Donnerstag, 30. August 2018

Klaus Schulze – X




Klaus Schulze – X


Besetzung:

Klaus Schulze – organ, synthesizer, vocals, percussion


Gastmusiker:

Harald Großkopf – drum kit
Wolfgang Tiepold – cello on „Heinrich von Kleist“, conductor
B. Dragic – solo violin on „Friedemann Bach”
Orchester des Hessischen Rundfunks – 8 violins, 3 violas, 3 cellos, 1 contrabass on „Ludwig II”
Large String Orchestra Of Young Belgium Musicians – on „Objet D’Louis”


Label: Mig Music (ursprünglich Brain)


Erscheinungsdatum: 1978 (Wiederveröffentlichung in dieser Form 2006: 2005 bei Revisited Records, 2016 Mig Music)


Stil: Elektronische Musik


Trackliste:

CD1:

1. Friedrich Nietzsche (24:45)
2. Georg Trakl (26:05)
3. Frank Herbert (10:48)
4. Friedemann Bach (17:57)

CD2:

1. Ludwig II. von Bayern (28:42)
2. Heinrich von Kleist (29:26)

Bonus Track:

3. Objet D'Louis (21:33)

Gesamtspieldauer CD1 (1:19:35) und CD2 (1:19:42): 2:39:17




„X“ nannte der Berliner Elektronik-Musiker Klaus Schulze passenderweise sein zehntes Album, welches ursprünglich auf dem Plattenlabel Brain im Jahr 1978 veröffentlicht worden war. 2005 erschien das Doppel-Album erneut bei Revisited Records auf CD und mit einem zusätzlichen Bonus-Titel versehen. Eine weitere Wiederveröffentlichung fand schließlich im Jahr 2016 statt, als das Album erneut mit dem bereits bekannten Bonus-Track auf Mig Music erschien.

Im Begleitheft spricht Klaus Schulze von sechs musikalischen Biographien, die er hier auf Tonträger gepresst hat. In dieser, erweiterten und remasterten Ausgabe des Albums ist die Musik auf deutlich über zweieinhalb Stunden Spieldauer angewachsen, doch auch die ursprünglichen zweieinviertel Stunden Musik waren bereits mit das Abwechslungsreichste, was Klaus Schulze jemals seinen Hörerinnen und Hörern präsentiert hat. Auf „X“ sind es nicht nur sphärische Atmosphären, die zum Besten gegeben werden, Rhythmik und auch Melodie spielen dieses Mal durchaus auch eine gehörige Rolle in den elektronischen Klängen. Freilich haben diese nichts mit klassischer Musik zu tun, wie man vielleicht bei den hier aufgeführten Namen annehmen könnte. Die Elektronik steht weiterhin im Vordergrund. Trotzdem kommen auf „X“ auch Orchester-Instrumente zum Einsatz und Klaus Schulze gelingt hier die wahrlich gelungene Symbiose aus elektronischer und klassisch angehauchter Musik. Sehr überzeugend.

Das erste Stück trägt den Titel „Friedrich Nietzsche“ und besteht aus zum Teil hektischen Synthesizer-Klängen, die durch das Schlagzeug in einen gewissen Rahmen gepresst werden. Das ganze Klanggebilde pulsiert im Laufe des Stücks immer mehr, bis es schließlich relativ sanft ausklingt. „Georg Trakl“ klingt dabei weit weniger melodisch, eher dunkel und versetzt. In der ursprünglichen Ausgabe des Albums war die Nummer auch lediglich etwas über fünf Minuten lang und wurde erst bei den Wiederveröffentlichungen auf die nun 26-minütige Spieldauer ausgeweitet. Auch hier kommt dem Rhythmus und damit dem Schlagzeug ein wichtiger Part zum Gesamtbild des Stückes zu.

Mit dem Lied „Frank Herbert“ wird es nun sehr treibend. Frank Herbert ist ein Science Fiction Romanautor und dieser Umstand kommt in dem Stück auch sehr gut zum Tragen. Alles pulsiert hier und man kommt fast gar nicht umhin, beim Hören nicht mit dem Fuß mit zu wippen. Bei „Friedemann Bach“ erhält nun auch das Orchester seinen Einsatz. Dem ältesten Sohn des Johannes Sebastian Bach ist ein Lied gewidmet, welches sich sehr intensiv und mit knisternder Spannung entwickelt. Synthesizer-Klänge, verträumt bis sehnsüchtig klingende Violinen und dazu mächtige Paukenschläge. Sehr beeindruckend und emotional.

„Ludwig II. von Bayern“ ist mit das melodienreichste Stück auf dem Album. Hier sind es einmal mehr die Streicher, die für die passende Atmosphäre sorgen und die Celli erzeugen ein Gewitter nach dem anderen, welche die Violinen immer wieder aufzufangen versuchen. Wahrlich intensiv. Das letzte und längste Stück des ursprünglichen Albums heißt „Heinrich von Kleist“ und ist nun wieder deutlich mehr von den Synthesizern dominiert und sehr viel sphärischer als die vorherigen Stücke gehalten. Die Stimmung ist eine dunkle bis traurige, die auch nur wenig über den gesamten Verlauf hin variiert wird. Als Bonus Track gibt es den Titel „Objet D'Louis“ zu hören. Bei dieser Nummer handelt es sich um das leicht verkürzte und live mit Orchester eingespielte Stück „Ludwig II.“, welches im Rahmen einer Radiosendung in Belgien auf diese Weise aufgenommen wurde und das ursprüngliche Lied nochmals in anderem Licht erscheinen lässt. Ebenfalls sehr gelungen.

Fazit: „X“ ist mit Sicherheit eines der spannendsten und abwechslungsreichsten Alben des Klaus Schulze. Die Synthese bis Symbiose aus elektronischen Sounds und klassischen Instrumenten ist Klaus Schulze auf diesem Album bestens gelungen, welches auch vierzig Jahre nach seinem Entstehen immer noch neu und modern klingt. Wer elektronische Sounds und Synthesizer mag, macht mit „X“ definitiv nichts falsch. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Friedemann Bach, Ludwig II. von Bayern