Klaus Schulze – Audentity
Besetzung:
Klaus Schulze – computers and keys, program
Gastmusiker:
Rainer Bloss – sounds, glockenspiel
Michael Shrieve – eeh computer, simmons percussion
Wolfgang Tiepold – cello
Label: Innovative Communications
Erscheinungsdatum: 1983
Stil: Elektronische Musik
Trackliste:
1. Cellistica (24:30)
2. Tango-Saty (5:47)
3. Amourage (10:37)
4. Opheylissem (5:11)
5. Spielglocken (21:00)
6. Sebastian Im Traum (31:54)
Gesamtspieldauer: 1:38:59
Im Jahr 1983 erschien das vierzehnte Album des Berliner Klangtüftlers Klaus Schulze unter dem Titel „Audentity“. Und diese Platte ist zweifelsohne eine besondere Scheibe geworden, was nicht nur an dem Umstand liegt, dass es sich hierbei um ein Doppelalbum handelt. Auch ist es wohl die einzige Platte des Klaus Schulze, bei der es sich um eine Art Konzeptalbum handelt, wenn man so etwas von einem reinen Instrumentalalbum überhaupt sagen kann. Jedoch deutet jener Satz im Klappfolder der Platte ganz eindeutig darauf hin: „Audentity: The story of Sebastian and a search for self-identity via the sounds and music of Klaus Schulze.“ Dazu folgt eine Erklärung, die die einzelnen Lieder bestimmten Abschnitten oder Szenen in jenem Leben des Sebastian zuordnen.
„Audentity“ ist das dritte digitale Album des Klaus Schulze geworden und war bei den Fans des Berliners von Anfang an recht umstritten. Die Zeit der frei schwebenden und sphärischen Klangteppiche war definitiv vorbei in der Musik des Klaus Schulze, vielmehr gab es nun mehr Perkussion, die natürlich ebenfalls aus dem Computer stammt und auch so klingt. Dies wurde gleich beim ersten Titel „Cellistica“ massiv kritisiert. Obwohl ich auch kein Freund des digitalen Schlagzeugs bin, frage ich mich allerdings schon: Wenn nicht hier, wo dann? Genau hier passt diese Rhythmuserzeugung perfekt. Dazu dieser nun nicht mehr sphärische Sound, sondern Melodiösität und ein Cello, welches neben all diesen Synthesizer-Klängen perfekt zur Geltung kommt. Ein eingängiges, nicht mehr sphärisches und doch meditatives Stück. Sehr gelungen.
Auf der ehemaligen zweiten Seite der ersten Platte des Doppelalbums, befinden sich dann drei etwas kürzere Stücke. Eingeleitet werden diese von „Tango-Saty“, einem Stück, welches am Anfang gerade so klingt, als ob hier jetzt eine New Wave Band durchstarten würde. Macht sie aber nicht, jedoch entwickelt sich nun für Klaus Schulze Verhältnisse eine fast schon poppige und sehr rhythmische Nummer, die man so in dieser Art sonst noch nicht von dem Musiker gehört hat. Bei „Amourage“ kommen dann die Freunde der sphärischen Musik des Klaus Schulze wieder auf ihre Kosten. Sanfte Synthesizer-Teppiche, weiche Piano-Klänge und absolut kein Rhythmus mehr. Sehr sehnsüchtig klingt dieses Lied – melancholisch sehnsüchtig. „Opheylissem" bildet dann einen richtigen Kontrast zu dem Vorgängerlied. Sehr viel mehr nach vorne preschend und auch wieder mit einer ordentlichen Portion Perkussion ausgestattet, bleibt das Lied allerdings trotzdem ein wenig unauffällig im Vergleich zu den anderen der Platte.
Auf der Seite drei des Doppelalbums folgt schließlich „Spielglocken“. Dieses Stück beginnt ziemlich entrückt, erinnert ebenfalls ein wenig an die Anfänge des Musikers und geht dann in einen Teil über, der auf dem Synthesizer Glockenklänge imitiert. Das klingt sehr fröhlich, irgendwie positiv und auch sehr überzeugend, wenn sich dann auch wieder das Cello mit dem Synthesizer bezüglich der musikalischen Hoheit abwechseln. Auch hier gibt es erneut jede Menge Rhythmus aus dem Computer zu hören, der in diesem Fall jedoch auch nicht deplatziert wirkt beziehungsweise sich so anhören würde. Bliebe schließlich noch „Sebastian Im Traum“, das letzte Stück der Platte. Hier wird es jetzt sehr experimentell, zum Teil kann man bei dem Stück kaum mehr von Musik sprechen, muss das Gehörte wohl eher mit Soundkollagen umschreiben. Sehr mystisch klingt das Ganze, immer wieder werden Geräusche wie sich öffnende Türen eingespielt und über allem schwebt ein Violinen-Sound, der mal eingängig, mal atonal klingt, manches Mal gestrichen, ein anderes Mal gezupft zu sein scheint. Das alles hört sich wie eine kleine musikalische Reise durch Tiefschlaf und REM-Phase an, in der man träumerisch jede Menge skurrile Begegnungen zu haben scheint. Der Phantasie der Hörerin und des Hörers sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt.
Fazit: „Audentitiy“ ist ein sehr überzeugendes Album geworden, weil es so viele verschiedene Facetten aufweist. Da gibt es die melodischen Abschnitten und die etwas entrückteren bis atonalen Parts. Da hört man sanfte und weiche Klangteppiche genau wie rhythmisch nach vorn gerichtete Stücke. Dazu gesellt sich auch noch ein Stück Experimentierfreude des Klaus Schulze und fertig ist eines der spannendsten Alben des Musikers. Manch ein Hörer mag sich an dem manchmal recht monotonen und sehr an Computer erinnernden Perkussions-Sound stören, doch auch diesen kann ich hier gut einordnen. Zwölf Punkte.
Anspieltipps: Amourage, Spielglocken, Sebastian Im Traum