Sonntag, 1. Mai 2022

Archive – Call To Arms And Angels

 



Archive – Call To Arms And Angels


Besetzung:

Darius Keeler – keyboards, piano, drum programming, sound effects, horn & string arrangements, moog
Danny Griffiths – keyboards, piano, drum programming, sound effects, horn & string arrangements
Pollard Berrier – vocals, guitars
Lisa Mottram – vocals
Holly Martin – vocals
Maria Q – vocals
Graham Preskett – piano, recorder, violin, viola, harmonica
Jim Rattigan – french horns
Paul Pritchard – french horns
Matt Round – double bass
Mickey Hurcombe – guitars
Steve Barnard – drums
Jonathan Noyce – bass, moog
Dave Pen – guitars, vocals
Eat Gas – guitars, keyboards, piano, sound effects
Steve “Keys” Watts – hammond


Label: PIAS


Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Art Rock


Trackliste:

CD1:

1. Surrounded By Ghosts (4:30)
2. Mr Daisy (3:59)
3. Fear There and Everywhere (4:41)
4. Numbers (4:14)
5. Shouting Within (4:49)
6. Daytime Coma (14:33)
7. Head Heavy (5:13)
8. Enemy (8:38)
9. Every Single Day (4:24)

CD2:

1. Freedom (9:41)
2. All That I Have (6:29)
3. Frying Paint (4:49)
4. We Are the Same (3:58)
5. Alive (3:43)
6. Everything‘s Alright (3:12)
7. The Crown (8:31)
8. Gold (8:27)

Gesamtspieldauer CD1 (55:05) und CD2 (48:53): 1:43:58



Nachdem es zwischen den ersten zwölf Studioalben maximal drei Jahre dauerte, bis das nächste Studioalbum erschien, sind nun bereits sechs Jahre seit der letzten Archive-Veröffentlichung mit dem Titel „The False Foundation“ vergangen. Doch am 29. April 2022 wurde nun das dreizehnte Werk der Engländer (wenn man den Soundtrack zum Film „Michel Vaillant“ mitrechnet) unter dem Namen „Call To Arms And Angels“ veröffentlicht.

Archive haben mit ihren Liedern schon immer auch soziale und politische Themen aufgegriffen. So kompakt wie auf „Call To Arms And Angels“ war dies allerdings noch niemals zu hören. Egal ob Brexit, der Sturm des Capitols, die Pandemie oder die Rassenunruhen in den USA. All diese Themen halten Einzug in die Musik von Archive. Und Darius Keeler erwähnt in einem Interview, dass das Album fast wie ein Tagebuch der Geschehnisse der jüngsten Vergangenheit sei und dabei fast schon erschreckend prophetisch ist, denkt man an die jüngsten Geschehnisse in der Ukraine.

Dies zum grob umrissenen Inhalt des Albums. Doch wie hört es sich musikalisch an? Ich kenne Archive und damit auch deren Musik seit ihrem Debut mit „Londinium“ im Jahr 1996. Meine Favoriten waren dabei ihre Alben in den Nullerjahren dieses Jahrhunderts. Also „You All Look The Same To Me“, „Noise“, „Lights“ und auch noch „Controlling Crowds“. Auch die Platten danach gefielen mir, besonders noch „Axiom“, doch sie packten einfach nicht mehr ganz so stark, wie jene zuvor erschienen Alben. Das lag unter anderem auch mit daran, dass ich diese langen, sich langsam steigernden und überaus hypnotisch klingenden Lieder wie „Again“, „Lights“ oder „Controlling Crowds“ vermisste. Gerade diese Lieder machten die Musik von Archive immer ein wenig besonders, klangen besonders und packten einen besonders. Anderen Hörerinnen und Hörern klang das vielleicht sogar zu langweilig, doch mich trafen diese Lieder absolut. Und solche Stücke gibt es nun wieder auf „Call To Arms And Angels“ zu hören. Mehrere Nummern des Albums kratzen an der Zehnminutenmarke und mit „Daytime Coma“ befindet sich sogar ein viertelstündiger Longtrack auf dem Album. Mit eingängiger Redundanz wird hier wieder ein fast schon meditativer, leicht hypnotisierender Effekt erzielt.

Die Lauflänge eines Liedes sagt freilich nichts über die Qualität des Stückes an sich aus. Doch auf „Call To Arms And Angels“ variieren die Musiker nicht nur die Stimmungen und Atmosphären, die Lautstärken, Rhythmen, Tempi und musikalischen Genres innerhalb des gesamten Albums, sie variieren all diese musikalischen Zutaten auch in den einzelnen Liedern selbst. Archive spielen dabei mit Gefühlen und Emotionen, lassen niemals Langeweile aufkommen und verstehen mitzureißen. Ganz egal dabei, ob sich das Ganze eher rockig anhört oder sphärisch leicht aus den Boxen quillt, ins Ohr gehen die Lieder allesamt, bereits beim ersten Mal des Hörens. Doch es gibt auch kurze Passagen zu hören, die leicht experimentell klingen, und dabei den Gesamteindruck des Albums nochmals auflockern. Was fehlt sind allerdings Rap-Nummern, die sich auch immer mal auf frühere Scheiben von Archive verirrt hatten. Diese gibt es auf „Call To Arms And Angels“ jedoch nur ansatzweise zu hören – ich bin nicht traurig darüber.

Fazit: Auf zwei CDs oder drei LPs bekommt man mit „Call To Arms And Angels“ jede Menge Musik geboten. Archive-Musik, die sich gegenüber den letzten Veröffentlichungen nochmals positiv abhebt. Atmosphärisch dicht und abwechslungsreich hört man auf der Platte eingängige Lieder, die oftmals an frühere Zeiten in der Bandgeschichte erinnern. Positiv festzuhalten ist dabei auch der Umstand, dass Archive mit „Call To Arms And Angels“ ein Doppelalbum vorlegen in Zeiten, in denen manch andere Bands Platten veröffentlichen, die gerade mal an der 40-Minuten-Grenze kratzen. Ich bin sehr positiv überrascht. Dreizehn Punkte.

Anspieltipps: Daytime Coma, Gold