drums saß, wird mit dem ebenfalls eingängigen und leicht bluesigen Stück „The Rotters Club Is Closing Down“ gewürdigt. Das folgende „Uncertain Times“ klingt vom Aufbau, Sound und Atmosphäre nun nicht nur wieder wie ein King Crimson Stück, sondern wurde von Jakko Jakszyk im Jahr 2016 ursprünglich auch für King Crimson geschrieben. „It Would All Make Sense“ ist eine groovende, vom Bassspiel des John Gilbin getriebene Nummer, bei der man ganz automatisch mit dem Fuß mitwippt. Und das sich daran anschließende „Secrets, Lies & Stolen Memories“ ist eine sehr sehnsüchtige klingende Instrumentalnummer, versehen mit vielen Streichern und einer E-Gitarre, die in süßer Melancholie zu versinken droht.

Mit „Under Lock And Key“ folgt ein weiteres, eher sanftes Stück, welches schnell ins Ohr geht und aufgrund des Klangs des Mellotrons an der ein oder anderen Stelle an frühe Werke von King Crimson erinnert. Ganz überraschend für dieses Album fügt sich nun mit dem Lied „The Borders We Traded“ eine A Capella Nummer an. Oder doch nicht überraschend? Denn auch wenn vieles durchaus an die Musik seiner jetzigen Band erinnert, so ist die musikalische Spannbreite auf „Secrets & Lies“ sehr groß und weit gefasst. Das bemerkt man schließlich auch beim folgenden, keltisch-folkigem „Trading Borders“. Ein sanftes Instrumentallied, erneut mit einer sehnsüchtig klingenden Melodie und ebensolcher Atmosphäre ausgestattet. Das Album klingt schließlich mit „Separation“ aus. Ein Stück, welches Jakko Jakszyk ursprünglich zusammen mit Robert Fripp für King Crimson geschrieben hat. Das Lied befindet sich in einer sehr kurzen Version auch auf der 2014er Kompilation „The Elements of King Crimson. 2014 Tour Box“. – Dort, als bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichtes Lied. In der jetzigen, knapp siebenminütigen Version hat dieses Lied definitiv an Energie gewonnen. Mel Collins am Saxophon und erneut Peter Hammill mit seinem Hintergrundgesang in Verbindung mit dem kraftvollem, leicht jazzigen Rocksound stellt „Separation“ einen wahrlich würdigen Abschluss von „Secrets & Lies“ und gleichzeitig einen der Höhepunkte des Albums dar.

Fazit: Wenn es vielleicht auch kein neues King Crimson Album mehr gibt, so tendiert „Secrets & Lies“ doch zumindest stark in die Richtung zumindest einen kleinen „Ersatz“ für das nicht mehr erscheinende vierzehnte Album der Erfinder des Progressive Rocks darzustellen. Nicht an jeder Stelle und auch nicht mit jedem Lied auf „Secrets & Lies“. Doch immer wieder mal. Insgesamt sehr spannend und abwechslungsreich. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Separation



Montag, 19. Oktober 2020

Jónsi – Shiver

 




Jónsi – Shiver


Besetzung (ohne Instrumentenangabe):

Jónsi


Gastmusiker (ohne Instrumentenangabe):

Jack Armitage (6)
Julianna Barwick (4)
A. G. Cook (all tracks)
Elisabeth Fraser (3)
Samuli Kosminen (3, 4, 7, 10)
Mary Lattimore (4)
Nico Muhly (2, 10)
Nicolas Petitfrère (2, 3, 4, 5, 6)
Robyn (7)


Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Post Rock


Trackliste:

1. Exhale (5:12)
2. Shiver (4:19)
3. Cannibal (4:57)
4. Wildeye (4:35)
5. Sumarið sem aldrei kom (6:43)
6. Kórall (6:21)
7. Salt Licorice (3:47)
8. Hold (3:00)
9. Swill (3:50)
10. Grenade (5:32)
11. Beautiful Boy (4:10)

