Wolfgang Ambros – Live
Besetzung:
Wolfgang Ambros – Gesang, akustische Gitarre
Peter Koller – elektrische Gitarre, Gesang
Helmut Pichler – Bass
Günter Dzikowski – Tasteninstrumente, Gesang
Helmut Nowak – Schlagwerk
Label: Bellaphon
Erscheinungsdatum: 1979
Stil: Live-Album, Austro Rock
Trackliste:
CD1 / Platte 1:
1. Allan wia Stan (6:25)
2. I bin’s ned (3:36)
3. Wie wird des weitergehn (4:10)
4. De No. 1 vom Wienerwald(3:03)
5. Du bist wia de Wintasunn (4:16)
6. Wahre Liebe (2:50)
7. Denk ned noch (5:33)
8. Der Berg (Aus der Watzmann ruft) (4:40)
CD2 / Platte 2:
9. Es lebe der Zentralfriedhof (4:00)
10. Schifoan (3:52)
11. Minderheit (2:55)
12. Mir geht es wie dem Jesus (2:36)
13. Schaffnerlos (3:40)
14. De Kinett’n wo i schlof (3:56)
15. Des Sandlers Flucht (2:45)
16. Da Hofa (3:54)
17. Zwickt’s Mi (3:18)
18. Du Schwoaza Afghane (5:48)
Gesamtspieldauer Platte 1 und 2: 1:11:17
Es gab eine Zeit in Deutschland, in der die- beziehungsweise derjenige zu den „völlig Ahnungslosen“ gehörte, die oder der dieses Live-Album von Wolfgang Ambros nicht besaß. Es war „in“, diese Platte zu haben und vor allen Dingen auch darüber zu reden. Nun und wenn man diese Scheibe heutzutage auflegt, kann man das auch ein klein wenig nachvollziehen, denn das, was man auf „Live“ zu hören bekommt ist abwechslungsreich und meistens überaus gelungen. Aufgenommen wurde die Platte während einer BRD-Tour im April 1979, die genauen Konzerte sind auf der Plattenhülle nicht wiedergegeben. Jedoch findet sich da der Nachsatz: „Da wir weder Zeit noch Lust, und schon gar kein Geld für irgendwelche Overdubs hatten, hören Sie auf der Platte lediglich, was wir wirklich gespielt beziehungsweise gesungen haben. Ergebenst Ihre W. Ambros Corporation.“ Nun, Overdubs waren auch nicht nötig, der Klang ist natürlich und somit auch unverfälscht und beeinträchtigt das Hörerlebnis in keinster Weise negativ.
Einige der Stücke auf „Live“ sind Bob Dylan Adaptionen. Songs, die von Wolfgang Ambros mit deutschen beziehungsweise österreichischen Texten versehen wurden. Das wären die Stücke „Allan wia a Stan“, I bin’s net“, „Wahre Liebe“, „Denk ned noch“ und „Des Sandlers Flucht“. Die restlichen Lieder hat er größtenteils allein oder zusammen mit Josef „Joesi“ Prokopetz geschrieben. Einige wenige haben noch einen anderen Zusatzautor.
Wolfgang Ambros kann immer dann sehr gut überzeugen, wenn er nachdenkliche Lieder, ruhige Stücke geschrieben hat, beziehungsweise wenn er diese singt und spielt. Mag sein, dass sein „Schifoan“ der Hit schlechthin war und auch heute noch auf so mancher Après Ski Party zum Besten gegeben wird, da man ihn eben nach dem sechsten Jager-Tee noch deutlich besser mitgrölen kann. Aber genau das ist es, ein einfaches und eben eingängiges Lied zum Abfeiern, welches hauptsächlich im Zuge eines gewissen Alkoholspiegels seine Hitqualität entfaltet. Solche Lieder jedoch wie „Wie wird es weitergehen“, „Der Berg“, „Minderheit“ und „Schaffnerlos“ haben da dann schon sehr viel mehr Tiefgang und stellen für den Hörer eine nachdenkliche, sentimentale und melancholische Bereicherung dar, die zudem sofort ins Ohr geht. Und dann ist da natürlich noch das herrlich marode „Der Zentralfriedhof“. Toller Song, tolle Musik, toller Text. Witzig gemacht.
Fazit: „Live“ von Wolgang Ambros lohnt sich, wenn man mal in die Musik und ein wenig auch in die Stimmung Ende der 70er Jahre eintauchen will. Die Platte wurde übrigens 2012 in einer remasterten Version von Wolfgang Ambros wiederveröffentlicht. Die Lieder der Scheibe setzen sich aus rockigeren Titeln, fast schon Stimmungsliedern und sehr nachdenklichen Tönen zusammen – eine breite Palette also, die jedoch einen sehr guten Überblick über das Schaffen des Wolfgang Ambros ermöglicht. Am gelungensten sind dabei diese nachdenklicheren Lieder und Texte, da sie es schaffen den Hörer zu berühren und mitunter auch noch ein klein wenig über das Ende des Liedes hinaus nachwirken. Deshalb auch eine klare Kaufempfehlung von mir an alle die, die ein echt gutes und variantenreiches Album mit sehr viel Musik für gar nicht mal viel Geld zu schätzen wissen. Zehn Punkte.
Anspieltipps: Wie wird es weitergehen, Der Berg, Minderheit, Schaffnerlos, Der Zentralfriedhof