Freitag, 8. Juli 2022

Neil Young – Toast

 



Neil Young – Toast


Besetzung:

Neil Young – vocals, guitars, piano


Gastmusiker:

Ralph Molina – drums, percussion, vocals
Billy Talbot – bass, vocals
Poncho Sampredo – guitars, vocals
Tom Bray – trumpet
Astrid Young – vocals
Pegi Young – vocals




Erscheinungsjahr: 2022


Stil: Rock, Blues


Trackliste:

1. Quit (5:24)
2. Standing In The Light Of Love (4:20)
3. Goin’ Home (7:53)
4. Timberline (4:11)
5. Gateway Of Love (10:11)
6. How Ya Doin’? (7:00)
7. Boom Boom Boom (13:07)

Gesamtspieldauer: 52:06



Ich muss zugeben, der inzwischen 76-jährige Neil Young überrascht mich immer wieder. Nachdem er „Homegrown“ am 19. Juni 2020 veröffentlichte, ein Album was bereits zwischen dem 16. Juni 1974 und dem 21. Januar 1975 eingespielt worden war, folgt nun eine Platte, die bereits 2001 aufgenommen wurde. Und in einem Interview sagt der gebürtige Kanadier dazu: „Wie kein anderes Album war „Toast“ so traurig, dass ich es nicht herausbringen konnte. Ich habe es einfach übersprungen und ein weiteres Album gemacht. Ich konnte damals nicht damit umgehen.“ Das nachfolgende Album heißt übrigens „Are You Passionate?“, auf dem man zum ersten Mal soulige bis funkige Musik von Neil Young hört. Dazu später auch noch mehr, da dieses Album für die Musik auf „Toast“ durchaus von Bedeutung ist.

„Toast“ ist nach einem Studio in San Francisco benannt, in dem die Platte aufgenommen wurde. Das Album handelt inhaltlich laut Neil Young von Beziehungen, „die schlecht laufen, der Zeit, lange vor der Trennung, in der es einem der Menschen, vielleicht beiden, dämmert, dass es vorbei ist.“, so Neil Young. Kurz vor der Veröffentlichung von „Toast“ steckte der Musiker ebenfalls in einer Beziehungskrise mit seiner damaligen Frau Peg – und diese Gefühle sind selbstverständlich in die sieben Lieder dieses Albums mit eingeflossen.

Doch jetzt zur Musik auf „Toast“. Auf diesem Album hört man all das, was diesen Musiker ausmacht. Es ist dieses Gespür des Neil Young für die packende und eingängige Melodie in Verbindung zu einem gewissen Groove und diesem besonderen Gesang. Diese Zutaten lassen die Musik des Neil Young ziemlich unverwechselbar werden und man erkennt sie bereits nach wenigen Takten. So verhält es sich eben auch auf „Toast“.

„Toast“ klingt gut und ist gut. Wer Neil Young mag, wird auch dieses Album mögen. Vielleicht sogar lieben. Und klingt es zu düster? Finde ich weniger. Neben durchaus etwas getrageneren Stücken wie dem Opener „Quit“ finden sich auf dem Album auch einige „Rocker“ wie zum Beispiel gleich das zweite Lied „Standing In The Light Of Love“, die unweigerlich zum Mitwippen animieren. Somit bezieht sich dieses „traurig“, welches Neil Young dazu bewegte das Album erst 21 Jahre nach der Produktion zu veröffentlichen, eher auf die Texte, die die oben bereits erwähnten Beziehungsprobleme thematisieren. Von der musikalischen Grundstimmung her klingt demnach „Toast“ gar nicht so düster.

Nicht alles ist allerdings ganz neu auf „Toast“. Hier eine entsprechende Auflistung der Titel: „Standing In The Light“, „Timberline“ sowie „Gateway Of Love“ waren noch nie auf einem Studioalbum vertreten, wurden zum Teil allerdings bereits live gespielt. Die restlichen vier Lieder entstammen dem oben erwähnten Nachfolgealbum „Are You Passionate?“. Alle Lieder liegen auf „Toast“ jedoch in anderen Versionen vor. „Quit“ und „Goin‘ Home“ haben dabei auf beiden Alben dieselben Titel. Das Lied „Boom, Boom, Boom“ ist eine längere und strukturell veränderte Version von „She’s A Healer“ und „How Ya Doin’” war ebenfalls schon in veränderter Form auf „Are You Passionate?“ als „Mr. Disappointment“ zu hören. Kein Wunder, dass die Lieder auf „Toast“ anders klingen, war doch die Begleitband des Neil Young auf „Are You Passionate?“ die R&B und Funk Band Booker T. & The M.G.‘s. Lediglich das rockige „Goin‘ Home“ wurde dann auch auf „Are You Passionate?“ von Crazy Horse eingespielt. Somit hält man mit „Toast“ durchaus ein neues Neil Young Album in Händen, denn die vier bereits veröffentlichten Lieder klingen in ihren ursprünglichen Versionen, wie sie jetzt auf „Toast“ zu hören sind, deutlich anders.

Fazit: „Toast“ ist ein weiteres „verschollenes“ Album des Neil Young, welches nun endlich das Licht der Welt erblickt. Die Veröffentlichung lohnt sich wie ich finde. Es gibt darauf neue Stücke zu hören und vier Lieder, die im ursprünglich nachfolgenden Album in ganz anderer Form veröffentlicht worden sind. Von daher werden sich Neil Young Fans sicher freuen, denn die Musik des Kanadiers macht auch auf diesem Album Spaß. Elf Punkte.

Anspieltipps: Timberline