Gesamtspieldauer: 52:32



Es ist schon über sieben Jahre her, dass Sigur Rós mit dem Album „Kveikur“ ihr letztes Studiowerk veröffentlichten. Danach gab es für Sigur Rós mal einen kurzen Auftritt als Musiker in der vierten Staffel von „Game of Thrones“, ansonsten war es von nun an eher still um die isländische Band geworden. Doch jetzt bringt Sänger und Hauptideengeber bei Sigur Rós, Jón Þór Birgisson, unter seinem Spitznamen Jónsi endlich ein neues Album heraus. „Shiver“ heißt dieses und erscheint auf dem isländischen Plattenlabel Krunk Records.

Man kann die Musik auf „Shiver“ nicht unbedingt mit der von Sigur Rós vergleichen. Diese Verträumtheit und allgegenwärtige Atmosphäre, die der Musik der Isländer schon immer innewohnte, diese trifft man zwar auch auf „Shiver“ an, doch die Platte enthält auch völlig anders klingende Sounds und Stücke.

Es beginnt mit dem hauchzarten „Exhale“. Post Rock, der zunächst an die beiden letzten Alben von Talk Talk erinnert. Beim Lied „Shiver“ erklingt sie dann wieder in vollem Ausmaß, die so außergewöhnliche Stimme des Jónsi Birgisson. Ein Lied, was ins Ohr geht, dessen Refrain fast schon hymnisch klingt und schließlich sphärisch ausklingt. Das folgende „Cannibal“, welches im Laufe des Liedes zu einem Duett mit Elisabeth Fraser wird, ist eine sanfte, eingängige und sehr atmosphärische Pop-Nummer. Schönes Lied.

„Wildeye“ dagegen startet in Form einer Kakophonie, rau, kalt, metallisch. Im weiteren Verlauf des Stücks wechseln sich sanft-sphärische Töne mit Industrial-Sounds ab. Insgesamt klingt das ziemlich experimentell und man schafft es kaum, sich auf das Lied einzustellen, da man sofort wieder von der nächsten musikalischen Phase überrascht wird. Einer der Höhepunkte auf „Shiver“ ist sicherlich das folgende „Sumarið sem aldrei kom“. Das Stück startet wie ein Art Weihnachtslied mit sehr viel warmer Atmosphäre und Jónsi vermittelt mit seiner Stimme zudem einen sakralen Anstrich. Das folgende „Kórall“ spielt zunächst erneut mit melodischen und eher verstörenden Tönen, dabei geht das Lied in seinem weiteren Verlauf immer wieder sehr gut ins Ohr.

Beim Titel „Salt Licorice“ handelt es sich erneut um ein Duett, dieses Mal mit der schwedischen Popsängerin Robyn. Ein Lied für die Clubs, zum Tanzen, versehen mit einem treibenden Beat und einfacher Melodieführung. Mag man irgendwie nicht von dem Isländer hören. Mit „Hold“ wird es aber sogleich wieder sanft und atmosphärisch dicht, bis das Lied an Fahrt gewinnt und gerade die Rhythmusfraktion Eindruck hinterlässt. „Swill“ startet krachend laut, entwickelt sich zu einem sogar richtig eingängigen Pop-Lied weiter.

Bleiben noch die letzten beiden Stücke „Grenade“ und „Beautiful Boy“. „Grenade“ ist eine schöne sanfte Ballade, die lediglich im Refrain mal etwas Geschwindigkeit aufnimmt und sehr lange ausklingt. „Beautiful Boy“ schließlich erklingt mit einem erneut experimentellen, jedoch sanften Beginn, bei dem verschiedene Stimmen die Orchestrierung übernehmen. Das Lied stellt einen sehr stimmungsvollen Abschied aus dem Album dar, der dann doch wieder mehr an Sigur Rós erinnert.

