Donnerstag, 20. April 2023

Jethro Tull – RökFlöte

 



Jethro Tull – RökFlöte


Besetzung:

Ian Anderson – vocals, flute
David Goodier – bass guitar
John O’Hara – piano, keyboards and accordion
Scott Hammond – drums
Joe Parrish-James – guitars, mandolin


Gastmusiker:

Unnur Birna Björnsdóttir – narrator (“Voluspo”, “Ithavoll”)




Erscheinungsjahr: 2023


Stil: Progressive Rock


Trackliste:

1. Voluspo (3:43)
2. Ginnungagap (3:49)
3. Allfather (2:46)
4. The Feathered Consort (3:40)
5. Hammer On Hammer (3:09)
6. Wolf Unchained (4:58)
7. The Perfect One (3:51)
8. Trickster (And The Mistletoe) (3:01)
9. Cornucopia (3:53)
10. The Navigators (4:27)
11. Guardian‘s Watch (3:30)
12. Ithavoll (4:00)
13. The Navigators (Single Edit) (3:24)

Gesamtspieldauer: 48:16



Nun, das ging jetzt wirklich schnell. Nachdem es von der Veröffentlichung des „The Jethro Tull Christmas Album“ im Jahr 2003 ganze neunzehn Jahre dauerte, bis mit „The Zealot Gene“ das nächste Bandalbum erschien, so dauerte es bis zum 23. Studioalbum nun lediglich etwas mehr als ein Jahr. „RökFlöte“ heißt dieses und erscheint wieder auf dem Plattenlabel InsideOut Music.

„RökFlöte“? Ein seltsamer Name, doch Ian Anderson erklärt unter anderem, dass sich der Titel des Albums im Laufe der Zeit ein oder zwei Mal geändert hat. Und weiter: „Ich begann mit der Idee eines überwiegend instrumentalen Albums für Rockflöte - wie in der Rockmusik. Als sich das Thema des Albums abzeichnete, fühlte ich mich zu dem Begriff Ragnarök aus der nordischen Mythologie hingezogen - ihre Version der apokalyptischen Endzeit oder des biblischen Armageddon. Das Szenario des „finalen Showdowns“ ist allgegenwärtig und zum Beispioel im Hinduismus, Christentum und Islam zu finden. Ragnarök heißt übersetzt „Schicksal der Götter“, wobei der rök-Teil den Schicksalsweg, die Richtung bedeutet. Mit den Umlauten, die dank der germanischen Ursprünge des Altnordischen fest verankert sind, wurde Flute zu Flöte, was der Schreibweise entspricht.“ Somit könnte man „RökFlöte“ wohl auch als „Schicksalsflöte“ übersetzen.

Das Album enthält zwölf Lieder, die auf den Charakteren und Rollen einiger Hauptgötter des alten nordischen Heidentums basieren. In den Angaben zur Platte kann man nachlesen, dass jeder Text wurde in Form eines lyrischen Gedichts verfasst wurde, wobei die ersten sechs Strophen entweder in trochäischen Oktametern oder in 12 Strophen in jambischen Tetrametern gehalten sind, um die Schauplätze, Identitäten und Persönlichkeiten der verschiedenen Götter zu beschreiben. Die letzten vier Strophen jedes Liedes, mit Ausnahme des ersten und des letzten Stücks, sind eine andere, persönliche Interpretation dieser Themen in einem zeitgenössischen Rahmen.

Und die Musik? Die ist eindeutig Jethro Tull zuzuordnen. Klar, Gesang und der wahrlich häufige Einsatz der Querflöte lassen gar keinen anderen Schluss zu. Die einzelnen Lieder sind dabei für Jethro Tull-Verhältnisse kompakt und fokussiert. Die meisten Stücke haben eine Spieldauer zwischen drei und vier Minuten, was dem inhaltlichen Ansatz der Platte geschuldet ist. Mit seinen 4:58 ist die Nummer „Wolf Unchained“ der mit Abstand längste Titel des Albums.

Von der Musik her klingt das Album sehr viel rockiger, als noch der Vorgänger und gleitet manches Mal auch in den Folk ab, den Jethro Tull Ende der 70er Jahre ebenso gekonnt zelebrierten. Die Titel klingen allesamt eingängig, gehen schnell ins Ohr. Dabei hören sich alle Lieder auch qualitativ überzeugend an. Ich kann hier keine Füllnummern heraushören, die Musik gefällt und macht Spaß gehört zu werden. Wer allerdings auf lange Instrumentalpassagen wartet, die oder der wird auf diesem Album nicht fündig werden. An jener Stelle mal ein kurzes Gitarrensolo, an viel mehr Stellen Querflöteneinlagen, doch alles eben eher im Bereich von ein paar Takten, um dann relativ schnell wieder in den Strophenbereich zu wechseln.

Erwähnen sollte man an dieser Stelle noch den Ringschluss durch die gesprochenen Worte der Isländerin Unnur Birna Björnsdóttir. Diese leitet in das Album ein und beendet es inhaltlich. Indem sie, passend zum Thema, zu Beginn und am Ende aus der altisländischen Lieder-Edda zitiert, wird „RökFlöte“ stilistisch gelungen eingerahmt.

Fazit: Mit dem 23. Studioalbum von Jethro Tull klingt schreibt Ian Anderson die Geschichte seiner Band weiter. Alles auf dem Album klingt nach Jethro Tull, wobei die Musik mit Rock- und Folk-Elementen aufwartet. Fans von Jethro Tull können mit „RökFlöte“ nicht viel falsch machen. Elf Punkte.

Anspieltipps: Wolf Unchained, Guardian‘s Watch