Samstag, 22. August 2015

Anderson, Bruford, Wakeman, Howe – Anderson, Bruford, Wakeman, Howe




Anderson, Bruford, Wakeman, Howe – Anderson, Bruford, Wakeman, Howe


Besetzung:

Jon Anderson – lead vocals, backing vocals
Bill Bruford – acoustic and electronic drums
Rick Wakeman – keyboards
Steve Howe – guitar


Gastmusiker:

Tony Levin – bass, chapman stick, vocals
Matt Clifford – keyboards, programming, orchestration, vocals
Milton McDonald – rhythm guitar
Deborah Anderson – backing vocals
Tessa Niles – backing vocals
Carol Kenyon – backing vocals
Frank Dunnery – backing vocals
Chris Kimsey – backing vocals
The Emerald Isle Community Singers – backing vocals
Joe Hammer – percussion programming


Label: Arista Records


Erscheinungsdatum: 1989


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Themes (5:58)
    I) Sound
    II) Second Attention
    III) Soul Warrior
2. Fist Of Fire (3:27)
3. Brother Of Mine (10:18)
    I) The Big Dream
    II) Nothing Can Come Between Us
    III) Long Lost Brother Of Mine
4. Birthright (6:02)
5. The Meeting (4:21)
6. Quartet (9:22)
    I) I Wanna Learn
    II) She Gives Me Love
    III) Who Was The First
    IV) I’m Alive
7. Teakbois (7:39)
8. Order Of The Universe (9:02)
    I) Order Theme
    II) Rock Gives Courage
    III) It’s So Hard To Grow
    IV) The Universe
9. Let’s Pretend (2:56)

Gesamtspieldauer: 59:05




Nach dem Album „Big Generator“ hatte auch Jon Anderson keine Lust mehr auf Yes. Sein Einfluss in der Band war auf ein Minimum gesunken und die musikalische Ausrichtung der Band passte ihm einfach nicht mehr. Steve Howe und Rick Wakeman waren bereits einige Jahre zuvor ausgestiegen und Bill Bruford hatte Yes sogar bereits nach dem Meisterwerk „Close To The Edge“ aus dem Jahr 1972 verlassen. Was lag also näher, diese drei Musiker und ehemaligen Gefährten weder zu aktivieren, um die Yes Musik der früheren Jahre erneut aufleben zu lassen – und das Ende der 80er Jahre.

Das Problem war allerdings, dass es Yes zu diesem Zeitpunkt noch gab. Die Band existierte noch in der Zusammensetzung mit Chris Squire, Trevor Rabin, Alan White und Tony Kaye. Das wiederum hatte zur Folge, dass sich Anderson, Bruford, Wakeman und Howe eben nicht Yes nennen durften. Darüber entschied sogar ein Gericht. Allerdings lief die anschließende Tour unter der Überschrift: „And Evening Of Yes Music Plus“. Und genau das zelebrieren die vier Musiker sowohl auf dem Album, wie auch auf den Konzerten damals: Yes Musik. Ich hatte das Glück, eines dieser Konzerte damals persönlich erleben zu dürfen. Neben Stücken dieser Platte hier, wurden auch Titel von „Close To The Edge“, „Fragile“ und „The Yes Album“ gespielt. Es war einfach grandios. Als Bassisten für dieses Projekt konnte man noch Tony Levin gewinnen, den Bill Bruford gut aus seiner Zeit bei King Crimson kannte. Dieser war an den Studio-Aufnahmen wie an den Konzerten mit beteiligt. Doch Tony Levin wurde wohl deshalb nicht mit im Titel aufgeführt, da man glaubte, dass mit den vier Ex-Yes-Namen beim Käufer noch mehr das Gefühl aufkomme würde, hier die „echten“ Yes zu kaufen und nicht diese Pop-Band, zu der Yes in der anderen Formation um Chris Squire inzwischen geworden war. Und der Erfolg sollte ihnen auch Recht geben, „Anderson, Bruford, Wakeman, Howe“ von Anderson, Bruford, Wakeman und Howe verkaufte sich damals sehr gut.

So, nun jedoch zur Musik, die wahrlich hörenswert ist und sich wieder stark an den Anfängen der Band orientiert, ohne die früheren Yes dabei jedoch zu kopieren. Die Nummern auf „Anderson, Bruford, Wakeman, Howe“ sind kein experimenteller Progressive Rock, vielmehr sind es überaus eingängige und melodiöse progressive Stücke, die eine Bandbreite von sanft und weich bis rockig und deutlich härter aufweisen. Die hauptsächliche kompositorische Arbeit leisteten dabei Jon Anderson und Steve Howe, obwohl alle vier Musiker als Songschreiber angegeben werden. Die einzelnen Titel überzeugen dabei wahrlich allesamt, mit Ausnahme jedoch von „Teakbois“, einem Lied, welches Reggae- und Calypso-Klänge in sich vereint. Das Stück wirkt nicht nur auf dieser Platte wie ein Fremdkörper, sondern auch im Vergleich zu allen anderen Titeln und Platten, die Yes Musiker vereint zusammen aufgenommen haben.

Ansonsten lohnt sich diese Scheibe allerdings sehr, wenn man die Musik dieser Band Anfang der 70er Jahre zu lieben und schätzen gelernt hat. Klar ist das kein zweites „Close To The Edge“ geworden, jedoch überzeugen die einzelnen Titel auf ihre ganz eigenen Art und Weise. Immer steht die Melodie im Vordergrund, die sich einbrennt und manches Mal auch – vor allem in der Mitte des Albums – fast schon zu verzaubern weiß. Das klingt schon alles sehr harmonisch.

Fazit: Für mich hört sich dieses Album sehr viel mehr nach Yes an, als zum Beispiel die Platte „Big Generator“, die kurz davor unter der Überschrift „Yes“ entstand. Sehr harmonischen Progressive Rock gibt es hier zu hören, der inhaltlich auch mal brisante und sozialkritische Themen in seinen Texten behandelt und verarbeitet. Auf „Anderson, Bruford, Wakeman, Howe“ hört man Yes Musik, wie diese sehr viel eher fünfzehn Jahre zuvor geklungen hat. Trotzdem ist die Musik auf der Scheibe kein alter Aufguss, sondern eine spannende Fortführung. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: Birthright, The Meeting, Quartet 



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