Sonntag, 1. März 2015

Steven Wilson – Hand.Cannot.Erase




Steven Wilson – Hand.Cannot.Erase


Besetzung:

Steven Wilson – lead vocals, mellotron, keyboards, guitars, bass


Gastmusiker:

Guthrie Govan – lead guitar
Nick Beggs – bass guitar, chapman sticks
Adam Holzman – keyboards, piano
Marco Minnemann – drums, percussion
Ninet Tayeb – vocals
Theo Travis – flutes, saxophones


Label: Kscope


Datum: 2015


Stil: Rock, Pop, Progressive Rock



Trackliste:

1. First Regret (2:01)
2. 3 Years Older (10:17)
3. Hand Cannot Erase (4:17)
4. Perfect Life (4:46)
5. Routine (9:02)
6. Home Invasion (6:24)
7. Regret #9 (5:00)
8. Transience (2:48)
9. Ancestral (13:33)
10. Happy Returns (6:00)
11. Ascendant Here On... (1:56)

Gesamtspielzeit: 1:06:07




In zweijährigen Abständen veröffentlicht Steven Wilson inzwischen, neben seinen vielen anderen Beschäftigungen, seine Solo-Alben. 2009 startete er mit „Insurgentes“ und wenn man richtig mitrechnet wird klar, dass 2015 sein viertes Solo-Werk kommen musste. Nun, am 27. Februar war es dann soweit, „Hand.Cannot.Erase“ wurde veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein Konzeptalbum, welches auf der Geschichte der Joyce Carol Vincent basiert. Die damals 38-jährige Frau verstarb wohl im Dezember 2003 aus nicht mehr ganz nachzuvollziehenden Gründen in ihrer Wohnung, neben eingepackten Weihnachtsgeschenken. Traurig so jung zu versterben, das Besondere an der Geschichte dieser Frau jedoch, dass sie erst etwas über zwei Jahre später gefunden wurde, nämlich im Januar 2006. Dies, obwohl sie Freunde hatte, eine Familie und arbeiten ging. Doch irgendwie schien niemand zu merken, dass da ein Mensch fehlte beziehungsweise niemand kümmerte sich und so lag sie da über zwei Jahre in ihrer Londoner Wohnung, unbemerkt.

So, nun aber zur Musik, die einmal mehr sehr überzeugen kann. Insgesamt ist das eine Mischung aus Rock, Pop und Progressive Rock. Das klingt bei Steven Wilson alles sehr ausgereift und durchdacht. „Hand.Cannot.Erase“ ist wirklich etwas poppiger geworden, als noch der Vorgänger „The Raven That Refused To Sing“. Dafür ist die Scheibe allerdings noch ein wenig eingängiger geworden. Immer wieder trifft man auf Pianoläufe, in die man sich einfach nur noch fallen lassen kann. Dann wird wieder gerockt, was das Zeug hält und man bekommt die Möglichkeit das Haupthaar ordentlich durchzuwirbeln. Diese mitunter eingestreute Härte, wird jedoch immer wieder musikalisch aufgelöst und mündet meist in wunderschönen Melodien.

Steven Wilson schaffte es mit Porcupine Tree und mit seinem Solowerk, ein fast schon ausgestobenes Musikgenre wieder salonfähig zu machen. Mit „Hand.Cannot.Erase“ geht er nun sogar noch einen Schritt weiter, er eröffnet dieser Musik noch ein wesentlich größeres Publikum, ohne dabei anbiedernd oder aber platt zu wirken. Wenn man sich überlegt, wie viele Bands, die vorher für Progressive Rock standen, Ende der 70er Jahre versuchten mit poppigen Klängen erfolgreicher zu werden und kläglich scheiterten, dann kann man hier bei Steven Wilson sehen, wie das hätte doch funktionieren können. Es gibt sie auf „Hand.Cannot.Erase“, die krummen Takte, die etwas schrägeren Töne, die überraschenden Wechsel in der Musik und im Rhythmus. Es gibt sie, die lauten und die leisen Stellen, die Wechsel im Tempo und der Intensität. Der Pfad der Eingängigkeit wird auf „Hand.Cannot.Erase“ jedoch niemals verlassen, alles klingt und wirkt und hallt nach.

Bei der Deluxe Version des Albums, kann man dann auf der Zusatz DVD die Scheibe auch im 5.1-Mix hören. Unter den Extras befindet sich zudem eine Studio-Dokumentation über die Einspielung von „Hand.Cannot.Erase“ sowie jede Meng Photomaterial.

Fazit: „Hand.Cannot.Erase“ ist ganz sicher kein Heavy Metal Album, allerdings auch keine Soft Rock Platte. „Hand.Cannot.Erase“ ist Progressive Rock, der überaus massentauglich ist, dadurch jedoch nichts von seiner Ausdrucksstärke und Spannung verliert. Die Scheibe macht einfach Spaß und wächst mit jedem weiteren Durchlauf immer mehr. Alles wird noch ein wenig vertrauter und intensiver. Möchte ich nicht mehr missen und das weiß ich bereits nach drei Tagen des Hörens. Klar erfindet hier Steven Wilson den Progressive Rock oder gar die Musik nicht neu, jedoch bereichert er beide mit „Hand.Cannot.Erase“ – und damit auch uns, seine Zuhörer. Zwölf Punkte.

Anspieltipps: 3 Years Older, Hand Cannot Erase, Routine (der Ehrlichkeit halber muss ich hier allerdings anfügen, dass ich auch jeden anderen Titel hier hätte erwähnen können)



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