Jane’s Addiction – Ritual De Lo Habitual
Besetzung:
Perry Farrell – lead vocals
Dave Navarro – guitar
Eric Avery – bass
Stephen Perkins – drums
Gastmusiker:
Charlie Bisharat – violin (Of Course), electric violin (Then She Did...)
Ronnie S. Champagne – bass (Of Course)
John Philip Shenale – strings (Then She Did...)
Geoff Stradling – piano (Obvious, Then She Did...)
Cindy Lair – spoken word (Stop!)
Label: Warner Music
Erscheinungsdatum: 1990
Stil: Alternative Rock, Punk, Psychedelic Rock
Trackliste:
1. Stop! (4:14)
2. No One's Leaving (3:01)
3. Ain't No Right (3:34)
4. Obvious (5:55)
5. Been Caught Stealing (3:34)
6. Three Days (10:48)
7. Then She Did... (8:18)
8. Of Course (7:02)
9. Classic Girl (5:07)
Gesamtspieldauer: 51:37
Musik kann manchmal wahrlich schwierig sein, man hört in eine Platte rein, glaubt solch eine Band gefällt einem ganz bestimmt nicht und plötzlich – mitten im Album – schwenkt die Musik um und haut einen weg. Genau so erging es mir mit dieser Scheibe von Jane’s Addiction. „Ritual De Lo Habitual“ ist 1990 auf dem Label Warner Brothers erschienen und ist die zweite Veröffentlichung von Jane’s Addiction. Album Nummer 3 sollte erst dreizehn Jahre später folgen.
Die ersten fünf Titel klingen für mich wie Punk – gespielt von einer Schülerband, die sich gerade mal ausprobieren will. Auch der Gesang des Perry Farrell klingt irgendwie noch nach „kleinem Jungen“, der sich zum Job des Sängers überreden ließ und schließlich sagte: „Okay ich mach’s.“ Unfassbar grausam, allerdings nicht nur der Gesang. Und ich war wieder einmal überrascht, wie manch ein Album im Internet gehypt wird. Dann plötzlich startet „Three Days“. Der Gesang ist immer noch nicht so ganz überzeugend, klingt jedoch schon mal deutlich besser und es entwickelt sich schließlich eine psychedelische Nummer, die es absolut in sich hat. Plötzlich passt dieser Gesang perfekt. Alles vibriert, alles rockt… sehr mitreißend – und dies knappe elf Minuten lang.
Gerade so, als ob die vier Kalifornier aus Los Angeles jetzt erst in Fahrt gekommen wären, legen sie mit „Then She Did…“ noch eine weitere sehr überzeugende Nummer nach. Hier klingen Jane’s Addiction zunächst noch psychedelischer und sogar etwas schräg, dann setzen die Gastmusiker in Form der Streicher ein und langsam, ganz langsam wird die Spannung immer weiter aufgebaut. Perry Farrell sinkt inzwischen richtig gut und das Lied steigert und steigert sich. Dieses Stück wird im weiteren Verlauf sehr viel experimenteller, schräge Piano- und Violinen-Tönen paaren sich mit melodischen Hintergrundakkorden. Dazu gesellt sich jetzt ein sehr kraftvoller Gesang. Hier sind Jane’s Addiction nun richtig spannend und rocken schließlich wieder weiter. Das machen sie im Anschluss daran bei dem Titel „Of Course“ deutlich weniger. Diese Nummer klingt wie eine etwas seltsame Folk-Nummer. Hier scheint irgendwie nicht jeder Ton immer ganz zu passen, allerdings hoffentlich natürlich gewollt. Trotzdem geht auch dieses Lied ins Ohr. Das Album klingt schließlich mit einem etwas hymnischen Stück aus, nicht der Höhepunkt der Platte, jedoch deutlich besser, als der Beginn von „Ritual De Lo Habitual“.
Fazit: Hätte dieses Album weiter so geklungen, wie auf den ersten fünf Titeln, nämlich nach Punk Rock einer Schülerband, ich hätte diese Scheibe nie wieder aufgelegt. Aber dann passiert es eben in der Mitte der Platte, hier gibt es dann psychedelisch angehauchten Alternative Rock zu hören, der durchaus zu begeistern weiß. Dieser ist melodisch und rhythmisch mitreißend. Jetzt klingen Jane’s Addiction anders, nicht alltäglich, etwas verschroben, experimentell, spannend eben. Diese letzten vier Lieder sind so gelungen, dass sie den Gesamteindruck dieser Scheibe sehr aufwerten. Für Freunde, die auf die psychedelische Seite des Alternative Rocks stehen, lohnt es sich alleine wegen „Three Days“ und „Then She Did...“. Wenn dieses Album nur aus solchen Titeln bestanden hätte, wären das zwölf Punkte geworden, jetzt sind es immerhin noch neun Punkte.
Anspieltipps: Three Days, Then She Did...