Fazit: Das Album lässt mich etwas unsicher und zwiespältig zurück. Definitiv ist das Musik von Jónsi, die man nicht nach dem ersten Mal des Hörens beurteilen kann. „Shiver“ verlangt geradezu nach mehrmaligem Hören. Das habe ich getan, sehr oft sogar. Die schönen Stellen gibt es auf dem Album, jene, in denen Jónsi mit den Atmosphären spielt, in die man so schön eintauchen kann. Doch insgesamt ist „Shiver“ ein sehr uneinheitliches Album geworden, auf welches man sich eben nicht so ohne Weiteres einstellen kann, denn schnell ist eine einmal eingeschlagene Richtung wieder in eine völlig andere umgeschlagen. Das erzeugt natürlich zum Teil Spannung – niemand wird dieses Album wohl langweilig nennen können. Aber es erzeugt auch ein Gefühl der Unausgeglichenheit, welches mich etwas ratlos zurücklässt. Sicherlich kein schlechtes Album, doch Sigur Rós ist eine ganz andere Kategorie. Neun Punkte.

Anspieltipps: Sumarið sem aldrei kom, Beautiful Boy



Samstag, 17. Oktober 2020

Anna von Hausswolff – All Thoughts Fly

 




Anna von Hausswolff – All Thoughts Fly


Besetzung:

Anna von Hausswolff – organ




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Post Rock


Trackliste:

1. Theatre Of Nature (6:00)
2. Dolore Di Orsini (4:04)
3. Sacro Bosco (6:23)
4. Persefone (7:09)
5. Entering (2:10)
6. All Thoughts Fly (12:23)
7. Outside The Gate (for Bruna) (5:23)

Gesamtspieldauer: 43:34



Schon die Cover der Alben von Anna von Hausswolff lassen einen irgendwie frösteln. Und diesem „Anspruch“ wird Anna Michaela Ebba Electra von Hausswolff, wie die Schwedin mit vollem Namen heißt, auch auf ihrem fünften Album gerecht. „All Thoughts Fly“ heißt dieses und unterscheidet sich durchaus von den vorherigen Platten der Musikerin, denn auf „All Thoughts Fly“ hört man Orgelmusik. Und dies ausschließlich, denn auch jene Geräusche, die man nicht so ohne Weiteres einer Orgel zuschreiben würde, wie ein Klackern, entstammen dabei der Mechanik des Instruments.

Eingespielt wurde das Album in Göteborg auf einer schwedischen Nachbildung einer Orgel von Arp Schnitger, einem der berühmtesten Orgelbauer aus Deutschland zu seiner Zeit (1648-1719). Es ist zwar nicht die größte Orgel der Welt, wie manchmal irrtümlicherweise behauptet wird, allerdings die größte Orgel, die in Viertelkomma-Mittelton-Stimmung gestimmt ist. Inspiriert wurde Anna von Hausswolff zu diesen sieben Liedern schließlich durch einen Besuch des Gartens Sacro Bosco. In diesem Garten, der in einem bewaldeten Tal etwas nördlich der Stadt Bomarzo liegt, befinden sich verwunschen aussehende mythologische Skulpturen und mit Vegetation überwachsender Gebäude. Er wurde im 16. Jahrhundert von Pier Francesco Orsini in Auftrag gegeben wurde, der ihn seiner verstorbenen Frau widmete und schon Salvadore Dali zu Kunstwerken inspirierte.

Anna von Hausswolff sagt dazu: „Es gibt eine Traurigkeit und Wildnis, die mich zu diesem Album inspiriert haben, auch eine Zeitlosigkeit. Ich glaube, dass dieser Park nicht nur wegen seiner Schönheit überlebt hat, sondern auch wegen der Ikonographie, er wurde von vorhersehbaren Ideen und Idealen befreit. Die Menschen, die diesen Park gebaut haben, haben ihrem Geist und ihrer Phantasie wirklich freien Lauf gelassen. „All Thoughts Fly“ ist eine Hommage an diese Schöpfung und ein Versuch, die Atmosphäre und die Gefühle, die dieser Ort in mir hervorruft, zum Ausdruck zu bringen. Es ist eine sehr persönliche Interpretation eines Ortes, für den mir die Worte fehlen, um ihn zu beschreiben. Ich möchte gerne glauben, dass Orsini diesen monumentalen Park aus der Trauer um seine verstorbene Frau gebaut hat, und in meinem Sacro Bosco habe ich diese Geschichte als Kern meiner eigenen Inspiration verwendet: Liebe als Grundlage für die Schöpfung.“

