Dienstag, 22. Januar 2013

Renaissance – Illusion




Renaissance – Illusion


Besetzung:

Keith Relf – vocals, guitar
Jim McCarty – drums, vocals
Lewis Cennamo – bass
John Hawken – keyboards
Jane Relf – vocals, percussion


Gastmusiker:

Michael Dunford – guitar on “Mr. Pine”
Neil Korner – bass on “Mr. Pine”
T. Slade – drums on “Mr. Pine”
T. Crowe – vocals on “Mr. Pine”
Don Shin – electric piano on “Past Orbits Of Dust”


Label: Repertoire Records


Erscheinungsdatum: 1971


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Love Goes On (2:49)
2. Golden Thread (8:12)
3. Love Is All (3:39)
4. Mr. Pine (6:59)
5. Face Of Yesterday (6:05)
6. Past Orbits Of Dust (14:40)

Gesamtspieldauer: 42:22




Zwei Jahre nach dem Debut 1969, veröffentlichte die englische Band Renaissance ihr zweites Album unter dem Titel „Illusion“. Es sollte das letzte in dieser Zusammensetzung werden, denn anschließend verließen alle (!) Mitglieder die Band. Allerdings war auf „Illusion“ bereits ein Gastmusiker zugegen, der den Song „Mr. Pine“ beisteuerte, dort auch selbst Gitarre spielte und den weiteren Weg Renaissances wie kein weiterer Musiker prägen sollte: Michael Dunford. Und noch jemand sollte in den Credits zu „Illusion“ zum ersten Mal vermerkt werden und später ebenfalls regelmäßig in den Bemerkungen zu anderen Alben vertreten sein: Betty Thatcher, häufige Text-Lieferantin der Band, die hier genau wie Michael Dunford ihren ersten Auftritt hat.

Nun, musikalisch ist „Illusion“ nicht mehr ganz so stark wie das Debut und vom Songmaterial sogar deutlich den nachfolgenden Alben unterlegen. „Golden Thread“, das zweite Stück der Platte, stellt da schon einen der Höhepunkte des Albums dar. Sehr melodiös, pianodominiert, und auch einprägsam ist es eines der besseren Stücke des Albums, ohne dabei jedoch als einer der absoluten Höhepunkte in die Bandgeschichte einzugehen. Sehr gelungen ist zudem „Mr. Pine“, jenes bereits erwähnte Lied aus Michael Dunfords Feder. Wahrlich seltsam ist dabei allerdings, dass dieses Lied im Grunde genommen aus zwei Titeln besteht, die per Ein- und Ausblende aneinandergeheftet wurden, ohne dabei offensichtlich irgendwie zueinander zu gehören. Trotzdem klingen beide Parts, Teil 1 mit Gesang und Cembalo, Teil 2 überwiegend instrumental und mit einem fetten Orgelsound. Dieser geht dann allerdings gegen Ende wieder in Teil 1 über, erneut komischerweise mittels Ein- und Ausblendetechnik.

„Past Orbits Of Dust“ ist eine Nummer in Gedenken an „Bullet“ aus dem Debut-Album. Auch hier gibt es zwei unterschiedliche Abschnitte. Einen etwas „rockigeren“ beziehungsweise fast schon bluesigen Part zu Beginn des Stückes, welcher sich dann über jazzige-Anleihen immer mehr in die psychedelische Ecke entwickelt, bis es zu einem ganz langen und sphärischen Ausklang kommt.

Blieben noch drei Lieder übrig. Bei „Love Goes On“ und „Love Is All“ handelt es sich um, nomen est omen, Liebeslieder. Allerdings benötigt man Nerven wie Drahtseile, um sich diesen Schmalz entspannt reinziehen zu können. Vor allem erstgenannte Nummer ist unsäglich. „Love Is All“ verfügt dagegen zumindest noch über eine nette Pianolinie, wenn auch hier dieses ewige „Love Is All“-Gesinge einem schon nach kurzer Zeit unglaublich auf den Senkel geht. Hier klingt Renaissance ganz schwer nach den Les Humphries Singers. „Face Of Yesterday“ ist in etwa doppelt so lang wie die beiden gerade erwähnten Liebeslieder. Wieder hat man die Möglichkeit einem sehr melodiösen Pianospiel zu lauschen, aber dieses Lied rettet auch der zusätzlich stark verbesserte Gesang Jane Relfs nicht mehr. Dieses „Ba-ba-da-da“-Geträllere nervt ziemlich schnell. Das ist einfach alles ein wenig zu zuckersüß geworden.

Fazit: „Illusion“ kann nicht ganz an das Debut von Renaissance heranreichen, dazu ist das Songmaterial mitunter zu poppig, zu schmachtend und einfach auch nicht gut genug. Die Höhepunkte liegen in den längeren Stücken des Albums. Irgendwie ist es nicht verwunderlich, dass sich die Band in dieser Zusammensetzung anschließend auflöste, denn es scheint fast so, als ob die Musiker in dieser Konstellation musikalisch nichts mehr zu sagen hatten. Neun Punkte.

Anspieltipps: Golden Thread, Mr. Pine, Past Orbits Of Dust