The Boomtown Rats – Citizens Of Boomtown
Besetzung:
Pete Briquette – bass guitar, keyboards, programming
Garry Roberts – guitars
Simon Crowe – drums, vocals
Bob Geldof – vocals, guitars, harmonica
Gastmusiker:
Darren Beale – lead guitar, moog, backing vocals
Alan Dunn – keyboards, backing vocals
Paul Cuddeford – guest guitar on “Passing Through”
Serafina Cusack – backing vocals
Luciano Cusack – backing vocals
Label: BMG
Erscheinungsjahr: 2020
Stil: Rock
Trackliste:
1. Trash Glam Baby (3:54)
2. Sweet Thing (3:11)
3. Monster Monkeys (4:25)
4. She Said No (3:55)
5. Passing Through (4:35)
6. Here‘s A Postcard (3:52)
7. K.I.S.S. (3:10)
8. Rock ‘n‘ Roll Yé Yé (4:54)
9. Get A Grip (4:00)
10. The Boomtown Rats (5:19)
Gesamtspieldauer: 41:20
Jede und jeder, die oder der ihre und seine Jugend zumindest noch zum Teil in den 70ern oder 80ern verbracht hat, kennt noch dieses Gefühl. Man bekam von Freunden gesagt, hörte davon im Radio oder las darüber in der Zeitung, dass diese oder jene Band ein neues Album herausbringen würde. Das war die Zeit, als man sich Platten gekauft hat, schließlich gespannt das Albumcover in Händen hielt, sich die Bilder ansah, die Scheibe auflegte und diese auch mehrmals von vorne bis hinten durchhörte, bis man sich eine erste Meinung darüber bilden konnte. Am nächsten Tag wurde dann mit den Kumpels und Freundinnen über das neue Album diskutiert. „Downloaden“ war damals noch eine Beschäftigung eines Baggerfahrers oder Fuhrunternehmens und Musik schien irgendwie wertvoller gewesen zu sein.
Genau in dieser Zeit waren die Boomtown Rats aktiv. Im Jahr 1975 gegründet, erschien 1977 das erste selbstbetitelte Album, 1984 mit der Scheibe „In The Long Grass“ das bisher letzte. Und jetzt, 36 Jahre später, erscheint das siebte Album der irischen Band um Bob Geldof mit dem Titel „Citizens Of Boomtown“. Bob Geldof ist für mich „Live Aid“, die Boomtown Rats stehen für mich für „I Don’t Like Mondays“ und „Banana Republic“. Als ich im Januar dieses Jahres hörte, dass nach dieser langen Zeit wieder ein Album der Iren erscheint, war ich zugegebenermaßen sehr gespannt. Von der ursprünglichen Besetzung des letzten Albums ist lediglich Keyboarder Johnnie Fingers nicht mehr dabei. Bob Geldof, Garry Roberts, Pete Briquette und Simon Crowe hatten bereits 2013 wieder zusammengefunden und Konzerte gegeben – nun also das neue Album.
Jetzt habe ich mir „Citizens Of Boomtown“ mehrmals angehört und natürlich schwingt dabei auch eine gehörige Portion Nostalgie mit. „Citizens Of Boomtown“ klingt größtenteils rockig – das ist der erste Eindruck, den man beim Durchhören der zehn Lieder erhält. Gleich zwei Lieder hinterlassen dabei tiefere Spuren. Leider allerdings keinen guten Eindruck. „Rock ’n’ Roll Yé Yé“ klingt während der Strophe ganz nett, doch der zunächst positive Eindruck des Liedes wird durch den Refrain völlig zerstört. „Yeah, Yeah Rock’n’Roll“ oder „Come On, Come On Rock ’n’ Roll“ wird da sogar gleich im Chor intoniert. Das klingt schon ziemlich platt und nach eher langweiligem Stadionrock, für den die Boomtown Rats eigentlich nicht standen. Schließlich noch das letzte Lied des Albums, „The Boomtown Rats“. Ich kann es mir irgendwie nur so erklären, dass die Musiker um Bob Geldof dachten, sie müssten ihre Musik „modern“ klingen lassen. Jetzt dröhnt da eine Art Rave aus den Boxen, mit ganz viel Drum-Computer und ordentlich Beat, den ich von den Boomtown Rats so nicht erwartet hätte und irgendwie auch gar nicht hören wollte. Geschmackssache sicherlich, aber eben eine andere Art der Musik – nicht meine und im Grunde genommen auch nicht die der Boomtown Rats. Weder auf diesem Album noch auf einem der vorherigen.
Doch nun zu den schönen Dingen, der überzeugenden Musik der Platte. Diese wächst nämlich mit jedem Durchlauf. Ist es zunächst so, dass die Scheibe durchläuft und man sich denkt „Okay, das ist es also nun“, so scheinen bereits beim zweiten Hören Lieder eingängiger, spannender geworden zu sein. Und dieser Eindruck verstärkt sich mit jedem weiteren Hören von „Citizens Of Boomtown“. „Trash Glam Baby“, „Monster Monkeys“, „Here‘s A Postcard“ sind allesamt Nummern, die mir immer besser gefallen. Vor allen Dingen „Monster Monkeys“ finde ich klasse. Gute, melodiöse Nummer, versehen mit einem schönen und intelligenten Text. Insgesamt klingen die Lieder zu Beginn des Albums etwas überzeugender. Etwa ab dem auch nicht sonderlich überzeugenden „K.I.S.S.“ wird es schwieriger mit der Musik der Boomtown Rats warm zu werden… Aber ganz ehrlich. Nach dem achten Durchlauf konnte ich auch schon mehr mit dem „The Boomtown Rats“-Rave anfangen, vor allen Dingen mit dem zweiten Teil des Liedes – Musik ist manchmal unergründlich.
Fazit: Nein, auf „Citizens Of Boomtown“ findet sich kein zweites „I Don’t Like Mondays“. Auch erfinden die Iren auf dem Album die Musik nicht neu. Zum Teil klingt das etwas gewöhnungsbedürftig, vieles hört sich solide an und manches Lied wirklich gelungen. So ist das neue Werk der Boomtown Rats keine „Überplatte“ und kein „Meilenstein“ geworden. Doch schlecht ist das, was man hier zu hören bekommt ebenfalls nicht. Ja, ich freue mich, dass die vier Musiker nochmals ein Album aufgenommen haben. Nostalgie schwingt da schon ein wenig mit, gebe ich gern zu. Macht aber nichts. Es gibt Schlimmeres. Neun Punkte.
Anspieltipps: Monster Monkeys