Nun, „All Thoughts Fly“ klingt sakral, „All Thoughts Fly“ klingt dunkel, „All Thoughts Fly“ klingt traurig. Diese drei Adjektive umschreiben die Stimmung und Atmosphäre sehr gut. Eine tiefe Trauer liegt über dieser Musik, die passend zum kommenden Herbst ein wenig Dunkelheit über Hörerin und Hörer legt. Die Musik geht unter die Haut, wenn man sich denn darauf einlassen kann. Denn nichts darauf klingt nach Sonne, Party oder guter Laune. Es gibt keine Melodien zum Mitsummen, keinen Rhythmus zum Mitwippen. Nur diese tiefe und dunkle Atmosphäre, die der Musik der Anna von Hausswolff öfters innewohnt, auf „All Thoughts Fly“ allerdings noch kompromissloser auf die Zuhörerinnen und Zuhörer einwirkt. Und diese Stimmung packt einen beim Zuhören, lässt jegliche Hektik verschwimmen. Selbstverständlich kann nicht jede und jeder etwas mit solcher Musik anfangen, so weit ab des Mainstreams in düsteren Gefilden. Doch wer sich darauf einlassen kann, wird die Wirkung und Macht von Musik genauso spüren, wie beim Mitsingen des eigenen Lieblingsliedes.

Fazit: Ein bewegendes Album ist „All Thoughts Fly“ geworden. Anna von Hausswolff lässt ihre Hörerinnen und Hörer ganz tief in dunkle und traurige Atmosphären hinabgleiten. Ein Album, für die ruhigen und leisen Momente des Lebens. Auch ein Album zum Nachdenken. Allerdings sollte man nie vergessen, dieser Atmosphäre auch wieder zu entsteigen, der Sonne entgegen. Ein bewegendes Album. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: All Thoughts Fly



Freitag, 16. Oktober 2020

Pure Reason Revolution – The Dark Third




Pure Reason Revolution – The Dark Third


Besetzung:

Chloe Alper – bass, vocals
Andrew Courtney – drums, percussion
Jon Courtney – vocals, guitars, programming, keyboards, bass
Jamie Wilcox – guitars, vocals
James Dobson – keyboards, violin, programming, vocals, bass
Gregory Jong – guitars, vocals, keyboards




Erscheinungsjahr: 2006


Stil: Art Rock


Trackliste:

CD1:

1. Aeropause (5:04)
2. Goshen’s Remains (5:45)
3. Apprentice Of The Universe (4:16)
4. The Bright Ambassadors Of Morning (11:56)
5. Nimos & Tambos (3:44)
6. Voices In Winter / In The Realms Of The Divine (6:35)
7. Bullits Dominae (5:22)
8. The Intention Craft (8:53)
9. He Tried To Show Them Magic / Ambassadors Return (5:13)
10. Asleep Under Eiderdown (3:02)

CD2:

1. In Aurelia (3:59)
2. Borgens Vor (4:17)
3. The Exact Colour (4:05)
4. The Twyngyn / Trembling Willows (7:16)
5. Golden Clothes (7:31)

Gesamtspieldauer CD1 (59:54) und CD2 (27:11): 1:27:05



Am 10. April 2006 erschien das Studioalbum-Debut „The Dark Third“ der englischen Band Pure Reason Revolution zum ersten Mal. Es folgten in den Jahren 2009 und 2010 mit den Alben „Amor Vincit Omnia“ sowie „Hammer And Anvil“ noch zwei weitere Veröffentlichungen, bis sich die Band auflöste. Erst in diesem, von der derzeitigen Pandemie beherrschten Jahr, fanden Jon Courtney und Chloë Alper wieder zusammen und legten mit „Eupnea“ ein wahrlich beeindruckendes und oft gelobtes Comeback-Album vor. Dies und der Umstand, dass besagtes Debut „The Dark Third“ inzwischen vergriffen oder nur noch zu Mondpreisen erhältlich war, bewogen wohl die Band und ihre Plattenfirma InsideOut Music „The Dark Third“ – um einen Titel ergänzt – neu aufzulegen.

