Samstag, 28. September 2019

65daysofstatic – replicr, 2019




65daysofstatic – replicr, 2019


Besetzung:

Joe „Joe-Fro“ Shrewsbury – guitar
Paul Wolinski – guitar
Rob Jones – drums
Simon Wright – bass


Label: Superball Music


Erscheinungsjahr: 2019


Stil: Post Rock, Electronica, Experimentelle Musik


Trackliste:

1. pretext (2:15)
2. stillstellung (3:37)
3. d|| tl | | | (1:43)
4. bad age (4:49)
5. 05|| | 1| (0:48)
6. sister (4:23)
7. gr[]v-_s (1:22)
8. popular beats (3:01)
9. five waves (4:00)
10. interference_1 (5:22)
11. []lid (1:00)
12. z03 (4:08)
13. u| || | th | r| d (2:01)
14. trackerplatz (3:41)

Gesamtspieldauer: 42:16



Besonders, sogar sehr besonders klingt das sechste Studioalbum der englischen Band aus Sheffield mit dem schon reichlich seltsamen Namen 65daysofstatic. Doch es geht gleich mit dem Albumnamen „replicr, 2019“ weiter. Dieser fällt zumindest ebenso in die Kategorie „komisch“. Geht man schließlich noch die Trackliste durch, kommt man mit Sprache im herkömmlichen Sinne zum Teil gar nicht mehr weiter. Wie spricht man eigentlich „d|| tl | | |“ oder „gr[]v-_s“ aus?

„replicr, 2019“ ist ein dunkles Album geworden. Dunkel, düster und instrumental. Sphärische und doch intensive Klänge, die durch den Raum zu schweben scheinen und ohne jegliche Percussion auskommen, wechseln sich mit rhythmisch nach vorne preschenden Stücken ab. In beiden Fällen klingt das packend, zum Teil auch richtiggehend mitreißend und jederzeit sehr intensiv. Ist das aber noch Musik oder sind das doch eher atmosphärisch dichte Klanggebilde, die einem mit „replicr, 2019“ um die Ohren fliegen? Das, was man zu hören bekommt auf „replicr, 2019“ ist sehr experimentell, verfügt meistens nicht mehr über eine Melodie und klingt doch einnehmend. Mit dem einen Titel wird man erfasst, hochgehoben, mit Wärme gestreichelt, um mit der nächsten Nummer wieder aus allen Tagträumen gerissen zu werden, die Kälte und Schroffheit zu spüren.

Es ist dieses intensive Spiel mit den Stimmungen, die auf „replicr, 2019“ begeistert. Dieses Wabern, Surren, Schwirren, Scheppern, Hallen und auch Klingen in immer neuen Abwechslungen und Variationen, welche nie vorhersehbar zu sein scheinen, beeindruckt. Stimmungen wie Atmosphären, die die Hörerin wie den Hörer mit sich führen und nie ganz fallen lassen. Geht man diesen Weg schließlich bis zum Ende mit, wird man durch den Titel „trackerplatz“ letztendlich sogar noch beseelt erlöst. Die Kälte verzieht sich. Eine angenehme Wärme macht sich breit, mit der man erleichtert, nachdenklich und beeindruckt – und sogar mit einer einnehmenden Melodie versehen – aus dieser Scheibe entlassen wird.

Fazit: Auf „replicr, 2019“ hört man experimentelle Musik, die sich über musikalische Konventionen hinwegsetzt. Das klingt nicht immer einfach, nur in den seltensten Fällen eingängig, doch jederzeit atmosphärisch dicht, spannend und intensiv. Besondere, andere Musik. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: interference_1, trackerplatz