Günter Schickert – Überfällig
Besetzung:
Günter Schickert – Gitarren, Stimme
Gastmusiker:
Charles M. Heuer – Schlagwerk, Stimme
Label: Bureau B
Erscheinungsdatum: 1979
Stil: Elektronische Musik
Trackliste:
1. Puls (14:55)
2. In der Zeit (4:50)
3. Apricot Brandy II (13:00)
4. Wanderer (8:42)
Gesamtspieldauer: 41:29
Günter Schickert war zunächst Roadie und Assistent von Klaus Schulze und kam auf diese Weise zur elektronischen Musik. 1973 gründete er zunächst mit Axel Struck (Gitarre) und Michael Leske (Schlagzeug) das Trio GAM. Schließlich probierte er sich auf Solo-Pfaden aus und veröffentlichte in den 70er Jahren zwei Alben. „Samtvogel“ erschien im Jahr 1975 und vier Jahre später folgte das Album „Überfällig“, zunächst bei Sky Records aufgelegt, dann 2012 beim Plattenlabel Bureau B erneut erschienen.
Hört man die Musik auf „Überfällig“, meint man beim Eröffnungstitel „Puls“ zwangsläufig, jede Menge Synthesizer-Musik zu hören, doch sind es Gitarren, die hier zu hören sind. Viele Gitarrenspuren wurden bei diesem Titel übereinandergelegt, schließlich auch noch etwas verfremdet und durch weitere Geräusche wie den Atem, Wasserplantschen, Kinderstimmen, Meeresrauschen, Wind, und noch vieles mehr angereichert und unterfüttert. Das klingt wahrlich spannend, ist sehr repetitiv und wirkt auf diese Weise fast schon hypnotisierend. Der zweite Titel, „In der Zeit“, startet mit mechanischen Tönen und Klopfgeräuschen. Eine Tür wird aufgesperrt, Vogelgezwitscher erklingt, die Kirchturmglocken läuten und eine ganz sanfte akustische Nummer entwickelt sich. Zu dieser singt eine Frauenstimme sehr zurückhaltend, fast schon unbeholfen, was die zerbrechliche Atmosphäre des Stücks nochmals verstärkt.
„Apricot Brandy II“ bewegt sich dann im sehr psychedelischen Bereich, klingt wie die Vertonung eines Traumes mit reichlich sphärischen Ausflügen. Die Nummer steigert sich immer mehr, Lautstärke, Intensität und Tempo ziehen an und auch die durch den Raum fliegenden Wortfetzen werden greller. Das letzte Lied des Albums, „Wanderer“, ist schließlich eine sanfte und sehr rhythmische Nummer, die eine überaus relaxte Atmosphäre verströmt. Das Lied endet schließlich wieder mit Atemgeräuschen und Wasserplantschen, der Ringschluss zum Beginn des Albums ist vollzogen. Auch mit diesen beiden letzten Nummern kann Günter Schickert und seine Musik punkten und überzeugen.
Fazit: Ein dichtes und intensives Album ist die zweite Veröffentlichung von Günter Schickert mit dem Namen „Überfällig“ geworden. Spannende elektronische Musik, angefüllt mit vielen klasse umgesetzten Ideen. Wer Krautrock und elektronische Musik mag, die oder der dürfte mit der Scheibe nichts falsch machen. „Überfällig“ klingt melodiös und ist trotzdem irgendwie experimentell. Musik aus einer Zeit, als man als Musiker noch völlig neue Sachen ausprobieren konnte. Zwölf Punkte.
Anspieltipps: Puls, In der Zeit
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