Embryo – Steig Aus
Besetzung:
Mal Waldron – e-piano
Jimmy Jackson – mellotron, organ
Dave King – bass
Christian Burchard – drums, marimba, vibes
Jörg Evers – e-bass
Edgar Hofmann – violin
Roman Bunka – guitar, saz
Label: Motor Music (ursprünglich: Brain)
Erscheinungsdatum: 1973
Stil: Jazzrock / Fusion, Krautrock
Trackliste:
1. Radio Marrakesch / Orient Express (9:50)
2. Dreaming Girls (10:34)
3. Call (17:25)
Call (Part 1)
Organ Walk
Marimba Village
Clouds
Call (Part 2)
Gesamtspieldauer: 37:51
Embryo ist eine deutsche Band, die musikalisch wohl am ehesten im Bereich des Jazz Rock ansiedelt werden sollte – weniger im Kraurock. Gegründet wurde Embryo im Jahr 1969. Die Gründungsmitglieder hießen Christian Burchard, Edgar Hofmann und Lothar Meid. Embryo war zumeist keine feste Band, obwohl einige Mitglieder wie Burchard und Meid der Formation über die Jahrzehnte die Treue hielten. Ein Charakter der Band war allerdings, dass immer wieder neue Musiker aus dem Bereich des Jazz Rock und des Krautrock sich an den Alben wie den Auftritten beteiligten.
Im Jahr 1973 wurden das vierte, das fünfte sowie das sechste Album der Band veröffentlicht. Eine Platte dieses Trios heißt „Steig Aus“ und ist genau wie die anderen beiden Scheiben eine Improvisation, unter Zuhilfenahme eines groben, zugrundeliegenden Schemas. Die Platte wurde live eingespielt und die jeweils ersten Takes genommen, wie man im beiliegenden Booklet nachlesen kann. Die Aufnahmen entstanden dabei zum Teil bereits im Jahr 1971. Somit entstand etwas Spontanes, was auch nicht mehr wiederholt werden konnte – worauf Christian Burchard großen Wert legte.
Am eingängigsten auf „Steig Aus“ hört sich das zweite Lied „Dreaming Girls“ an. Hier klingen Embryo deutlich weniger frickelig, als auf den anderen beiden Nummern des Albums. Das Lied geht sogar ganz nett ins Ohr und erscheint, durch die hier die hier zu Beginn im Vordergrund stehende Violine, ziemlich sehnsüchtig. Selbiges kann man von „Radio Marrakesch / Orient Express“ und „Call“ nicht mehr behaupten. Hier spielen die einzelnen Musiker sich aus. Das klingt zum Teil schräg, aber mit sehr viel Spielfreude versehen. Ins Ohr geht hier nichts mehr, muss es jedoch auch nicht, denn die Musik wirkt in dem Moment des Hörens und da durchaus unterhaltsam und mitunter sogar mitreißend. Das Einspielen der Musik auf diese Art und Weise erfordert ein hohes Maß an musikalischem Können, was in den Liedern auch sehr deutlich transportiert wird. Freilich sollte man hier keine Musik mit Strophe, Refrain, Strophe und so weiter erwarten. Doch die Musik wird auch nie so undurchdringbar oder kompliziert, dass nur hartgesottene Jazz Freaks hier auf ihre Kosten kommen würden. Das Rock Momentum in der Musik von Embryo ist durchaus auch vorhanden.
Fazit: Jazz und Rock in einer überzeugenden Art und Weise vereint. Solche Musik hört man auf „Steig Aus“. Erstes und letztes Stück des Albums sind eher treibende Titel, in denen es auch mal um Geschwindigkeit geht. Das mittlere Stück lässt sich dagegen eher harmonisch treiben. Zunächst sanft, schließlich deutlich psychedelischer. Eine interessante Platte, die immer wieder Aufhorchen und Mitwippen lässt, auch wenn man dem Jazz Rock gar nicht so zugetan ist. Zehn Punkte.
Anspieltipps: Radio Marrakesch / Orient Express