Donnerstag, 23. Juni 2011

Pink Floyd – Atom Heart Mother



Pink Floyd – Atom Heart Mother


Besetzung:

David Gilmour – guitar, vocals
Nick Mason – drums, percussion
Roger Waters – bass, vocals
Richard Wright – keyboards, vocals


Label: EMI


Erscheinungsdatum: September 1970


Stil: Progressive Rock


Trackliste

1. Atom Heart Mother (23:45)
    a. Father’s Shout
    b. Breast Milky
    c. Mother Fore
    d. Funky Dung
    e. Mind Your Throats Please
    f. Remergence
2. If (4:31)
3. Summer ‘68 (5:29)
4. Fat Old Sun (5:24)
5. Alan’s Psychedelic Breakfast (13:01)
    a. Rise And Shine
    b. Sunny Side Up
    c. Morning Glory




An diesem Album, „Atom Heart Mother“, ist fast alles Kult. Das fängt schon mit dem Cover an, auf dem einen die Kuh Lulubelle III. ganz gelangweilt ansieht. Die Idee für diese Plattenhülle kam von Storm Thorgerson, der bei der Präsentation des Covers von einem EMI-Manager daraufhin: „Sind Sie wahnsinnig? Wollen Sie diese Firma endgültig kaputtmachen?“ zu hören bekam. Nachzulesen ist das, sehr witzig beschrieben, in Nick Masons „Inside Out, Mein persönliches Portrait von Pink Floyd“.

Womit wir bei der Musik wären. Diese hatte, bis sie endlich auf Schallplatte gepresst werden konnte, erst einmal einige Hürden zu nehmen. Pink Floyd hatten nur die einzelnen Fragmente geliefert, die Ron Geesin dann im Studio mit Sessionmusikern und einem Chor in eine ansehnliche und hörbare Reihenfolge bringen sollte. Nun, die Sessionmusiker waren alle Konservatoriums-Absolventen, die zur damaligen Zeit absolut keine Rockmusikfans waren. Sie sahen in der Rockmusik eher Teufelswerk und hatten sich ganz der Klassik verschrieben. Und so hatte Ron Geesin einige Mühe diese Musiker dazu aufzufordern, das zu spielen, was er von ihnen verlangte. Immer wieder unterbrachen sie die Aufnahmen oder hielten sich nicht an Geesins Anweisungen. Und es dauerte, bis alles so klang, wie Geesin sich das vorstellte. Der „John Aldiss Choir“ war da schon weit weniger kompliziert und seine schönen „Ooohs“ und „Aaahs“, sowie das legendäre „SSSa, sssa, ssssa, sssa, sssa“, werden für immer mit dem Chor in Verbindung gebracht werden.

Die Musik selbst ist einmalig. Es ist wie ein Trip durch Zeit und Raum. Immer wieder wird das orchestrale Grundthema aufgegriffen und es folgen langsame, schnelle, sphärische oder auch verstörende Abschnitte. Ron Geesin hat trotz aller Schwierigkeiten ein Meisterwerk aus den Ideen Pink Floyds zusammengestöpselt, bei dem ich jeden verstehen kann, der nach dem ersten Hören sagt: „Was war das?“ Atom Heart Mother, benannt nach einer Dame, die trotz eines Herzschrittmachers ein gesundes Baby zu Welt brachte (1970 noch eine Sensation und von einer Zeitung wurde die Dame damals mit „Atom Heart Mother“ tituliert), ist ein Meisterwerk der experimentellen und psychedelischen Musik. Es ist nie langweilig, im Gegenteil sogar immer spannend und unglaublich abwechslungsreich. Es ist eingängig und dann wieder verstörend. Es ist das erste ganz große Werk, welches die Band Pink Floyd veröffentlichte.

Die zweite Seite beginnt mit dem sehr ruhigen „If“ aus der Feder Rogers Waters‘. Ein netter kleiner Song, der auch auf den Soundtrack zu „More“ gepasst hätte. Die nächste Nummer, „Summer ‘68“ wurde von Richard Wright komponiert, ist sehr pianolastig und ein weiteres Highlight des Albums. Richard Wright übernimmt auf dem Lied auch die Vocals und weiß die Stimmungen dieses 68er Sommers wunderbar umzusetzen. Besonders gelungen dabei der Refrain, bei dem eine Trompete eine ganz gewichtige Rolle spielt.

Anschließend folgt „Fat Old Sun“, geschrieben von David Gilmour. Auch dies wieder ein ruhiger Song im Stile von If, der schön entspannt aus den Boxen quillt. Bliebe noch das erneut experimentelle Stück „Alan’s Psychedelic Breakfast“. Alan Styles, ein Crewmitglied von Pink Floyd, wurde hier zum Hauptdarsteller und man hört ein Brutzeln, ein Tropfen, ein Zischen und alles möglich Weitere, was man bei der Zubereitung und dem Genuss eines Englischen Frühstücks so hören kann. Insgesamt besteht das Lied aus Teilen, wobei der erste Teil vom Piano und der Orgel, der zweite Part dann von der Gitarre dominiert wird. Im dritten Teil finden sich dann alle Instrumente gleichberechtigt nebeneinander. Dazu besitzt das ganze Lied auch noch eine schöne Melodie und ist ein Track, wie ihn zu dieser Zeit eben nur Pink Floyd produzieren konnten. Sehr experimentell eben.

Fazit: Wer dieses Album nicht kennt, kennt Pink Floyd nicht. Es ist zugegebenermaßen nicht so eingängig wie „Wish You Were Here“ und auch nicht so dynamisch wie „Animals“, aber es ist anders, ganz anders, als man sich Rockmusik vorstellt. Es ist keine „verrockte Klassik“ auf dem Album zu hören, wie sie zur damaligen Zeit von einigen Bands produziert wurde. Nein „Atom Heart Mother“ steht für sich alleine. Und da auch die vier Tracks auf der zweiten Seite gefallen können, kann es hierfür nur eine Punktzahl geben – und das ist die 15.

Anspieltipps: Atom Heart Mother kann man nur durchhören. Reinhören bringt da gar nichts.