Freitag, 18. April 2014

Klaus Schulze – Irrlicht




Klaus Schulze – Irrlicht


Besetzung:

Klaus Schulze – E-Maschinen, Orgel, Gitarre, Percussion, Zither, Stimme, Chor


Gastmusiker:

Colloquium Musica Orchestra – 4 erste Violinen, 4 zweite Violinen, 3 Violas, 8 Cellos, 1 Bass, 2 Hörner, 2 Flöten, 3 Oboen


Label: Brain (Universal)


Erscheinungsdatum: 1972


Stil: Elektronische Musik


Trackliste:

1. Satz: Ebene (23:23)
2. Satz: Gewitter (5:39)
3. Satz: Exil Sils Maria (21:21)

Gesamtspieldauer: 50:24




Im Jahr 1972 veröffentlichte der ehemalige Drummer von Tangerine Dream und Ash Ra Tempel, Klaus Schulze, sein erstes Solowerk unter dem Namen „Irrlicht“. Großartig viel Perkussion bekommt der geneigte Hörer hier allerdings nicht zu hören. Die Platte wird dominiert von einem sphärischen Synthesizer- und Orgel-Sound, für den Klaus Schulze ebenfalls schon bei Ash Ra Tempel mit zuständig war.

Diese breite und fette Orgel dominiert gleich den ersten Satz, dieses mit „Quadrophonische Symphonie für Orchester und E-Maschinen“ untertitelten Albums. Aber nicht sofort. Zunächst ist es nur einfach sphärisch, ein Ton wird gehalten und gehalten, sehr spärlich und langsam wechselt die Stimmung. Alles wabert und brummt ein wenig, jedoch ohne jegliche Melodie. Einfach ein Klanggebilde, welches dann, etwa ab der Mitte des Liedes von der Orgel dominiert wird. Nun klingt die Nummer fordernder, der Orgelsound ist unheimlich dominant, wird variiert, man hört im Hintergrund verfremdete Stimmen und ab und an irgendwelche spacigen Töne. Die Orgel wird noch aggressiver und immer präsenter, sodass man sich fast schon erschöpft fühlt, wenn „Satz: Ebene“ in einem Knall in „Satz: Gewitter“ übergeht.

Jetzt klingt das Ganze nach sehr unmelodiösem Space-Rock. Nicht, dass sich die Nummer atonal oder schräg anhören würde, eine Melodie ist einfach nicht vorhanden. Es zirpt und grummelt, in der Ferne windet sich ein Synthesizer-Ton und dann gibt es immer wieder laute Knalle, die anscheinend den Donner darstellen sollen. Nun, nach Gewitter klingt das alles allerdings nur, wenn man weiß, dass dies ein Gewitter darstellen soll. Wer Antonio Vivaldis „Sommer“ aus den „Vier Jahreszeiten“ kennt, der weiß, wie man in der Musik ein Gewitter grandios umsetzen kann.

Bliebe noch „Satz: Exil Sils Maria“. Jetzt wird es fast schon spartanisch. Ein Lied, welches im Grunde genommen nur aus Hintergrund besteht, der durch den Synthesizer erzeugt wird und wieder mal hauptsächlich aus lang angehaltenen Tönen besteht. Da hat Klaus Schulze schon sehr lange ganz wenig Musik hineingepackt, sodass die Nummer stark an Ambient Musik erinnert, die man im Esoterik-Laden im Hintergrund hört.

Fazit: Etwas Besonderes ist die Musik auf „Irrlicht“ auf jeden Fall, wenn es auch viele Menschen gibt, die mit so etwas überhaupt nichts anzufangen wissen, die davon aggressiv werden oder aber einschlafen. Beides ist durchaus möglich. Nun und wenn ich denn meine Reise zum Neptun starte, dann werde ich vorher zum Training „Irrlicht“ von Klaus Schulze einlegen, die Augen schließen und kann so meine Fahrt mit der Rakete schon mal perfekt in Gedanken durchspielen. Auch die damit verbundene Einsamkeit. Acht Punkte.

Anspieltipps: Satz: Ebene