„Asleep Under Eiderdown“ heißt dieses bisher unveröffentlichte Lied, welches perfekt zu den restlichen neun Titeln auf der ersten CD passt und sich diesen anschließt. Stilistisch fügt sich auch die zweite CD nahtlos in den Gesamteindruck der Musik von Pure Reason Revolution zu Beginn ihrer Karriere ein. Die zweite CD ist die ursprünglich im Jahr 2005 als EP „Cautionary Tales For The Brave“ erschienene erste Veröffentlichung der Briten.  Der Titel des Albums „The Dark Third“ bezieht sich auf das „Dunkle Drittel“ im Leben eines Menschen, jenes Drittel unserer Lebenszeit, welches wir im Schlaf verbringen.

Und die Musik? Diese ist eine Mischung aus manchmal poppigen, meist jedoch rockigen Titeln, eingängig und melodiös. Gerade die wunderschön arrangierten mehrstimmigen Gesangsparts hinterlassen hier Eindruck und stellen – neben den tollen Melodien – ein Markenzeichen der Musik von Pure Reason Revolution auf ihrem Debut dar. Die einzelnen Titel nehmen dabei in ihrem Verlauf häufig überraschende Wendungen und offenbaren immer wieder neue Stimmungen und Atmosphären. So werden harte Gitarrenriffs mit sanften Streichereinlagen, fast schwebende Klänge mit stakkatoartigen Rhythmen, spacigen Sounds mit erdigem Rock kombiniert und alles passt perfekt zusammen und lässt die Musik auf „The Dark Third“ so wunderschön abwechslungsreich und vielschichtig klingen.

Fazit: Abwechslungsreichen Art Rock gibt es auf „The Dark Third“ zu hören. Musik, die mit schönen Melodien und beeindruckenden Gesangsarrangements aufwartet. Pure Reason Revolution spielen auf ihrem Debut sehr variantenreich mit den Stimmungen von zart bis hart. Sehr gelungenes Debut und mit dem neuesten Werk „Eupnea“ der Höhepunkt in der Diskographie der Band. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Goshen’s Remains, The Bright Ambassadors Of Morning



Donnerstag, 15. Oktober 2020

Fish – Weltschmerz

 



Fish – Weltschmerz


Besetzung:

Fish – vocals


Gastmusiker:

Steve Vantsis – guitars, bass, keyboards
Robin Boult – guitars
John Mitchell – guitars
Craig Blundell – drums
Dave Stewart – drums
Foss Paterson – keyboards
Liam Holmes – keyboards
Members of the Scottish Chamber Orchestra – strings
Mikey Owers – brass
Doris Brendel – backing vocals
David Jackson – saxophone




Erscheinungsjahr: 2020


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. The Grace Of God (8:15)
2. Man With A Stick (6:30)
3. Walking On Eggshells (7:15)
4. This Party‘s Over (4:23)
5. Rose Of Damascus (15:43)
6. Garden Of Remembrance (6:04)
7. C Song (The Trondheim Waltz) (4:41)
8. Little Man What Now? (10:53)
9. Waverley Steps (End Of The Line) (13:48)
10. Weltschmerz (6:45)

Gesamtspieldauer: 1:24:22



Dreißig Jahre nach seinem ersten Solo-Album „Vigil In A Wilderness Of Mirrors“ folgt im Jahr 2020 nach vielen Verschiebungen nun also nach eigener Aussage das letzte Album des Derek William Dick, kurz Fish genannt. Man durfte also gespannt sein, denn auf den neun Alben, die zwischen seinem ersten Solo-Werk und eben diesem „Weltschmerz“ lagen, war zwar nicht alles schlecht, doch so richtig überzeugen konnte der Schotte mich nicht mehr.

