Mittwoch, 21. August 2019

Novalis – Flossenengel




Novalis – Flossenengel


Besetzung:

Lutz Rahn – Tasteninstrumente
Heino Schünzel – Bass und Gesang
Fred Mühlböck – Gitarren und Gesang
Detlef Job – Gitarren und Gesang
Hartwig Biereichel – Schlagzeug und Perkussion


Label: Vertigo


Erscheinungsjahr: 1979


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Atlanto (4:40)
2. Im Brunnen der Erde (4:27)
3. Brennende Freiheit (2:19)
4. Im Netz (8:10)
5. Flossenengel (3:28)
6. Walzer für einen verlorenen Traum (3:28)
7. Sklavenzoo (5:05)
8. Alle wollen leben (5:07)
9. Rückkehr (6:32)
10. Ob Tier, ob Mensch, ob Baum (1:50)

Gesamtspieldauer: 45:11




Auf dem sechsten Studioalbum der Hamburger Band Novalis mit dem Titel „Flossenengel“ wird die Geschichte des Wals „Atlanto“ erzählt, der zunächst gefangen wird, im Zoo landet und dort quasi ausgestellt von allen Menschen betrachtet werden kann. Doch die Geschichte nimmt eine positive Wendung, denn seine Fänger, die inzwischen von Gewissensbissen geplagt sind, entlassen das Tier schließlich wieder ins Meer. „Flossenengel“ erschien im Jahr 1979 ursprünglich auf dem Plattenlabel Brain, wurde unter anderem auf Vertigo Records wiederveröffentlicht.

Die Musik auf „Flossenengel“ klingt noch sehr überzeugend nach spannendem Progressive Rock, abwechslungs- und ideenreich. Keine Selbstverständlichkeit mehr zur damaligen Zeit, als die ehemaligen Heroen des Progressive Rocks stark die Richtung hin zum einfachen Pop eingeschlagen hatten. So weit, so gut. Trotzdem fällt einem das Hören von „Flossenengel“ nicht leicht – auch falls man hier seine Lieblingsmusikrichtung hört. Das liegt zum Teil am sehr theatralischen Gesang des Fred Mühlböck und noch viel mehr an den heute fast schon peinlich klingenden Textzeilen. Sehr viel Pathos wurde auf „Flossenengel“ in den Inhalt der Lieder gesteckt und textlich sowie gesanglich umgesetzt. Was musikalisch noch sehr überzeugend klingt, lässt einen etwas überrascht bis frustriert zurück, wenn man sich auch auf die Texte und den Gesang konzentriert.

Absoluter Höhepunkt der Platte ist gleichzeitig das längste Lied auf „Flossenengel“, die Nummer „Im Netz“. Das Stück stellt eine sehr abwechslungsreiche Reise durch verschiedene Melodien dar, die aneinandergereiht ein sehr überzeugendes Gesamtwerk ergeben. Dazu gesellt sich noch der Umstand, dass auf den über acht Minuten Spieldauer des Liedes kaum gesungen wird. Es ist die Musik, die hier im Fokus steht und bestens überzeugt. Auch viele der restlichen Stücke haben musikalisch durchaus ihren Reiz und unterhalten diesbezüglich gut. „Atlanto“ und „Walzer für einen verlorenen Traum“ sind zudem reine Instrumentalnummern, die von den vermittelten Atmosphären leben.

Fazit: Wäre „Flossenengel“ ein reines Instrumentalalbum, würde es noch überzeugender klingen. Wäre das Album in einer unverständlichen Sprache eingespielt worden, so bliebe immer noch der manchmal etwas überzogene, theatralische Gesang. Dieser nimmt im Zusammenspiel mit den ausformulierten Sätzen etwas vom Reiz dieses Albums. Musikalisch gesehen ist die Scheibe ein Höhepunkt des Progressive Rock im Jahr 1979. In seiner Gesamtheit betrachtet allerdings nur noch ein gutes Album. Zehn Punkte.

Anspieltipps: Im Netz