Steven Wilson – The Raven That Refused To Sing And Other Stories
Besetzung:
Steven Wilson – vocals, mellotron, keyboards, guitars, bass guitar on “The Holy Drinker”
Gastmusiker:
Nick Beggs – bass guitar, chapman sticks on “The Holy Drinker”, backing vocals
Guthrie Govan – lead guitar
Adam Holzman – fender rhodes, hammond organ, piano, minimoog
Marco Minnemann – drums, percussion
Theo Travis – flutes, saxophones, clarinet
Jakko Jakszyk – additional vocals on “Luminol” and “The Watchtower”
Alan Parsons – haw-haw guitar on “The Holy Drinker”
Label: Kscope
Erscheinungsdatum: 2013
Trackliste:
1. Luminol (12:10)
2. Drive Home (7:37)
3. The Holy Drinker (10:14)
4. The Pin Drop (5:03)
5. The Watchmaker (11:42)
6. The Raven That Refused To Sing (7:57)
Gesamtspieldauer: 54:53
Man weiß einfach nicht, wie Steven Wilson das alles zustande bringt. Da mischt er alte Klassiker des Progressive Rock ab, bedient seine diversen Bandprojekte, spielt als Gastmusiker auf Veröffentlichungen anderer Bands mit und findet trotzdem noch die Zeit, eigene Solo-Projekte zu verwirklichen. Sein Tag scheint 72 Stunden zu haben. Hat er aber nicht! Nun könnte man meinen, dass dies der Qualität der Werke nicht gerade zuträglich wäre. Doch weit gefehlt, auch das neue Album „The Raven That Refused To Sing And Other Stories“ bewegt sich auf allerhöchstem Niveau. So klingt Progressive Rock, der im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Seit drei Tagen habe ich nun das Vergnügen dieses Album rauf und runter hören zu dürfen. Und es ist wahrlich ein Vergnügen, welches sich bei mir jedoch definitiv nicht beim ersten Hören einzustellen vermochte. Einige Durchläufe waren notwendig, aber dann öffnete sich dieses Buch mit den sechs Geschichten, die ich bereits jetzt nicht mehr missen möchte.
Neben sehr schönen und eindringlichen, allerdings sehr kurzen Texten finden sich hier diese verstörenden Abschnitte, die sich in Harmonien auflösen, welche nur so vor Melodiösität strotzen, die ungeraden Takte, die im Laufe des Titels wieder in „gewohntere“ Gefilde übergehen. Treibende Parts, in denen durch die Rhythmus-Fraktion Druck erzeugt wird, um nur wenig später wieder in fast schon schwebende Melancholie überzugehen, die dann vom Piano oder der Gitarre dominiert werden. Tieftraurige Passagen und anschließend wiederum Parts, die wahrlich vor Lebensfreude nur so strotzen. Das alles verpackt in sechs Titel, die in sich abwechslungsreicher gar nicht gestaltet sein könnten.
Immer wieder kann man dabei die Musik von King Crimson Mitte der 70er Jahre heraushören und auch Jethro Tull-Anleihen, was nur wenig am Einsatz einer Querflöte liegt, bleiben dem Zuhörer nicht verborgen. Nicht sehr überraschend nach der Arbeit des Steven Wilsons mit dem Remastering diverser Alben aus jener Zeit. Bei all diesen Reminiszenzen fehlt jedoch völlig der fade Beigeschmack des Abkupferns. Vielmehr wurde die Musik in die Zeit etwa 40 Jahre später transportiert, aktualisiert und auch verfeinert und zusätzlich mit den Zutaten der Musik des Steven Wilson versehen, wodurch die einzelnen Lieder auf „The Raven That Refused To Sing And Other Stories“ in einem völlig neuen Gewand erscheinen. Spannend, abwechslungsreich und durchaus auch neu, unverbraucht und bisher ungehört.
Fazit: „The Raven That Refused To Sing And Other Stories“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden. Spannend vom ersten bis zum letzten Takt. Über allem liegt zwar eine mehr oder weniger vorhandene und manches Mal auch nur latent zu spürende Traurigkeit, allerdings wird der Hörer immer wieder aufgefangen, eingefangen und umarmt. Umarmt mit Akkorden, Melodien und Stimmungen, die es zu genießen lohnt, denen man sich in ihrer Mannigfaltigkeit ganz hingeben kann, die nie langweilig werden und immer wieder begeistern können.
Das Album ist übrigens in mehreren Varianten zu haben. Neben der CD auch auf Blue Ray und der Limited Edition mit DVD, worauf sich die Lieder im 5.1 Mix befinden sowie mit einer Kunst- und Photo-Gallery und einer Studio-Dokumentation. Zwölf Punkte.
Anspieltipps: Drive Home, The Watchmaker, The Raven That Refused To Sing und der Rest