The Miserable Rich – Of Flight And Fury
Besetzung:
Will Calderbank – ohne Instrumentenangabe
James de Malplaquet – ohne Instrumentenangabe
Mike Siddell – ohne Instrumentenangabe
Ricky Pritchard – ohne Instrumentenangabe
Rhys Lovell – ohne Instrumentenangabe
Label: Hazelwood Vinyl Plastics
Erscheinungsdatum: 2010
Stil: Kammermusik Pop, ArtPop
Trackliste:
1. Pegasus (4:34)
2. Chestnut Sunday (4:19)
3. Flight 1 (0:35)
4. Somerhill (4:42)
5. The Mouth Of The Wolf (4:35)
6. Flight 2 (0:27)
7. Bye Bye Kitty (3:50)
8. For A Day (4:14)
9. Flight 4 (0:47)
10. Oliver (5:41)
11. Flight 3 (0:47)
12. Let Me Fade (4:38)
13. Hungover (2:22)
14. Hidden Track (3:41)
Gesamtspieldauer: 45:11
Eines kann man „The Miserable Rich”, der 2007 gegründeten Band aus Brighton in England, wahrlich nicht vorwerfen: Den Umstand wirklich beeindruckend zu sein. Egal, ob man die Musik der fünf Musiker mag oder nicht, Spuren hinterlässt sie allemal. Dass ein Album überwiegend akustisch eingespielt wird ist an sich ja nichts Besonderes mehr. Vor allem nicht in Zeiten, wo man mit Unplugged Versionen diverser Alben verschiedener Künstler überhäuft wird. Aber „The Miserable Rich“ legen da noch mal eine Schippe drauf. Beim Hören von „Of Flight And Fury“ wird man mit den Klängen von Violinen, Cellos und Violas überhäuft, gerade so, als ob man sich in einem Kammerkonzert befinden würde. Aber das ist keine Kammermusik, der man hier lauscht, das ist durchaus Pop-Musik, allerdings völlig anders instrumentiert. Es gibt jedoch auch Gitarren und Bass zu hören sowie eine sehr zurückhaltende Perkussionsfraktion. Und mit all diesen Zutaten wird ein wahrlich interessantes Klanggebilde erzeugt, welches so nicht alltäglich ist.
Die Musik selbst ist dabei überaus eingängig und melodiös. Sie schmeichelt dem Ohr des Hörers und setzt sich sofort im Musikzentrum des Gehirns fest. Weiche Musik präsentieren uns „The Miserable Rich“ hier - ganz weiche Musik. Alles wirkt sehr intensiv und klingt und summt und schwelgt und tönt. Wirklich überraschend. Und auch an die leicht weinerliche Stimme von Sänger Will Calderbank gewöhnt man sich mit der Zeit, sodass sie bereits nach wenigen Takten perfekt zur Musik passt.
Nun zu den Liedern. Da gibt es die vier „Flight-Stücke“. Das sind jeweils kurze Streicherarrangements von nicht einmal eine Minute Dauer, die manchmal durch Stimmengewirr, ein anders mal durch eine Art Metronom-Geräusch oder durch Glocken eingeläutet werden. Etwas experimentell das Ganze und als kleines Kuriosum sind sie auf der Platte in der Reihenfolge Flight 1 – Flight 2 – Flight 4 und schließlich Flight 3 angeordnet worden. Auch interessant das letzte Stück, welches gleich mal als „Hidden Track“ angekündigt wird, dieses allerdings nicht ist. Das Stück legt sofort los – ohne vorherige Stille – und ist eine Adaption des Stücks „Somerhill“. Ohne Gesang, nur mit Hintergrundgeräuschen versehen, wird dieses Lied nun als Komposition aus hauptsächlich Piano- und Violinen-Solo dargeboten.
Und da wären wir auch schon bei einem Höhepunkt der Platte. „Somerhill“, Lied Nummer vier des Albums, ist eine klasse Nummer. Wunderbar leicht und beschwingt, sehr melodiös und erneut überaus eindrucksvoll durch seine Instrumentierung. Auch „The Mouth Of The Wolf“ ist klasse gelungen. Hier kommt jetzt sogar mal eine E-Gitarre ganz zart mit zum Einsatz, sodass das Lied zu seinem Beginn wie ein ganz normales Pop-Lied klingt und erst im weiteren Verlauf, durch den Einsatz diverser Streicher, wieder mehr in die orchestrale Richtung abdriftet, ohne diese wirklich letztendlich zu erreichen.
Das Lied „Oliver“ entwickelt in seinem weiteren Verlauf immer wieder einen richtigen „Groove“, den man so bei den meisten anderen Stücken der Platte vergeblich sucht. Und jedes Stücke hat irgendetwas, was man bei den anderen wiederum weniger findet. Sei es der Einsatz eines bestimmten Instruments, der Perkussion oder der mehrstimmige Gesang. Alles ist da, nur eben nicht bei jedem Song. Für Abwechslung ist somit also gesorgt.
Fazit: Was “The Miserable Rich” hier auf “Of Flight And Fury” präsentieren ist alles andere als alltäglich. Harmonische und melodiöse Pop-Musik bekommt man hier zu hören, die meist ganz anders instrumentiert ist, als man dies als „gängiger“ Populär-Musik-Konsument gewöhnt ist. Und diese andersartige Umsetzung der Musik ist den fünf Engländern richtig gut und spannend gelungen. Für Freunde der „ganz harten Töne“ vielleicht nur schwerlich zu verdauen – obwohl, einen Versuch wäre es wert. Elf Punkte.
Anspieltipps: Somerhill, The Mouth Of The Wolf, Oliver