Pavlov’s Dog – Pampered Menial
Besetzung:
David Surkamp – lead vocals, guitar
David Hamilton – keyboards
Doug Rayburn – mellotron, flute
Mike Safron – percussion
Rick Stockton – bass guitar
Siegfried Carver – violin, vitar, viola
Steve Scorfina – lead guitar
Label: CBS Records
Erscheinungsdatum: 1975
Stil: Progressive Rock, ArtRock, ArtPop
Trackliste:
1. Julia (3:10)
2. Late November (3:13)
3. Song Dance (4:59)
4. Fast Gun (3:04)
5. Natchez Trace (3:42)
6. Theme From Subway Sue (4:25)
7. Episode (4:04)
8. Preludin (1:36)
9. Of Once And Future Kings (5:32)
Gesamtspieldauer: 34:05
Vor einigen Jahren, da hatte ich mir zu Weihnachten eine Platte gewünscht von einer Band, die ich noch überhaupt nicht kannte: Pavlov’s Dog. Cooler Name, nettes Cover und dann sollten die US-Amerikaner auch noch Progressive Rock machen. Das Album entstand überdies zu einem Zeitpunkt, an dem dieses Musik Genre gerade noch in der Blüte stand, nämlich 1975. Was will man mehr? Also drauf auf den Wunschzettel und das Christkind hat die Scheibe auch wirklich unter den Baum gelegt.
Später dann gleich ab damit ins Kinderzimmer und rauf auf den Plattenspieler. Wunderschöne Pianoklänge breiteten sich in dem Zimmer aus, bis, ja bis die Sekunde 22 kam. Denn dann setzte der Gesang des David Surkamp ein. Was es da jetzt zu hören gab, das war so unglaublich abgefahren und klang wie eine Mischung aus Bonnie Tyler und Mickey Mouse. Unfassbar. Gleich das nächste Lied angespielt und das nächste und… Ich hatte Sorge, dass mein Bruder mitbekommen würde, was ich da höre. Man schämt sich, wenn das jemand mitbekommt – und so wanderte das Album in den Platten-Schrank, wurde bei „P“, kurz vor Pink Floyd eingeordnet und blieb dort über viele, viele Jahre achtlos stehen.
Nun, ich wollte im Rahmen von Plattenbesprechungen alle meine „Schätze“ mal wieder durchhören. Zwangsläufig greift man dann auch mal Scheiben heraus, die man schon jahrelang oder auch fast noch gar nicht gehört hat. Letzte Woche war das mal wieder so weit. „Pampered Menial“ von Pavlov’s Dog landete auf dem Plattenteller und ich erinnerte mich, dass mit diesem Album irgendetwas nicht stimmte. Nun, es lief an und ich hatte sofort dasselbe Gefühl wie damals zu Weihnachten. Oh mein Gott! Nur dieses Mal ließ ich sie weiterlaufen. Und dann noch mal und dann ein weiteres Mal.
Ein Beißer, wahrlich. Der Gesang ist immer noch äußerst gewöhnungsbedürftig. Diese hohe Stimme und dieses fortlaufende Tremolo, welches David Surkamp hier zelebriert, können schon an den Nerven zerren. Aber die Musik, die ist wirklich beeindruckend. Melodischer Progressive Rock, der hier nicht in ausschweifenden Kompositionen wiedergegeben wird, sondern in kurzen Titeln, die immer die „normale“ Songstruktur einhalten. Viel Mellotron, Streicher, ruhigere und treibendere Titel. Tolle Soli an Gitarre, Piano und Violine. Alles sehr eingängig und melodiös und durchaus auch nachhaltig – abwechslungsreich bis die den letzten Takt. Und trotzdem bleibt da diese Stimme, die auf „Natchez Trace“, ausnahmsweise einem Rocker, besonders nervig klingt, da David Surkamp hier auch noch schreit. Fies. Allerdings relativiert sich das zumindest bei den anderen Titeln mit der Zeit. Man gewöhnt sich wirklich an dieses Organ! Und der Rest, also die Musik war schon immer gut. Kein komplizierter Prog, jedoch ein eingängiger ins Ohr gehender, der von seiner Vielfalt lebt. Da macht das Hören dann doch noch Spaß.
Fazit: Das Publikum schien Mitte der 70er Jahre ebenso reagiert zu haben wie ich. Die Platte verkaufte sich schlecht, eine zweite wurde nachgelegt – ebenfalls hielten sich die Verkaufszahlen in Grenzen. Als dann 1977 das dritte Album fertiggestellt war und veröffentlicht werden sollte, weigerte sich die Plattenfirma dieses auf den Markt zu bringen. Erst 2007 erschien es dann vollständig mit Bonusmaterial unter dem Titel „Has Anyone Here Seen Siegfried?“. Ursprünglich hieß sie „Third“. Nun, Pavlov’s Dog hatten sich nach der Weigerung der Plattenfirma aufgelöst. Ab und an gibt es jedoch mal eine Wiedervereinigung, wenn auch mitunter nur für ein Konzert. Ich werde „Pampered Menial“ von nun an öfters mal auflegen. Die Stimme, damit muss man sich doch ein für alle Mal arrangieren können, oder etwa nicht? Bin mal gespannt, was meine Jungs nachher dazu sagen werden, wenn ich die Scheibe vorspiele. Neun Punkte.
Anspieltipps: Late November, Of Once And Future Kings
(Kurze Anmerkung zum Video: Die Stimme klingt hier deutlich anders als auf der "Originalplatte" - die Live-Aufnahme ist auch 36 Jahre später entstanden.)