Schon im Jahr 2015 hatte Fish dieses letzte Album angekündigt, doch mehrere Schicksalsschläge verhinderten immer wieder die Fertigstellung. Mal waren es gesundheitliche Probleme, welche ihn zum Opener „The Grace Of God“ inspirierten, dann war es der Tod seines Vaters, der ihn aus der Bahn warf. Dessen Demenzerkrankung ist übrigens das Thema des sanften und traurigen Titels „Garden Of Remembrance“. Seine Mutter wurde krank und er nahm sie zu sich und seiner Frau. Viele Gründe also, die eine Veröffentlichung immer weiter nach hinten schoben. Doch das Warten hat sich definitiv gelohnt.

„Weltschmerz“ ist ein sehr gutes Album geworden. Ein ehr abwechslungs- und facettenreiches Album. Man hört auf dem Album Rockmusik, die sich wandelt und immer wieder in neuen Stimmungen und Schattierungen präsentiert wird. Es gilt kleinen aber feinen Hintergrundgeräuschen zu lauschen, ein anderes Mal sind es Chöre, dann wieder Streicher, die die Musik so wunderschön einnehmend werden lassen. Aber auch Bläser und der Klang des Saxophons von Ex-Van der Graaf Mitglied David Jackson auf „Little Man What Now?“ tragen mit zum spannenden Gesamteindruck bei, den „Weltschmerz“ bereits beim ersten – ich muss zugeben – überraschten Hören hinterlässt.

Mit jedem weiteren Durchlauf wächst dieses Album noch und es sind die wunderschönen Melodien, die es darauf zuhauf zu entdecken gibt, die sich immer tiefer und intensiver in das Gehör eingraben und ganz schnell zu guten Bekannten werden. Dabei überzeugt auf „Weltschmerz“ auch die Stimme von Fish, die er auf dem Album mit seinen 62 Jahren perfekt in Szene setzt – auch wenn er sie nicht mehr in denselben breiten Stimmlage wie noch bei Marillion einsetzt.

Rockige Nummern wechseln sich auf „Weltschmerz“ mit eher balladesken Titeln ab. Ebenso variiert der Schotte die Atmosphäre seiner Lieder. Insgesamt ist „Weltschmerz“ für Fish-Verhältnisse sicherlich ein dunkleres Album geworden, dem eine gewisse Melancholie nicht abzusprechen ist. Doch auch dieser Eindruck wird aufgelockert, so klingt zum Beispiel das für „Weltschmerz“-Verhältnisse fast schon mit „kurz“ zu bezeichnende „This Party‘s Over“ richtiggehend fröhlich. Der längste Titel des Albums „Rose Of Damascus“ beinhaltet hingegen alles, was diesem Album insgesamt gemein ist, sehr abwechslungsreiche Musik, die immer wieder neue Wendungen nimmt.

Genau jenes „Rose Of Damascus“, zusammen mit dem ersten Lied „The Grace Of God“ und dem vorletzten Titel „Waverley Steps (End Of The Line)“ gehören für mich zu den Favoriten auf diesem letzten Album von Fish. Und beim nächsten Mal des Hörens würde ich vielleicht wieder drei andere Nummern nennen, da es einem die Musik auf „Weltschmerz“ sehr einfach macht ganz tief in diese einzutauchen. Sie hinterlässt mit jedem Titel Spuren, denn – und das ist für ein Doppelalbum nicht unbedingt selbstverständlich – auf „Weltschmerz“ befinden sich keine „Füller“.

Fazit: Musik ist eine wunderschöne Sache, wenn sie so klingt wie bei Fish und seinem Album „Weltschmerz“. Mit seinem letzten Album hat der Schotte nochmals ein eindrückliches Statement seiner Musik hinterlassen, was sich wahrlich lohnt gehört zu werden. Mit seiner ersten Scheibe sicherlich sein bestes Solo-Werk. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: The Grace Of God, Rose Of Damascus, Waverley Steps (End Of The Line)